"Wie gerädert fühlen"

Warum werden Erkältungen abends eigentlich schlimmer?

Ein junges Paar sitzt abends erkältet auf dem Sofa, er niest gerade, während sie sich an ihn angelehnt die Nase putzt. Beide sind in Schals, Strickjacken und Decken eingewickelt.
© Getty Images/dolgachov
Sie sind erkältet und abends auf dem Sofa zerlegt es Sie so richtig? Damit sind Sie nicht allein. Wie die Symptome einer Erkältung sich äußern, ist tatsächlich tageszeitabhängig.

Eine Erkältung macht keinen Spaß – da sind wir uns wohl einig. Besonders schlimm ist's aber meist direkt nach dem Aufstehen und vor allem abends. Aber warum?

Bei Erkältungen ist das ja immer ein bisschen komisch. Da fühlt man sich am Tag irgendwie endlich wieder, als würde es langsam bergauf gehen, nur um dann abends wieder völlig fertig unter einer Decke auf dem Sofa zu kauern. Aber warum fühlt sich eine Erkältung abends schlimmer an? Ist dem wirklich so oder kommt uns das so vor? Und warum ist die Nase morgens so viel stärker verstopft als am Tage?

Die Erkältung ist am Abend schlimmer – oder?

Es ist tatsächlich nicht nur unsere Wahrnehmung, dass die Symptome eines grippalen Infekts morgens, vor allem aber abends stärker spürbar sind. So erklärt der Arzt Dr. Christoph Specht gegenüber RTL etwa, dass dies mit der inneren Uhr zusammenhängt, die ein jeder von uns hat. Der Tagesrhythmus bestimmt darüber, wann sich die Erkältung besonders schlimm anfühlt. Aber das ist nicht alles. Auch unsere Körperposition beeinflusst die Symptome.

Erkältung am Abend: Die Körpertemperatur lässt Fieber steigen

Selbst wenn man sich den ganzen Tag über auskuriert hat, fühlt man sich abends irgendwie doch wieder gematscht. Und das liegt tatsächlich an unserer Körpertemperatur. Die nämlich steigt über den Tag. Das ist völlig normal. Sind wir aber dank viraler Infektion gesundheitlich angeschlagen, nehmen wir das stärker wahr. Insbesondere, wenn wir aufgrund der Erkältung fösteln, merken wir doch, dass der Kopf im Vergleich zu den Händen fast schon glüht. Und erhöhte Temperatur kann mit steigender Körpertemperatur dann auch schonmal zu Fieber werden.

Das ist aber nicht alles. Denn auch die Eindringlinge, die uns krank machen, folgen dem Tagesrhythmus. Laut Dr. Specht habe man herausgefunden, dass sich die Viruslast vor allem dann stark vermehrt, wenn wir in die Ruhephase eintreten – bei einer Erkältung, bei der wir trotz Infekt also tagsüber auf den Beinen waren, bedeutet das: zum späten Nachmittag hin, wenn Ruhe einkehrt, fahren die Viren die Produktion hoch – und wir merken das an stärker werdenden Symptomen.

Erkältung am Morgen: Schleim voraus!

Die Ruhephase bringt aber noch ein weiteres Problem mit, das wir dann vor allem nachts, beziehungsweise morgens spüren – falls die Erkältungssymptome uns überhaupt schlafen lassen: Die verstopfte Nase und schlimme Hustenanfälle! Und damit wären wir beim Einfluss der Körperposition.

Wie positionieren Sie sich zum Schlafen oder zum Ausruhen? Vermutlich liegen Sie, oder? Bei einer Erkältung wird übermäßig Schleim transportiert. Beim Stehen und wenn wir uns dessen bewusst sind, dass sich Schleim ansammelt, husten wir ihn ab oder schneuzen uns, sofern uns keine geschwollene Nasenschleimhaut einen Strich durch die Rechnung macht. Beim Schlafen aber sammelt sich der Schleim an – und ist morgens entsprechend im Überfluss vorhanden. Zudem schwillt die bereits angesprochene Nasenschleimhaut im Liegen stärker an, was einen großen Teil zur verstopften Nase beiträgt.

Verstopfte Nase beim Schlafen wiederum bedeutet: Wir atmen mit offenem Mund – was wiederum dazu führt, dass unser Rachen austrocknet und wir am nächsten Morgen eine trockene, schmerzende Kehle haben.

Was tun gegen morgendliche und abendliche Erkältungsbeschwerden?

Kann man diese schlimmen Erkältungsabende und -morgende nicht irgendwie vermeiden? Dr. Specht muss leider erklären: "Viel machen kann man dagegen eigentlich nicht." Je nach Symptom gibt es aber zumindest ein paar helfende Mittelchen. Sitzt der Schleim fest und lässt sich nicht abhusten, können Schleimlöser helfen.

Auch gegen Fieber gibt es Mittel, so der Experte, jedoch lenkt er ein: Man dürfe nicht vergessen, dass Fieber ein Mechanismus des Körpers sei, um sich selbst zu heilen. Fieber könne also, obwohl unangenehm, durchaus positiv und wichtig sein. Vorsicht ist nur geboten, wenn das Fieber über 40 Grad ansteigt – bei Kindern sollte ab 39 °C die Alarmglocke schrillen. Insgesamt gilt: Über 41,5 °C kann Fieber lebensgefährlich werden, da dann körpereigene Eiweiße zerstört werden. 

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Dann lieber mit ein paar Erkältungshausmitteln versuchen, die Symptome so erträglich wie möglich zu machen. Ganz wichtig: Ruhe halten – dann kann der Körper seine Kraft darauf verwenden, sich zu heilen. Und Sie laufen keine Gefahr, die Erkältung unnötig lange zu verschleppen und schwere Folgen wie Herzmuskelentzündung oder chronischen Husten heraufzubeschwören.

Und wenn das Liegen zu unangenehm wird: Einfach den Oberkörper etwas höher lagern. Probieren Sie's aus. Nicht allen hilft dieser Tipp, aber einen Versuch ist's wert.

Bleiben Sie gesund!

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