Leise Gefahr Linksherzinsuffizienz

Ständig Husten oder außer Puste? Vielleicht ist Ihr Herz schwach!

Regelmäßiges Durchchecken bei Problemen wie Atemnot oder Leistungsminderung ist wichtig: Das Herz könnte dahinter stecken.
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Nächtlicher Husten, der "Herzhusten", verminderte Leistung und Atemnot können auf Linksherzinsuffizienz hinweisen. Was kann dagegen getan werden?

Herzhusten – das gefährliche Phänomen wirkt wie ein Zipperlein. Linksherzinsuffizienz versteckt sich hinter Atembeschwerden und schlechter Ausdauer.

Es beginnt schleichend und lässt sich schnell erklären, leider meist falsch. Husten stört öfter den Schlaf – wahrscheinlich eine Allergie, Treppensteigen raubt den Atem – man wird halt nicht jünger… Doch es sind klassische Anzeichen für Linksherzinsuffizienz, also eine Schwäche der linken Herzseite, die lebensgefährlich werden kann.

Herzschwäche ist eine versteckte Volkskrankheit. Die Deutsche Herzstiftung schätzt, dass bis zu vier Millionen Menschen betroffen sind, viele davon spüren noch nicht, dass ihr Lebensmuskel gerade nach und nach versagt. Wie kann das verhindert und Linksherzinsuffizienz so früh wie möglich erkannt werden?

Herzhusten? Die Frühwarnzeichen von Linksherzinsuffizienz

"Tückisch an der Herzschwäche ist, dass sie meistens mit Atemnot und einer Leistungsabnahme beginnt. Die Beschwerden können unspektakulär sein: Man schafft die Bergwanderung nicht mehr oder beim Treppensteigen geht die Puste aus. Man ist müde, abgeschlagen und die Unterschenkel und Fußgelenke sind wie geschwollen, weil sich Flüssigkeit eingelagert hat", warnt Herzspezialist Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer aus Frankfurt am Main, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Herzstiftung.

"Für Patienten und Ärzte lassen sich diese teils diffusen Leitsymptome nicht immer gleich dem Herzen zuordnen. Das birgt die Gefahr, dass ältere Personen ihre Beschwerden dem Alter zuschreiben und hinnehmen, anstatt zum Arzt zu gehen. Wer aber unter Atemnot leidet, muss sofort zum Arzt, um die Herzschwäche und ihre Ursachen zu behandeln", so Prof. Voigtländer.

Die Probleme beim Atmen kommen bei der Linksherzinsuffizienz nur indirekt von der Lunge, denn in ihr sammelt sich Wasser an. Die Ursache dafür ist aber die nachlassende Leistung des Herzens, das Blut nicht mehr vollständig in den Körper pumpen kann. Dadurch staut es sich in den Lungenkreislauf zurück, was zu Wasser in der Lunge führen kann. Deshalb werden die daraus resultierenden Symptome umgangssprachlich auch Herzhusten genannt, der zwar niedlich klingt, aber alles andere als harmlos ist.

Bei diesen Warnzeichen sollten Sie daher immer zur Hausärztin, die an Kardiologen weiterverweisen kann:

  • Atemnot bei Belastung
  • Abnahme der Leistungsfähigkeit (Treppensteigen, Bergangehen, schnell laufen)
  • Schwellungen an Knöcheln, Unterschenkeln (Flüssigkeitseinlagerung: Ödeme)
  • Husten, Rasselgeräusche beim Atmen

Zusätzlich zu den genannten Beschwerden können folgende Symptome auftreten:

  • Beschleunigter Puls, vor allem bei Belastung ("Herzklopfen")
  • Beschleunigter Atem
  • Kalte Finger, Füße und Beine
  • Nächtlicher Harndrang
  • Schwindelgefühl

Pump-Probleme: Was genau ist Linksherzinsuffizienz?

Das menschliche Herz besteht aus zwei Kammern, wobei die linke Herzkammer die Aufgabe hat, "frisches", sauerstoffreiche Blut in den Körperkreislauf zu pumpen. Bei einer Linksherzinsuffizienz ist diese Funktion eingeschränkt. Neben dem Blut-Rückstau in den Lungen ist die Folge auch, dass weniger sauerstoffreiches Blut Muskeln und Organe erreicht und sie unterversorgt werden. Die Linksherzinsuffizienz kann zwei Formen haben:

Wenn der Herzmuskel geschwächt ist und das Herz deshalb weniger Blut in den Körper pumpen kann, nennt man das systolische Herzschwäche.

Wenn zwar die Pumpkraft des Herzens erhalten ist, aber der Herzmuskel nicht (mehr) elastisch genug ist, um ausreichend Blut aufzunehmen, nennt man das diastolische Herzschwäche.

Linksherzinsuffizienz hat zwei Haupt-Ursachen

Die überwiegende Mehrheit von Herzschwächen – egal ob links oder rechts - gehen laut Prof. Voigtländer auf zwei Vorerkrankungen zurück: die koronare Herzkrankheit (KHK) und Bluthochdruck. Die KHK ist eine Durchblutungsstörung wegen verengter Herzkranzgefäße ("Arterienverkalkung") und die Grunderkrankung des Herzinfarkts. Die KHK ist besonders häufig für die Linksherzinsuffizienz verantwortlich. Wenn die winzigen Herzkranzgefäße blockiert sind, können sie einen Teil des Herzmuskels (vorrübergehend) nicht mit Sauerstoff versorgen. Das kann dazu führen, dass Herzmuskelzellen absterben. Dieser Teil des Herzmuskels verliert dadurch seine Pumpkraft, es kommt zur Herzschwäche.

Die diastolische Herzschwäche als Sonderform der Linksherzinsuffizienz kommt häufig bei älteren Menschen vor. Besonders gefährlich wird es für sie, wenn KHK und Bluthochdruck mit Diabetes gemeinsam auftreten. "Bei Diabetikern kommt die Gefahr des stummen Herzinfarkts hinzu. Diabetes kann das Schmerzempfinden für die infarkttypischen Beschwerden derart vermindern, dass der Infarkt zu spät bemerkt und notfallmedizinisch versorgt wird. Der Herzmuskel stirbt ab", warnt der Experte.

Allerdings können durchaus auch jüngere, scheinbar gesunde Menschen von Herzschwäche betroffen sein. Denn für etwa 20 bis 30 Prozent der Fälle sind defekte Herzklappen, Vorhofflimmern, angeborene Herzfehler, entzündliche Herzmuskelerkrankungen (Myokarditis) oder Alkohol- und Drogenmissbrauch verantwortlich.

Kann Linksherzinsuffizienz geheilt werden?

Nein, aber wenn die Ursache herausgefunden wurde, kann sie gezielt behandelt, aufgehalten und überwacht werden. Dazu kommen verschiedene Medikamente zur Blutdrucksenkung (z.B. ACE-Hemmer und Betablocker) und entwässernde Medikamente (sog. Diuretika) zum Einsatz. Ein weiterer wichtiger Baustein der Therapie ist regelmäßige Bewegung bzw. moderates Training.

Wenn die Pump-Leistung des Herzens schon stark gemindert ist, raten Kardiologinnen dazu, einen ICD (Interner Cardioverter/Defibrillator) – also einen Herzschrittmacher – zu implantieren. Er gibt automatisch Elektroschocks ab, wenn lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen auftreten und verhindert so den plötzlichen Herztod. In seltenen Extremfällen ist das Herz so nachhaltig geschädigt, dass als letzte Möglichkeiten eine Herztransplantation oder der Einsatz eines Herzunterstützungssystems (künstliches Herz) nötig werden. So weit muss es aber nicht kommen!

Achtung! Herzschwäche bloß nicht entgleisen lassen

Eine Entgleisung der Herzschwäche (Herzdekompensation) ist einer der häufigsten Anlässe für eine Krankenhauseinweisung, erklärt Prof. Voigtländer: "Für die Therapie der Herzschwäche ist eine aktive Rolle des Patienten enorm wichtig, um es gar nicht erst zur Verschlechterung der Herzkrankheit kommen zu lassen."

Zur Entgleisung kommt es, wenn etwa Medikamente weggelassen, falsch dosiert oder kombiniert werden. Oder wenn nicht auf einen gesunden Lebensstil geachtet wird. "Besondere Aufmerksamkeit verdient das Körpergewicht, weil ein Anstieg um mehr als zwei Kilo in drei Tagen eine Tendenz zur Flüssigkeitseinlagerung, Ödeme genannt, anzeigt. Betroffene sollten sich daher täglich wiegen," rät der Herzspezialist.

Wegen der Einnahme von Entwässerungsmitteln (Diuretika) sollten Herzschwächepatientinnen übermäßigen Salzverbrauch im Essen und zu große Flüssigkeitsmengen (über 2 Liter am Tag) vermeiden. Auch eine Überlastung des ohnehin geschwächten Herzens durch eine bakterielle oder Virus-Infektion gilt es zu vermeiden. Die Deutsche Herzstiftung rät deshalb Herzpatienten, sich unbedingt gegen Grippe (Influenza) und Pneumokokken impfen zu lassen, und natürlich, sobald verfügbar, auch gegen das Coronavirus. Die Deutsche Herzstiftung empfiehlt die Corona-Impfung ganz klar allen Herzpatient:innen.

Weitere Symptome bzw. Faktoren für eine Verschlechterung der Herzschwäche, auf die Patienten achten sollten, sind:

  • Lungenentzündungen – gehäuft bei Herzschwäche (überlasten geschwächtes Herz)
  • Beschleunigter Puls, Herzklopfen bei Belastung
  • Plötzliche Luftnotanfälle mit Todesangst (durch Blutstauung im Lungenkreislauf als Folge einer Bluthochdruckkrise)
  • Schaumiger Husten, Rasselgeräusche beim Atmen

Auch Covid-19 stellt ein Risiko für die Verschlechterung einer Herzschwäche dar. Diese Tipps sollten Betroffene beachten: Herzschwäche-Patient? So schützen Sie sich vor Corona

Damit Linksherzinsuffizienz nicht fortschreitet – aktiv werden!

Ärzte und Medikamente können bei einer Herzschwäche nur einen Teil der Behandlung übernehmen, der andere liegt in der Verantwortung der Patientinnen selbst. "Die konsequente, ärztlich abgestimmte Einnahme der Medikamente ist für den Behandlungserfolg ebenso wichtig wie die Therapie der Ursachen der Herzschwäche wie Bluthochdruck, Diabetes, hohes Cholesterin sowie Lebensstilmaßnahmen wie der Abbau von Übergewicht, der Verzicht aufs Rauchen und regelmäßige Bewegung," gibt Prof. Voigtländer zu bedenken.

Während früher bei Herzschwäche zu Schonung geraten wurde, weiß man heute: Körperliche Aktivitäten mit viel Bewegung bei vergleichsweise geringem Kraftaufwand – wie Spazierengehen, Wandern, Nordic Walking oder Radfahren – müssen fester Bestandteil der Herzschwäche-Therapie sein. Allerdings muss mit dem Hausarzt oder der Kardiologin vorher die Belastbarkeit getestet werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass regelmäßiges Ausdauertraining die Leistungsfähigkeit um 10 bis 25 Prozent verbessern kann, Krankenhausaufenthalte reduziert und die Sterblichkeit senkt.

Wichtig: Notfall akute Herzschwäche – das ist zu tun!

Während beim Begriff Herzschwäche meist die chronische Form gemeint ist (so auch in diesem Artikel), die sich nach und nach entwickelt, gibt es auch akute Herzschwäche. Das bedeutet akutes Herzversagen, meist durch einen Herzinfarkt. Um Leben retten zu können, muss sofort der Notarzt (112) gerufen werden bei folgenden Symptomen:

  • Brustschmerzen, die ausstrahlen
  • Luftnot
  • feuchter, sogar schaumiger Husten (nicht in allen Fällen)
  • kaltschweißige Haut
  • Herzrasen
  • Blutdruckabfall
  • Bewusstseinstrübung oder Bewusstlosigkeit

Wie Sie Herzinfarkte richtig erkennen, wie hoch Ihr individuelles Risiko ist und vieles weitere zu Herzkrankheiten, auch im Zusammenhang mit Corona, erfahren Sie bei der Deutschen Herzstiftung.

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