Woche 1

Bye bye, Wurst und Käse – mein Start in einen veganen Monat

Vegan Selbstversuch
© Pako Cardenas Quijada

Kein Fleisch essen, keinen Käse, keine Eier und keine Milch trinken – und das Ganze einen Monat lang. Geht das? Und wie fühlt man sich eigentlich dabei? Unsere Redakteurin hat es ausprobiert.

"Vegetarisch ginge ja noch, aber auf keinen Fall vegan. Ohne Käse kann ich nicht leben!" – Sätze wie diese bekam mein Umfeld immer mal wieder zu hören. Hier und da esse ich zwar vegetarisch, vielleicht sogar mal vegan, doch in regelmäßigen Abständen landet dann doch Fleisch auf meinem Teller oder Salami auf der Pizza. Ich esse gerne Fleisch – und das auch nicht eben selten. Nicht ganz ohne schlechtes Gewissen, versteht sich. Ich bin von Natur aus ein sehr tierliebender Mensch. Darüber hinaus hat mich mein Ethik-Studium eine Menge über den moralischen Status aller lebenden Wesen gelehrt.

Allein den Tieren zu liebe hätte ich schon längst meine Ernährungsgewohnheiten überdenken müssen. Und ja, es hat sich auch stets eine kleine, vorwurfsvolle Stimme ganz hinten im Kopf zu Wort gemeldet, wenn ich gerade genüsslich in ein üppig mit Kräuterbutter bepinseltes Steak gebissen habe. Doch zugleich war ich mir auch immer sicher: Ich würde verhungern, wenn ich vegan essen würde.

Vegan essen: Einen Versuch ist es ja wert

Wie kam ich nun also auf die Idee, einen Monat lang auf jegliche Lebensmittel tierischer Herkunft zu verzichten? Gerne würde ich sagen, mein schlechtes Gewissen gegenüber Schweinen, Kühen und Hühnern sei es gewesen. So nobel war der Beweggrund meiner Entscheidung zum Selbstversuch dann aber leider nicht. Vielmehr war es eine ganz spontane Entscheidung.

Im Urlaub saß ich bei einem schönen Grillabend im Kreise lieber Freunde beisammen. Auf den Tellern – natürlich – Würstchen und Nackensteaks. Wir plauderten über Gott und die Welt, und ein nettes befreundetes Paar erzählte von diesem einen Jahr, als es sich vegan ernährte – obwohl beide eigentlich gerne Fleisch, Käse und Co. gegessen haben.

Ein ganzes Jahr ohne Laugenbrötchen mit Ziegenkäse? Ohne Rührei, Omelett und mein geliebtes Frühstücks-Ei? Ohne Hackfleisch? Eine gruselige Vorstellung für mich, dennoch bewunderte ich die Disziplin und das Durchhaltevermögen des Pärchens. Keine Ahnung, wie es passiert ist. Keine Ahnung, was mich in diesem Moment geritten hat – aber ehe ich mich versah, flutschen plötzlich die Worte aus meinem Mund: "Nach dem Urlaub probiere ich es auch mal. Kein Jahr, aber wenigstens einen Monat lang. Ich werde mich einen Monat lang vegan ernähren."

Was ich mir von meinem Selbstversuch erwarte

Reaktionen aus meiner illustren Gesprächsrunde gab es zu meiner Äußerung übrigens keine. Vermutlich, weil mir ohnehin keiner ein Wort geglaubt hat. Und so verhallten meine Worte in der Nachmittags-Atmosphäre des ausklingenden Sommers – aber in meinen Gedanken festigten sie sich. Wenige Tage später war es auch soweit. Urlaub und die damit häufig verbundene Völlerei waren zu Ende und ich war wild entschlossen, meinen Vorsatz in die Tat umzusetzen. Wenn ich mir etwas fest vorgenommen habe, bin ich verbissen wie ein Terrier. Und scheinbar bin ich nebenbei auch ziemlich überzeugend, denn gleich zwei Freunde schlossen sich meinem Selbstversuch an. Zusammen ist man weniger allein. Doch was erwarte ich mir von meinem Selbstversuch?

  • Wird sich etwas an meinem Gewicht verändern?
  • Werde ich mich gesünder fühlen?
  • Wird sich der Verzicht auf tierische Lebensmittel auf meine Stimmung auswirken?
  • Werde ich mehr Geld ausgeben als früher?
  • Wie lässt sich Veganismus im Alltag umsetzen?
  • Und: Werde ich es überhaupt durchhalten?

Fragen wie diese stellte ich mir gleich zu Beginn meines Selbsttests. Ob die Antworten nach einem Monat wohl zu meiner Zufriedenheit ausfallen würden? Das soll nun die Zukunft zeigen.

Vegan essen – Woche 1: Umstellung und anfängliche Euphorie

Der erste Morgen meines Selbstversuchs und noch immer war ich voll motiviert. Mein erster Gedanke war der übliche: Kaffee, um mein Gehirn in Betriebsmodus zu versetzen. Und wir haben auch eine großartige Kaffeemaschine im Büro. Eine von jenen, die einem Cappuccino mit cremigem Milchschaum zubereitet. Ich wollten schon den dafür vorgesehenen Knopf betätigen, als mir klar wurde: "Das läuft so nicht. Kuhmilch ist nicht vegan. Also Kaffee schwarz?" Angewidert schüttelte ich den Kopf. Schon beim Gedanken an schwarzen Kaffee bekomme ich Magengeschwüre. Aber ganz auf Kaffee zu verzichten, war irgendwie auch keine Option.

Und so führte mich mein zweiter Weg dieses Tages direkt in den nächstgelegenen Supermarkt. Auf der hoffnungsvollen Suche nach einer pflanzlichen Alternative zur herkömmlicher Milch sollte ich nicht enttäuscht werden. Gleich mehrere Sorten strahlten mich aus dem Regal an. Milch aus Reis, Soja, Mandel und Hafer standen bereit. Auf der Verpackung einer Hafermilch prangte die Illustration einer Kaffeetasse. Das sorgte für Vertrauen. Die Hafermilch landete im Einkaufskorb – nebst veganem Knäckebrot und Hummus. Das erste Frühstück ohne tierische Produkte war also gerettet.

  • Erkenntnis Nummer 1: Hafermilch ist eine tolle Alternative zur Kuhmilch. Und zwar nicht nur im Kaffee, sondern auch pur genossen oder zum Müsli! Mehr über pflanzliche Milch-Alternativen erfahren Sie hier.
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Foto: iStock/happy_lark

Hummus fand ich schon immer lecker, und ich muss auch voller Begeisterung sagen: Hafermilch im Kaffee ist eine echte Alternative – wie erfreulich. Nicht auf mein geliebtes, koffeinhaltiges Heißgetränk verzichten zu müssen, war für mich auch schon das Wichtigste, ansonsten machte ich mir zugegebenerweise in der ersten Woche meines Selbstversuchs nicht allzu viele Gedanken um das Essen. Ein paar vegane Rezepte gehörten ja ohnehin schon zu meinem geläufigen Speiseplan und wenn ich mal weder Zeit noch Lust hatte, kramte ich im Supermarkt auch mal nach einem einfachen Fertiggericht, das sowieso komplett pflanzlicher Herkunft war. Nach der Arbeit blieb aber auch wenig Zeit für Kreativität. Das sollte sich zum Wochenende ändern, beginnend mit dem Frühstück.

Veganes Frühstück: Etwas für Hartgesottene

Pflanzliche Brotaufstriche, vegane "Wurst" und "Käse" – als ich vor dem vegan-vegetarischen Kühlschrank im Supermarkt stand, war ich restlos begeistert. Ersatz scheint es ja wirklich für alles zu geben. Pünktlich zum gemütlichen Wochenend-Frühstück griff ich im Supermarkt ordentlich zu und deckte im Anschluss voller Vorfreude den Tisch. Super sah das aus! "Wurst", "Käse", Gurken, Tomaten, pflanzliche Margarine.

Glückselig (und ahnungslos) vor mich hingrinsend schnitt ich mein Brötchen auf, beschmierte und belegte es liebevoll – und biss hinein. Nun ja. Die Geschmacksknospen meiner Zunge signalisierten: Gipfel der Belanglosigkeit. Die Produkte, die ich mir ausgesucht hatte, waren offenbar nicht nur rein pflanzlich, sondern auch voll und ganz geschmacksbefreit. Salz und Gewürze? Daran wurden meine Ersatz-Produkte bestenfalls vorbeigetragen.

Noch gruseliger: Wer sich blind durch die Produktpalette futterte, konnte vegane "Wurst" und "Käse" nur geringfügig in der Konsistenz unterscheiden, kaum aber im Geschmack. Ernüchtert kaute ich auf der trostlosen Masse in meinem Mund herum, während ich nach dem Salzstreuer griff und mir verstohlen die Zutatenliste der veganen Lebensmittel durchlas. Himmel Herrgott! Fett und Stärke. Viel mehr war das auch nicht.

  • Erkenntnis Nummer 2: Wer sich vegan ernährt, sollte bei Ersatzprodukten für Käse und Wurst einen Blick auf die Zutatenliste werfen. Selbst gemachte vegane Brotaufstriche und Gemüse sind sicher eine bessere Wahl in Sachen Brot- und Brötchenbelag. Auch Porridge, selbst gemachtes Müsli und Overnight-Oats sind beim Frühstück eine Idee.

Damit es anderen, die sich an einer rein pflanzlichen Ernährung versuchen, nicht so geht wie mir, lesen Sie hier alles über vegane Alternativen für's Frühstück.

Veganes Essen bestellen

XHTML - Inline Newsletter WeeklyWas für mich zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorhersehbar war: Die Enttäuschung sollte noch am selben Abend übertroffen werden. Freunde waren zu Besuch, man schaute ein Fußball-Spiel. Der optimale Rahmen, um im Kreise der Lieben gemütlich eine Pizza zu bestellen. Und wie praktisch: Diverse Lieferdienste boten sogar schon rein pflanzliche Pizzen an! Voller Glück (und mit enorm knurrendem Magen) bestellte ich mit eine Pizza mit Champignons, Mais, roten Zwiebeln und etwas, dass sich "veganer Hefeschmelz" nannte und Ersatz für geriebenen Käse darstellen sollte.

Wenig später läutete es an der Tür und ein mittelmäßig motiviert dreinblickender Bote drückte mir eine heiße Pappschachtel in die Hand. Ich klappte den Deckel auf – und entgegen blickte mir eine spärlich belegte, kleine Pizza, auf der ich besagten Hefeschmelz beim besten Willen nicht ausfindig machen konnte. Und dieser Hauch von Nichts belegt mit einem Bouquet aus noch weniger kostete dann also zwölf Euro. Zum Geschmack möchte ich einfach mal nichts sagen. Dafür fehlen mir schlicht und ergreifend die Worte.

Aber immerhin muss man diversen Bringdiensten zugutehalten, dass überhaupt vegane Alternativen angeboten werden. Man fühlt sich im Kreise der Alles-Esser weniger ausgeschlossen, wenn es auch Alternativen gibt.

  • Erkenntnis Nummer 3: Von einer veganen Pizza vom Lieferdienst sollte man sich nicht allzu viel versprechen. Es ist einfach nicht dasselbe. Wer wirklich gutes, veganes Essen vom Bringdienst bekommen möchte, sollte lieber beim Asiaten bestellen. Asiatische Restaurants kochen oft vegan. Einfach beim Bestellen nach den Zutaten fragen oder explizit als vegan ausgewiesene Gerichte bestellen.

Vegan essen: Fazit der ersten Woche des Selbstversuchs

Klingt super dramatisch alles, oder nicht? Fühlte sich für mich erstmal auch so an, dennoch möchte ich klarstellen: Ich habe mir in der ersten Woche meines Selbstversuchs schlicht zu wenig Mühe gemacht. Meine Ernüchterung bezieht sich in erster Linie auf das Frühstück und die vegane Pizza vom Lieferservice. Viel mehr hatte ich noch nicht ausprobiert. Und immerhin: Die Hafermilch im Kaffee hat mich wirklich überzeugt.

Und was den Rest angeht: In der kommenden Woche wird ein anderer Wind wehen!

Meine Pläne für die zweite Woche:

  • mir ein bis zwei vegane Kochbücher zulegen
  • mich auch im Internet, zum Beispiel bei veganen Foodblogs informieren
  • selbst öfter kochen
  • mit befreundeten Veganern reden und mir Tipps holen

Das sollte doch alles machbar sein. Und nur, weil es in der ersten Woche nicht gleich perfekt geklappt hat, ist meine Motivation längst nicht gebrochen. Hat ja auch vorher keiner behauptet, es würde einfach werden.

Wie es weiter geht, erfahren Sie nächsten Freitag in Teil 2 meines Selbstversuchs "Vegan essen für einen Monat". Dann möchte ich Ihnen einige Rezepte der veganen Küche vorstellen, und kann Ihnen verraten, was es beim Einkaufen und veganer Ernährung allgemein zu beachten gilt. Bleiben Sie gespannt!

Alle weiteren Ratgeber und Rezepte rund um " Vegan" gibt es auf unserer Themenseite.

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