Entgiftungspflaster: Echtes Heilwunder oder Humbug?

Detox ist ja so eine Sache: Was ist eigentlich sinnvoll – und funktioniert das Entschlacken überhaupt? Vor allem, wenn es darum geht, teure Mittel zu kaufen, solltest du wachsam sein – so beispielsweise bei Entgiftungspflastern.
Böse Stoffe aus dem Körper einfach herausziehen: Das versprechen die sogenannten Entgiftungspflaster – selbstklebende Pflaster, die über Nacht auf den Körper, meist auf die Fußunterseite geklebt werden. Und dann soll sie losgehen, die "Entgiftung", mit der in der Regel das Entfernen von schlechten Stoffen gemeint ist, die gerne als "Schlacken" bezeichnet werden und sich im Körper ablagern sollen.
Entgiftungspflaster: Detox über die Füße ?
Es gibt zahlreiche Anbieter der wundersamen selbstklebenden Entgiftungspflaster. Nach Anwendung und damit Ausleitung diverser Giftstoffe sollen sie sogar chronische Beschwerden, Gelenk- und Organschmerzen, Entzündungen, ja sogar Migräne heilen können. Und das bei rund 2 Euro pro Pflaster.
Die Wirkungsweise wird bei jedem Hersteller ein wenig unterschiedlich beschrieben. Und alleine das sollte schon skeptisch machen. Auch die in der Regel pflanzlichen oder natürlichen Wirksubstanzen unterscheiden sich. Da tauchen dann Baumessig, Cayenne, Lavendel, Vitamine, diverse Spurenelemente, aber auch Amethyst und Bergkristall auf.
Können Stoffe im Entgiftungspflaster die natürliche Hautbarriere überwinden?
Die Haut ist nicht für alles durchlässig – zum Glück. Und viele Substanzen benötigen für den Übergang in den Körper Trägersubstanzen, meist Öle oder Fette. Von denen ist in den Pflastern aber nicht unbedingt was zu finden. Und dass solche Stoffe etwas aus dem Körper herausziehen wie ein Magnet – so funktioniert es nicht.
Aber man sieht doch, dass ein Entgiftungspflaster schlechte Stoffe aus dem Körper zieht – schließlich finden sich nach Ablösen des Pflasters vom Fuß doch braune bis schwarze Ablagerungen im Textil. Sind das nicht die ganzen Gifte und Schlacken aus dem Körper? Nein, sind sie nicht.
Woher rührt die dunkle Färbung auf dem Detox-Pflaster?
Tatsächlich haben Forscher*innen in diversen Entgiftungspflastern den eigentlichen Grund gefunden, der die braune Färbung erklärt. Hersteller mischen den Pflastern Wirkstoffe bei – unter anderem übrigens den oft aufgeführten Baumessig –, die durch die Feuchtigkeit, die sich am Fuß zwischen Haut und Pflaster bildet (also Fußschweiß), nach oben gelangt oder sich durch Oxidation dunkel verfärbt.
Ziehst du dir also morgens ein braunes Pflaster vom Fuß, habst du einfach nur ein wenig geschwitzt.
"Baumessig" ist sicher nicht gut für die Haut
Dazu kommt: Ist Baumessig, der außerhalb der Pseudomedizin nicht geläufig ist, bei dem es sich aber vermutlich einfach um Holzessig handelt, im Pflaster vorhanden und du entdeckst einen braunen, klebrigen Fleck an deinem Fuß, der auf der Fußunterseite gereizt wirkt, liegt das nicht daran, dass Gifte aus deinem Körper herausgezogen wurden.
Vielmehr hat der als hautreizend bekannte Holzessig eine gute Angriffsfläche auf deiner durch die Feuchtigkeit aufgeweichten Haut erhalten.
Holzessig wiederum ist das Kondensat, das bei der Holzvergasung entsteht, und besteht aus Wasser, Essigsäure, Methanol, Aceton, Methylacetat, gelöstem Holzteer, Kreosot, Brandharzen und -ölen, Aldehyden und Co – das klingt alles nicht so angenehm und hautfreundlich.
Statt Entgiftungspflaster besser die Selbstheilungskräfte des Körpers unterstützen
Unser Körper kann das mit dem Loswerden von "Giften" übrigens selbst ganz gut. Da braucht es keine dubiosen Entgiftungspflaster oder sonstige teure Kuren. Nehmen wir den Darm als Beispiel.
Dass sich dort Schlacken ablagern, ist physisch gar nicht möglich. Die Darmwände sind ständig in Bewegung und werden mit Verdauungssäften versorgt, die den Darm eines gesunden Menschen in Betrieb halten. Absetzen kann sich da nichts – irgendwann kommt’s so oder so raus. Da solltest du keinesfalls mit sogar schädlichen Einläufen nachhelfen.

Unser Tipp: Spar dir das Geld für teure Quacksalbermittel und investiere es lieber in gesunde Ernährung. Gewisse Lebensmittel wirken unterstützend und schützen beispielsweise die Leber, und auch deine Lunge kannst du mit natürlichen Mitteln reinigen. Oder investiere in die schönen Dinge im Leben, die deine Laune heben – denn auch die hat großen Einfluss darauf, wie es dir insgesamt geht.
Wenn du deinem Körper wirklich etwas Gutes tun willst, solltest du also lieber über eine langfristige Ernährungsumstellung nachdenken: weniger Alkohol, mit dem Rauchen aufhören, mehr frisches Gemüse statt Fast Food – damit geht es dir langfristig besser und dein Körper muss tatsächlich weniger Gifte ausschwemmen.
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