Dieser schimmernde Käfer kann Blasen auf die Haut brennen

Auffälliger Spätfrühlingsgast: der Schwarzblaue Ölkäfer. Er glänzt metallisch schön – ist aber alles andere als harmlos. Sein Gift kann Hautblasen und Vergiftungen auslösen. Was ihn trotzdem so faszinierend macht.
Zwischen Bärlauch, Buschwindröschen und Scharbockskraut tummelt sich im späten Frühling ein auffälliger Gast: der Schwarzblaue Ölkäfer. Er schimmert metallisch blau, kann über drei Zentimeter groß werden – und sieht auf den ersten Blick harmlos aus.
Doch das Krabbeltier hat es in sich: Bei Gefahr sondert er ein giftiges Sekret ab, das für Mensch und Tier gefährlich werden kann. Was hinter dem sogenannten "Maiwurm" steckt – und warum Anfassen keine gute Idee ist.
Schwarzblauer Ölkäfer: So erkennst du den gefährdeten Giftträger
Der Schwarzblaue Ölkäfer (Meloe proscarabaeus), auch Maiwurm genannt, gehört zur Familie der Ölkäfer (Meloidae) und steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten in Deutschland. Seine Lieblingsplätze sind sonnige Wiesen, Waldränder und Böschungen – dort fällt er von April bis Juni besonders auf.
Typisch sind:
- glänzend blauschwarzer Körper
- massiver Hinterleib bei Weibchen, oft deutlich größer als beim Männchen
- stark verkürzte Flügeldecken – die Käfer können nicht fliegen
- geknickte Fühler bei Männchen (gerade bei Weibchen)
- kräftiger Körperbau mit Längen zwischen 1 und 3,5 cm
Die Käfer sind langsam unterwegs, wirken oft schwerfällig – und harmlos. Aber: Der Eindruck täuscht.
Cantharidin: Das steckt hinter dem Gift des Ölkäfers
Sobald sich der Käfer bedroht fühlt, sondert er aus seinen Kniegelenken eine gelbliche, ölige Flüssigkeit ab: die sogenannte Hämolymphe. Sie enthält Cantharidin, ein hochwirksames Gift, das bereits in kleinsten Mengen Blasen auf der Haut, Schleimhautreizungen und im schlimmsten Fall lebensgefährliche Vergiftungen verursachen kann.
Kontakt vermeiden ist also das A und O – vor allem bei Kindern und Haustieren! Der Verzehr oder das Verschlucken eines einzigen Käfers kann zu massiven Beschwerden führen. Auch wenn in Deutschland keine Todesfälle bekannt sind, gilt:
- bei Hautkontakt: Stelle gründlich mit Wasser und Seife reinigen
- bei Verschlucken: Sofort Giftnotruf verständigen und ärztliche Hilfe holen
Symptome können von Hautbläschen und Kopfschmerzen über Schwindel und Atemnot bis hin zu Koma reichen.
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Faszinierend, aber tückisch: So entwickelt sich der Ölkäfer
Der Schwarzblaue Ölkäfer legt bis zu 40.000 Eier in mehreren Gelegen in den Boden. Aus ihnen schlüpfen sogenannte Triungulinen – winzige Larven, die sich in Blüten verstecken und auf einen Transport per Wildbiene hoffen. Klammert sich eine Larve erfolgreich an eine passende Biene (z. B. Sand- oder Seidenbiene), wird sie ins Nest getragen. Dort frisst sie erst das Bienenei, dann den Pollenproviant.
Danach folgt eine geradezu spektakuläre Entwicklung:
- Engerlingartige Larve
- Scheinpuppe (einzigartig bei Käfern!) – überwintert
- Tertiärlarve – kaum aktiv
- Puppe
- Käfer
Diese Form der Entwicklung heißt Hypermetamorphose und ist im Tierreich extrem selten. Kein Wunder also, dass der Ölkäfer unter Insektenkenner*innen als echtes Wunderwerk gilt.
Von Bienen-Taxi bis Blütenfalle: So tricksen die Larven
Die jungen Larven setzen auf List: Sie bilden orangegelbe Klumpen an Pflanzenstängeln, die wie Blüten aussehen – eine clevere Täuschung, um Bienen anzulocken. Sogar Duftstoffe setzen manche Arten ein, um Bienenmännchen zur vermeintlichen Paarung zu verleiten – ein Trick, der ihnen später den Weg ins richtige Nest sichert.
Doch die Reise ist riskant: Nur jede tausendste Larve schafft es ans Ziel. Falsche Wirtsinsekten, etwa Hummeln oder Honigbienen, bedeuten den sicheren Tod. Dennoch wird der Verlust durch die extrem hohe Eiablage kompensiert.
Gefährlich – und dennoch schützenswert
Trotz ihrer Giftigkeit gelten Ölkäfer als bedrohte Insektenart. Die Zerstörung von Wildblumenwiesen, der Rückgang von Wildbienen und der Straßenverkehr machen den Tieren zu schaffen. Auch Trittverluste durch Menschen tragen zur Gefährdung bei.
Dabei sind sie ein wichtiger Teil des Ökosystems. Nicht nur wegen ihrer einzigartigen Biologie – sondern auch, weil sie Nahrungsketten beeinflussen: Sogar andere Käferarten nutzen das giftige Cantharidin, das sie über Ölkäfer aufnehmen, als Schutzstoff.
Richtiges Verhalten: Beobachten erlaubt – Anfassen nicht!
- Nicht anfassen! Bei Gefahr kann Hämolymphe austreten
- Kinder fernhalten: Spielplätze bei Sichtung vorsorglich meiden
- Haustiere schützen: Besonders Hunde könnten neugierig werden
- Beobachten erlaubt: Die Tiere sind faszinierend – aber mit Respekt zu behandeln
Wichtig: Der Schwarzblaue Ölkäfer steht unter Naturschutz – er darf weder gefangen noch getötet werden.
Fazit: Schöner Frühlingsgast mit Schattenseite
Der Ölkäfer ist ein Paradebeispiel für die faszinierende, aber oft missverstandene Welt der Insekten. Seine Entwicklung ist einzigartig, sein Lebensraum bedroht – und sein Gift nicht zu unterschätzen.
Er ist kein Tier zum Anfassen, aber ein kleines Wunder der Natur, das Respekt verdient. Und wer genau hinschaut, kann im Frühling zwischen allerlei Pflanzen ein faszinierendes Schauspiel in Miniatur beobachten.
Insekten sind wichtig, sie können aber eben auch großen Schaden anrichten. Etwa diese:
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