Harmlos bis gefährlich

Grippeimpfung und Nebenwirkungen? So häufig sind sie wirklich

Eine Ärztin mit bräunlichen Haaren in weißem Kittel, die blaue Handschuhen trägt, gibt einer blonden Frau, die ein hellblaues Oberteil trägt eine Grippeschutzimpfung.
© iStock/asiseeit
Welche Nebenwirkungen einer Grippeschutzimpfung sind normal und welche können gefährlich werden?

Was wirkt, hat meist auch Nebenwirkungen. So auch bei der Grippeimpfung. Um welche Nebenwirkungen oder vielmehr Impfreaktionen es sich handelt, wie gefährlich sie sind.

Es ist langsam wieder Grippezeit und die Ständige Impfkommission (Stiko) rät zur Impfung. Denn auch wenn aufgrund der sich ständig verändernden Stämme des Influenza-Virus kein hundertprozentiger Schutz geboten werden kann: Eine Grippe verläuft bei Geimpften nachweislich harmloser ab als bei Nichtgeimpften. Dazu kommt die noch immer allgegenwärtige Ansteckung mit dem Coronavirus, die das Gesundheitssystem auch ohne Grippewelle an die Grenzen bringen kann. Allein aus diesem Grund empfehlen viele Ärzte, sich in diesem Jahr gegen die Grippe impfen zu lassen. Doch damit kommt auch wieder die Frage auf: Was ist mit den Nebenwirkungen einer Grippeimpfung?

Harmlose Nebenwirkungen der Grippeimpfung: Schmerzen im Oberarm

Die Grippeimpfung wird in den meisten Fällen als Spritze in den Oberarm gesetzt. Weil bis zu 40 Prozent der Geimpften danach leichte Schmerzen in dem Arm bekommen, in den die Injektion gesetzt wurde – übrigens bei jeder Impfung möglich –, fragt der Arzt meist schon vorher: "Sind Sie Rechts- oder Linkshänder?" Bei Rechtshändern wird dann die Spritze in den linken Arm gegeben, bei Linkshändern in den rechten. Denn ein bis zwei Tage nach der Impfung kann die häufigste Nebenwirkung der Grippeimpfung auftreten – leichte bis massive Schmerzen im betroffenen Arm.

Besorgniserregend ist diese Nebenwirkung nicht. Spätestens nach einer Woche sind die Schmerzen wieder abgeklungen – ebenso wie eine andere häufige Nebenwirkung der Grippeimpfung, eine leichte Rötung der Einstichstelle. Dabei handelt es sich um eine Lokalreaktion, die ebenfalls harmlos ist.

Deshalb ist die Grippeschutzimpfung in diesem Winter so wichtig

Krank nach der Grippeimpfung?

Knapp zehn Prozent der Geimpften – genauer neun von 100 Personen – bekommen nach der Grippeimpfung schwache, grippeähnliche Symptome – leichtes Fieber, Frösteln, Schwitzen, Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen. Das zeigt, dass das Immunsystem stark auf den Impfstoff reagiert und entsprechende Abwehrzellen aufbaut – es ist letztlich also ein gutes Zeichen und verschwindet nach ein bis zwei Tagen wieder.

Werden Sie kurz nach der Impfung richtig krank – ob mit Grippe oder Erkältung –, liegt das eher daran, dass Sie schon vor der Impfung ein Virus in sich getragen haben, das jetzt ausbricht. Auch das kommt in der Grippesaison leider häufig vor. Das Problem: Man ist nicht direkt nach der Impfung immun, der Impfschutz muss sich erst aufbauen.

Gefährliche Nebenwirkungen nach der Grippeimpfung

Äußerst selten sind dagegen riskante Nebenwirkungen nach einer Grippeimpfung, wie das Robert Koch Institut betont. Das betrifft etwa Menschen mit schwerer Hühnereiweiß-Allergie, denn ein Teil der Grippeimpfstoffe wird mithilfe von Hühnereiweiß hergestellt. Die Seren enthalten deshalb Spuren von Hühnereiweiß. Symptome dieser gefährlichen Nebenwirkung sind:

  • starke Hautreaktion an der Einstichstelle mit intensivem Juckreiz
  • Atemnot
  • Kreislaufprobleme

Allerdings sind schwere allergische Reaktionen, sogenannte Anaphylaxien, nach der Grippeimpfung bei Menschen mit Hühnereiweißallergie genauso selten registriert wie bei Personen ohne diese Allergie – also extrem selten. Trotzdem sollten Allergiker ihren Arzt darauf hinweisen, bevor sie zum ersten Mal gegen Grippe geimpft werden. Es gibt mittlerweile auch Impfstoffe, die ohne Hühnereiweiß auskommen.

Nebenwirkungen durch die Grippeimpfung in der Schwangerschaft

Die Angst vor gefährlichen Nebenwirkungen durch die Grippeimpfung ist also übertrieben. Übrigens schließen sich Schwangerschaft und Grippeimpfung nicht aus. Im Gegenteil, die Stiko empfiehlt die jährliche Grippeimpfung besonders auch Schwangeren. Denn vor allem sie sollten vor der Infektion geschützt werden, weil eine Grippe in der Schwangerschaft oft besonders schwer verläuft und zu Komplikationen führen kann. Dagegen ist der Impfstoff für Mütter und ihre Ungeborenen genauso sicher und gut verträglich wie für Nichtschwangere. Bester Zeitpunkt für die Impfung ist das zweite Schwangerschaftsdrittel. Ab dem 4. Monat ist die Impfung empfohlen. Davor sollten sich Schwangere nur impfen lassen, wenn sie an einem schwachen Immunsystem leiden. Mütter geben Antikörper sogar an ihre Kinder weiter. Sind die Kinder dann auf der Welt, sind sie gleich etwas besser geschützt.

Allgemein gilt aber wie bei allen Medikamenten: Sollten bei der Grippeimpfung Nebenwirkungen auftreten, die über die beschriebenen hinausgehen, konsultieren Sie Ihren Hausarzt.

Wer sollte sich überhaupt impfen lassen?

Wer an sich gesund ist, muss sich nicht zwingend impfen lassen, auch wenn eine Grippeerkrankung dank Impfschutz, wie gesagt, meist harmloser abläuft. Manchen Menschen wird die Impfung aber empfohlen:

  • Personen über 60 Jahre
  • Schwangere ab dem zweiten Trimester oder bei erhöhter Gesundheitsgefahr auch früher
  • Personen mit chronischen Herz-Kreislauf-, Lungen-, Leber- oder Nierenleiden, Diabetes und Stoffwechselerkrankungen sowie neurologischen Krankheiten (z. B. Multiple Sklerose) sowie geschwächtem Immunsystem, etwa bei HIV-Infektion
  • Allen, die in medizinischen Einrichtungen oder in Einrichtungen mit hohem Besucheraufkommen arbeiten
  • Bewohnern von Pflegeeinrichtungen

Oktober und November sind die besten Monate für die Grippeimpfung, um genügend Impfschutz für die Wintermonate aufzubauen und nicht mehr mit eventuellen Grippeimpfung-Nebenwirkungen zur wirklich kalten Zeit des Jahres belästigt zu werden.

Der aktuelle Vierfachimpfstoff: Andere Wechselwirkungen zu erwarten?

Eine Grippeimpfung wird jährlich empfohlen. Zur Saison 2018/19 gab es erstmals auch den im Vorjahr schon erhofften Vierfach-Impfstoff für alle, mit dem die Grippewelle 2017/2018 wohl nicht so heftig ausgefallen wäre.

Den Vierfachimpfstoff gibt es seit der Saison 2013/14, seit Anfang 2018 wird er aber erst empfohlen, weshalb erst im Anschluss die Krankenkasse bei diesem Impfstoff unterstützt hat. Im Gegensatz zu trivalenten Impfstoffen, die Bestandteile von zwei Subtypen des Influenza A-Virus und von einem des B-Virus enthalten, stecken in der quadrivalenten Version auch Bestandteile einer zweiten B-Virus-Linie, die zum Beispiel in der Saison 17/18 präsenter war als die A-Linie. Die Nebenwirkungen der Grippeimpfung bleiben beim Vierfach-Impfstoff aber gleich denen der bisherigen Impfstoffe.

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