Polyneuropathie: Was hat es mit der Nervenkrankheit auf sich?
Polyneuropathie zeigt sich zunächst durch Kribbeln, Stechen und Taubheitsgefühle. Bei der Erkrankung liegt eine Schädigung der Nerven vor. Aktuell teilten Musikproduzent Ralph Siegel und Musiker Jürgen Drews mit, dass sie an der Nervenkrankheit leiden.
Schlager-Star Jürgen Drews beendet im Herbst seine Karriere. Der Musiker leidet an der Nervenkrankheit Polyneuropathie. Jetzt verriet auch Star-Komponist Ralph Siegel, dass er von der Krankheit betroffen ist. Beide haben eine leichte Form, aber Polyneuropathie kann auch Lähmungen auslösen.
Polyneuropathie: Symptome der Nervenkrankheit
Eigentlich handelt es sich um eine ganze Gruppe von Erkrankungen des peripheren Nervensystems.
Gemein haben alle, dass die Nervenfasern (sowohl motorische, als auch sensible und vegetative/autonome), die vom Rückenmark zu den Muskeln, Sehnen, Gelenken, Knochen und inneren Organen führen, durch unterschiedliche Ursachen geschädigt werden. Das wiederum führt zum erwähnten Kribbeln bis hin zu Lähmungen.
Polyneuropathie kommt meist nicht von alleine, sondern hat häufig eine direkte Ursache, etwa
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eine schlecht eingestellte Diabetes,
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Nervengifte wie Alkohol oder
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eine bakterielle Infektionskrankheit wie Borreliose.
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Auch ein Vitamin-B-Mangel kann zu einer Polyneuropathie führen.
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Zudem kommt sie bei Krebspatienten nach einer Chemotherapie manchmal vor.
Je nach Grunderkrankung wird Polyneuropathie medizinisch wiederum in verschiedene Formen wie etwa Diabetische Polyneuropathie und Alkoholische Polyneuropathie eingeteilt, die besonders häufig auftreten.
Polyneuropathie zerstört die Nerven
Zu viel Alkohol, zu hohe Blutzuckerwerte und bestimmte Bakterien können Nerven schädigen, sodass eine Polyneuropathie entsteht.
Diese Zerstörung kann verschiedene Typen und Bereiche der Nerven betreffen, etwa sensible, motorische und autonome Nerven sowie ihre Teile. Dazu zählen Nervenfortsatz (Axon) und die isolierende Nervenhülle (Myelinschicht).
Wichtige Anzeichen der Polyneuropathie
Die Symptome einer Polyneuropathie bilden sich meist nach und nach. Das Tückische daran: Sie sind so unterschiedlich und oft untypisch, dass die meisten Betroffenen nicht gleich daran denken, dass es sich um eine Nervenschädigung handeln könnte.
Häufige Krankheitszeichen sind:
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Kribbeln (ähnlich wie Ameisenlaufen)
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Taubheitsgefühle in Armen oder Beinen
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gestörte Feinmotorik
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unerklärliche Schmerzen in den Füßen oder Beinen
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Lähmungserscheinungen
Die Symptome sind deshalb so unterschiedlich, weil sie davon abhängen, welcher Nerventyp und welche Nerventeile betroffen sind. Die Diabetische Polyneuropathie zeigt sich etwa mit Sensibilitätsstörungen in den Beinen. Für die Alkoholische Polyneuropathie dagegen sind Schmerzen in den Beinen typisch.
Je nach betroffenem Nerventyp lassen sich die Symptome wie gesagt ebenfalls zuordnen:
Motorische Nerven | Sensible Nerven | vegetative/autonome Nerven |
Muskelschwäche | Kribbeln/Gefühl von Ameisen | Sehstörungen/Pupillenstörungen |
Zucken | Pelziges Gefühl/Taubheit | Geschwüre |
Krämpfe | Eingeschnürtsein/Druckgefühl | Wassereinlagerungen (Ödeme) |
Muskelschwund | Schwellungsgefühle | Magenlähmung, Durchfall und Verstopfung |
Stechen | Probleme bei der Blasenentleerung | |
Unsicherheit beim Gehen | Fleckige Haut | |
gestörtes Temperaturempfinden | Schwindel und Ohnmacht |
Diagnose oft schwierig
Jedes der Symptome sollte ein Arzt abklären. Denn bis die ersten Anzeichen dieser Nervenkrankheit auftreten, können bereits bleibende Schäden entstanden sein. Heilbar ist Polyneuropathie deshalb meistens nicht.
Allerdings lassen sich die Symptome häufig mildern und zumindest ein Fortschreiten der Nervenkrankheit verhindern. Das Problem ist, dass die Krankheit oft erst nach Jahren zuverlässig diagnostiziert wird. Schnell kann sie zum Beispiel auch mit Multipler Sklerose oder auch dem Restless-Legs-Syndrom verwechselt werden, da sich viele Symptome decken.
Treten vor allem Muskelschmerzen im Bein auf, kann das wiederum zahlreiche Ursachen haben.
Für eine Diagnose werden unter anderem Nervenleitgeschwindigkeit und Muskelfunktion getestet. Zudem überprüft der Arzt die Reflexe. Ein Bluttest gibt neben Untersuchungen von Urin und Nervenwasser weitere Aufschlüsse.
Polyneuropathie – so sieht die Therapie aus
Wichtigste Maßnahme zur Therapie der Polyneuropathie ist es, die Grunderkrankung zu behandeln. Für den Diabetiker bedeutet das, den Blutzucker möglichst optimal einzustellen.
Und falls Alkohol die Ursache der Nervenschäden ist: den Konsum nicht nur einschränken, sondern am besten in Zukunft ganz auf das Nervengift verzichten.
Daneben gibt es ein paar Medikamente, die die Symptome der Polyneuropathie lindern können. Patienten müssen sich hierbei aber oft durch diese Medikamente durchprobieren und währenddessen mit Nebenwirkungen kämpfen.
Ansonsten sollten Betroffene versuchen, sich möglichst gesund zu ernähren und nach Möglichkeit Sport zu treiben.
Aqua-Fitness etwa kann helfen, die Muskulatur in Schach zu halten, ohne die Gelenke zu sehr zu belasten. Auch regelmäßiges Spazierengehen – falls Gleichgewichtsprobleme auftreten, mit Begleitung und mit Rollator oder etwa einem Kinderwagen als Stütze – kann gut tun.
Gegen Kältegefühle schwören manche Patienten auf Wärmelampen oder auch Wechselduschen am Morgen.
Was man immer wieder von Patienten hört: Was dem einen hilft, muss dem anderen noch lange nicht die Schmerzen nehmen. Manch Betroffener, der unter einer schweren Form der Erkrankung leidet, berichtet von unerträglichen Schmerzen wie Messerstichen und kann lediglich dank Medikamentencocktail inklusive Schmerztabletten den Tag überstehen.
Anderen hilft dagegen einfach Bewegung. Polyneuropathie hat sehr individuelle Symptome. Ausprobieren lautet hier die Devise – und nicht unterkriegen lassen.
Mehr Informationen zur Polyneuropathie sowie die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen zusammenzutun und auszutauschen, gibt die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke e.V. (DGM) auf ihrer Seite.