Warum eine Affäre kein Verhältnis ist

In einer monogamen Beziehung ist Fremdgehen für viele Paare gleichbedeutend mit Betrug. Aber macht es eigentlich einen Unterschied, ob jemand eine Affäre oder ein Verhältnis hat?
Vorneweg: Man muss nicht in einer festen Partnerschaft sein, auch als Single kann man Affären und/oder Verhältnisse haben. Es gibt außerdem unzählige weitere Beziehungs-Spielarten wie beispielsweise Situationship oder Freundschaft Plus, die letzten Endes alle irgendwo zwischen unterschiedlichen Abstufungen von zwischenmenschlichen Unverbindlichkeiten pendeln, solange kein deutliches Bekenntnis zu einer festen Partnerschaft besteht.
Der Aspekt des Fremdgehens oder Seitensprungs ist also schon mal kein Merkmal für eine Affäre oder ein Verhältnis. Doch wenn das Umschauen seitwärts innerhalb einer monogamen Paar-Beziehung passiert, die auf Treue basiert, dürfte es dem/der Betrogenen im ersten Moment der Verletzung herzlich egal sein, ob der/die Liebste nun eine Affäre hat oder ein Verhältnis. Oder nicht?
Affäre oder Verhältnis? Das wird gemeinhin durch Sex definiert
Fangen wir bei der Wortbedeutung an. Der Duden definiert eine Affäre unter anderem als "Liebschaft, Verhältnis". Als Beispiel steht der Satz: "Er hatte eine kurze Affäre mit seiner Chefin" (Zitat). Synonyme sind ein "Zwischenfall" oder eine "Episode", das heißt, eine zeitliche Begrenzung findet sich schon mal immanent. "Skandal" ist ein weiteres Synonym, was wiederum eine negative Bedeutungsebene öffnet. Wenn man umgangssprachlich von einer "heißen Affäre" spricht, ist oft von einer empörenden Interaktion die Rede (politische oder illegale Affären) – oder eben von Sex.
Auf Beziehungsebene jedenfalls meinen Menschen meist das Sexuelle, wenn Sie von einer Affäre sprechen. Hingegen definiert der Duden den Begriff Verhältnis mit "Beziehung" oder "Verbindung", "persönliche Beziehung" und "Liebesbeziehung" sind ebenfalls dort erklärt. So wie der Hinweis, dass der Begriff "Affäre" für "Verhältnis" veraltet ist. Tippt man also diese Begriffe auf duden.de ein, scheint im Liebes-Miteinander eine Affäre weniger zu sein als ein Verhältnis.
Gefühle können eine Affäre verändern
Und tatsächlich, googelt man im Thema weiter, finden sich online einige Ratgeber, die den Shift von einer Affäre zu einem Verhältnis oder gar einer Beziehung an der Dauer oder den Gefühlen festmachen. Das kann also heißen: Je länger eine Affäre dauert, desto eher wird sie zu einem Verhältnis. Schließlich bleibt es kaum aus, dass man sich besser kennenlernt, wenn aus einem One-Night-Stand oder der "kurzen Affäre mit der Chefin" mehr wird – um das Anfangsbeispiel aus dem Duden zu zitieren.
Bei regelmäßigem Kontakt und häufigen Verabredungen kommt es zwangsläufig zu einer Art der Verbundenheit. Neben den gemeinsamen Aktivitäten mag dafür zu einem Teil auch das hinlänglich bekannte ("Kuschel"-)Hormon Oxytocin verantwortlich sein, das bei wiederholt einvernehmlicher Intimität sowohl bei Männern als auch bei Frauen ausgeschüttet wird. Eine Höchstdosis davon wird übrigens bei jedem Orgasmus freigesetzt.
Affäre, Verhältnis oder feste Beziehung?
Das eindeutigste Anzeichen hin zu emotionaler Verbindlichkeit ist eine (beginnende) Verliebtheit. Wie sich diese anfühlt, ist natürlich bei jedem Menschen anders. Hinweise können sein, dass die Affäre sich nach und nach öfter als bisher meldet, öffentlich Zärtlichkeiten auch nicht mehr meidet, sondern sie vielmehr austauschen möchte. Auch verliebte Blicke, Händchenhalten und weitere Pärchen-Sachen, die vorher definitiv Tabu waren, sind es nicht mehr.
Plötzlich können Pläne geschmiedet werden für Unternehmungen am Wochenende oder sogar für einen gemeinsamen Urlaub. Und es wird Interesse an Freundinnen und Freunden sowie Familie entwickelt und gezeigt. Aus der vermeintlichen Affäre wird ein*e potentielle Partner*in, die/den man dem eigenen Umfeld und Dritten vorstellen möchte. Das Verhältnis bekommt eine bindende Basis. Was nur dann ein Grund zur Freude ist, wenn beide die Affäre beenden und sich zueinander bekennen wollen.
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