Psyche und Darm

Stressbedingte Verstopfung: Diese 5 Tipps beruhigen unser Bauchhirn

Magen-Dam-Beschwerden, insbesondere Verstopfungen, werden häufig durch Stress ausgelöst
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Magen-Darm-Beschwerden werden häufig durch Stress ausgelöst – vor allem Verstopfungen.

Ständig im Stress? Keine gute Idee! Denn Termindruck, Kummer und Sorgen schlagen nicht nur auf den Magen, sondern können auch für Verstopfungen sorgen. Wie das Zusammenspiel von Psyche und Darm aussieht und was gegen stressbedingte Verstopfung hilft.

Wie die Psyche unsere Verdauung steuert, hat wohl jeder schon am eigenen Leib erfahren. Verliebte haben "Schmetterlinge im Bauch". Dagegen können Druck, Sorgen und Kummer schnell "auf den Magen oder die Verdauung schlagen". Stressfaktoren können ein sensibles Verdauungssystem schnell aus dem Gleichgewicht bringen – stressbedingte Verstopfungen können als unangenehme Folge entstehen. Warum die Psyche so schnell auf die Verdauung schlägt und was Sie gegen die Beschwerden tun können.

Verstopfung durch Stress: Wie Psyche und Darm zusammenspielen

Schon lange ist bekannt, dass wir sozusagen ein zweites Gehirn haben, und zwar in unserem Verdauungstrakt. Wenn Mediziner vom "Bauchhirn" oder "Darmhirn" sprechen, meinen sie damit das sogenannte enterische Nervensystem, das mit weit über 100 Millionen Nervenzellen die Verwertung von Nahrung steuert. Im Bauchhirn finden sich alle Botenstoffe, die auch unser Gehirn bildet, etwa Serotonin oder Dopamin.

Kopfhirn und Bauchhirn im ständigen Kontakt

Dass wir über ein Bauchhirn verfügen, erklärt allerdings noch nicht, weshalb Stress und andere psychische Belastungen schnell zu Verdauungsbeschwerden führen. Der entscheidende Punkt ist, dass beide Gehirne über die sogenannte "Darm-Hirn-Achse" miteinander kommunizieren. Egal, ob uns etwas "sauer aufstößt" oder "sich uns der Magen umdreht": Der Grund liegt in Signalen, die unser Gehirn an das "Bauchhirn" übermittelt. Und diese Kommunikation läuft automatisch ab. Das heißt jedoch nicht, dass wir Magen-Darm-Beschwerden auf Grund von Stress, Kummer oder Angst hilflos ausgeliefert sind.

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Verstopfung und Bauchschmerzen werden häufig durch Stress verursacht

Egal ob im Job, dem täglichen Familienchaos oder im stressigen Berufsverkehr: Termindruck und der Drang alles richtig machen zu wollen, bestimmen vor allem den Alltag vieler Frauen. Ebenfalls wird das Arbeiten im Homeoffice zur Belastungsprobe für den Darm. Kommen dann noch die Menopause oder Probleme in der Partnerschaft hinzu, erhöhen solche Lebensumstände das Stresslevel zusätzlich.

Das bleibt nicht immer ohne Folgen für die Magen-Darm-Gesundheit. Auf Stress reagieren manche Frauen schnell mit Durchfall, besonders viele aber unterdrücken in beschwerlichen Situationen unbewusst den Stuhlgang. Nach einiger Zeit meldet sich der Körper dann mit typischen Symptomen wie Verstopfung, häufig in Begleitung von Blähungen und Bauchschmerzen.

Abgesehen davon, dass solche Beschwerden das Wohlbefinden im Alltag massiv beeinträchtigen, gibt es weitere Gründe, weshalb Sie Ihrer Verdauung bei Verstopfung möglichst schnell auf die Sprünge helfen sollten:

Wird der Stuhlgang nicht in regelmäßigen Abständen ausgeschieden, bleiben mit ihm auch Abfallprodukte länger als nötig im Körper. Zudem wird der Stuhl mit der Zeit immer fester, was einen reibungslosen Toilettengang erschwert. Wer etwa in Folge von Stress und über einen längeren Zeitraum unter Verstopfung leidet, hat ein erhöhtes Risiko, ein Hämorrhoidalleiden zu entwickeln. Denn übermäßiges Pressen fördert eine krankhafte Veränderung der Hämorrhoiden. Deshalb sollten Sie aktiv werden, wenn die Darmentleerung erschwert ist.

Was hilft bei Verstopfung und Bauchschmerzen durch Stress? 5 Tipps!

Bewegung: Bewegung schlägt bei Verstopfung und Bauchschmerzen gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Zunächst regt körperliche Aktivität die Durchblutung und damit auch die Darmtätigkeit an. Dabei muss es kein übermäßiges Sportprogramm sein: Wer einmal täglich eine Stunde im flotten Schritt spazieren geht, tut seiner Verdauung bereits sehr viel Gutes. Gleichzeitig wird bei Bewegung, Sport und Fitness Stress abgebaut. Die entspannende Wirkung lässt sich zusätzlich erhöhen, wenn das tägliche Bewegungsprogramm an der frischen Luft, vielleicht sogar im Grünen, absolviert wird.

Entspannungstechniken: Yoga, Meditation, Atemübungen, Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen oder Qi Gong – die Palette an Techniken zur Entspannung und Stressbewältigung ist lang, sodass eigentlich für jeden etwas Passendes dabei ist. Und falls es mit dem Meditieren nicht gleich klappen will, weil Ihre Gedanken ständig abschweifen, stecken Sie den Kopf nicht in den Sand. Denn das ist eher die Regel als die Ausnahme. Übung, Geduld und Wiederholung sind hier gefragt.

Meditation lernen leicht gemacht

Bauchmassage: Eine etwa zehnminütige Massage vor dem Aufstehen kann den Weitertransport des Verdauungsbreis im Darm fördern. Fahren sie bei der Bauchmassage mit sanften, kreisenden Bewegungen im Uhrzeigersinn über Ihren Bauch. Schaffen Sie sich dabei eine ruhige, angenehme Atmosphäre und sorgen Sie im Vorfeld dafür, dass Störfaktoren wie ein klingelndes Smartphone keine Chance haben.

Pflanzliche Helfer: Die Natur hält einige Heilpflanzen bereit, die auch bei Verdauungsbeschwerden wie bei Blähungen, Verstopfung und Bauchschmerzen helfen. Besonders bewährt haben sich zum Beispiel Kamille, Fenchel, Kümmel oder Pfefferminze. Sie beruhigen den Magen-Darm-Trakt und regen gleichzeitig die Verdauung an, etwa als Teeaufguss. Um die Darmtätigkeit noch schneller anzukurbeln, sind auch Kapseln erhältlich, die das Öl in konzentriert Form enthalten.

Ballaststoffe: Eine ausgewogene Ernährung ist in puncto Verdauung eine wichtige Basis. Bei Verstopfung das richtige Stichwort: "Ballaststoffe". Diese unverdaulichen Nahrungsbestandteile quellen im Körper auf und erhöhen so das Volumen im Darm und damit auch den Stuhl. Ersetzen Sie in Ihrem täglichen Speiseplan Weißmehlprodukte am besten durch ballaststoffreiche Alternativen aus Vollkorn. Auch die tägliche Einnahme von Flohsamenschalen oder Chia-Samen, zum Beispiel im morgendlichen Porridge oder Müsli, kann der Darmtätigkeit auf die Sprünge helfen. Dabei bitte ausreichend trinken, da Ballaststoffe dem Körper sonst Flüssigkeit entziehen.

Wenn diese Tipps nicht helfen, kann in Einzelfällen auch ein Abführmittel kurzfristig helfen. Die Einnahme sollte aber immer in Absprache mit einem Arzt erfolgen! Leiden Sie über mehrere Tage unter Verstopfung, sollten Sie Ihren Arzt ohnehin um Rat fragen. Das gilt vor allem, wenn weitere Beschwerden wie Krämpfe hinzukommen, Vorerkrankungen bestehen sowie in höherem Alter.

Stressfaktoren identifizieren und ganzheitlich gegensteuern

Selbst wenn die oben genannten Tipps psychisch bedingte Magen-Darm-Beschwerden oft lindern können, ist es damit manchmal nicht getan. Bei anhaltenden Beschwerden sollten ernstere Ursachen ausgeschlossen werden.

Oft ist auch ein langfristiger, ganzheitlicher Ansatz gefragt. Wer schon lange unter Magen-Darm-Beschwerden leidet und vermutet, dass Dauerstress oder andere psychische Auslöser die Ursache hierfür sind, sollte sein Leiden nicht auf die leichte Schulter nehmen. Erste Anlaufstelle ist für Betroffene der Hausarzt. Mit ihm können Sie gemeinsam mögliche Ursachen identifizieren und ganzheitliche Lösungsansätze für eine Leben mit weniger Stress und mehr Wohlbefinden für Magen und Darm suchen.

Mehr zum Thema Verdauung können Sie auf unseren Themenseiten #BauchGutAllesGut entdecken.

Quellen:
  • Enck, P. et al.: Darm an Hirn! Der geheime Dialog unserer beiden Nervensysteme und sein Einfluss auf unser Leben. Herder Verlag, Freiburg im Breisgau, 2017.
  • Rieser-Lembang, B.: Der Darm und seine Gefühle. In: Pirker-Binder, I. (Hrsg.): Prävention von Erschöpfung in der Arbeitswelt - Betriebliches Gesundheitsmanagement, interdisziplinäre Konzepte, Biofeedback. Springer Verlag Berlin, Heidelberg, 2016.
  • Hasler, G.: Die Darm-Hirn-Connection - Revolutionäres Wissen für unsere psychische und körperliche Gesundheit. J. G. Cotta'sche Buchhandkung Nachfolger GmbH, Stuttgart, 2019.
  • Axt-Gadermann, M.: Schlau mit Darm - Glücklich und vital durch ein gesundes Darmhirn. Südwest Verlag, München, 2016.
  • Siedentopp, U. Stress und Ernährung. Deutsche Zeitschrift für Akupunktur 59, 44–47 (2016).
  • Werdecker L., Esch T. (2019) Stress und Gesundheit. In: Haring R. (eds) Gesundheitswissenschaften. Springer Reference Pflege – Therapie – Gesundheit. Springer, Berlin, Heidelberg, 2019.
  • Schwartz, J. et al.: Obstipation, Passagestörung, Ileus. In: Oechsele, K. et al. (Hrsg.): FAQ Palliativmedizin - Antworten - prägnant und praxisnah. Elsevier, München, 2019.
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