Was sie wirklich mit deinem Blut machen

Blutverdünner-Mythen aufgedeckt: Die wahre Funktion von Gerinnungshemmern

rote Blutplättchen graphisch dargestellt.
© IMAGO / Science Photo Library
Damit sich kein Blutgerinnsel bildet, etwa im Zuge einer Krankheit, werden Gerinnungshemmer gegeben, die oft als Blutverdünner bezeichnet werden. Wie funktionieren sie?

Wer Blutverdünner nimmt, hat dünneres Blut, richtig? Deshalb führen auch kleine Stöße ganz schnell zu blauen Flecken, Blutungen stoppen kaum, oder? Nicht ganz. Eigentlich ist der Name "Blutverdünner" umgangssprachlich und gar nicht so richtig. Wie Gerinnungshemmer eigentlich funktionieren:

Schon wieder gestoßen. "Das gibt einen blauen Fleck. Einen großen." Menschen, die gerinnungshemmende Medikamente einnehmen, kennen das Leid. Doch das liegt nicht daran, dass das Blut durch die Einnahme dieser Mittel etwa dünner wird oder besser fließt.

Der Name Blutverdünner ist daher nicht ganz richtig. Er hat sich nur in unserer Umgangssprache durchgesetzt. Blutverdünner heißen eigentlich Gerinnungshemmer und funktionieren auf eine ganz bestimmte Art und Weise.

Nicht Blutverdünner, sondern Gerinnungshemmer: So funktionieren die Medikamente

Blut ist nicht einfach nur eine rote Flüssigkeit. Eigentlich besteht unser Lebenselixier aus kleinen Teilen, die sich sogar trennen lassen: Das Blutplasma macht etwa die Hälfte aus. Es setzt sich zusammen aus Wasser, Blutsalzen und Proteinen, also Eiweißen. Die andere Hälfte, die unser Blut rot werden lässt, besteht aus roten und weißen Blutkörperchen und aus Blutplättchen.

Diese Blutplättchen, die Thrombozyten, sind neben dem Blutplasma und den enthaltenen Eiweißen wichtig für die Blutgerinnung. Haben wir irgendwo eine Wunde, eilen sie herbei und verschließen diese Wunde, damit nicht zu viel Blut austritt.

Doch sie können auch verklumpen. Aber auch unser Blutplasma und die Eiweiße können sich zusammenballen und Gerinnsel bilden.

Verschiedene Arten von Blutverdünnen

Es gibt verschiedene Arten von Blutverdünnen, und die greifen grob erklärt auf zwei Wegen in diesen Vorgang ein:

  1. Sie hemmen die Blutplättchen und verhindern, dass sie zusammenkleben. Damit können sie sich nicht mehr an den Wänden unserer Gefäße zusammenballen und sie verschließen.
  2. Und sie verhindern die Gerinnselbildung von Blutplasma und Blutproteinen, indem sie die Gerinnungsfähigkeit herabsetzen.

Krankheiten und Lebensstil können Blutgerinnsel auslösen

Warum aber überhaupt die Blutgerinnung beeinflussen? Die Antwort steht oben schon versteckt: Blutgerinnsel können Gefäße verstopfen.

Dadurch entstehen Thrombosen oder Embolien, die im Grunde in allen Bereichen des Körpers auftreten können. Besonders häufig sind Beinvenenthrombosen.

Aber es gibt auch Bauchvenenthrombosen, und auch von seltenen Hirnvenenthrombosen haben wir im Zuge der Coronavirus-Pandemie gehört. Lösen sich Gerinnsel, können sie sich in kleineren Gefäßen festsetzen und dort die Sauerstoffversorgung abbinden.

Passiert das in den feinen Lungengefäßen, spricht man etwa von einer Lungenembolie. Im Hirn können ischämische Schlaganfälle die Folge sein, wenn dort Blutgefäße verstopfen und das Hirn nicht mehr richtig durchblutet wird.

Thrombose: Symptome für ein Blutgerinnsel im Bein

Blutgerinnsel können aufgrund verschiedener Auslöser auftreten. Ein Hauptgrund sind Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems, etwa Herzrhythmusstörungen – Symptome beachten und abklären lassen – oder Vorhofflimmern. Bei Patient*innen mit Arteriosklerose verkalken die Blutgefäße mit Kalk und Fetten. Hier werden meist Blutplättchenhemmer gegeben.

Auch erweiterte Venen oder Bluthochdruck sowie die instabile Angina pectoris, eine Art der koronaren Herzkrankheit, können das Risiko steigern, ebenso wie bestimmte Genussmittel wie Alkohol oder das Rauchen, aber auch Medikamente, beispielsweise die Pille.

Ebenfalls können bestimmte Operationen, etwa eine Herzklappenoperation, ein Stent oder andere Implantatoperationen, zu Gerinnungsstörungen führen, die zumindest eine Zeitlang behandelt werden.

Diese Gerinnungshemmer gibt es

Zur Verfügung stehen dafür verschiedene Arten von Gerinnungshemmern, die den oben genannten Wirkprinzipien entsprechen. Die Deutsche Herzstiftung fasst zusammen:

  1. Vitamin-K-Antagonisten (z. B. Marcumar u. ä.): Die Cumarine gehören zur Klasse der ältesten bekannten Gerinnungshemmer. Medikamente wie Marcumar (Phenprocoumon) oder Warfarin (Coumadin) verringern die Menge an den Gerinnungsfakoren II, VII, IX und X, die im Blut verfügbar sind.
  2. Heparine: Heparine hemmen die sogenannte Gerinnungskaskade. Sie bestehen aus vielen Zuckerbausteinen (Polysaccharide) und werden intravenös (Infusion) oder subkutan (als Spritze unter die Haut) verabreicht. Heparine werden gegeben, wenn ein Herzinfarkt besteht, oder wenn das Risiko für Thrombosen hoch ist. Auch in der Behandlung von Covid-19 werden sie mitunter eingesetzt.
  3. Direkte orale Antikoagulanzien (DOAKS/NOAKs): Recht neu sind direkte orale Antikoagulanzien, die entweder den Gerinnungsfaktor Xa oder den Gerinnungsfaktor IIa hemmen. Eingenommen werden sie in Tablettenform in fester Dosierung. Der Vorteil gegenüber Marcumar: Die Gerinnungswerte müssen nicht ständig bestimmt werden, was die Lebensqualität erhöht. Jedoch eignen sich die Mittel (noch) nicht für alle Patient*innen, etwa wenn die Blutgerinnung engmaschig überprüft werden muss.
  4. Thrombozytenaggregationshemmer: Um zu verhindern, dass Blutplättchen verklumpen und Blutgerinnsel gebildet werden, werden Thrombozytenaggregationshemmer gegeben. Hier gibt es mehrere Wirkstoffe, die meist kombiniert werden.

Es kommt also immer auf das Krankheitsbild an, wann welche Medikamente gegeben oder verschrieben werden.

Darauf musst du achten, wenn du Blutverdünner einnimmst

Fassen wir zusammen: Blutverdünner verdünnen das Blut nicht, sondern beeinflussen die Gerinnungsneigung. Auch, wenn das Blut nicht flüssiger ist, so ist es dennoch weniger in der Lage, Verletzungen zu verschließen.

Wer Gerinnungshemmer einnimmt, sollte daher unbedingt den Blutdruck beobachten lassen und bei Medikamenten oder bekannter Blutungsneigung sowie vorhergehenden Schlaganfällen immer im Kontakt mit den behandelnden Ärzt*innen stehen.

Wer aufgrund der Einnahme von starken Gerinnungshemmern unter hohem Blutungsrisiko steht, wird generell engmaschiger medizinisch betreut, schließt die Deutsche Herzstiftung.

Wichtig ist zudem, dass du deine Herz- und Blutmedikamente regelmäßig und möglichst immer zum ärztlich abgesprochenen Zeitpunkt einnimmst. Solltest du die Einnahme einmal vergessen, bitte nicht die doppelte Menge nehmen, sondern die Einnahme ganz normal fortsetzen.

Solltest du mit einem Medikament nicht zurecht kommen, sprich bitte IMMER mit dem Arzt oder der Ärztin und setze ein Medikament bitte NIEMALS eigenständig ab.

Sprich mit deinen Ärzt:innen über alle eingenommenen Medikamente, auch pflanzliche! Denn es könnten Wechselwirkungen bestehen. Zudem solltest du deine Laborwerte regelmäßig prüfen lassen. 

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