Invasion im Anmarsch: Japankäfer können ganze Gärten zerstören

Er kann ganze Ernten zerstören: Der Japankäfer nimmt Kurs auf unsere Gärten und Felder! Laut einem Experten wird er "in Deutschland erhebliche Schäden anrichten". Wie du das gefräßige Insekt erkennst, was du tun kannst.
Er befällt Bäume, Sträucher und Weinreben, er ist besonders gefräßig, zerstört die liebevoll gezüchtete Ernte und ist über die Schweiz nun auch in Deutschland angekommen. Die Rede ist vom Japankäfer, der etwas harmlos nach einer Art hübschem Junikäfer aussieht, aber eine Welle der Zerstörung hinterlässt.
Wer ist der Japankäfer?
Der Japankäfer (Popillia japonica) ist ein oval geformter Schädling aus der Familie der Blatthornkäfer (Scarabaeidae) und misst ausgewachsen etwa 8 bis 12 Millimeter in der Länge sowie 5 bis 7 Millimeter in der Breite. Charakteristisch ist sein metallisch grün schimmernder Kopf und Halsschild, während die kupferfarben glänzenden Flügeldecken den Hinterleib nicht vollständig bedecken. Besonders auffällig sind die weißen Haarbüschel: fünf auf jeder Seite des Hinterleibs sowie zwei weitere am letzten Segment – ein klares Erkennungsmerkmal, das ihn von ähnlichen heimischen Käferarten unterscheidet.
Verwechslungsgefahr besteht vor allem mit dem Gartenlaubkäfer (Phyllopertha horticola), der in Größe und Färbung ähnlich wirkt, jedoch keine weißen Haarbüschel am Hinterleib trägt. Auch der Junikäfer und der Rosenkäfer können – oberflächlich betrachtet – ähnlich erscheinen, sind jedoch entweder größer oder metallisch anders gefärbt. Der Japankäfer zeigt bei Gefahr ein typisches Verhalten: Er verfällt in eine Starre und spreizt dabei die Beine von sich.
Die Larven des Japankäfers, sogenannte Engerlinge, erreichen eine Länge von bis zu 30 Millimetern. Sie sind cremefarben, haben eine typische C-förmige Haltung, besitzen drei Brustbeinpaare und eine dunkle Kopfkapsel mit kräftigen Mundwerkzeugen. Eindeutig lassen sich die Larven nur unter dem Mikroskop identifizieren, etwa anhand der V-förmig angeordneten Borsten auf dem letzten Hinterleibssegment. Nach einer Entwicklungszeit von vier bis sechs Wochen verpuppen sich die Engerlinge. Die zunächst hell gefärbte Puppe (ca. 14 Millimeter lang und 7 Millimeter breit) verdunkelt sich nach und nach, bevor im Mai oder Juni die erwachsenen Käfer schlüpfen und sofort mit der Paarung beginnen. Die adulten Tiere leben etwa 30 bis 45 Tage.
Woher kommt der Japankäfer, wie breitet er sich aus?
Woher der Japankäfer, auch Popillia japonica genannt, stammt, ist klar: Sein Name verrät es. Inzwischen hat es sich das Insekt, das aus der Familie der Blatthornkäfer stammt, auch in Europa gemütlich gemacht. Vor einigen Jahren kam der Japankäfer über Norditalien in die Schweiz, ein erstes Exemplar wurde bereits 2021 in Deutschland entdeckt. Doch jetzt droht er sich massiv auszubreiten.
Das Schweizer Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) rief die Bevölkerung im vergangenen Sommer zur Vorsicht auf: Der Japankäfer könnte unbemerkt in Autos und Züge gelangen, dort als blinder Passagier große Strecken zurücklegen und dann in weiteren Regionen Schaden anrichten.
Im Landtag von Baden-Württemberg hat man bereits darauf reagiert: Weil die Japankäfer-Funde in der Schweiz zuletzt so nahe an die deutsche Grenze herangerückt seien, habe man nun erstmals in Deutschland zum Schutz eine sogenannte Befallszone eingerichtet. Auch in Freiburg sei der Kampf gegen die Käfer bereits verstärkt worden. Es wird also ernst!
Ein aktuelles Beispiel aus der Schweiz zeigt, wie wichtig solche Schutzmaßnahmen sind: In Kloten hat sich der Japankäfer im Jahr 2024 nur leicht weiterverbreitet. Die Ausdehnung des Befallsgebiets beträgt rund 100 Meter, wobei die Population stark konzentriert ist – insbesondere beim Fußballplatz der Sportanlage Stighag. Dort wurden im letzten Sommer die meisten der rund 2700 Käfer gefangen. Durch eine Abdeckung der Plätze mit Plastikfolie wurde verhindert, dass die Käfer ausfliegen konnten: Viele Tiere starben direkt unter der Folie.
Wie gefährlich ist der Japankäfer?
Da der Japankäfer fliegen kann, ist seine Invasion besonders bedrohlich, vor allem für Personen aus der Landwirtschaft und Hobbygärtner*innen. Ein Kahlfraß und das Absterben von Pflanzen kann die Folge des Befalls sein. Olaf Zimmermann vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) in Karlsruhe rechnet in absehbarer Zeit mit ersten Käferlarven in Deutschland. Sein Fazit zum Stand der Dinge: "Wenn wir die ersten Engerlinge entdecken, wird es zwei oder drei Jahre dauern, bis es erste Schäden gibt."
Der Biologe und Insektenkundler gibt auch zu bedenken, dass die Art nicht nur fehlende Gegenspieler in der Natur hat, sondern sich extrem schnell verbreitet: "Das Besondere beim Japankäfer ist, dass er sich sehr schnell in Massen aufbaut."
Die wirtschaftliche Dimension ist enorm: Der Japankäfer bedroht mehr als 400 Pflanzenarten, darunter viele landwirtschaftliche Kulturen. Die möglichen wirtschaftlichen Schäden für die Schweiz belaufen sich auf mehrere hundert Millionen Franken jährlich – ein dramatischer Verlust, der durch gezielte Tilgungsmaßnahmen abgewendet werden soll. Steht Deutschland das auch bevor?
Auch diese Schädlinge sind relativ neu unterwegs:
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Was passiert mit befallenen Pflanzen?
Der gefräßige Käfer liebt junges Pflanzengewebe, das zwischen den Blattadern liegt. Das schmeckt ihm besonders gut – entsprechend desaströs sehen die Blätter der befallenen Pflanze dann auch aus. Man spricht vom sogenannten Skelettfraß: Das Befallene stirbt ab, wird braun und fällt schließlich von Baum und Strauch. Betroffene Pflanzen sterben nicht selten auch ganz ab, was mitunter enorme Ernteverluste zur Folge haben kann.

Die Larven wiederum, auch Engerlinge genannt, ernähren sich vornehmlich von den Wurzeln verschiedener Pflanzen, darunter Gras-, Tomaten- und Erdbeerwurzeln. Erhebliche Schäden an den Kulturen sowie auf Gras- und Rasenflächen können auftreten. Bemerkbar macht sich das an braunen Flecken im Rasen, die auf abgestorbene Gräser hinweisen – oder der Rasen lässt sich wie ein Teppich abziehen. Das macht nicht nur Menschen mit Rasen im Garten zu schaffen: Auch das öffentliche Grün sei betroffen, warnt Biologe Zimmermann.
Welche Pflanzen sind betroffen?
Zu den besonders betroffenen Pflanzen gehören
- Weinstöcke
- Zierpflanzen wie Rosen
- Obstbäume wie Apfel oder Zwetschge
- aber auch Laubbäume wie Ahorn, Linde oder Pappel
- Beerensträucher wie Brombeeren, Himbeeren sowie Erdbeeren
- Rasenflächen
- landwirtschaftliche Kulturen wie Tomaten, Sojabohnen und Mais
Der Japankäfer (Popillia japonica) gilt in der Europäischen Union als prioritären Quarantäneschädling – das bedeutet, sein Auftreten ist meldepflichtig. Durch neue Funde im Schweizer Basel, nahe der deutschen Grenze, hat sich die Bedrohungslage für Baden-Württemberg und Deutschland verschärft. Um eine Einschleppung zu verhindern, wird die Bevölkerung ausdrücklich gebeten, verdächtige Käferfunde an den zuständigen Pflanzenschutzdienst ihres Bundeslands zu melden. Das Julius Kühn-Institut (JKI), das in Deutschland für Fragen der Pflanzengesundheit zuständig ist, betont: Diese Mithilfe ist entscheidend, um größere Schäden abzuwenden. Die Kontaktdaten der deutschen Pflanzenschutzdienste findest du hier: https://pflanzengesundheit.julius-kuehn.de/ansprechpartner.html.
Was kannst du gegen den Japankäfer tun?
Wenn er einmal da ist, geht er so schnell nicht wieder weg. Wichtig ist also, den Anfängen zu wehren. Mit Sexual- und Pflanzenlockmitteln ausgestattete Pheromonfallen kann man die Schädlinge zu Beginn des Befalls anlocken und einsammeln. Wer aber schon einen großflächigen Befall zu beklagen hat, bei dem reicht diese Methode nicht mehr.
Chemische Insektizide sind nicht das Mittel der Wahl, besser ist der Einsatz biologischer Mittel.
Fadenwürmer bis Rasenwuchs: Diese biologischen Mittel sind effektiv
Setze statt der Chemiekeule lieber natürliche Feinde ein oder bediene dich eines simplen Tricks: Sogenannte Nematoden, das sind parasitäre Fadenwürmer, bekämpfen die in der Erde ansässigen Larven des Japankäfers. Auch insektenschädliche Pilze und Bakterien wirken bereits vor der Entwicklung des Käfers.
Ein simpler Trick ist auch, den Rasen lang wachsen zu lassen, das erschwert den Weibchen die Eiablage. Auch das Umgraben der Erde vor dem Winter ist ein effektives Mittel gegen die Larven des Japankäfers.
Ganz wunderbare natürliche Fressfeinde sind übrigens Spitzmäuse, Vögel, Igel und Maulwürfe. Mach' es diesen fleißigen Geschöpfen doch einfach gemütlich bei dir: Locke Vögel in deinen Garten – so einfach bastelst du eine Futterglocke selbst.
Welche Maßnahmen setzen Behörden um?
Zurück ins schweizerische Kloten: Dort wird aktuell auf eine erneute Abdeckung der Fußballplätze verzichtet, da die Weibchen im letzten Jahr keine Eier im Rasen ablegen konnten. Trotzdem gelten andere Maßnahmen weiterhin: Von Juni bis Ende September gilt ein striktes Bewässerungsverbot für Grünflächen, um die Eiablage zu erschweren. Lediglich eine gezielte Lockfläche wird weiterhin bewässert, um die Käfer dorthin zu lenken. Im Herbst folgt eine Behandlung mit Fadenwürmern, im nächsten Frühjahr eine Bodenbearbeitung, um Larven nachhaltig zu vernichten.
Außerdem gilt ein striktes Grüngut-Transportverbot: Zwischen Juni und September darf kein Grüngut aus Kloten und der umliegenden Pufferzone transportiert werden, um eine Verschleppung zu verhindern. Die reguläre Grüngutabfuhr bleibt bestehen, für größere Mengen gibt es spezielle Depots. Auch der Abtransport von Bodenmaterial und Kompost ist untersagt.
Ein weiterer Einsatz von Insektiziden ist lediglich vorgesehen, wenn er für die Tilgung entscheidend ist. Ob und wo eine solche Behandlung stattfindet, wird erst im Juli entschieden.
Tilgung oder Eindämmung – was ist das Ziel?
Während in Kloten und Basel weiterhin das oberste Ziel die vollständige Tilgung der Schädlingspopulation ist, weil sich die Käferbestände dort noch eindämmen lassen, verfolgt man in Regionen wie dem Tessin oder dem Wallis, wo der Japankäfer aus Italien eingewandert ist, nur noch eine reine Eindämmungsstrategie.
Das bedeutet: Dort hat man sich bereits damit abgefunden, dass der Schädling dauerhaft Teil des Ökosystems bleiben wird. In anderen Regionen kämpft man hingegen noch darum, Millionenschäden zu verhindern – ein Wettlauf gegen die Zeit.
Auch diese Schädlinge sind nicht ohne:
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