AUS DEM 18. JAHRHUNDERT

Das steckt hinter der Redewendung "eine Spritztour machen"

Familie fährt im Cabrio
© IMAGO / Shotshop
Eine Spritztour ist eine schöne Angelegenheit. Doch warum benutzt man dieses Wort heute, wenn man einen Ausflug macht?

Wer mit dem Auto oder dem Motorrad unterwegs ist, macht eine Spritztour. Doch woher kommt diese Redewendung eigentlich? Hier erfahren Sie es.

Wer sich so richtig frei fühlen will, sehnt sich danach, einfach ins Auto – am besten mit offenem Dach – oder aufs Motorrad zu steigen und davon zu düsen. Sich den Fahrtwind um die Nase wehen zu lassen und den Ausflug einfach nur zu genießen. Genau in solchen Situationen spricht man von der sogenannten Spritztour, die man unternimmt.

Doch Momentchen mal. Woher kommt denn dieser Spruch eigentlich? Und was hat Autofahren mit "spritzen" zu tun? Alles zur Herkunft der Redewendung "eine Spritztour machen" erklären wir Ihnen hier. Sie glauben garantiert nicht, auf welcher Geschichte diese Mundart basiert …

Redewendung "Spritztour machen": Das ist die Bedeutung dahinter

Wenn Sie beim Wort "spritzen" an Wasser oder die Feuerwehr denken, dann haben Sie sich gewaltig getäuscht. Damit hat das Ausflugs-Sprichwort überhaupt nichts zu tun. Der Ursprung liegt lange zurück, sogar bis ins 18. Jahrhundert hinein. Ja, tatsächlich ist die Redewendung, die wir heute regelmäßig im Alltag benutzen, mehrere Hundert Jahre alt.

Wir lösen das Rätsel auf: Ursprünglich kommt die Bezeichnung aus dem Militär. Wenn eine größere Menschenmenge auseinanderging, weil die Kavallerie hindurchritt, oder sie sich auflöste, dann nannte man das "spritzen" – einfach weil aus einer Masse viele kleine Tropfen werden.

Teilweise kennt man in diesem Kontext neben der der auseinanderspritzenden Menge auch das Wort "auseinandersprengen".

Mehr Energie im Alltag

Studenten etablierten das Wort

Auch der 1763 geborene deutsche Dichter Jean Paul benutzte das Wort "spritzen" in genau diesem Zusammenhang. Doch so richtig etabliert hat sich der Begriff, wie wir ihn heute kennen, bereits früher. Student*innen fanden den Begriff offenbar so gut, dass sie ihn folglich benutzten, wenn sie einen Ausflug unternahmen. So war "eine Spritztour machen" plötzlich in aller Munde.

Diese Studentensprache ist übrigens auch als "Burschensprache" bekannt. Diese Standessprache beinhaltete häufig französische und lateinische Wörter. Hierher stammt ebenso das Wort "Bursche" als Synonym für ein Vollmitglied einer Studentenverbindung beziehungsweise der "Burschung" als Aufnahmeritual in den Bund.

Warum der Begriff doppelt gemoppelt ist

Doch noch einmal zurück zur Spritztour. Wenn man sich das Wort einmal genauer anschaut, dann steckt die Bedeutung doppelt darin, ähnlich wie bei einem "weißen Schimmel". Denn wer spritzt, begibt sich auf eine Tour. Diese inhaltliche Wiederholung wird in der Rhetorik auch Tautologie genannt.

Na, haben Sie jetzt so richtig Lust bekommen, eine Spritztour zu machen? Hinter diesem Wort versteckt jedenfalls eine spannende Geschichte, die bestimmt nur wenige bewusst auf dem Zettel haben. Mit diesem Wissen können Sie auf Ihrer nächsten Spritztour auf jeden Fall glänzen.

Quellen:
deutschlandfunkkultur.de, galileo.tv
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