Wichtige Fragen zum Entzündungssekret

Was sagt eigentlich die Farbe des Eiters über die Entzündung aus?

Eine junge Ohrenärztin schaut einer älteren Patientin mit einem Instrument ins Ohr, um zu prüfen, ob sich Eiter gesammelt hat.
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Auch im Ohr kann sich Eiter ansammeln. Dann ist eine ärztliche Behandlung Pflicht!

Reden wir über Eiter! Äh, igitt? Das Sekret, das jedem von uns schon mal in Form von Eiterpickeln, bei Ohrentzündungen oder schlecht heilenden Wunden begegnet ist, ist nicht gerade ein Smalltalk-Kracher. Allerdings ist es unglaublich, wie wenig wir über Eiter wissen, obwohl er ein sehr wichtiges Anzeichen für unsere Gesundheit ist.

Will man es wirklich so genau wissen? Ja! Denn das Sekret, das der Körper jedes Menschen produziert, ist Teil eines wichtigen Abwehrprozesses. Eiter (lat. pus) kann vom Körper in Folge einer Infektion oder (seltener) in Folge einer Autoimmunerkrankung gebildet werden. In den allermeisten Fällen sind es Bakterien, die ein Körpergewebe infizieren.

In der Folge lösen sich die Gewebezellen auf, sie werden durch die Keime selbst oder durch Immunzellen zerstört, die die Erreger bekämpfen. Was nach dem Zerfall von Zellen übrigbleibt, nennt man Detritus – der zusammen mit Eiweißen und Gewebeflüssigkeit den Eiter bildet. Seine Konsistenz, die Farbe und auch der Geruch können ein Hinweis dafür sein, welche Erreger die Entzündung ausgelöst haben.

Hier erfahren Sie alles zum unappetitlichen aber ungeheuer spannenden Thema Eiter.

Vorkommen von Eiter: Pickel, Furunkel, Abszess – was ist was?

Eiterpickel sind wohl die häufigste Form, in der wir mit Eiteransammlungen in Berührung kommen. Die meisten von uns würden sich wohl am liebsten verstecken, wenn eine solche rot-gelbe Entzündung mitten im Gesicht auftaucht, aber gefährlich sind Eiterpickel in der Regel nicht, sofern man sie in Ruhe abheilen lässt. Sie sind meist Symptom von Akne, die ständig oder auch nur gelegentlich auftritt, z. B. vor der Periode.

Bei Akne ist der Abfluss von Talg aus den Talgdrüsen gestört, was zu Ansammlungen in den Ausgängen (Poren) führt. Das kennen wir als Mitesser. Allerdings ist der weiß-gelbliche Hauttalg nicht gleich Eiter. Der entsteht erst, wenn sich die verstopfte Talgdrüse entzündet, weil sich vermehrt Bakterien anlagern und vermehren. Gerade wenn an Mitessern herumgedrückt wird, ist die Gefahr groß, dass Keime von außen in die winzigen Wunden geschleust werden. Deshalb gilt, auch wenn unreine Haut noch so lästig ist: Finger weg!

Akne betrifft bei weitem nicht nur Teenager, auch die sogenannte Altersakne ist ein Thema, das vor allem erwachsene Frauen betrifft. Je nach Akne-Form können verschiedene Mittel Abhilfe schaffen.

Abgesehen von Eiterpickeln, in welchen Formen kommt Eiter noch im Körper vor? Es gibt dafür so gut wie unzählige Möglichkeiten, denn überall, wo Entzündungen und Bakterien am Werk sind, kann theoretisch Eiter entstehen. Ob eitrige Mandelentzündung, vereiterte Schleimbeutel oder Eiterflechten auf der Haut – die Liste der Qualen ist lang. Mediziner unterteilen Eiter-Ansammlungen grundsätzlich danach, wie sie abgelagert sind:
 

  • Abszess / Eiterbeule – der Eiterherd ist in sich abgeschlossen, d. h. der Körper bildet um den Entzündungsherd eine Kapsel, um das restliche Gewebe vor dem Eiter zu schützen. Abszesse gibt es direkt unter der Haut oder auch in tieferen Schichten, etwa als unterirdische Pickel. Die Eiterbeulen können sehr schmerzhaft werden, wenn sie auf Gewebe und Nerven drücken, z. B. im Zahnfleisch.
     
  • Furunkel – sie sind ähnlich wie Abszesse, betreffen aber die Haarwurzeln von Kopf- oder Körperhaaren. Bakterien dringen entlang der Haarfollikel oder durch die Schweißdrüsen in den Körper ein und vermehren sich. Der Haarbalg entzündet sich bei einer Haarwurzelentzündung, Eiter sammelt sich an. Gerade beim Rasieren muss man vorsichtig sein, dass Haare nicht einwachsen. Wer dann daran herumdrückt, riskiert ein schmerzhaftes Furunkel.
     
  • Empyem – wenn sich Eiter in schon vorhandenen Körperhöhlen (z. B. Nasennebenhöhlen) ansammelt, ist das kein Abszess sondern ein Empyem. Solche abgeschlossenen Strukturen, wie in den Nebenhöhlen oder dem Innenohr, bieten Krankheitserregern ideale Wachstumsbedingungen. Wenn die Belüftung gestört ist, können sich Bakterien dort schnell vermehren.
     
  • Phlegmone –Eiter kann auch nicht klar abgegrenzt im Bindegewebe vorkommen. Über die Haut dringen Bakterien darin ein und vermehren sich unkontrolliert. Symptom ist u. a. eine flächige Rötung der Haut.
     
  • Panaritium – die Nagelbettentzündung, bei der die Haut um und unter dem Finger- oder Fußnagel entzündet ist. Es gibt verschiedene Methoden und Hausmittel zur Behandlung.

Farbe, Geruch und Co: Was verrät der Eiter über die Infektion?

Natürlich kann eine laienhafte Blickdiagnose von Eiter niemals den Expertenrat ersetzen. Davon abgesehen kann man die genauen Eigenschaften von Eiterbeulen und dergleichen oft sowieso nicht sehen. Wer eine eiternde Körperstelle hat, sollte auf jeden Fall zum Arzt, wenn Schmerzen, lokale Schwellung, Fieber, geschwollene Lymphknoten und allgemeines Krankheitsgefühl dazu kommen. Das kann immer ein Zeichen sein, dass sich Eiter und Keime im Körper weiter ausbreiten, was lebensgefährliche Folgen – wie eine Blutvergiftung – haben kann. Ganz allgemein kann der Betroffene und vor allem der Arzt aus Eiter folgendes "herauslesen":

Die Farbe kann Hinweise darauf geben, welche Erreger die Infektion ausgelöst haben.

  • Ist der Eiter eher grünlich, sind wahrscheinlich Bakterien aus der Gattung Pseudomonas verantwortlich. Sie fühlen sich vor allem in feuchten Umgebungen wohl und sind ein häufiger Krankenhaus-Keim.
     
  • Bei einer gelben Eiter-Färbung sind in den meisten Fällen Staphylokokken die Auslöser. Staphylokokken sind sehr häufig vorkommende Bakterien, sie werden über Schmierinfektion übertragen, z. B. verunreinigte Türklinken.
     
  • Ist die Farbe eher braun oder auch rosa, ist das ein Anzeichen, dass dem Eiter Blut beigemischt ist. Das sollte zu besonderer Vorsicht führen, da sich über eine offene Wunde am Entzündungsherd die Erreger in die Blutbahn ausbreiten können. In diesem Fall bitte unbedingt beobachten. Sofern Symptome wie Unwohlsein und Fieber dazukommen, bitte ärztlichen Rat einholen!

Der Geruch des Eiters zeigt ebenfalls, welche Bakterien-Art das Gewebe befallen hat. In vielen Fällen riecht der Eiter neutral oder süßlich, allerdings können auch deutlich abstoßende Gerüche entstehen. Wenn beispielsweise Escheria-coli-Bakterien – die in Darm und Exkrementen vorkommen – eine eitrige Infektion verursachen, kann der Eiter nach Fäkalien riechen.

Die Konsistenz von Eiter reicht von dünn- bis dickflüssig / cremig. Einerseits sind diese Eigenschaften ebenfalls ein Hinweis auf die Erreger-Art, andererseits zeigt sich auch das Stadium der Infektion. Der Körper befindet sich erst im Heilungsvorgang, wenn der Eiter ausgetrocknet ist.

Alles in allem kann man sagen, dass eine Infektion, die zur Vereiterung führt, immer dann wahrscheinlicher ist, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Unsere Abwehrkräfte werden durch viele Faktoren geschwächt, aber zum Glück haben wir auch viele Möglichkeiten, sie auf Trab zu bringen.

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