Präventive Maßnahmen im Alltag

Alzheimer bei Frauen: Diese 5 Tipps schützen das Gehirn!

 Ein kreatives Bild zeigt eine ältere Frau von der Seite, deren Kopf sich scheinbar in zahlreiche kleine, dunkle Teile aufzulösen scheint, die in den Hintergrund fliegen. Diese Darstellung verdeutlicht bildlich Gedächtnisverlust und eine Demenzerkrankung wie beispielsweise Alzheimer. Die Frau scheint nachdenklich, mit einer Hand am Kinn. Im oberen rechten Bereich des Bildes befindet sich das Logo "Bild der Frau AKTION Gesundheit", was darauf hindeutet, dass das Bild im Kontext von Gesundheitsthemen wie Demenz verwendet wird.
© Getty Images/ SIphotography [M]
Frauen erkranken häufiger an Alzheimer als Männer – das liegt möglicherweise am Hormonspiegel.

Die Diagnose Alzheimer erhalten Frauen weit häufiger als Männer, denn ihr Gehirnstoffwechsel verläuft anders. Doch es gibt einige alltägliche Maßnahmen, die einen gewissen Schutz vor der Erkrankung bieten können.

Zwei Drittel der Alzheimer-Betroffenen sind Frauen. Das liegt zum einen an der höheren Lebenserwartung, aber auch an einem höheren Risiko, das Frauen haben. Denn ihr Stoffwechsel unterscheidet sich vom männlichen. Entsprechend unterscheiden sich auch die präventiven Maßnahmen. Eine Neurowissenschaftlerin gibt Tipps, wie Frauen sich gegen Alzheimer schützen können.

Alzheimer bei Frauen: Der weibliche Körper tickt anders

Knapp 1,8 Millionen Menschen in Deutschland haben eine Demenz-Erkrankung, die häufigste Form mit rund zwei Drittel der Fälle ist Alzheimer. Eiweißablagerungen, sogenannte Plaques, verursachen das Absterben von Nervenzellen im Gehirn und lösen Entzündungsreaktionen aus, wodurch die Signalübertragung zwischen den Nerven gestört wird. Die Folge sind Vergesslichkeit, Verwirrtheit und Orientierungslosigkeit.

Frauen trifft es deutlich häufiger als Männer, denn der weibliche Hirnstoffwechsel funktioniert anders als der von Männern. Sie erkranken häufiger an Krankheiten wie Migräne, Depression und auch an Alzheimer. Unter anderem liegt das an der unterschiedlichen Hormonzusammensetzung von Frauen und Männern. Entsprechend müsste eigentlich auch die Medizin einen Unterschied machen. Doch Medikamente und Therapien werden noch immer vor allem auf männliche Körper zugeschnitten. Es lohnt also ein Blick auf die Physis der Frau.

Diesen Blick wagt die Neurowissenschaftlerin Dr. Lisa Mosconi. Sie beschäftigt sich schon lange mit Frauengesundheit und plädiert für eine Gleichberechtigung in der Medizin. In ihren Forschungen beschäftigt sie selbst sich vor allem mit dem Hirnstoffwechsel bei Frauen und legt einen Schwerpunkt auf Alzheimer. In ihrem Buch "Das weibliche Gehirn: Länger leben, besser schlafen, Demenz vorbeugen – wie Frauen gesund bleiben" gibt sie Tipps zur frauenspezifischen Prävention und erklärt außerdem, wie sich das Gehirn im Leben der Frau verändert und was die Hormone, insbesondere das Östrogen, damit zu tun haben.

Gesund altern: 5 Tipps, die das Gehirn fit halten

Östrogen und die Menopause haben einen Einfluss aufs Gehirn

Die US-amerikanische Ärztin Dr. Mosconi ist der Ansicht, dass vor allem das weibliche Sexualhormon Östrogen eine Rolle spielt – und sein Absinken mit der Menopause. Östrogen gehört bei Frauen zu den wichtigsten Botenstoffen im zentralen Nervensystem, das laut Mosconi und anderen Forschern auch eine gewisse Schutzwirkung auf Nervenzellen und Synapsen – also die Schnittstellen zwischen Nerven – ausübt. Sinkt nun in den Wechseljahren der Östrogenspiegel, verringert sich dieser Schutz. Das könnte der Medizinerin zufolge das Gehirn anfälliger für Alterungsprozesse machen.

Studien zufolge kann eine frühe Menopause Krankheiten im Alter begünstigen. Doch das Hirn ist trotz verringertem Schutz mit Östrogen nicht gänzlich wehrlos. Das Gute sei, sagt Mosconi, dass Frauen ihr Gehirn schon früh stärken können, so dass der Wegfall des Hormons später nicht mehr ganz so drastische Auswirkungen haben könnte. Belegt wird das durch diverse Studien, die etwa zeigen, dass eine gesunde Lebensweise durchaus einen gewissen Schutz vor Alzheimer bieten kann. Andere Studien zeigen, dass schlechte Ernährung und hoher Alkoholkonsum das Demenz- und Alzheimer-Risiko steigern. Eine genetische Disposition ist jedoch auch mit präventiven Maßnahmen nur bedingt beeinflussbar. Aus diesem Grund ist die Früherkennung für Alzheimer-Patient*innen so wichtig. Neben Vorsorgeuntersuchungen kann auch ein Bluttest Hinweise geben.

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Foto: Getty Images/Cindy Ord / Staff
Dr. Lisa Mosconi in New York bei einer Alzheimer-Veranstaltung. Die Neurowissenschaftlerin spezialisiert sich auf Frauengesundheit und Alzheimer im Besonderen.

5 Tipps der Expertin zum Schutz vor Alzheimer

Neu sind die Tipps, die Mosconi in ihrem Buch gibt, zwar nicht, doch sie wirken. Sie sorgen nicht nur für einen gesünderen Lebensstil, sondern halten den Hormonspiegel auf einem gesunden Level und schützen das Gehirn. Wichtig ist es nur, so schnell wie möglich damit anzufangen. Und zwar so:

  1. Ausgewogene Ernährung: Der Klassiker: Ungesunde und unausgewogene Ernährung schlägt sich nicht nur auf der Waage nieder, sondern beeinflusst unser gesamtes Wohlbefinden und vor allem unser Gehirn. Denn damit es arbeiten kann, braucht es Nährstoffe. Schadstoffe, etwa aus Fertigessen, zu viele Salze und Zucker sowie ungesunde Transfette können unserem Gehirn dagegen zusetzen und den Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht bringen. Mosconi, die selbst vegan lebt, rät zu einer Ernährung mit vielen Ballaststoffen, Antioxidantien – die fangen freie Radikale ein und schützen so unsere Zellen – sowie sogenannten Phytoöstrogenen.
  2. Ausreichend Bewegung: Und auch das haben wir geahnt: Aber es stimmt – Sport und Fitness helfen nicht nur Muskeln und Herz-Kreislauf, sondern versorgen auch unser Gehirn mit ausreichend Sauerstoff und Nährstoffen. Regelmäßige Bewegung kurbelt den Hirnstoffwechsel an. Die gefürchteten Plaques haben so weniger Chancen, sich überhaupt erst zu bilden. Schon ein paar Stunden Spazierengehen in der Woche hilft. Auch zu anderen "sanften" Sportarten wie Yoga oder Schwimmen rät die Medizinerin.
  3. Wenig Stress: Zugegeben, mit dem Stress ist das nicht immer so einfach. Zu viel prasselt auf uns ein, jetzt in der Gas-Krise umso mehr. Doch anhaltender Stress schädigt die Gesundheit – und das Gehirn. Wichtig ist es daher, sich Auszeiten zu gönnen und in sich hineinzuhorchen. Was hilft mir persönlich, Stress abzubauen? Das können ganz unterschiedliche Dinge sein. Den einen hilft Meditation, die anderen gehen lieber boxen oder lesen ein gutes Buch.
  4. Gesunder Schlaf: Schlafmangel erhöht nicht nur das Risiko für Schlaganfall und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern belastet auch das Gehirn. Denn es verarbeitet den Tag im Schlaf und regeneriert sich. An Schlafstörungen lässt sich so übrigens schon Jahre vorher ein Demenz-Risiko erkennen. Denn fehlt uns die Tiefschlafphase, werden weniger Beta-Amyloide abgebaut. Diese neurotoxischen Eiweiße sind bei der Entstehung von Gehirnplaques beteiligt. Sieben bis acht Stunden Schlaf sollten es laut der Expertin pro Nacht etwa sein. Eine ideale Schlafzeit gibt es zwar nicht, doch solange der Schlaf möglichst tief und ungestört ist, hilft das schon sehr.
  5. Gehirn in Schach halten und trainieren: Gehirntraining steht immer wieder weit oben auf der Liste der Schutzmaßnahmen gegen Alzheimer. Das rät auch die Neurowissenschaftlerin. Wer sein Hirn trainiert, etwa durch tägliches Lesen und Lernen, ruhig auch das Erlernen einer neuen Sprache oder eines Instruments, hält die Hirnwindungen geschmeidig. So können sich nämlich immer neue Synapsen verknüpfen. Und je mehr dieser Verbindungen zwischen Nervenzellen wir haben, desto besser.

Diagnose von Alzheimer

Besteht ein Verdacht auf Alzheimer, gibt es verschiedene Diagnosemöglichkeiten. Dazu gehören einige Test, die der Ärztin bzw. dem Arzt Auskunft über die geistige Leistungsfähigkeit der Patient*innen geben:

  • Uhren-Test
    Das Zeichnen einer Uhr ermöglicht eine erste Beurteilung. Da im Verlauf der Krankheit zunehmend visuell-räumliche Orientierungsprobleme auftreten können, können häufig die Ziffern und Zeiger nicht mehr richtig in einem vorgegebenen Kreis angeordnet werden.
  • Mini-Mental-Status-Test (MMST)
    Dieser Fragebogentest wird häufig vom Hausarzt bzw. der Hausärztin durchgeführt. Er enthält Fragen zum Datum und zur Merkfähigkeit.
  • Demenz-Detektion (DemTect) und Montreal Cognitive Assessment (MoCA)
    Die Tests werden von Neurolog*innen durchgeführt und enthalten ähnliche Elemente, etwa Fragen, die das Kurz- und Langzeitgedächtnis sowie das Verständnis von Sprache und die Rechenfähigkeit betreffen.
  • ADL-Skalen
    Die Skalen messen die Auswirkungen der Demenz auf die Alltagsfähigkeiten der Patient*innen.
  • CERAD-Testsammlung
    Mit den verschiedenen Tests kann der Schweregrad der Demenz ermittelt werden.

Behandlung von Alzheimer

Zur Therapie von Alzheimer können Medikamente wie Antidementiva und Antidepressiva zum Einsatz kommen. Vor allem im frühen und mittleren Stadium helfen sie, die Gedächtnisleistung möglichst lange zu erhalten und Begleiterscheinungen zu mildern. Aber auch Behandlungsmethoden jenseits von Arzneimitteln können den Patient*innen helfen. Dazu gehören beispielsweise Musiktherapie oder die Ergotherapie. Mit diesen Therapien soll grundsätzlich die Stimmung der Patient*innen verbessert und bestehende Fähigkeiten erhalten werden. Zudem bieten sie eine Möglichkeit, besser mit der Krankheit im Alltag zurechtzukommen. Welche Therapie am besten geeignet ist, hängt jedoch maßgeblich von der Diagnose ab.

Als weiteren Baustein der künftigen Alzheimer-Therapie soll es zudem eine Impfung geben. Damit soll sich das Gehirn gezielt von den Plaques reinigen. Der nasale Alzheimer-Impfstoff enthält ein Eiweiß namens Protollin. Es wird aus Bakterien gewonnen und stimuliert das Immunsystem. In klinischen Studien zeigte sich, dass Protollin allein Immunzellen aus den Lymphknoten an Hals und Nacken dazu anregt, ins Gehirn zu wandern und dort die für Alzheimer typischen Ablagerungen von Beta-Amyloid zu beseitigen. Wann eine Zulassung erfolgt, ist derzeit noch nicht bekannt.

Sie sehen, jeder kann etwas tun, um das Risiko für Demenzerkrankungen wie Alzheimer zumindest etwas zu senken und sich so als Frau vor der gefürchteten Diagnose zu schützen. Aber natürlich sind diese Präventivmaßnahmen keine Garantie. Alzheimer und andere Demenzerkrankungen sind in einigen Aspekten noch immer ein großes Rätsel für die Wissenschaft. Doch eine Risikosenkung lohnt sich durchaus. Gleichzeitig sorgt eine gesunde Lebensweise für insgesamt mehr Lebensqualität.

Quellen:
alzheimer-forschung.de, nature.com
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