Kurios, dieser Käfer

Lilien-Killer unterwegs: So verrät sich das "krähende" Lilienhähnchen

Ein leuchtend roter Käfer krabbelt über ein grünes Blatt, im Vordergrund violette Blüten mit gelben Staubblättern.
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Kann ein Käfer mit dem niedlichen Namen Lilienhähnchen wirklich schädlich sein? Kann er...!

Lilienhähnchen? Klingt doch süß – ist aber ein echter Garten-Albtraum, denn dieser Käfer frisst sich durch Lilien und etliche andere Pflanzen. Richtig kurios: Er macht Geräusche, die an das Krähen von Hähnen erinnern...

Das Lilienhähnchen ist zwar nur ein winziger Käfer – aber mit enormer Wirkung. Wer seine Lilien liebt, sollte frühzeitig handeln. Mit dem richtigen Know-how lassen sich die gefräßigen Schädlinge nämlich ziemlich effektiv in Schach halten. Wie du ihn erkennst – und wie du ihn am besten bekämpfst.

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Was krabbelt da an deinen Lilien? Das Lilienhähnchen im Steckbrief

Das Lilienhähnchen (Lilioceris lilii) gehört zur Familie der Blattkäfer und ist mit seinen knallroten Flügeldecken und dem ebenso roten Halsschild ein echter Hingucker – zumindest auf den ersten Blick. Der Rest des Körpers ist tiefschwarz, inklusive Kopf, Beine und Unterseite. Die Käfer werden etwa sechs bis acht Millimeter groß.

Die Larven wiederum wirken wie kleine, schmierige Dreckklumpen auf den Blättern. Dahinter steckt ein cleverer Trick: Die orangeroten Larven bedecken ihren Körper komplett mit ihrem eigenen Kot, den sie gezielt auf dem Rücken ablagern. Der After ist dafür extra nach oben verlagert. Diese glibberige Hülle schützt nicht nur vor Fressfeinden, sondern dient auch als natürliche Isolierung gegen Hitze und Austrocknung. Nur der kleine schwarze Kopf lugt aus der schleimigen Masse hervor. Das Resultat: perfekte Tarnung, selbst für geübte Gärtner*innen schwer zu erkennen – und eben sehr unappetitlich obendrein.

Besonders kurios: Die Käfer können zirpen! Bei Gefahr reiben sie Brustplatten aneinander und erzeugen ein leises, krächzendes Geräusch – angeblich erinnert es an das Krähen eines Hahns. Daher auch der Name "Hähnchen". Wenn sich das Lilienhähnchen bedroht fühlt, lässt es sich einfach fallen, bleibt bewegungslos auf dem Rücken liegen und stellt sich tot. Die schwarze Körperunterseite macht es dann fast unsichtbar auf dunkler Erde.

So lebt das Lilienhähnchen – und frisst sich durch deinen Garten

Nach dem Winterschlaf im Boden – meist ab Mitte April – kommen die Käfer zurück an die Oberfläche und machen sich sofort über frische Lilien- und Kaiserkronentriebe her. Dann beginnt auch gleich die Paarung. Ab Mai legen die Weibchen ihre Eier – drei bis zwölf Stück auf einmal, vorzugsweise auf der Blattunterseite entlang der Mittelrippe. Die kleinen, ovalen Eier sind anfangs orange bis rot, später braun. Ein Weibchen kann im Lauf ihres Lebens bis zu 300 Eier legen.

Ein bis zwei Wochen nach der Eiablage schlüpfen die Larven – und starten ihr Fressprogramm. Zwei bis drei Wochen futtern sie sich durchs Blattgrün, bis nur noch Mittelrippen und Stängel übrig sind. Danach verpuppen sie sich in der Erde. Schon drei Wochen später schlüpft der Nachwuchs – und das Spiel beginnt von vorn. Bis zu drei Generationen pro Jahr sind möglich.

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Nicht nur Lilien: Diese Pflanzen sind betroffen

Wie der Name schon sagt, stehen Lilien ganz oben auf der Speisekarte des Lilienhähnchens – egal ob klassische Arten, Zuchtformen oder Hybride. Aber auch diese Pflanzen hat es zum Fressen gern:

  • Kaiserkronen (Fritillaria imperialis)

  • Schachblumen (Fritillaria meleagris)

  • Maiglöckchen (Convallaria majalis)

  • Vielblütiger Salomonssiegel (Polygonatum multiflorum)

  • Zwiebeln (Allium cepa)

  • Lauch (Allium porrum)

  • Schnittlauch (Allium schoenoprasum)

So erkennst du einen Befall

Die ersten Spuren zeigen sich meist an den Blättern: kleine Löcher, Randfraß, später auch kahle Stellen – oder gar komplett abgefressene Pflanzen. Oft verfaulen Knospen schon vor der Blüte. Auf der Blattunterseite findest du kleine, schmierige Larvenhaufen – das sind die getarnten Nachkommen. Wenn deine Lilien plötzlich keine Blüten mehr zeigen und nur noch halb so vital wirken wie sonst, ist es höchste Zeit zu handeln.

Lilienhähnchen loswerden: So schützt du deine Pflanzen

  1. Absammeln: Der Klassiker unter den Hausmitteln – effektiv bei leichtem Befall. Am besten morgens, wenn die Käfer noch träge sind. Eine Hand unter das Blatt halten oder ein Tuch ausbreiten – und dann vorsichtig abschütteln oder absammeln. Achtung: Die Käfer lassen sich blitzschnell fallen und sind am Boden schwer zu finden.
  2. Wasser marsch: Ein kräftiger Strahl aus dem Gartenschlauch hilft, Larven und Eier von den Blättern zu spülen. Die Larven sind zu unbeweglich, um zurückzukriechen. Danach am besten den Boden unter der Pflanze abkehren.
  3. Hausmittel: Ein Sprühmix aus Wasser, einem Schuss Seife und etwas Spiritus kann helfen, die Käfer zu vertreiben. Alternativ wirken auch Brennnesseljauche oder Rainfarn-Brühe – aber bitte mehrfach anwenden und nur bei trockenem Wetter, sonst wird alles wieder abgewaschen.
  4. Nützlinge einladen: Vögel, Igel, Spitzmäuse, Erzwespen oder Schlupfwespen freuen sich über ein Buffet aus Käferlarven. Wer seinen Garten insektenfreundlich gestaltet, bekommt im Gegenzug oft kostenlose Schädlingsbekämpfung.
  5. Gesteinsmehl oder Algenkalk: Damit kannst du befallene Pflanzen bestäuben, vor allem die Blattunterseiten. Das verhindert, dass neue Eier abgelegt werden. Wichtig: regelmäßig wiederholen, vor allem bei feuchtem Wetter.
  6. Chemie nur im Notfall: Wenn der Befall überhandnimmt und keine andere Methode mehr hilft, kannst du auf spezielle Insektizide zurückgreifen. Produkte mit Acetamiprid wirken zuverlässig gegen Käfer und Larven – aber bitte nur gezielt anwenden und unbedingt auf die Dosierung achten. Gilt wie immer: so wenig wie möglich, nur so viel wie nötig.

Das kannst du vorbeugend tun

• Kontrolliere deine Lilien ab April regelmäßig – besonders die Blattunterseiten.
• Lass abgelegte Eier oder erste Larven nicht einfach durchgehen, sondern entferne sie sofort.
• Eine dünne Schicht Kaffeesatz rund um die Pflanzen schreckt Käfer ab – regelmäßig erneuern!
• Pflanze robuste Sorten oder wechsle die Standorte – das erschwert dem Käfer die Orientierung.

Mit ein wenig Aufmerksamkeit, einem guten Gartenschlauch und den richtigen Hausmitteln kannst du das Lilienhähnchen daran hindern, sich allzu sehr zu vermehren. Das ein oder andere kannst du ja vielleicht vor sich hin krähen lassen – dann genieße das Käfer-Konzert einfach und erfreue dich an der faszinierenden Natur.

Klar, ohne Insekten geht es nicht, aber sie können eben auch großen Schaden anrichten. Etwa diese:

Quellen:
gartenratgeber.net, mein-gartenexperte.de, schaedlingskunde.de, landwirtschaftskammer.de, lksh.de, spektrum.de
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