Gegenseitig füreinander öffnen

Zu verkopft: Drei Übungen, die helfen, Offenheit und Vertrauen aufzubauen

Ein fröhliches Paar tanzt gemeinsam in der Küche.
© Shutterstock/Inside Creative House
Spontanes Tänzchen in der Küche? Leichtherzige Situationen fördern Aufgeschlossenheit und stärken die Bindung.

Grübler*in, Zweifler*in, „Overthinker*in“. Wer einen Kopfmenschen als Partner*in hat, hat es nicht immer leicht. Wie schafft man es, das Vertrauen eines Kopfmenschen für sich zu gewinnen? Und wie kann ein verkopfter Mensch sich leichter öffnen?

Bist du ein Kopfmensch? Oder ist es dein*e Partner*in? Das Hauptmerkmal von Kopfmenschen ist, dass sie in fast jeder Situation souverän wirken. So als hätten sie immer alles unter Kontrolle. Selbst wenn es innerlich ganz anders aussieht und man unsicher ist oder sogar erschüttert, scheinen Kopfmenschen auf andere ruhig und robust zu wirken. Einen Satz, den Kopfmenschen schon ihr Leben lang hören, ist: „Das hat man dir gar nicht angemerkt.“

Ein zweischneidiges Kompliment. Einerseits kann es selbstverständlich eine Stärke sein, wenn nicht jede*r x-beliebige mitbekommt, wie sehr man mit seinem Gleichgewicht zu kämpfen hat; zum Beispiel ist das sehr gut in Prüfungssituationen oder im Job. Andererseits kann Rationalisieren (in ausgeprägter Form: Überrationalisieren, daher der Begriff „Overthinker*in“) in einer Beziehung ein Hinweis dafür sein, dass der kopflastige Part möglicherweise Schwierigkeiten damit hat, sich zu öffnen und Vertrauen aufzubauen.

Kopfmenschen und Overthinker*innen wollen Vertrauen

Diese Menschen brauchen in Beziehungen oft mehr Rückversicherung als andere. Das erkennt man daran, dass sie mehr Fragen stellen und öfters nachhaken. Nicht selten ist das ein Schutzmechanismus, den sie sich im Laufe ihres Lebens angeeignet haben und der häufig in der Kindheit verankert ist. Bist du oder dein*e Partner*in der/die „Überdenker*in“ innerhalb der Beziehung, gibt es Übungen, die helfen, eine Basis zu schaffen, empfänglicher füreinander zu sein. Denn: Kopfmenschen und Overthinker*innen wollen gar nicht zweifeln, manchmal steckt ein immenser Leidensdruck und innere Unruhe dahinter. In den meisten Fällen WOLLEN sie Vertrauen haben können.

Übung 1: Achtsamer und rücksichtsvoller sein

Kopfmenschen fällt es schwer, um das zu bitten, was sie benötigen. Andere zu fragen, wenn sie Hilfe brauchen; auch nach jahrelanger Beziehung oder Freundschaft, selbst im familiären Umfeld ist es für Kopfmenschen nicht selbstverständlich, sich Unterstützung zu holen. Achtsam ist es daher, dieses Wissen zu berücksichtigen und selbst nachzufragen.

Und den Partner oder die Partnerin immer wieder zu ermutigen, dass es ok ist, sich helfen zu lassen. Nutze die sich bietenden Möglichkeiten für Mitgefühl und Beistand, auch wenn es offensichtlich erscheint, dass dein geliebter Kopfmensch das auch allein schafft.

Übung 2: Konkret und anerkennend sein

Sei wertschätzend. Bemerke besonders die sogenannten kleinen Dinge: „Danke, dass du den Müll rausgebracht hast“, „danke, dass du dieses leckere Essen gekocht hast“, „in deinen Armen fühle ich mich beschützt“ etc. Konkret zu benennen, anzuerkennen und zu loben, was der Partner und die Partnerin gut machen und für einen bedeuten, stärken die Bindung. Besonders, wenn zwei unterschiedliche Beziehungstypen zusammenkommen, wie ein Kopfmensch und ein Gefühlsmensch beispielsweise.

Greifbare Komplimente, die sach- oder personenbezogen sind, geben dem Kopfmenschen eine Klarheit, dass wirklich er bzw. sie gemeint ist. Probiere zwischendurch ein „weil“ nach dem „ich liebe dich“ folgen zu lassen. Ich liebe dich, weil … dir fällt sicherlich etwas Passendes ein.

Übung 3: Konsequent und eindeutig sein

Beständigkeit ist der Schlüssel für eine ausgeglichene Beziehung mit einem Kopfmenschen, vor allem wenn dieser das in seiner Kindheit wenig oder gar nicht erfahren hat. Innerer Rückzug ist bei Kopfmenschen ein Mechanismus, der Schutz suggeriert. Eindeutige Kommunikation und unmissverständliches Handeln stärken das Gefühl von Sicherheit.

Das bedeutet Worte und Taten sind kongruent, also „ich tue, was ich sage“. Verlässlichkeit ist ein Beziehungsträger. Alle Stimmungen und Gefühle bekommen einen Ausdruck und werden nicht verdrängt; auch die als negativ empfundenen.

In der Folge führt das nämlich dazu, dass nichts versteckt, also nichts in Gedanken in Endlosschleife durchgedacht werden muss. Die Fähigkeit zu vertrauen, wird in der Kindheit aufgebaut. Glücklicherweise kann man im Erwachsenalter nachjustieren. Dabei dienen diese Übungen als positive Verstärker. Wertschätzung ist das wichtigste Mittel, denn Kopfmenschen und Overthinker*innen erwarten eigentlich nie Lob. Und freuen sich dafür immer, wenn ein überraschendes „dankeschön“ kommt.

Quellen:
Erfahrungen aus meiner Praxis, Mel Robbins
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