Mein Leben mit Hunden aus dem Tierheim

Moderator Jochen Bendel: "Darum engagiere ich mich für Tieradoptionen"

Moderator Jochen Bendel mit Hund Snoopy
© Jochen Bendel
Jochen Bendel mit Hund Snoopy. Im Interview plaudert der Moderator unter anderem über den Neuzugang in der Familie.

Ein Tier aus dem Tierheim adoptieren? Tolle Idee – findet auch Jochen Bendel. Aber bitte verantwortungsvoll, mahnt der Moderator. Was das genau heißt und wie sein Leben mit Hunden aussieht, verrät er im Interview mit BILD der FRAU.

Jochen Bendel ist nicht nur Moderator, sondern auch Hundetrainer und PURINA-Markenbotschafter. Zusammen mit seinem Mann hat er erst kürzlich die gemeinsame Hunde-Rasselbande erweitert und einen Staffordshire-Terrier aus dem Tierheim adoptiert. Eine glückliche Familie – dennoch mahnt der Ex-"Ruck Zuck"-Quizmaster zur Vorsicht:

"Trotzdem darf so eine Entscheidung nicht unüberlegt getroffen werden. Sich für ein Tier aus dem Tierheim zu entscheiden, bedeutet, Verantwortung für ein Lebewesen zu übernehmen, das seine individuelle Geschichte hat. Dabei hat auch jedes Tier seine rassetypischen Merkmale – und die sollten natürlich zu dir und deinem Lebensentwurf passen."

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Was genau bedeutet es, mit einem Tier zusammenzuleben, zumal mit einem aus dem Tierheim? Warum ist es so wichtig und was rät der beliebte Moderator, auf seine eigenen Erfahrungen zurückgreifend? Das erzählt er BILD der FRAU im Interview.

"So viele Fellnasen haben eine zweite Chance verdient": Interview mit Jochen Bendel

Lieber Jochen Bendel, was war ausschlaggebend, einen Hund aus dem Tierheim zu adoptieren?

Jochen Bendel: Menschen, die einen vierbeinigen Begleiter suchen, mit Tieren, die sich nach einem liebevollen Zuhause sehnen, zusammenzubringen: Das ist mir seit vielen Jahren eine Herzensangelegenheit, dafür setze ich mich als Markenbotschafter für PURINA ein.

Moderator Jochen Bendel mit seinen Hunden | © Jochen Bendel
Foto: Jochen Bendel
Glückliches Miteinander: Jochen Bendel mit seinen Hunden

Durch meine Arbeit als Hundetrainer und in meinen TV-Sendungen werde ich regelmäßig mit besonderen Tierschicksalen konfrontiert. Aktuell schlagen viele Tierheime wieder Alarm, sie platzen aus allen Nähten. Daher ist es so wichtig, Aufmerksamkeit für verantwortungsvolle Tieradoption zu schaffen.

Dazu gehört auch, dass wir mit unserer Adoptionsgeschichte ehrlich beschreiben, wie dieser Weg aussehen kann. Es gibt so viele Fellnasen in unseren Tierheimen, die eine zweite Chance verdient haben, so wie unser Snoopy, den wir nie wieder missen wollen.

Warum fiel die Entscheidung auf Snoopy?

Das Tierheim in Cuxhaven macht einen fantastischen Job. Es ist wirklich bemerkenswert, was Tierheime in ganz Deutschland leisten. Dennoch kann ein Alltag im Tierheim für Hunde und Katzen belastend sein. Alle sehnen sich nach einem warmen Plätzchen, einer Familie, einem Herzensmenschen. Als der Anruf aus dem Tierheim Cuxhaven kam, haben wir daher nicht lange gezögert und wollten helfen. Ein gerade mal sechs Monate alter American Staffordshire Terrier, ein Listenhund, wurde abgegeben. 

Seit vielen Jahren engagiere ich mich für sogenannte Listenhunde, Rassen, die per se als gefährlich eingestuft werden. Das sind oft die Tiere, die im Tierheim chancenlos sind, schon viele Stationen hinter sich haben oder im schlimmsten Fall als unvermittelbar gelten.

Es ging jetzt darum, ihn schnell wieder in ein liebevolles Zuhause zu vermitteln. Ein Zuhause, das ihm die Liebe, Zeit und Geduld bieten kann, die der Jungspund braucht. Bei Snoopy war uns eigentlich sofort klar: Dieses Zuhause könnten wir ihm geben. Trotzdem haben wir uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Ich habe intensive Gespräche mit meinem Mann geführt. Dazu kommt, dass wir bereits zwei Hunde in der Familie hatten, deren Bedürfnisse essenziell waren. Wir mussten damals sicherstellen, dass unser geliebter Senior, Mops Gizmo, selbst Findelkind und klassischer Rückläufer aus dem Tierheim sowie Silberlabrador-Hündin Khaleesi den Neuzugang Snoopy nicht nur akzeptieren, sondern sich auch mit ihm wohlfühlen würden.

Moderator Jochen Bendel mit Hund Snoopy | © Jochen Bendel
Foto: Jochen Bendel
Der Neuzugang ist bei Jochen Bendel und seiner Familie längst angekommen.

Wir können so viel von unseren Vierbeinern lernen

Jetzt im Nachhinein: Warum war es richtig, ein Leben mit den Hunden zu wählen?

Tiere haben einen unglaublich wertvollen und positiven Effekt auf unsere physische und vor allem psychische Gesundheit – das bestätigen auch viele wissenschaftliche Studien, aktuell z.B. eine repräsentative PURINA-Umfrage: 85 Prozent der Haustierbesitzer*innen fühlen sich demnach glücklicher, wenn sie Zeit mit ihrem Hund oder ihrer Katze verbracht haben.

Auch ich merke jeden Tag aufs Neue, wie viel Gelassenheit und Harmonie unsere beiden Hunde in unseren Alltag bringen. Mit unseren Hunden fühle ich mich geborgen und beschützt. Zudem lehren sie mich sehr viel über mich selbst und zeigen mir beispielsweise, wie wichtig Achtsamkeit ist. Hunde leben und schätzen den Moment. Wir können einfach sehr viel von unseren vierbeinigen Begleitern lernen.

Hand aufs Herz: Gab oder gibt es auch etwas, was dabei nicht so einfach war oder ist?

Mein Mann Mathias und ich reden in unserem Podcast "Holydog" sehr offen über unser Leben mit Hunden und unsere ganz eigenen Erfahrungen und Emotionen. Vor allem der Verlust meines Gizmos hat uns sehr beschäftigt. 13 Jahren waren wir einfach unzertrennlich. Zu einem Leben mit Haustieren gehört aber auch, dass das Tier alt wird und sich die Bedürfnisse ändern. Mit Gizmo hatten wir einen Senior im Haus, der gepflegt werden musste – er hat uns damit vor ganz neue Herausforderungen gestellt. Dann irgendwann von einem geliebten Gefährten Abschied zu nehmen, das ist ganz schwer.

Ein Tier zu adoptieren bedeutet, Verantwortung zu übernehmen und viel Zeit zu investieren – und das über mehrere Jahre und Phasen des Lebens. Ich vergleiche die Mensch-Tier-Beziehung auch gerne mit der Beziehung zwischen Menschen. Genauso wie wir Menschen immer wieder an unseren Beziehungen arbeiten müssen, so müssen wir auch an der Beziehung und Bindung zu unseren Tieren arbeiten.

Unsere drei Fellnasen in Harmonie zu sehen: Das ist Glück

Was war der bislang schönste Moment im Zusammenleben mit den Tieren?

Hunde sind wie Familienmitglieder für uns. Sehr berührt hat mich, als Snoopy so langsam bei uns angekommen ist und sich auch unser Ältester Gizmo interessiert gezeigt hat. Unsere drei Fellnasen so in Harmonie zu sehen, das hat uns überglücklich gemacht. Gizmo war ja wie gesagt schon Rentner, während Snoopy seine Ausbildung gerade erst angefangen hat. Das hat dann schon seine ganz eigene Dynamik.

Ansonsten sind es wohl vor allem die kleinen Alltagssituationen, die mich glücklich machen oder zum Schmunzeln bringen. Dazu gehören zum Beispiel die täglichen Spaziergänge am Strand oder das morgendliche Kuschelritual mit unseren Fellnasen.

Ein paar Tipps für Menschen, die darüber nachdenken, ein Tier aus dem Tierheim zu holen?

Grundsätzlich gilt: Die Entscheidung für ein Haustier sollte nicht leichtfertig getroffen werden. Mein Mann und ich sind ausgebildete Hundetrainer, trotzdem haben wir uns bei der Adoptionsentscheidung sehr viel Zeit genommen, mit unserem Umfeld gesprochen und versucht, alles ganz sachlich zu bewerten, bevor wir Snoopy zu uns geholt haben. Es ist wundervoll, wenn Menschen helfen wollen und sich für ein Tier aus dem Tierheim entscheiden. Dennoch gibt es wohl nichts Traumatischeres für ein Tier, als dann wieder abgegeben zu werden.

Es gibt viele Wege, unseren Tierheimen zu helfen und sich zu engagieren. Das kann eine Adoption sein, aber auch Spenden, Patenschaften und Gassigänge sind eine wertvolle Unterstützung.

Hole dir Rat von Expert*innen und anderen Haustierhalter*innen, besuche Tierheime und lasse dich vor Ort informieren. Rede mit deiner Familie und mache dir vorab Gedanken, wo der Hund bleibt, wenn du arbeiten musst oder in den Urlaub fliegst. Hast du die Zeit und das Geld, das ein Haustier benötigt – Stichwort Tiernahrung und Tierarzt?

Es ist ja ganz normal, dass wir uns von Emotionen leiten lassen, wenn eine süße Fellnase unser Herz erobert hat. Aber ist es nicht umso wichtiger, dass wir dafür Sorge tragen, dass die Tiere nicht wieder abgegeben werden?

Die Hundetrainerausbildung habe ich vor allem aus dem Grund gemacht, Menschen dabei zu helfen, ein erfülltes Leben mit ihrem Vierbeiner zu führen und starke Mensch-Hund-Teams zu bilden. Verantwortungsvolle Tieradoption bedeutet auch, präventiv anzusetzen und unbedingt zu verhindern, dass Tiere wieder abgegeben werden, wenn es dann doch nicht so einfach läuft, wie man sich das vorgestellt hat.

Moderator Jochen Bendel mit seinen Hunden | © Jochen Bendel
Foto: Jochen Bendel
Wer einen Hund aufnehmen will, sollte sich darüber im Klaren sein, was das bedeutet, sagt Jochen Bendel. Wer sich darauf einlässt, erfährt aber jede Menge Bereicherungen für sein Leben.

Wir stellen jede Woche ein Tier vor, das auf eine Vermittlung wartet. Am vergangenen Sonntag war das Katze Tabea aus dem Berliner Tierheim. Vielleicht hast du ja ein Plätzchen für sie?

Überlegst du noch? Haustier: Ja oder nein? Das sind die Vor- und Nachteile der kuscheligen Vierbeiner.

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