Anzeichen einer Demenz?

Wann Vergesslichkeit zum ernsten Problem wird

Eine konzentriert wirkende Geschäftsfrau mit blonden Haaren und einem grauen Top hält einen Stift an ihrer Schläfe und schaut auf einen Bildschirm außerhalb des Bildes. Ihr ernster Gesichtsausdruck deutet auf Nachdenklichkeit oder Vergesslichkeit hin. Neben ihr ist der Hashtag "#DAS MERK ICH MIR" mit einer kreativen Glühbirnen-Grafik zu sehen.
© iStock.com/AJ_Watt
Demenz können wir vorbeugen, indem wir beispielsweise körperlich aktiv bleiben, uns ausgewogen ernähren und unser Gedächtnis stetig trainieren.

Mal etwas vergessen im hektischen Alltag kennen viele. Wann Gedächtnislücken bedenklich werden sowie Möglichkeiten der Behandlung und Vorbeugung.

Ab und an etwas vergessen – das kennen wir alle. Der meist hektische Alltag bringt das mit sich und ist nicht weiter besorgniserregend. Mit dem Alter verstärkt sich der Grad unserer alltäglichen Vergesslichkeit, denn bedingt durch den Alterungsprozess verlangsamen sich bestimmte Vorgänge in unserem Körper und Gehirn. Solange dabei lediglich unsere Merkfähigkeit leicht abfällt, die generelle geistige Leistungsfähigkeit aber erhalten bleibt, bewegt sich alles in ganz "normalen" Bereichen. Verschlechtert sich Ihre Gedächtnisleistung allerdings rapide und schränkt so auch Ihren Alltag deutlich ein, dann wird Vergesslichkeit zu einem ernsten Problem und Sie sollten dringend genauer hinschauen.

Wann ist Vergesslichkeit unbedingt ernstzunehmen?

Sobald Ihnen ganz alltägliche Dinge wie Einkaufen und Hausarbeit oder das Einhalten von Arztterminen und Verabredungen schwerer fallen, sollten Sie der Sache mit Ihrem Arzt auf den Grund gehen.

Das muss nicht zwingend bedeuten, dass eine krankhafte Vergesslichkeit vorliegt, wie beispielsweise Demenz. Doch wenn Ihre Lernfähigkeit eingeschränkt ist und das Konzentrationsvermögen sowie der Orientierungssinn stark nachlassen, muss die Erkrankung zumindest in Betracht gezogen und entsprechend untersucht werden. Übrigens: Typisch für eine Demenz sind auch Persönlichkeitveränderungen der betroffenen Person. Bislang eher sanftmütige Menschen können durch die Erkrankung mit der Zeit reizbarer und aggressiver werden oder selbstsichere Frauen immer ängstlicher. Sprechen Sie in solchen Fällen immer mit Ihrem Arzt.

Das sind die typischen Symptome für eine Demenz:

  • Vergessen von getroffenen Verabredungen und Vereinbarungen
  • Gesprächen kann nur mühsam gefolgt werden
  • Personen oder Dinge werden vergessen
  • Gegenstände werden verlegt
  • Alltag mit Einkaufen, Putzen oder ähnlichem wird immer schlechter bewältigt
  • Wortfindungsstörungen
  • Orientierungslosigkeit
  • Veränderung der Persönlichkeit
  • Depressive Verstimmungen

Wichtig zu wissen: Normalerweise tritt Demenz erst im höheren Lebensalter auf. Dann kann die Krankheit kontinuierlich voranschreiten oder auch in Schüben. Der Verlauf zieht sich meistens über Jahre.

Ist meine Vergesslichkeit eigentlich noch normal? Ein Selbsttest gibt erste Anhaltspunkte:

Zunehmende Vergesslichkeit – kann einer Demenz vorgebeugt werden?

Zunächst ist es wichtig, sich nicht zu viele Gedanken über seine Vergesslichkeit zu machen. Oft stecken dahinter harmlose Ursachen oder einfach unser stressiger Alltag. Zudem gibt es eine Vielzahl an Maßnahmen, mit denen Sie aktiv gegen den Beginn einer Demenz vorgehen können und die sich leicht in den Alltag integrieren lassen.

Noch sind nicht alle Ursachen für die Entstehung einer Demenz identifiziert, doch eins ist schon klar: unser Lebensstil spielt hier wohl eine gewisse Rolle. Um einer Demenz vorzubeugen, empfiehlt daher die Weltgesundheitsorganisation WHO In ihrer Leitlinie diese Maßnahmen:

  • Körperlich aktiv sein
  • Rauchen aufhören
  • Gesunde und ausgewogene Ernährung
  • Übergewicht und Adipositas abbauen
  • Alkoholkonsum reduzieren
  • Gezieltes Gedächtnistraining, mit Logikspielen wie Sudoku oder Rätseln beispielsweise. So können Sie Ihr Gedächtnis in gerade mal 30 Minuten pro Tag verbessern.
Gesund altern: 5 Tipps, die das Gehirn fit halten

Wenn es sich doch um Demenz handelt – welche Behandlung ist möglich?

Leider ist Demenz nicht heilbar. Wenn also Vergesslichkeit, Einbußen der geistigen Leistungsfähigkeit oder Konzentrationsschwierigkeiten doch einen ernsten Hintergrund wie Demenz haben, kann der Verlauf der Krankheit mit der richtigen Behandlung definitiv verzögert und vor allem auch die Lebensqualität der Betroffenen verbessert werden. Die passenden Maßnahmen sind abhängig von der Krankheitsform und der jeweiligen Verfassung der Betroffenen.

Behandlung mit Medikamenten und Ginkgo-Extrakt

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie empfiehlt in ihrer aktuellen Leitlinie Medikamente, allerdings nur für die Behandlung der Demenzform Alzheimer. Bei jeder anderen Demenz-Grunderkrankung ist in Absprache mit Ihrem Arzt die jeweils passenden medikamentöse Behandlung angezeigt.

Wenn es sich um leichte bis mittelschwere Alzheimer-Demenz handelt oder aber um die vaskuläre Demenzform ohne Verhaltensänderungen (verursacht von Durchblutungsstörungen im Gehirn) empfiehlt die Fachgesellschaft  außerdem die Einnahme des Heilpflanzenextrakt Ginkgo Biloba EGb 761. Der Extrakt wirkt sich positiv auf die geistigen Fähigkeiten der Betroffenen aus. Das Präparat mit Ginkgo ist ohne Rezept in der Apotheke erhältlich.

Behandlung ohne Medikamente

Einen wichtigen Teil der Demenz-Therapie stellen nicht-medikamentöse Behandlungsmethoden dar:

  • das Üben von Alltagsaufgaben, wie zum Beispiel Kochen, Aufräumen oder Einkaufen
  • Gedächtnistraining: Sudoku, Auswendiglernen von Texten, wie Gedichten oder Witze
  • Logopädie
  • Bewegungstherapie: Tanzen eignet sich hier besonders gut, denn das Trainieren von Schrittfolgen oder verschiedenen Figuren fördert Konzentration und Kurzzeitgedächtnis. Auch ideal: Tai-Chi oder Qi Gong.
  • Verhaltens- und Psychotherapie
  • Stimulation durch Musik, Aromen oder Licht, zum Beispiel Klangtherapie mit Steinen
  • Ernährung bei Demenz: Blaubeeren beispielsweise enthalten Anthocyane (pflanzlicher Farbstoff), die den Abbau des Botenstoffs Dopamin verzögern und dadurch die Gedächtnisleistung verbessern. Auch ein Vitamin-D-Mangel kann hinter dem Nachlassen der Gehirnleistung stecken. Und die zu den B-Vitaminen gehörende Folsäure schützt Gehirnzellen vor dem Absterben.
  • Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus und Bluthochdruck behandeln

Ganz wichtig ist, die Angehörigen in die Behandlung einzubeziehen, um diesen den Umgang mit Demenzkranken im Alltag zu vermitteln. So ist es hilfreich, beispielsweise Stolpergefahren aus dem Umfeld des Betroffenen zu entfernen und wichtige Gegenstände im direkten Sichtfeld zu platzieren.

Noch mehr Ratgeber und Tipps zum Thema finden Sie auf unserer Themenseite #DasMerkIchMir.

Quellen:
  • WHO Guidelines: Risk reduction of cognitive decline and dementia: https://www.who.int/mental_health/neurology/dementia/guidelines_risk_reduction/en/ (Abruf: 06/2020)
  • Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN) und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN): Leitlinie Demenzen, AWMF-Leitlinien-Registernummer 038-013: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/038-013.html (Stand: 01/2016)
  • Online-Informationen der Universität Witten-Herdecke: Leitlinie für Betroffene, Angehörige und Pflegende Demenzkrankheit: http://www.evidence.de/Leitlinien/leitlinien-intern/Demenz_Start/Demenz_Pat_LL/demenz_pat_ll.html (Abruf: 06/2020)
  • Flemmer, A. Demenz natürlich behandeln: Das können Sie selbst tun, So helfen Sie als Angehöriger, Schlütersche, Hannover 2012
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