Wenn Sex Angst macht: Tipps einer Expertin gegen Sexual Anxiety
Die Angst vor sexuellen Handlungen kann bei Betroffenen nicht nur erheblichen psychischen Stress verursachen, sondern auch die Partnerschaft belasten. BILD der FRAU hat mit der Sexologin Sasha Naydenova darüber gesprochen, wie man 'Sexual Anxiety' erkennen und die damit verbundene Panik überwinden kann.
Stell dir vor, du bist richtig in Stimmung und möchtest mit deinem Partner oder deiner Partnerin intim werden. Alles läuft super, doch plötzlich ergreift dich eine starke Angst und Panik, dass etwas Schlimmes passieren könnte. Genau so fühlen sich Menschen mit Sexual Anxiety in intimen Momenten.
Doch was versteht man unter Sexual Anxiety und was kann man dagegen tun? Sexual Anxiety beschreibt die spezifische Angst vor Sex und sexuellen Handlungen, die bei Betroffenen erhebliche psychische Belastungen und Stress verursachen kann. Diese Angst äußert sich häufig durch negative Gedanken, Zweifel und körperliche Symptome wie Erektionsprobleme oder Schmerzen beim Sex.
Was tun bei Sexual Anxiety? Tipps einer Expertin
BILD der FRAU hat mit der Sexologin Sasha Naydenova über das Thema "Sexual Anxiety" und Möglichkeiten der Besserung gesprochen. Im Interview erklärt die zertifizierte Heilpraktikerin für Psychotherapie mit eigener Praxis in Berlin, wie sich diese spezifische Angst auf Beziehungen auswirkt und welche Schritte Betroffene unternehmen können, um ihre Ängste zu überwinden.
Lese-Tipp: Panik statt Lust: Sexologin erklärt, was hinter Sexual Anxiety steckt
Sexual Anxiety: Was ist das überhaupt?
Sexual Anxiety bezeichnet die spezifische Angst vor Sex und sexuellen Handlungen, die bei Betroffenen erhebliche psychische Belastungen und Stress verursachen kann. Die Angst äußert sich häufig durch negative Gedanken, Zweifel und körperliche Symptome wie Erektionsprobleme oder Schmerzen beim Sex.
Sexual Anxiety führt oft dazu, dass die Betroffene Intimität gänzlich vermeiden und sich mit ihrer Sexualität unwohl fühlen. Die Ursachen können vielfältig sein, darunter traumatische Erlebnisse, körperliche Unvollkommenheiten oder hormonelle Störungen.
Sexual Anxiety ansprechen: Warum Ehrlichkeit in der Beziehung wichtig ist
Was kann man tun, wenn die Beziehung unter der eigenen Sexual Anxiety leidet?
Offenheit ist der Schlüssel zur Lösung vieler verwickelter Beziehungskonzepte. Sei es zunächst Offenheit zu sich selbst – sich selbst die Angst einzugestehen und sie für sich selbst zu formulieren. Ein weiterer Schritt ist die Offenheit gegenüber dem Partner/der Partnerin.
An sich selbst zu arbeiten ist ganz besonders wichtig. Als erstes könnte man für sich selbst herausfinden, was generell stressreduzierend wirkt, um Techniken zu entwickeln, sich zu entspannen. Man sollte versuchen, sich mit dem eigenen Körper und mit den eigenen Gedanken und Bedürfnissen zu verbinden – was gefällt mir, was macht mich an, was erotisiert mich, wie ist meine eigene Sexualität, entkoppelt von der Angst.
Das Sich-Selbst-Kennenlernen geht sehr gut über die Masturbation. Da haben einige der Betroffenen auch viel über sich selbst erfahren. Erst über das Selbst ist es uns möglich, uns mit dem Partner/der Partnerin zu verbinden. Kennen wir uns selbst gut, dann wissen wir, was wir dem Gegenüber zu bieten haben.
Was kann man tun, wenn der/die Partner*in unter Sexual Anxiety leidet?
Es ist selbstverständlich, während der Phase des Verliebtseins tolerant, einfühlsam und verständnisvoll gegenüber dem Partner/der Partnerin zu sein. Dies wird in einer länger dauernden Beziehung zu einer Herausforderung. Oft stößt man da auf die eigenen Grenzen.
Wichtig ist es, für ein Gleichgewicht zu sorgen, damit die Partnerschaft auf Augenhöhe bleiben kann. Um den respektvollen Umgang zu wahren, sind einfühlsame Gespräche viel wertvoller als Tadel, Vorwürfe oder unzufriedenes Schweigen und Entfernung. Hier können wir – Sexolog*innen, psychologische oder Paarberater*innen – gut unterstützen.
Sasha Naydenova: "Es ist besonders wichtig, eine adäquate Unterstützung von Fachleuten zu bekommen"
Wie kann man Sexual Anxiety überwinden?
Angst ist, wie bereits erwähnt, eines der sieben Grundgefühle – es ist vollkommen natürlich, sie zu empfinden. In gefährlichen Situationen kann sie sogar unser Leben retten. Sie ist an sich also kein schlechtes Gefühl. Sexual Anxiety ist in Fällen von traumatischen sexuellen Erlebnissen diesem Urgefühl der Selbsterhaltung entsprungen und daher in der Psyche des Betroffenen fest verankert. Für solche Menschen ist es besonders wichtig, eine adäquate Unterstützung von Fachleuten zu bekommen. Da hilft Tiefenpsychologie, Verhaltenstherapie, systemische Therapie.
Für Menschen mit negativem Selbstbild, mit unzureichendem Selbstempfinden, Selbstwertgefühl oder für solche mit noch nicht klar definiertem Gefühl der Geschlechts- oder Geschlechterrollenzugehörigkeit gilt: Selbstarbeit zum Kennenlernen der eigenen Körperlichkeit und Sexualität, Steigerung des Selbstwertgefühls, Erlernen der Körperwahrnehmungen – dies alles unterstützt von einer Sexual- und/oder Psychotherapie.
Was würden Sie Menschen raten, die unter Sexual Anxiety leiden?
Seien Sie zuversichtlich, dass es Ihnen besser gehen kann als jetzt. Werden Sie sich Ihrer Angst bewusst, formulieren Sie sie, lernen Sie, dieses Gefühl und das konkrete Problem stimmig zu benennen. Sobald Sie dies geschafft haben, haben Sie so viel erreicht, dass sich die weiteren Schritte aus ihrer eigenen neuen Sicherheit wie selbstverständlich ergeben werden.
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