Dabei ist gerade Vorsorge so wichtig

Warum Männer Arztbesuche scheuen – und wie du helfen kannst, das zu ändern

Älterer Mann mit grauem Bart lässt in Klinik von Ärztin im blauen Kittel seinen Glukosesensor am Oberarm scannen.
© Adobe Stock / Halfpoint
Vorsorge ist so wichtig – und dennoch lassen viele Männer sie schleifen, genauso wie den Gang zur Ärztin bzw. zum Arzt ganz allgemein. Warum nur?

Geht dein Liebster freiwillig zu Vorsorgeuntersuchungen? Sucht er von selbst eine Praxis auf, wenn ihm etwas weh tut? Glückwunsch! Die meisten Männer verhalten sich leider anders. Warum das so ist, woran es hapert – und wie du deinen Mann unterstützen kannst.

Er ist müde, hat Rücken oder "irgendwas mit dem Magen" – und trotzdem macht er lieber weiter, statt einen Termin in der Arztpraxis zu vereinbaren. So geht es vielen Männern.

Darf ich während der Arbeitszeit zum Arzt?

Warum nur lassen sie sich seltener helfen als Frauen, warten länger mit ihren Beschwerden – und nutzen deutlich weniger Vorsorgeangebote? Dabei ist medizinische Prävention gerade für Männer besonders wichtig.

Männer sind gesundheitlich besonders gefährdet

Männer scheiden in Deutschland im Schnitt rund fünf Jahre früher aus dem Leben als Frauen. Sie sind häufiger von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen, sterben öfter an Krebs – und auch psychisch geht es vielen nicht gut: Suizid ist in vielen Ländern Europas die häufigste Todesursache junger Männer. Dazu kommen Risikofaktoren wie Übergewicht, Alkohol, Drogen oder riskantes Verhalten im Straßenverkehr. Das zeigt: Männer sind aus gesundheitlicher Sicht nicht das starke, sondern das verletzlichere Geschlecht.

Und doch gehen Männer deutlich seltener zum Arzt oder zur Ärztin. Studien zeigen, dass nur 22 Prozent von ihnen regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen – bei Frauen sind es mehr als doppelt so viele. Was auffällt: Vor allem zwischen 40 und 60 ist das Risiko für plötzlichen Herztod oder chronische Krankheiten hoch – genau in dieser Altersgruppe aber ist der Besuch in der Praxis besonders selten.

Warum Männer Vorsorge meiden

Viele Männer vermeiden den Gang in die Praxis – selbst dann, wenn sie gesundheitliche Probleme haben. Die Gründe dafür sind vielfältig. Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann nennt dem Bayrischen Rundfunk gegenüber den häufigsten Satz in der allgemeinmedizinischen Sprechstunde: "Ich bin nur hier, weil meine Frau mich geschickt hat." Kein Wunder, dass Mediziner*innen berichten: Zwei von drei Männern erscheinen nur auf sanften Druck aus dem familiären Umfeld.

Woran liegt das?

  • Eine zentrale Rolle spielen Ängste. Die Angst, als schwach wahrgenommen zu werden, wenn man stereotype Männlichkeitsbilder nicht mehr bedient: stark sein, durchhalten, nicht jammern. Aber auch die Angst vor einer schlechten Diagnose.
  • Andere wiederum fürchten sich vor peinlichen Untersuchungen, Schmerzen oder der gefürchteten Prostata-Tastung.
  • Auch praktische Hindernisse spielen eine Rolle: lange Wartezeiten, unflexible Sprechstunden, kaum männliche Ansprechpartner in den Praxen.

Und:

  • Manche Männer sind schlicht zu wenig informiert: Sie kennen ihre Blutzuckerwerte nicht, wissen nicht, was eine Urogenitalklinik ist oder welche Vorsorgeuntersuchungen überhaupt angeboten werden.

Gesundheit wird in vielen Familien noch immer als "Frauensache" wahrgenommen – mit dem Resultat, dass Jungen seltener an eine gesundheitsbewusste Haltung herangeführt werden.

Warum Früherkennung Leben rettet

Viele Krankheiten – darunter Krebs, Diabetes, Gefäß- oder Herzleiden – verursachen anfangs keine Beschwerden. Wer erst zum Arzt oder zur Ärztin geht, wenn es "nicht mehr anders geht", riskiert eine späte Diagnose mit schlechteren Heilungs-Chancen.

Das zeigt sich deutlich an der Darmkrebsvorsorge: Seit ihrer Einführung ist die Sterblichkeitsrate bei Frauen um 39 Prozent gesunken – bei Männern nur um 29 Prozent, weil sie seltener zur Vorsorge gehen.

Dabei ist der Nutzen enorm: Wer Erektionsstörungen ärztlich abklären lässt, stößt mitunter auf frühe Hinweise auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Und wer regelmäßig zum Gesundheits-Check geht, erkennt Gefahren wie Bluthochdruck oder hohe Blutfettwerte rechtzeitig – und kann gegensteuern.

Männergesundheit braucht Aufmerksamkeit
Nur 13  Prozent der jungen Männer gehen regelmäßig zur Vorsorge. Dabei ist Früherkennung entscheidend – etwa bei Krebsarten wie Hodenkrebs. Auf maennergegenkrebs.de erfährst du, wie wichtig es ist, früh aktiv zu werden – und was bekannte Unterstützer*innen tun, um das Bewusstsein dafür zu stärken.

So kannst du deinen Partner unterstützen

Es muss ja nicht immer nur der Partner sein – auch Vater, Bruder, Freunde gehören zur Zielgruppe. Bestimmt willst du, dass alle von ihnen lange und gesund leben, oder? Du kannst helfen und aktiv werden – ganz ohne zu nörgeln:

  • Ermutige liebevoll: Mach deutlich, warum dir seine Gesundheit am Herzen liegt. Vielleicht schreibst du ihm eine kleine Karte oder Nachricht – mit Erinnerungen, warum er wichtig ist.

  • Geh mit gutem Beispiel voran: Wenn du regelmäßig zur Vorsorge gehst, senkst du bei ihm die Hemmschwelle.

  • Hilf bei der Terminfindung: Unterstütze ihn dabei, eine ärztliche Praxis zu finden, in der er sich wohlfühlt – zum Beispiel durch Empfehlungen aus dem Umfeld.

  • Begleite ihn, wenn er will: Gerade beim ersten Besuch kann es helfen, jemanden an der Seite zu haben.

  • Sprecht offen über Gesundheit: Redet über Themen wie psychische Belastung, Sexualität oder Ängste. Schaffe einen Raum, in dem solche Gespräche möglich sind. Dadurch wird gesundheitliche Vorsorge normalisiert.

  • Und nicht zuletzt: Feiere es, wenn er den ersten Schritt macht. Das kann Motivation für zukünftige Besuche sein – und ihn darin bestärken, dass es okay ist, sich um die eigene Gesundheit zu kümmern.

Fazit: Männer brauchen eine neue Gesundheitskultur

Das Klischee vom starken, unverwundbaren Mann hält sich hartnäckig – aber es beginnt zu wackeln. Immer mehr Männer erkennen, wie wichtig Achtsamkeit und Prävention sind.

Doch es braucht noch viel mehr: eine Gesellschaft, die Gesundheitsvorsorge für Männer mitdenkt, medizinische Angebote, die niedrigschwelliger und männlicher adressiert sind – und Menschen im Umfeld, die Mut machen und motivieren. Denn: Gesundheit ist keine Schwäche. Sondern eine Stärke, die gepflegt werden darf – und muss!

Quellen:
it-boltwise.de, pmc.ncbi.nlm.nih.gov, mdanderson-org, br.de, ihre-vorsorge.de
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