Future Faking: Wenn schon nach 3 Dates die Rede von Kindern – und dann plötzlich alles aus ist

Beim Future Faking werden große Versprechungen gemacht – von gemeinsamen Reisen bis zur Familienplanung. Doch nichts davon passiert. Warum diese Masche so gefährlich ist, woran du sie erkennst und wie du dich schützen kannst, erklärt Paarberater Eric Hegmann.
Wenn Dates plötzlich nach Zukunft klingen – und dann alles verpufft: Beim sogenannten Future Faking geht es genau darum. Der neue Kontakt redet schon nach kurzer Zeit von gemeinsamen Reisen, einer Wohnung oder sogar Kindern – doch nichts davon passiert. Paarberater und Parship-Coach Eric Hegmann erklärt: "Future Faking ist eine sehr typische Verhaltensweise von Menschen mit verletztem Selbstwert, die Kritik schwer ertragen. Sie machen große Versprechungen, um sich heute Vorteile für morgen zu erkaufen – ohne jemals etwas davon einzulösen."
Kurz gesagt: Diese Menschen wollen Konflikten aus dem Weg gehen und sich Bestätigung holen, nicht wirklich Nähe aufbauen. Oft dauert es eine Weile, bis Betroffene erkennen, dass sie einem Muster aufgesessen sind – einem, das sie emotional viel kostet.
Ähnlich wie beim Love Bombing ist der Absturz nach den anfänglichen Bemühungen und vermeintlichen Liebesbeweise besonders verletzend, weil die Hoffnungen besonders groß sind. Der größte Unterschied ist aber wohl, dass Future Faking häufiger bewusst als Strategie eingesetzt wird, um zu einem Ziel, beispielsweise Sex, zu kommen.
Paarberater Eric Hegmann kennt sich mit der Thematik bestens aus. Für BILD der FRAU hat der Experte die wichtigsten Warnzeichen während der Dating- und Beziehungsphasen in der heutigen Gesellschaft zusammengestellt. In einer Serie erklärt er sie und sagt, wer so etwas macht, wer betroffen ist – und wie man sich schützen kann.

Warnzeichen beim Kennenlernen – Teil 7: Future Faking
Die Verhaltensweisen Love Bombing und Future Faking haben ebenfalls gemeinsam, dass sie sich "zu gut anfühlen, um wahr zu sein", wie viele Klient*innen im Nachhinein sagen. Gleichzeitig sehnen sich Singles gerade nach schmerzhaften Dating-Erfahrungen so sehr nach Kontakten, die sich verbindlich geben, dass dieses Unwohlsein zugunsten der Hoffnung verdrängt wird.
Future Faking hat vor allem zwei Facetten: Die eine, wenn der neue Kontakt bereits gemeinsame Zukunftspläne schmiedet, obwohl die beiden Personen sich gerade erst kennengelernt haben. Die andere, wenn keiner dieser Pläne mit immer neuen fantasievollen Begründungen nicht eingehalten wird. Dadurch entsteht zunächst der Eindruck, dass es sich bei dem Kontakt um einen verbindlichen, zukunftsorientierten Menschen handelt, der Dinge angehen und Sicherheit vermitteln möchte.
Das ist in einer Zeit, in der viele Partnersuchende zunehmende Bindungsangst und Unverbindlichkeit beklagen, erst einmal sehr attraktiv. Doch dann werden immer wieder die Versprechen gebrochen – erst die einzelnen Pläne und später dann die ganze Beziehung werden durch die Widersprüchlichkeit in Frage gestellt. Nicht selten zweifeln die Betroffenen auch die eigene Wahrnehmung und ihr Urteilsvermögen an.
Future Faking: Wen kann es treffen?
Nach meiner Erfahrung häufig jene, die nach schmerzhaften Trennungen oder Zurückweisungen besonders vorsichtig geworden sind bei neuen Kontakten. Das wirkt auf viele wie ein Appell, sich nun richtig Mühe zu geben und ins Zeug zu legen. Das fatale für die Betroffenen ist, dass sie durch diese Bemühungen ihre Schutzschilde langsam aber sicher senken, um dann mit voller Wucht von dem plötzlichen und zunächst unerklärlichen Rückzug getroffen und verletzt zu werden.
Es lässt sich vielleicht auch so erklären: Nach einer Verletzung achten Partner*innen-Suchende besonders auf Signale von Achtsamkeit und Verbindlichkeit als Beleg für die ernsthaften Absichten des neuen Kontaktes. Aus einer Position der Schwäche heraus sehnen sie sich ein Stück weit nach einer Partnerin oder einem Partner, die bzw. der Selbstbewusstsein und Stärke vermittelt. Diese können jedoch wie bei den meisten Menschen mit starken narzisstischen Anteilen nur vorgespielt sein. Das erklärt auch die Ambivalenz, von der die Betroffenen am Anfang der Begegnung häufig berichten, also von widersprüchlichen Signalen, die sie aber konkret benennen können und die aufgrund der Versprechungen dann auch in den Hintergrund treten.
Future Faking: Wer macht sowas?
Sowohl Love Bombing als auch Future Faking werden mit narzisstischen Personen in Verbindung gebracht. Es geht denen darum, rasch eine enge Verbindung herzustellen bevor der Kontakt hinter die Kulissen schauen kann. Dann sind die Betroffenen häufig bereits verliebt und lassen sich mehr gefallen. Nicht immer geschehen diese Verhaltensweisen aber bewusst. Es kann sich auch um unbewusste Bindungsangst handeln, die dann einknickt, wenn die so stark beworbene Person schließlich überzeugt ist und Ja sagt. Solange das nicht geschehen ist, können sich stark bindungsängstliche Personen noch ohne Sorge vor einer Aufgabe ihrer Autonomie für eine Partnerschaft engagieren.
Sind sie jedoch erfolgreich, ziehen sie sich zurück. Nicht alle Menschen mit Bindungsangst haben narzisstische Anteile. Aber alle mit narzisstischen Anteilen suchen keine echte Verbindung, die ihre Selbstbestimmung bedrohen könnte, sondern setzen auf manipulativen Strategien, um echte emotionale Nähe zu vermeiden, weil sie diese nicht zulassen können. Ein Trost ist vielleicht die Statistik: Die pathologische narzisstische Persönlichkeitsstörung betrifft nach Studien etwa 0,4 bis 0,8 Prozent der Bevölkerung und tritt deutlich seltener auf als oft angenommen.
Future Faking: Wie kann man sich schützen?
Das ist sehr schwer. Denn Zweifel können Future Fakende geradezu ermutigen, sich noch mehr Mühe zu geben und ganz besonders verbindlich und charmant und zukunftsorientiert zu erscheinen. Hilfreich kann ein Blick auf die Beziehungs-Biografie des neuen Kontaktes sein. Hat er sich ähnlich so in früheren Partnerschaften verhandelt, wird dies vermutlich ein Muster sein. Auch lassen sich Future Fakende wie alle Menschen mit starken narzisstischen Anteilen schwer Grenzen aufzeigen. Denn das beschädigt ihren meist ja nur künstlich erhöhten Selbstwert, was sie kaum ertragen können. Um eine Beziehung eingehen zu können und echte emotionale Nähe zu schaffen, gehört Mut – und damit auch immer das Risiko einer Verletzung oder Enttäuschung.
➔ Mehr Infos zu unserem Experten Eric Hegmann findest du hier.
Hier geht's zu weiteren Teilen der Serie:
- Warnzeichen in Beziehungsphasen – Teil 1: Love Bombing
- Warnzeichen in Beziehungsphasen – Teil 2: Fast Forwarding
- Warnzeichen in Beziehungsphasen – Teil 3: Gaslighting
- Warnzeichen in Beziehungsphasen – Teil 4: Flying Monkeys
- Warnzeichen in Beziehungsphasen – Teil 5: Hoovering
- Warnzeichen in Beziehungsphasen – Teil 6: Firedooring