Hit oder Humbug?

Entgiftungspflaster: Funktioniert das Detoxen über die Füße oder alles Nepp?

Frau klebt Entgiftungspflaster auf Fußsohle
© Shutterstock/GBALLGIGGSPHOTO

Schlacken, Entgiften, Detox – mit diesen Begriffen werden Entgiftungspflaster beworben. Meist auf die Füße geklebt sollen damit "schlechte" Stoffe aus dem Körper gesaugt werden. Doch kann das tatsächlich funktionieren oder ist es großer Humbug? Wir haben die Antwort.

Ein Pflaster über Nacht auf die Fußsohle kleben und damit "schlechte" Stoffe aus dem Körper einfach herausziehen – das Versprechen geben sogenannte Entgiftungspflaster. Der Detox-Effekt soll Schlacken und Gifte entfernen, die sich im Körper angelagert haben. Ist das tatsächlich möglich und was sollen die Detoxpflaster da eigentlich genau aus dem Körper saugen?

Entgiftungspflaster: Detox über die Füße ?

Es gibt zahlreiche Anbieter der wundersamen selbstklebenden Entgiftungspflaster. Nach Anwendung und damit Ausleitung diverser Giftstoffe sollen sie sogar chronische Beschwerden, Gelenk- und Organschmerzen, Entzündungen, ja sogar Migräne heilen können. Und das bei rund 2 Euro pro Pflaster.

Die Wirkungsweise wird bei jedem Hersteller ein wenig unterschiedlich beschrieben. Und alleine das sollte schon skeptisch machen. Auch die in der Regel pflanzlichen oder natürlichen Wirksubstanzen unterscheiden sich. Da tauchen dann Baumessig, Cayenne, Lavendel, Vitamine, diverse Spurenelemente, aber auch Amethyst und Bergkristall auf.

Können Stoffe im Entgiftungspflaster die natürliche Hautbarriere überwinden?

Die Haut ist nicht für alles durchlässig – zum Glück. Und viele Substanzen benötigen für den Übergang in den Körper Trägersubstanzen, meist Öle oder Fette. Von denen ist in den Pflastern aber nicht unbedingt was zu finden. Und dass solche Stoffe etwas aus dem Körper herausziehen wie ein Magnet – so funktioniert es nicht.

Aber man sieht doch, dass ein Entgiftungspflaster schlechte Stoffe aus dem Körper zieht – schließlich finden sich nach Ablösen des Pflasters vom Fuß doch braune bis schwarze Ablagerungen im Textil. Sind das nicht die ganzen Gifte und Schlacken aus dem Körper? Nein, sind sie nicht.

Woher rührt die dunkle Färbung auf dem Detox-Pflaster?

Tatsächlich haben Forscher in diversen Entgiftungspflastern den eigentlichen Grund gefunden, der die braune Färbung erklärt. Hersteller mischen den Pflastern Wirkstoffe bei – unter anderem übrigens den oft aufgeführten Baumessig –, die durch die Feuchtigkeit, die sich am Fuß zwischen Haut und Pflaster bildet (also Fußschweiß), nach oben gelangt oder sich durch Oxidation dunkel verfärbt. 

Ziehen Sie sich also morgens ein braunes Pflaster vom Fuß, haben Sie einfach nur ein wenig geschwitzt.

"Baumessig" ist sicher nicht gut für die Haut

Dazu kommt: Ist Baumessig, der außerhalb der Pseudomedizin nicht geläufig ist, bei dem es sich aber vermutlich einfach um Holzessig handelt, im Pflaster vorhanden und Sie entdecken einen braunen, klebrigen Fleck an Ihrem Fuß, der auf der Fußunterseite gereizt wirkt, liegt das nicht daran, dass Gifte aus Ihrem Körper herausgezogen wurden.

Vielmehr hat der als hautreizend bekannte Holzessig eine gute Angriffsfläche auf Ihrer durch die Feuchtigkeit aufgeweichten Haut erhalten.

Holzessig wiederum ist das Kondensat, das bei der Holzvergasung entsteht und besteht aus Wasser, Essigsäure, Methanol, Aceton, Methylacetat, gelöstem Holzteer, Kreosot, Brandharzen und -ölen, Aldehyden und Co  – und das klingt alles nicht so angenehm und hautfreundlich.

Statt Entgiftungspflaster besser die Selbstheilungskräfte des Körpers unterstützen

Unser Körper kann das mit dem Loswerden von "Giften" übrigens selbst ganz gut. Da braucht es keine dubiosen Entgiftungspflaster oder sonstige teure Kuren. Nehmen wir den Darm als Beispiel.

Dass sich dort Schlacken ablagern, ist physisch gar nicht möglich. Die Darmwände sind ständig in Bewegung und werden mit Verdauungssäften versorgt, die den Darm eines gesunden Menschen in Betrieb halten. Absetzen kann sich da nichts – irgendwann kommt’s so oder so raus. Da sollten Sie keinesfalls mit sogar schädlichen Einläufen nachhelfen.

imago81678710h.jpg | © imago/Westend61
Foto: imago/Westend61

Unser Tipp: Sparen Sie sich das Geld für teure Quacksalbermittel und investieren Sie dieses lieber in gesunde Ernährung. Gewisse Lebensmittel wirken unterstützend und schützen beispielsweise die Leber, und auch Ihre Lunge können Sie mit natürlichen Mitteln reinigen. Oder investieren Sie in die schönen Dinge im Leben, die Ihre Laune heben – denn auch die hat großen Einfluss darauf, wie es Ihnen insgesamt geht.

Wenn Sie Ihrem Körper wirklich etwas Gutes tun wollen, sollten Sie also lieber über eine langfristige Ernährungsumstellung nachdenken: Weniger Alkohol, mit dem Rauchen aufhören, mehr frisches Gemüse statt Fast Food – damit geht es Ihnen langfristig besser, und Ihr Körper muss tatsächlich weniger Gifte ausschwemmen.

Mehr zum Thema
Inhalte durchsuchen: