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Gebärmutterhalskrebs: Wie die HPV-Impfung schützt

Im Vordergrund eine Spritze, dahinter verschwommen der Oberarm einer Frau. Daneben das Logo der "Aktion Gesundheit" von BILD der FRAU.
© iStock/Pornpak Khunatorn [M]
Die HPV-Impfung schützt vor vielen Erregern von Gebährmutterhalskrebs. Deshalb is eine Impfung schon in jungen Jahren wichtig!

Ursache für Gebärmutterhalskrebs sind Viren. Dagegen hilft eine Impfung – hier liest du alles, was man darüber wissen sollte.

Pro Jahr werden in Deutschland rund 4.700 Frauen mit der Diagnose Gebärmutterhalskrebs konfrontiert, etwa 1.500 sterben an dieser Erkrankung. Gebärmutterhalskrebs tritt vor allem im Alter über 40 Jahren auf. Vorstufen davon gibt es oft schon ab 20 Jahren – diese können schonender behandelt werden. Eine Impfung, die vor Krebs schützt – im Fall von Gebärmutterhalskrebs, medizinisch Zervixkarzinom, ist das möglich. Denn die Ursache für den Krebs, der Muttermund und Gebärmutterhals betrifft, sind Humane Papillomviren (HPV). Es gibt über 200 verschiedene Arten dieser Virenfamilie. Das beste Impfalter ist von neun bis 14 Jahre. Hier finden Sie alle wichtigen Informationen rund um Impfung gegen HPV.

So wird HPV übertragen

Humane Papillom-Viren, kurz HPV, verursachen Gebärmutterhals­krebs. Auch der seltenere Scheiden­krebs oder der Anal­krebs bei Frauen und Männern können durch diese Viren verursacht werden. Humane Papillomviren werden beim Geschlechtsverkehr übertragen. Auch mit Kondom ist eine Ansteckung möglich. Mehr als die Hälfte aller Männer und Frauen ist mit HPV infiziert, wie der Krebsinformationsdienst berichtet.

Allerdings erkranken nur die wenigsten von ihnen: Das Immunsystem besiegt die Viren in den meisten Fällen oder sie führen, je nach Art, zu einfachen Hautwarzen (Papillomen) oder Genitalwarzen. Bestimmte Hochrisikotypen der HPV können sich jedoch in der Genitalregion, dem After und dem Gebärmutterhals einnisten. Nach und nach kann sich daraus Krebs entwickeln.

Darum sollten alle jungen Frauen und Männer geimpft werden

Das Modell eines HP-Virus. | © iStock/xrender
Foto: iStock/xrender
Eine Impfung kann vor einer Infektion mit HPV schützen.

Seit 2006 gibt es eine Impfung gegen die HPV-Hochrisikotypen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die HPV-Impfung für alle Mädchen zwischen neun und 14 Jahren, am besten bevor sie das erste Mal Sex haben und sich dabei mit den Viren infizieren könnten. 2018 weitete die Stiko ihre Empfehlung aus und rät nun auch Jungen und jungen Männern zur HPV-Impfung – und zwar mit dem Impf­stoff Gardasil 9. Der andere Impf­stoff Cervarix wirke weniger breit und sein Nutzen sei weniger gut untersucht.

Die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) rät ebenso zur Impfung von Jungen und jungen Männern. "Da der Penis den Haupt-Transmitter für HPV darstellt, ist der Verzicht auf die Jungenimpfung fahrlässig", sagt DGU-Präsident Prof. Dr. med. Kurt Miller. Außerdem können HPV nicht nur das Zervixkarzinom auslösen, sondern auch bestimmte Formen von Analkrebs und andere Tumoren im Genitalbereich – die Viren sind also auch für Männer gefährlich.

Warum noch eine Impfung für Kinder?

Wichtig ist eine Impfung VOR dem ersten Geschlechtsverkehr, um sich effektiv vor der ersten möglichen Anste­ckung gegen HPV zu wappnen. Wichtig zu wissen: Die Viren können auch über Oralsex in den Mund-Rachen-Raum eindringen. Ca. 80 Prozent der sexuell Aktiven infizieren sich damit – vor allem im Alter von 15 bis 25 Jahren. Das Problem: Wenn sich die Viren erst einmal auf den oberen Hautschichten im Genital-, After- oder Rachen­bereich angesiedelt haben, bleiben sie bei ca. 10 Prozent der Betroffen auch dauerhaft. Die Viren lassen diese Haut­zellen dann zu Krebs­vorstufen wuchern, das kann für die Betroffenen in etwa 10 bis 30 Jahren Krebs bedeuten.

Ein junges Mädchen wird in den Oberarm geimpft. | © iStock/FatCamera
Foto: iStock/FatCamera
Das beste Alter für die Impfung liegt bei 9 bis 14 Jahren.

Expert*innen betonen, dass 9- bis 14-Jährige in Deutsch­land im perfekten Impfalter dafür sind, da sie in diesem Alter in der Regel noch keinen Sex hatten, also virenfrei sind. Außerdem schlage die Impfung bei Kindern und jungen Teen­agern besser an als bei älteren Jugend­lichen oder Erwachsenen. Daher benötigen 9- bis 14-Jährige für einen Schutz nur zwei Impf­dosen, die älteren drei.

Für Erwachsene empfiehlt die Ständige Impf­kommis­sion die Impfung nicht, da viele schon eine Infektion durch­gemacht haben. Die Impfung nutzt dann weniger. Ausnahmen bilden Frauen, die bereits eine Konisation aufgrund einer Krebsvorstufe oder eines Krebses hinter sich haben. Hier informieren Krankenkassen und Gynäkolog*innen über Notwendigkeiten und Möglichkeiten der Impfung.

Welche Impfstoffe gibt es?

Die Impfung schützt zwar nicht zu 100 Prozent vor Krebs, belegt ist nur, dass sie die Vorstufen einiger Krebs­arten verhindern kann. Insgesamt sinkt das Risiko für durch HPV verursachte Tumoren wie Gebärmutterhalskrebs erheblich, nach derzeitigem Kenntnisstand um etwa 75 Prozent.

Verpackung des Medikamentes Gardasil gegen das HP-Virus. | © imago images/blickwinkel
Foto: imago images/blickwinkel
Gardasil 9 ist einer der bekannten Impfstoffe gegen HPV.

Bekannt sind inzwischen als 200 HPV-Typen. Der Impf­stoff Gardasil 9 des Pharma­konzerns MSD wirkt gegen 9 der 40 HPV-Typen, die für Infektionen verantwortlich sind. Gardasil 9 wirkt auch gegen die Auslöser für Genitalwarzen. Der zweite Impf­stoff heißt Cervarix von Glaxo Smith Kline schützt nach­weislich vor den zwei Haupter­regern für Gebärmutterhals­krebs, allerdings nicht vor Genitalwarzen.

Deutsche Gynäkolog*innen verordnen trotz des höheren Preises deutlich mehr Gardasil 9 als Cervarix. Zwei Spritzen Gardasil 9 kosten etwa 325 Euro, zwei Spritzen Cervarix rund 313 Euro. Die Kosten für beide Impf­stoffe für Kinder und Teen­ager unter 18 Jahre werden von den Krankenkassen übernommen.

Impfung, Vorsorgeuntersuchung und Schutz wichtig

Auch geimpfte Frauen sollten weiter den Pap-Test machen, geimpfte Männer sollten regel­mäßig Urolog*innen gehen und bei wechselnden Sexpart­ner*innen sollten weiterhin Kondome angewendet werden.

Mögliche Nebenwirkungen der Impfung sind kurzfristig leichtes Fieber und Unwohlsein sowie Schmerzen an der Einstichstelle. Nach bisherigen Untersuchungen und wissenschaftlichen Daten scheint das Risiko für schwere Neben­wirkungen bei der HPV-Impfung ähnlich gering wie bei anderen Impf­stoffen zu sein.

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