Betroffener spricht über Leben mit Stoma

Sofort zum Arzt: Dieses Toiletten-Symptom könnte Darmkrebs bedeuten

Eine junge Frau in rosa Shorts und gestreiftem Oberteil sitzt auf einer Toilette und nimmt Toilettenpapier von einer Rolle.
© GettyImages/Sorapop
Auch der Gang auf die Toilette kann dir zeigen, ob du unter Darmkrebs leidest.

In Deutschland sterben jährlich 24.403 Menschen an den Folgen einer Darmkrebserkrankung. Aber was sind die ersten Symptome der Krankheit? Und wie kann dir der Gang zur Toilette helfen, Darmkrebs zu erkennen? BILD der FRAU hat mit einem Darmkrebspatienten gesprochen. Er spricht über sein Leben mit Stoma und berichtet darüber, wie sein Darmkrebs anfing. 

"Du hast Darmkrebs!" Für viele Patient*innen ist diese Diagnose erst mal ein riesiger Schock. Tausende Fragen schießen den Betroffenen durch den Kopf. Was heißt das jetzt für mich? Wie sieht die Therapie aus? Was passiert, wenn der Darmkrebs entfernt wird? Muss ich einen Stoma tragen? Wie verändert das mein Leben?

Aber so weit muss es erst gar nicht kommen. Auch bei Darmkrebs spielt die Vorsorge eine wichtige Rolle.  Das weiß auch Bernd Haufe aus Neuss. Er ist Darmkrebs-Patient und lebt seit mehr als 19 Jahren mit einem Stoma. Wie sich sein Leben durch die Darmkrebsdiagnose verändert hat, darüber hat er exklusiv mit BILD der FRAU gesprochen und gibt uns einen Einblick in das Leben mit Stoma.

Darmkrebs Symptome: Das sind die ersten Anzeichen der Krankheit

Darmkrebs: Diese Symptome sind Warnzeichen

In Deutschland sterben jährlich 24.403 Menschen an den Folgen einer Darmkrebserkrankung. Aber Darmkrebs ist kein Monster. Darmkrebs sitzt nicht unter deinem Bett und wartet, bis du eingeschlafen bist, um dich dann krankzumachen. Ganz im Gegenteil: Darmkarzinome wachsen langsam. Jahr für Jahr. In der Regel spürst du davon nichts. Aber dein Körper ist in Alarmbereitschaft. Sendet dir Warnsignale. Auf diese Darmkrebs-Symptome solltest du unbedingt hören:

  1. Blut im oder am Stuhl, das ihn rot oder schwarz färbt
  2. bei Abgang von Blähungen gleichzeitige Entleerung von etwas Blut, Schleim oder Stuhl
  3. veränderte Stuhlgewohnheiten, z. B. bleistiftdünner Stuhl
  4. Wechsel von Verstopfung und Durchfall
  5. wiederholte, krampfartige Bauchschmerzen, die länger als eine Woche anhalten
  6. häufiger Stuhldrang
  7. Entleeren von auffallend übelriechendem Stuhl
  8. Blässe, ständige Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Leistungsabfall, Gewichtsabnahme
  9. tastbare Verhärtungen im Bauchraum und/oder vergrößerte Lymphknoten

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Symptome auch bei anderen Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes auftreten können. Wenn du jedoch eines oder mehrere dieser Symptome bemerken, solltest du einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, um weitere Untersuchungen durchzuführen. Eine frühzeitige Diagnose von Darmkrebs kann die Behandlung und Heilungschancen verbessern. Es gibt verschiedene Methoden, um Darmkrebs zu erkennen, wie z.B. Stuhltests, Darmspiegelungen und bildgebende Verfahren.

Betroffener erzählt:"Darmkrebs, so fing es an"

Auch Bernd Haufe aus Neuss begriff irgendwann, wie wichtig Vorsorgeuntersuchungen sein können: "Mit 48 Jahren war ich aufgrund einer Erkrankung eines engen Freundes mit Darmkrebs zum Nachdenken gekommen. Ich sollte selbst mal einen Stuhltest machen! Im Ergebnis wurde festgestellt, dass ich einen Tumor von 10 cm im Dickdarm hatte."

Was ist ein Stoma-Beutel? 

Nach der Darmkrebs-Diagnose musste sofort gehandelt werden. Der Tumor wurde durch eine Operation entfernt. Viele Patient*innen kriegen nach einer Darmkrebs-Operation ein Stoma. Der Darmausgang wird hierbei künstlich auf den Bauchbereich umgeleitet. Wenn Patient*innen einen Stoma bekommen, wird der Stuhl aus ihrem Körper durch diese Öffnung geleitet und in einen Beutel außerhalb des Körpers entleert. Der Beutel ist auf einer Schutzplatte befestigt, die auf der Haut klebt und leicht ausgetauscht werden kann. Mit der Einrichtung des Stomas geht vorübergehend die Kontrolle über die Entleerung des Darms verloren.

Stoma-Beutel: So verändert er dein Leben

Auch Bernd Haufe war nach seiner Operation auf einen Stoma angewiesen: "Die Operation erfolgte sehr schnell, sodass ich mit einem Stoma aufgewacht bin. Das heißt, der Darm wurde abgetrennt und an die Bauchdecke angenäht. Bis dahin wusste ich nicht mal, was ein Stoma ist. Ein Stoma verändert das eigene Leben nachhaltig. Man muss sich an eine neue Körperöffnung gewöhnen, sich aktiv mit dem Ausscheidungsvorgang beschäftigen. Es war die ersten Tage, Wochen und Monate schwer, sich dem zu stellen – psychisch und physisch."

Ein digitaler Assistent kann Betroffene durch die schwierige Zeit ihrer Erkrankung lotsen sowie Orientierung und Unterstützung schenken. Ein digitaler Begleiter in Form einer App sollte medizinisch-validiert sein und Patienten mit Ernährungstipps, körperlichen und mentalen Übungen und wichtigen Informationen zu der Behandlung helfen. Ein Beispiel dafür ist Mika, eine kostenlose App für alle Krebsarten.

Stoma: Darum ist er lebenswichtig 

Aber warum brauchen die Betroffenen überhaupt einen Stoma? Bei der Darmoperation wird ein Stück Darm entfernt. Danach müssen die beiden Darmenden wieder zusammen genäht werden. Dann brauchen diese Nähte Zeit zum Heilen. Um den Heilungsprozess zu unterstützen, bekommen die Betroffenen dann einen Stoma. Ansonsten besteht die Gefahr, dass der Darminhalt aus Stellen, die noch nicht komplett verheilt sind, in den Bauchraum gelangt. Das kann zu schweren Infektionen führen.

Unterschied zwischen Colostoma und Ileostoma

Wenn der Darmkrebs den Dickdarm befallen hat, kann ein Colostoma verwendet werden. Hierbei wird das Ende eines Abschnitts des Dickdarms mit der Bauchdecke verbunden, um eine neue Öffnung zu bilden. Alternativ kann auch ein Ileostoma angelegt werden, bei dem der Dünndarm nach außen geleitet wird.

Das Colostoma ermöglicht die Erhaltung des Darmteils, der für die Stuhlverdickung zuständig ist. Daher bleibt die Konsistenz und Häufigkeit des Stuhlgangs normal. Wenn jedoch der gesamte Dickdarm erkrankt ist, wird stattdessen ein Ileostoma angelegt. Da der Dickdarm nicht mehr in der Lage ist, den Darminhalt zu verdicken, führt dies zu einer Ausscheidung mit breiiger bis dünnflüssiger Konsistenz aus dem Ileostoma.

Stoma: Dauerhaft oder temporär?

Ein Stoma kann sowohl dauerhaft als auch temporär sein, abhängig von den Gründen für die Anlage des Stomas. Wenn beispielsweise ein Teil des Darms entfernt werden musste und es nicht möglich ist, den verbleibenden Teil wieder zu verbinden, kann ein dauerhaftes Stoma erforderlich sein. In anderen Fällen kann ein temporäres Stoma angelegt werden, um den Darm vorübergehend zu entlasten oder heilen zu lassen. Nach einer bestimmten Zeit kann das Stoma dann wieder rückgängig gemacht werden. Dazu muss der Schließmuskel intakt und eine Chemotherapie abgeschlossen sein.

Wie hoch ist die Lebenserwartung mit Stoma?

Bernd Haufe trägt seinen Stoma seit 19 Jahren. "Die Erfahrung zeigt mir heute nach vielen Gesprächen mit Psychologen, anderen Betroffenen, meiner Familie und Stomatherapeuten, dass ein Stoma kein Hindernis für ein weiterhin erfülltes Leben sein muss.

Bis 2008 arbeitete ich in meinen Beruf als Fahrer für eine Logistikfirma weiter. Weitere Folge-OPs zwangen mich dann, meinen Beruf aufzugeben. Denn ich durfte nur noch bis zu 9 Kg tragen. Auf der Suche nach einer ehrenamtlichen Tätigkeit stieß ich auf die Selbsthilfe der Deutschen ILCO. Heute leite ich selbst eine Selbsthilfegruppe in Neuss und besuche im Krankenhaus Menschen, die eine Stomaanlage bekommen oder bekommen haben. 

Weit mehr als 100 000 Menschen tragen in Deutschland ein dauerhaft angelegtes Stoma. Vorbeugen sehe ich dabei als ein großes Thema. Ab 50 Jahren zahlen die Kassen eine Darmspiegelung. Zum Schluss kann ich von mir und vielen Betroffenen sagen, dass man auch mit einem Stoma arbeiten, reisen, Sport treiben, schwimmen und so weiter kann."

Die YES!CON zeigt: Du bist nicht allein im Kampf gegen Krebs

Die Diagnose Krebs lässt Betroffene schnell in dem Gefühl zurück, etwas ganz Großes ganz allein stemmen zu müssen. Wie viel Unterstützung es aber gibt, zeigt die Krebs-Convention YES!CON zum nunmehr fünften Mal am 4. und 5. Mai in Berlin. 

Interesse an der Convention? Das Programm der diesjährigen YES!CON wartet mit sehr spannenden, interessanten und mit Expert*innen besetzten Panels auf: 

Darmkrebs-Neue Behandlungsmethoden und Therapieansätze:  5. Mai 2024 – 15.30 Uhr LIVESTREAM 2  Hier wird über den Zusammenhang von Darmkrebs und Bewegung gesprochen. Denn so viel ist schon mal sicher: Sport senkt nachweislich das Risiko, noch einmal an Darmkrebs zu erkranken. Prof. Dr. Ingo Froböse, bekannt als Experte und Autor zum Thema Sport und Bewegung, gibt dazu spannende Einblicke. Darmkrebs gehört zu den Krebsarten, die man durch gezielte Vorsorge vermeiden kann. Prof. Guido Schumacher, Experte für onkologische Chirurgie, erläutert die Wichtigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit aller Fachrichtungen. Auch der Bedeutung des Mikrobioms im Zusammenhang mit einer Darmkrebserkrankung sind Expert*innen auf der Spur. Dazu sind Dr. Annika Kurreck und Dr. Severin Daum, OnkologInnen an der Berliner Charité, beim Panel dabei. Was genau untersuchen sie, welche Erkenntnisse helfen Betroffenen bereits heute im Alltag weiter, wie lässt sich Darmkrebs im frühen Stadium erkennen und wie wichtig ist ein ganzheitlicher Ansatz bei der Behandlung von Darmkrebspatient*innen? Anmeldung für die Teilnahme vor Ort in Berlin.

Die gesamte Convention ist kostenfrei. Du kannst entweder vor Ort daran teilnehmen, oder du schaust dir den Livestream an. Hier kannst du dir ganz gezielt einzelne Panels ansehen – live übertragen aus Berlin. Einfach im Programm nachschauen, wann dein Thema in welchem Livestream dran ist.

-> Alles Infos dazu findest du hier auf der Seite von YES!CON.

Kostenloser Livestream am 4. und 5. Mai 2024
Auch wir werden als Teil der FUNKE Mediengruppe auf bildderfrau.de dabei sein und dir die Convention via Livestream zeigen. Den Link zur Übertragung werden wir hier am 4. und 5. Mai zur Verfügung stellen.

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