Hinterfragt

Wie entsteht eigentlich Diabetes?

Eine Frau in einem weißen Oberteil und einer blauen Hose steht und hält mit einer Hand einen Blutzuckermessgerät und mit der anderen drückt sie leicht auf den Unterbauch, was auf Schmerzen oder Unbehagen hindeuten könnte. Im Hintergrund ist eine verschwommene, moderne Inneneinrichtung sichtbar. In der oberen rechten Ecke ist das Logo "Bild der Frau AKTION Gesundheit" platziert, was darauf hindeutet, dass das Bild im Kontext von Gesundheitsaufklärung, möglicherweise im Zusammenhang mit Diabetes, verwendet wird.
© iStock/PeopleImages [M]
Wissen Sie, wie Diabetes entsteht und worin sich Typ 1 und Typ 2 voneinander unterscheiden?

Diabetes ist eine der häufigsten Volkskrankheiten überhaupt. Doch wie entsteht die "Zuckerkrankheit" überhaupt? Und können wir uns schützen?

Jedes Jahr rund 500.000 Neuerkrankungen, über sieben Millionen Erkrankte: Das sind Zahlen, die die Deutsche Diabetes Hilfe zum Thema Diabetes mellitus nennt. Und mindestens zwei Millionen der Erkrankten wissen gar nicht, dass sie an einer Form der "Zuckerkrankheit" leiden. Aber wie entsteht Diabetes überhaupt? Dafür müssen wir erst einmal klären, dass es zwei Typen der Erkrankung gibt, die unterschiedlichen Ursprung haben und unterschiedliche Krankheitsbilder aufweisen. Beide sind aber auf das Hormon Insulin und dessen Produktion in der Bauchspeicheldrüse zurückzuführen.

Deutschland gehört übrigens zu den zehn Ländern mit der höchsten Anzahl an "Zuckerkranken". Die Deutsche Diabetes Hilfe schreibt wie erwähnt von 500.000 Neuerkrankungen jährlich, der Deutsche Gesundheitsbericht Diabetes 2018 nannte immerhin 300.000. Dort wurde zudem festgestellt: Die Erkrankten werden immer jünger.

6 Symptome für Diabetes

Wie entsteht Diabetes? Wenn der Stoffwechsel Probleme bereitet

Das Hormon Insulin ist in unserem Stoffwechselhaushalt als Botenstoff unterwegs: Es bringt sozusagen den Energielieferanten Glucose, also den Zucker, in die Zellen. Insulin entsteht in der Bauchspeicheldrüse und wird dort von den Beta-Zellen der Langerhans-Inseln (benannt nach dem Arzt Paul Langerhans) hergestellt. Essen wir etwas, steigt der Blutzuckerspiegel, und diese Zellen im Inselorgan fangen an, Insulin zu produzieren. Damit kann der Körper dann die Energie aus der Nahrung herausziehen und in unseren Zellen verteilen. Währenddessen sinkt der Blutzuckerspiegel wieder ab.

Kann die Bauchspeicheldrüse zu wenig oder kein Insulin mehr herstellen oder nimmt der Körper das Hormon nicht mehr an, entsteht eine schwere Störung im Stoffwechselhaushalt. Der Blutzuckerspiegel sinkt dann nicht mehr von selbst, da ja keine Glucose mehr in den Zellen ankommt. Und die wiederum bekommen nicht genügend Energie.

Die Symptome kommen aber schleichend, die Diagnose wird daher oft erst spät gestellt. Das Problem: Die Symptome der Überzuckerung, der Hyperglykämie, sind nicht mit Schmerzen verbunden, sondern äußern sich wie folgt:

  • großer Durst
  • häufiger Harndrang
  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit sowie Leistungsminderung
  • juckende Haut (Diabetes Typ 2)
  • nur schwer heilende Wunden und chronische Infektionen
  • Sehstörungen
  • starke Gewichtsabnahme (Diabetes Typ 1)
  • Herzprobleme
  • Gefühlsstörungen und Durchblutungsstörungen in den Beinen (bis hin zur nötigen Amputation von Zehen oder Fußteilen)

Achtung Notfall: Achten Sie auf diese Symptome für Diabetes-Schock

Achten an Diabetes mellitus erkrankte Menschen nicht auf ihren Blutzuckerspiegel, etwa weil sie nichts von ihrer Erkrankung wissen oder weil die nötigen Medikamente nicht schnell genug da sind, kann es zu einem diabetischen Koma, umgangssprachlich auch "Diabetes-Schock" kommen. Fachleute sprechen dabei auch von einer hyperglykämischen Entgleisung, wenn es zu Überzucker kommt. Achten Sie auf zusätzliche Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen sowie eine tiefe, schwere Atmung, die Atemluft riecht dabei stark nach Aceton. Messen Sie unbedingt Ihren Blutzucker, ein Zeichen für Überzuckerung sind Werte über 250 mg%.

Diabetes Typ 1: Autoimmunerkrankung

Auch wenn sich die Auswirkung am Ende ähnelt, so sind die beiden hauptsächlich verbreiteten Diabetes-Typen doch unterschiedlich in ihrer Entstehung. Diabetes Typ 1 resultiert zumeist aus einer Autoimmunerkrankung, bei der das körpereigene Immunsystem gegen die Beta-Zellen der Langerhans-Inseln in der Bauchspeicheldrüse schießt. Sie werden als Fremdkörper wahrgenommen und zerstört. Insulin kann schließlich nur noch in geringer Menge oder gar nicht mehr produziert werden.

Diabetes Typ 1 tritt in der Regel zuerst im Kindes- und Jugendalter auf. Seltener kommt es vor, dass diese Form noch im Erwachsenenalter entsteht. Die Erkrankten sind auf Insulinspritzen angewiesen. Da der Körper es nicht mehr herstellen kann, muss es von außen zugeführt werden, damit die Glucose aus dem Blut (der Blutzucker) als Energie in die Zellen gelangen kann. Kann der Körper die Glucose nämlich nicht verwerten, führt das zu einem Energiemangel, weshalb der Körper auf Fettreserven zurückgreift und diese verbrennt. Daher sind Typ-1-Diabetiker meist auch eher schlank. Hier kann es jedoch zu einer Ketoazidose, einer Übersäuerung des Blutes kommen. Ketone sind Stoffwechselprodukte, die für den Körper giftig sein können und die Zellen schädigen.

Wer sich Insulin spritzen muss, muss seinen Blutzuckerspiegel regelmäßig messen. Wird zu viel Insulin zugeführt, kann es hier auch zu einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) kommen. Zu wenig Zucker im Blut kann dazu führen, dass das Gehirn nicht mehr genügend mit Energie versorgt wird, was zu Schäden an Hirnzellen führen kann.

Egal wie, ein genaues Beobachten und Einstellen des Blutzuckerspiegels ist lebenswichtig, sonst kann es auf Dauer zu schweren Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems kommen. Ist der Blutzuckerspiegel dauerhaft zu hoch, verändern sich die Gefäßwände. Bei Menschen mit nicht ausreichend behandeltem Diabetes ist eine häufige Todesursache der Herzinfarkt.

Heilbar ist Diabetes Typ 1 bisher nicht, Patienten können abgesehen von der Insulininjektion (über Spritzen oder Pumpen) und dem Beachten von Ernährungsvorgaben aber ein recht normales Leben führen.

Diabetes Typ 2: Meist Folge eines ungesunden Lebensstils

Anders ist es bei Diabetes Typ 2, der häufigsten Form der Zuckerkrankheit, die etwa 80 bis 90 Prozent aller Diabetiker betrifft. Einst wurde diese Form auch als "Altersdiabetes" bezeichnet, doch sie trifft vermehrt auch jüngere Menschen. Sie wird auch als "Wohlstandskrankheit" bezeichnet, da sie in aller Regel aus einer Überernährung resultiert.

Hier ist die Bauchspeicheldrüse eigentlich fit und produziert genügend Insulin. Doch aus Gründen, die Forscher derzeit untersuchen, entwickeln die Körperzellen, die eigentlich auf Energie in Form von Glucose angewiesen sind, eine Insulinresistenz. Sie erkennen das Insulin nicht mehr und lassen es nicht durch – und damit auch nicht den Zucker. Der Blutzuckerspiegel kann so nicht sinken. Daraufhin produziert die Bauchspeicheldrüse aber immer mehr Insulin (Prädiabetes) – bis sie irgendwann merkt, dass das Hormon im Überfluss vorhanden ist. Sie ist überlastet, fährt die Produktion herunter oder stellt sie im schlimmsten Fall sogar ganz ein, kann den Körper aber dann nicht mehr mit genügend Insulin versorgen. Der braucht aber durch Übergewicht eigentlich mehr davon.

Forscher haben mittlerweile herausgefunden, dass es einen Zusammenhang  zwischen Übergewicht, allem voran Bauchfett und Diabetes Typ 2 gibt. Die Bauchspeicheldrüse kann durch ein Zuviel an Körperfett nicht mehr richtig funktionieren. Das Problem: Je mehr Körperfett, desto mehr Insulin wird eigentlich benötigt.

Im Umkehrschluss bedeutet das allerdings auch: Wird die Erkrankung mit Diabetes Typ 2 noch frühzeitig erkannt, kann sie durch Reduzieren des Körperfetts – sprich Abnehmen – und eine gesündere Ernährung und Lebensweise aufgehalten werden. Auch Diabetes Typ 2 kann nicht geheilt werden, jedoch muss nicht jeder Patient Insulin spritzen oder medikamentös behandelt werden. In frühen Phasen lässt sich durch Gewichtsreduktion, ausreichend Bewegung und die passende Ernährung bei Insulinresistenz ein normales Leben führen. Denn für weniger Körpermasse reicht das noch produzierte Insulin dann oft noch aus. Erst bei Folgeerkrankungen sind Medikamente notwendig.

So können Sie Diabetes Typ 2 vorbeugen

Da bei Diabetes Typ 2 die Symptome wie gesagt häufig erst sehr spät im Krankheitsverlauf auftreten, ist es um so wichtiger, rechtzeitig vorzubeugen sowie regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen zu gehen.

Die Hausärztin/der Hausarzt kann über eine Blutentnahme eine Blutzucker-Bewertung anhand von HbA1c (Langzeitblutzuckerwert), Nüchternblutzucker (Nüchternblutglukose) oder 2-Stunden OGTT (oraler Glukose-Toleranz-Test) Messwerten durchführen.

  • Der HbA1c-Wert ist unser Blutzucker-Langzeitgedächtnis, der zeigt, wie sich unser Blutzucker über die letzten drei Monate verhalten hat. Hintergrund: Befindet sich dauerhaft viel Zucker in unserem Blut, verbindet dieser sich untrennbar mit unserem roten Blutfarbstoff, dem Hämoglobin. Nach ca. drei Monaten wird das Hämoglobin vom Körper erneuert. Liegt der Wert des verzuckerten Hämoglobins unter 45 mmol/mol (6,2%) ist alles normal. Liegt der Anteil über 48 mmol/mol (6,5%), deutet das auf Diabetes hin.
  • Der Nüchternblutzucker (oder Nüchternblutglukose) wird morgens vor dem Frühstück bestimmt. Werte unter 100 mg/dl bzw. unter 5,6 mmol/l gelten als unauffällig. Bei 126 mg/dl (bzw. 7,0 mmol/l) oder höher liegt wahrscheinlich Diabetes vor.
  • Der orale Glukosetoleranztest (kurz oGTT), ein Zuckerbelastungstest, kann bei unklarer Diagnose Aufschluss geben. Hierfür wird erst der Nüchternblutzucker bestimmt, dann eine Zuckerlösung, mit einer standardisierten Menge reiner Glukose verabreicht. Die Ärztin/der Arzt testet so, ob Ihr Körper den Zucker schnell aus dem Blut in die Zellen aufnehmen kann. Dafür wird nach zwei Stunden erneut Ihr Blutzucker bestimmt.

Wie bei Diabetes Typ 1, können auch bei Diabetes Typ 2 die Ursachen im Erbgut liegen. Doch neben den Vorsorgeuntersuchungen können Sie auch selbst mit Ihrem Lebensstil das Risiko gehörig senken, an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Vermeiden Sie Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen, Alkohol im Übermaß. Sorgen Sie besser für eine

  • gesunde und ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse und wenig rotem Fleisch und Zucker. Verwenden Sie hochwertige Pflanzenöle zum Kochen. Trinke Sie ausreichend Wasser oder ungesüßte Kräutertees. Vermeiden Sie Softdrinks und Fertiggerichte (versteckter Zucker!).
  • regelmäßige Bewegung mit moderatem Sport und/oder Gartenarbeit
  • Stressreduktion, denn Stresshormone erhöhen den Blutzuckerspiegel. Stress kann zudem in unserem Körper Botenstoffe aktivieren, die die Wirkung von Insulin hemmen. Dies wiederum fördert eine Insulinresistenz.
Mehr zum Thema
Inhalte durchsuchen: