Blätter welk, Knollen matschig? Dann war die Schilf-Zikade schon da

Sie ist klein, unscheinbar – und trotzdem brandgefährlich für alles, was im Garten grünt: Die Schilf-Glasflügelzikade wird bislang vor allem in der Landwirtschaft gefürchtet, breitet sich aber rasant weiter aus – und macht auch vor Gemüsebeeten in Hausgärten nicht Halt.
Die Schilf-Glasflügelzikade (Pentastiridius leporinus) sieht harmlos aus, doch wer sie unterschätzt, hat bald welkende Möhrenblätter, schrumpelige Kartoffeln und verrottende Bete im Beet.
Vorsicht vor der Schilf-Glasflügelzikade!
Die Schilf-Glasflügelzikade ist ein winziges, fliegendes Insekt – optisch irgendwo zwischen Fliege, Blattlaus und Wanze. Die Larven (genannt Nymphen) überwintern im Boden, saugen dort an Pflanzenwurzeln und machen sich im Frühjahr auf zur nächsten Mahlzeit. Ihre Flugzeit reicht von Mai bis August – perfekt also zur Hauptsaison im Garten.
Der Clou: Einmal gelandet, sticht die Zikade nicht einfach nur in deine Pflanzen, sondern sie bringt Bakterien mit. Die Rede ist von zwei Krankheitserregern, die u.a. das "Syndrom der niedrigen Zuckergehalte" (SBR) in Zuckerrüben oder die "Bakterielle Knollenwelke" in Kartoffeln auslösen.
Was richtet die Zikade im Garten an?
Was erstmal nach einem Ackerbauproblem klingt, wird zunehmend auch für Hobby-Gärtner*innen zu einem Problem. Denn die Schilf-Glasflügelzikade erweitert stetig ihr Futterangebot – neben Zuckerrüben und Kartoffeln sind mittlerweile auch Möhren, Rote Bete und Zwiebeln betroffen. Und genau die landen schließlich auch bei uns im Garten.
Erkennbar wird der Befall durch:
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plötzliche Vergilbung oder Rotfärbung der Blätter
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schrumpelige, missgebildete oder matschige Knollen
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Geiztriebe und sogenannte Luftknollen bei Kartoffeln
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verschlechterte Lagerfähigkeit und Geschmackseinbußen – vor allem bei Roter Bete
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Wurzeln, die faulen oder sich verformen
Das Gemeine: Die Zikade überträgt die Erreger schon beim ersten Stich – eine Infektion ist also schnell passiert, oft bevor man den Besuch überhaupt bemerkt.
Was heißt das konkret für Hobby-Gärtner*innen?
Zunächst einmal: Die Krankheitserreger sind nicht gefährlich für den Menschen – das Gemüse ist trotz allem essbar. Aber lecker und lagerfähig? Eher nicht. Außerdem ist der Anblick von welkenden Pflanzen und schrumpeliger Ernte eher frustrierend als erbaulich.
Vor allem kleinere Gärten in der Nähe von Ackerflächen sind gefährdet – die Zikade kennt schließlich keine Zäune. Und weil die Tiere extrem mobil und wenig wählerisch sind, können sie problemlos auch deinen Gemüsegarten befallen.
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Gibt’s denn keinen Schutz?
Das ist der Knackpunkt. Für große landwirtschaftliche Flächen gibt es mittlerweile Insektizide mit Notfallzulassungen – aber im Garten? Momentan noch nicht. Trotzdem kannst du einiges tun, um deine Beete zu schützen:
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Netze nutzen: Engmaschige Kulturschutznetze können den Zuflug verhindern – vor allem bei Möhren, Bete und Kartoffeln sinnvoll.
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Abstand halten: Wenn möglich, pflanze empfindliches Gemüse nicht direkt neben Flächen, auf denen im Vorjahr Zuckerrüben oder Kartoffeln standen – vor allem nicht, wenn dort Wintergetreide folgte (Lieblingsfutter der Nymphen).
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Fruchtfolge durchdenken: Auch im Garten lohnt es sich, die Bepflanzung zu variieren – Monokultur macht’s den Zikaden leicht.
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Gemüse regelmäßig kontrollieren: Frühzeitiges Erkennen von Vergilbungen oder Missbildungen kann helfen, das Ausbreiten einzudämmen.
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Mulchen mit System: In Versuchen zeigte Transfermulch (z. B. aus Grünschnitt oder Stroh) positive Effekte: weniger Knollenschäden, besserer Ertrag. Das lohnt sich auch für Hobbybeete!
Und wenn die Zikade trotzdem zuschlägt?
Dann gilt: Ruhe bewahren. Entferne befallene Pflanzen möglichst frühzeitig und entsorge sie nicht auf dem Kompost – das könnte die Überwinterung der Nymphen fördern. Stattdessen: über den Restmüll entsorgen.
Im Zweifel kann es auch helfen, lokale Gartenbauämter oder Pflanzenschutzdienste zu informieren – viele Regionen starten inzwischen Monitorings, um die Zikadenpopulation besser zu überblicken.
Fazit: Klein, aber oho – und nervig
Die Schilf-Glasflügelzikade ist kein Grund zur Panik, aber ein wachsendes Ärgernis für alle, die gern eigenes Gemüse ernten. Wer aufmerksam ist, mit Schutznetzen arbeitet und regelmäßig kontrolliert, kann die Gefahr deutlich eindämmen. Ganz loswerden wird man den Plagegeist wohl nicht – aber mit ein bisschen Gärtner*innen-Verstand und wachem Blick muss er nicht gleich die ganze Ernte ruinieren.
Klar, ohne Insekten geht es nicht, aber sie können eben auch großen Schaden anrichten. Etwa diese:
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