Unbekannt, aber weitverbreitet

Steife Finger, schmerzende Knie: So verändern die Wechseljahre deine Gelenke – und was dagegen hilft

Frau sitzt auf Bett und greift sich an den Ellenbogen.
© Getty Images/ supersizer

Mit der Menopause gehen verschiedene körperliche Symptome einher, die bei jeder Frau unterschiedlich ausfallen können. Gelenkschmerzen können in den Wechseljahren ebenfalls auftreten.

Viele Frauen wundern sich: Ab Mitte 40 zwickt plötzlich immer öfter das Knie, die Finger sind morgens steif oder der Rücken schmerzt häufiger. Tatsächlich gehören Gelenkbeschwerden zu den weniger bekannten, aber häufigen Begleiterscheinungen der Wechseljahre.

Warum treten in den Wechseljahren häufiger Gelenkschmerzen auf?

Mit dem sinkenden Östrogenspiegel verändert sich der gesamte Hormonhaushalt – und das hat Auswirkungen auf Knochen, Knorpel und Gelenke:

  • Weniger Kollagen: Östrogene sind wichtig für die Bildung von Kollagen, einem Eiweiß, das das Bindegewebe und auch die Gelenke elastisch hält. Mit den Wechseljahren sinkt der Östrogenspiegel und somit geht auch die Kollagenproduktion zurück.
  • Weniger Gelenkflüssigkeit: Die Gelenkflüssigkeit (Synovialflüssigkeit) innerhalb der Gelenke nimmt ab, was zu Reibung und Schmerzen führen kann.
  • Veränderter Stoffwechsel: Entzündungsprozesse können durch den verminderten Östrogenspiegel leichter entstehen oder länger bestehen bleiben, was sich ebenfalls auf die Gelenke auswirkt.

In welchen Körperteilen sind Gelenkschmerzen in den Wechseljahren besonders häufig?

Viele Frauen berichten von einer Morgensteifigkeit, die sich erst nach etwas Bewegung bessert. Andere spüren diffuse, wandernde Schmerzen, die mal hier und mal dort auftreten. Besonders häufig sind aber diese Körperregionen betroffen:

  • Finger- und Handgelenke
  • Kniegelenke
  • Schultergelenke
  • Rücken und Wirbelsäule

Woran erkenne ich, ob es an den Wechseljahren liegt?

Wenn die Beschwerden ungefähr zeitgleich mit anderen typischen Wechseljahres-Symptomen wie Hitzewallungen oder Schlafproblemen einsetzen, ist ein Zusammenhang wahrscheinlich. Dennoch sollte immer auch eine ärztliche Abklärung erfolgen, um rheumatische oder orthopädische Erkrankungen auszuschließen. So kann auch ein Bandscheibenvorfall im Rücken Schmerzen auslösen, die den Glenkschmerzen in den Wechseljahren ähnelt.

Wie unterscheiden sich Wechseljahres-Gelenkschmerzen von Arthrose oder Rheuma? 

Gelenkschmerzen in den Wechseljahren sind meist diffuser und treten an wechselnden Stellen auf. Typisch ist auch, dass die Beschwerden morgens stärker sind und sich durch Bewegung bessern. Bei Arthrose hingegen sind bestimmte Gelenke dauerhaft betroffen, die Schmerzen verstärken sich oft bei Belastung. Rheuma geht zudem häufig mit Schwellungen, Rötungen und deutlichen Entzündungszeichen einher. Sicherheit gibt hier nur eine ärztliche Untersuchung.

Welche Rolle spielt die Psyche bei Gelenkschmerzen in den Wechseljahren?

Hormonelle Umstellungen beeinflussen nicht nur den Körper, sondern auch die Stimmungslage. Stress, Anspannung oder Schlafmangel können das Schmerzempfinden verstärken und Muskelverspannungen begünstigen, die wiederum auf die Gelenke ausstrahlen. Die Symptome der Wechseljahre bedingen sich also oft gegenseitig. Achtsamkeit und Stressmanagement sind deshalb wichtige Begleiter wie sanfte Bewegung und gesunde Ernährung.

5 Tipps gegen Gelenkschmerzen in den Wechseljahren:

  1. Sanfte Bewegung: Tägliche Spaziergänge, Yoga oder Schwimmen halten die Gelenke beweglich, ohne sie zu überlasten. Wer sich angewöhnt, jeden Morgen fünf is zehn Minuten Yoga direkt nach dem Aufstehen zu machen, wird sich den ganzen Tag über beweglicher und fitter fühlen.
  2. Kräftigung der Muskulatur und Knochen: Gezieltes Krafttraining stärkt die Muskulatur und entlastet so die Gelenke. Durch die Belastung der Knochen beim Training mit Gewichten wird auch der Knochenstoffwechsel angeregt. Dem altersbedingten Knochendichteabbau wird so entgegen gewirkt und es kann Osteoporose entgegengewirkt werden.
  3. Gesunde Ernährung: Omega-3-Fettsäuren aus Fisch, Algen, Walnüssen oder Leinsamen können Entzündungen im Körper und somit auch in den Gelenken entgegenwirken. Eine sogenannte „antientzündliche“ Ernährung wirkt sich ebenfalls positiv aus. Dabei wird auf Zucker- und Weißmehlprodukte sowie Alkohol verzichtet und der Fokus liegt auf viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten.
  4. Ausreichend trinken: Für die Schmierung der Gelenke ist Flüssigkeit wichtig. Mindestens 1,5 Liter Wasser oder ungesüßter Tee täglich sollten es sein. Bei heißem Wetter oder wenn frau viel Sport treibt, müssen es sogar zwei bis drei Liter sein. Wer sich mit dem Trinken schwer tut, kann sich über sein Handy erinnern lassen. Auch Flaschen mit Trinkemengenangaben können helfen.
  5. Wärme- und Kälteanwendungen: Je nach Beschwerdebild können warme Bäder oder Kühlpackungen helfen, um entzündete oder schmerzende Gelenke zu beruhigen. Hartes Training sollte zwar vermieden werden, leichte, gemäßigte Bewegung ist aber besser als in eine komplette Schonhaltung zu gehen.

Wann ist ärztlicher Rat sinnvoll?

Wenn die Gelenkschmerzen sehr stark sind, länger anhalten oder die Gelenke selbst sanschwellen, sollte eine Ärztin oder ein Arzt konsultiert werden. Ist der veränderte Hormonspiegel in den Wechseljahren der Grund für die Gelenkschmerzen, kann auch eine Hormonersatztherapie nach Rücksprache mit dem Arzt eine Option sein, wenn der Leidensdruck hoch ist.

Fazit

Gelenkschmerzen in den Wechseljahren sind kein sehr bekanntes Symptom, aber durchaus häufig. Mit sanfter, aber konstanter Bewegung, Achtsamkeit, gesunder Ernährung und gegebenenfalls medizinischer Hilfe lassen sie sich meist lindern.

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