Oh nein, die nächste Wanze: Dieses unscheinbare Insekt ruiniert deine Ernte

Keine neue, aber eine zunehmend brisante Plage – im Garten und auf Äckern: Weichwanzen machen sich über verschiedenste Zier- und Nutzpflanzen her – immer häufiger sorgen sie so für Ernteeinbußen.
Was bislang vor allem in landwirtschaftlichen Betrieben auffiel, wird zunehmend auch für Hobby-Gärtner*innen relevant. Denn der Klimawandel scheint Weichwanzen in die Karten zu spielen: Mildere Winter erhöhen ihre Überlebensrate, längere Vegetationsperioden begünstigen mehrere Generationen pro Jahr. Dazu kommen neue Bewirtschaftungsformen wie Blühstreifen oder Untersaaten, die den Insekten zusätzliche Lebensräume bieten – mit dem Nebeneffekt, dass sie leichter in angrenzende Anbauflächen gelangen. Besonders in Baden-Württemberg schlagen Expert*innen inzwischen Alarm.
Weichwanzen befallen Obst und Gemüse
Weichwanzen gehören zur Familie der Miridae und sind kleine, meist grünliche Insekten, die sich von Pflanzensäften ernähren. Was erstmal harmlos klingt, wird in der Praxis zum Problem: Beim Saugen injizieren sie mit ihrem Speichel Enzyme in die Pflanzen – das Gewebe stirbt ab, es entstehen punktförmige Verfärbungen, eingesunkene Flecken oder verkrüppelte Triebe. Besonders fatal: Die Schäden zeigen sich häufig erst zeitverzögert, etwa bei der Ernte oder Verarbeitung.
Vor allem Lygus- und Orthops-Arten treten vermehrt in Erscheinung – auch in Regionen, die bislang verschont geblieben sind. Ob Erdbeeren, Sellerie, Salat oder Bohnen: Die Zahl befallener Kulturen wächst. Zierpflanzen sind ebenfalls betroffen. Folgende gelten als potenzielle Wirtspflanzen:
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Chrysanthemen
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Dahlien
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Astern
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Sonnenblumen
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Tagetes
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Rittersporn
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Levkojen
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Phlox
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Nelken
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Gerbera
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Glockenblumen
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Schmuckkörbchen (Cosmea)
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Studentenblumen
Diese Pflanzen sind besonders anfällig, weil sie zarte Triebe und Knospen ausbilden – das lieben Weichwanzen. Auch hier gilt: Verkrüppelte Blüten, braune Flecken und deformierte Triebspitzen können Hinweise auf einen Befall sein.
Vor allem bei empfindlichem Gemüse oder Obst mit hohen Qualitätsanforderungen führen solche Schäden zu erheblichen Verlusten.
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Was kann man tun gegen Weichwanzen?
Die schlechte Nachricht: Ein zugelassenes Pflanzenschutzmittel gegen Weichwanzen im Gemüsebau gibt es aktuell nicht – weder im konventionellen noch im ökologischen Anbau. Zudem sind Weichwanzen äußerst beweglich und können zwischen Kulturen hin und her wechseln, was eine gezielte Bekämpfung erschwert.
Aber: Es gibt Möglichkeiten, sie einzudämmen.
Das hilft im Garten gegen Weichwanzen:
- Kulturhygiene beachten: Unkraut und Pflanzenreste regelmäßig entfernen – auch in Randstreifen oder zwischen Reihen.
- Schutznetze nutzen: Vor allem bei empfindlichen Kulturen wie Erdbeeren, Sellerie oder Salat können feinmaschige Netze die Einwanderung verhindern.
- Gemüse regelmäßig kontrollieren: Frühzeitiges Erkennen von Schäden hilft, größere Ausbreitung zu verhindern.
- Nützlinge fördern: Marienkäfer, Raubwanzen und andere Gegenspieler können helfen, die Population zu regulieren.
Forschung und Behörden sind gefragt
Weil der Befall in einigen Regionen inzwischen flächendeckend auftritt, laufen derzeit erste Monitoring-Projekte – etwa in Baden-Württemberg. Ziel ist es, die Verbreitung besser zu verstehen, gezielte Maßnahmen zu entwickeln und möglichst bald auch für den ökologischen Anbau zugelassene Pflanzenschutzmittel zu identifizieren. Bis dahin bleibt vielen Betrieben nur der wirtschaftliche Verlust – oder der Strategiewechsel in der Anbauplanung.
Wer aufmerksam ist, befallene Pflanzen früh erkennt und Kulturmaßnahmen gezielt anpasst, kann die Schäden zwar nicht immer verhindern – aber doch eindämmen. Ganz los wird man die saugenden Schädlinge wohl nicht mehr so schnell – aber mit Wissen, Kontrolle und ein wenig Vorbereitung lässt sich der Frust zumindest begrenzen.
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