Handschrift deuten

Graphologie: Was Ihre Handschrift über Sie verrät!

Frau mit roten Fingernägeln schreibt mit einem Kugelschreiber handschriftlich in ein Notizbuch.
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Ihre Handschrift sagt mehr über Sie aus, als Sie vielleicht denken.

Wussten Sie, dass Ihre Handschrift mehr über Sie verrät, als Ihnen bewusst sein mag? Die Graphologie beschäftigt sich mit ihrer Deutung. Und wir geben Ihnen hier eine kleine Übersicht.

"Leserlichkeit ist die Höflichkeit der Handschriften", hat der deutsche Autor Friedrich Dürrenmatt gesagt. Auch sonst können Graphologen aus der Handschrift so einiges ableiten. Neigung, Richtung und Größe, aber auch Abstände, Druck und Punkte verraten Persönlichkeitsmerkmale des Schreibenden. Erfahren Sie mehr über die wichtigsten Kriterien, um eine Handschrift zu deuten.

Handschrift deuten: So viel Aussagekraft hat die Handschrift

Während die Unterschrift zeigt, wie man gerne gesehen werden möchte, zeigt die Handschrift, wie man wirklich ist. Ist sie etwa stark verschnörkelt, winzig klein oder absolut unleserlich? Jedes dieser Merkmale lässt unterschiedliche Schlüsse über die Person zu. Beruflich machen das Graphologen, deren Dienste etwa von Personalmanagern in Anspruch genommen werden. Die Ausbildung dazu erfolgt in drei Jahren beim Berufsverband der Graphologen. Die Analyse der Handschrift eines Menschen orientiert sich an den folgenden Charakteristika.

Größe

Beginnen wir mit der Größe der Buchstaben auf dem Blatt.

Sind sie eher klein, ist das ein Hinweis auf einen schüchternen und introvertierten Charakter, dem eher Konzentrationsvermögen, Sorgfalt, Sparsamkeit und Fleiß nachgesagt werden.

Wer in großen Buchstaben schreibt, genießt Aufmerksamkeit und gilt als aufgeschlossen und extrovertiert.

Liegt die Größe der Buchstaben irgendwo in der Mitte, deutet das auf Ausgeglichenheit und Anpassungsfähigkeit hin.

Druck

Beim Druck geht es darum, wie fest der Stift beim Schreiben aufs Papier gedrückt wird. Ein starker Druck lässt sich an einer dunklen Handschrift oder bei genauerem Hinsehen auf der Rückseite des Papiers durch Druckspuren erkennen. Druck ist ein Hinweis auf die emotionale Energie einer Person.

Je mehr Druck, desto leidenschaftlicher ist die emotionale Energie.

Im Gegenzug dazu ist leichter Druck, bei dem der Stift das Papier nur streift, ein Hinweis auf einen introvertierten Menschen.

Ist der Druck des Stifts auf dem Papier hingegen nicht auffällig, ist das ein Zeichen für Ausgeglichenheit.

Neigung

Die meisten Menschen neigen beim Schreiben in die eine oder die andere Richtung: Ihre Buchstaben sind nach rechts oder leicht nach links ausgerichtet. Gut erkennbar wird die Neigung insbesondere bei Buchstaben, die eine Schleife in der oberen Hälfte machen, also bei b, h oder d.

Einen Rückschluss auf viel Energie und Durchsetzungsvermögen gibt eine Neigung nach rechts: Sie suggeriert Offenheit für neue Erfahrungen und Kontakte.

 

Eine Neigung nach links kann ein Zeichen für widerwilliges Schreiben sein. Einer nach links geneigten Handschrift wird nachgesagt, dass ihr Schreiber weniger kooperativ ist als jemand, dessen Schrift sich nach rechts neigt. Nach links gerichtete Buchstaben suggerieren Zurückhaltung oder verborgene Gefühle, können aber auch ein Hinweis auf eine Persönlichkeit sein, die sich wohler fühlt, wenn sie im Hintergrund agieren darf. Die nach links geneigte Schrift kann auch ein Zeichen für Rebellion und Unzufriedenheit sein.

 

Weist die Schrift keinerlei Neigung auf, sondern steht vertikal auf dem Blatt, ist das ein Zeichen für eine Person, die sich im emotionalen Gleichgewicht befindet und die sich nicht von ihren Gefühlen leiten lässt, sondern logisch und praktisch denkt.

Richtung

Nun zur Richtung der Handschrift auf dem Blatt. Um diese zu deuten, ist es wichtig, dass die Schriftprobe auf weißem Papier ohne Linien, Karos oder sonstigen Anhaltspunkten gemacht wurde. Denn die meisten Menschen schreiben nicht ganz gerade, wenn sie sich nicht an einer Linie orientieren, sondern tendieren beim Schreiben nach oben oder unten.

Zeigt die Schrift tendenziell nach oben, ist das ein Zeichen für Optimismus.

Zeigt sie hingegen nach unten, weist das auf fehlende Kraft oder wenig Mut hin.

Gibt es keine klare Tendenz, sondern macht die Handschrift stattdessen Wellen, wird das graphologisch als Unsicherheit oder Unstetigkeit interpretiert.

Abstände

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Foto: iStock/Hailshadow

Wer zwischen zwei Wörtern einen großen Abstand lässt, genießt seine Freiheit und fühlt sich in großer Nähe zu anderen Menschen tendenziell weniger wohl. Ist das Gegenteil der Fall, lässt die Handschrift also kaum Abstand zwischen zwei Worten, liegt der Rückschluss nahe, dass der Schreiber nicht gern alleine ist. Solche Menschen genießen Menschenmengen und Gesellschaft in jedem Fall mehr als Personen, die große Abstände zwischen den Wörtern lassen. Ihnen wird hingegen nachgesagt, dass sie organisiert und strukturiert denken.

Wie sieht es zwischen den einzelnen Buchstaben aus? Ist auch hier kaum Platz dazwischen, ist das ein Hinweis auf Hemmungen und Introvertiertheit. Ist hingegen viel Platz, deutet es auf Großzügigkeit und Unabhängigkeit hin.

Verbindungen

Bei der Frage, wie die einzelnen Buchstaben miteinander verbunden werden, ist der größte Interpretationsspielraum vorhanden. Grundsätzlich gilt: Wer die Buchstaben miteinander verbindet, hat einen systematischen Zugang zu Problemen.

Häufig wird beim Handschriftdeuten zwischen diesen vier verschiedenen, grundsätzlichen Schriftcharakteristika unterschieden: Arkaden, Girlanden, Faden und Winkel:

Arkaden sind nach unten geöffnete runde Wölbungen wie beim m oder n. Sie lassen auf einen zurückhaltenden bis verschlossenen Charakter schließen, werden aber auch mit Kreativität assoziiert.

 

 

Wer becherförmige, nach oben hin offene Rundungen schreibt, gilt als stark und warmherzig. Diese werden auch Girlanden genannt. Charakteristisch für Girlanden ist, wenn das n einem u gleicht: Wer in Girlanden schreibt, gilt als offen und kontaktbereit. Insgesamt gilt auch, dass runde Buchstaben auf Kreativität und einen künstlerischen Geist hindeuten, während spitze, markante Formen ein Zeichen für Intelligenz, Ernsthaftigkeit und Neugierde sind.

 

Winkelschreiber schreiben Konsonanten wie m oder n in kantigen Zickzacklinien. Weil diese Handschrift markant aussieht, spricht sie für einen entschlossenen Menschen, der sich gegen andere durchsetzen kann.

 

Sehen das m, n oder u hingegen oft aus wie eine schlichte Linie, gilt man als Fadenschreiber. Ihnen wird Flexibilität und Anpassungsfähigkeit nachgesagt.

Punkte

Die Punkte über dem i sind ebenfalls ziemlich aufschlussreich.

Wird der Punkt direkt über den Buchstaben platziert, ist das ein Zeichen für Organisation und Mitgefühl.

Ist der Punkt sehr schräg, ist es ein Hinweis auf einen ungeduldigen Menschen.

Das Gegenteil hierzu bilden die Personen, die den i-Punkt links vom i setzen: Sie gelten als zögerlich.

Und: Wer seinen i-Punkt als Kreis malt, gibt ein kindliches Wesen preis.

Vorsicht bei der Interpretation

Wirklich aussagekräftig werden diese Aspekte erst dann, wenn sie zusammen analysiert werden. Aber Vorsicht! Bei Linkshändern ist eine graphologische Untersuchung nur bedingt möglich.

In jedem Fall muss bedacht werden, ob es sich beim Schreiber um einen Linkshänder handelt, wenn davon abhängige Größen wie die Neigung analysiert werden. 

Aber auch sonst herrscht bei vielen Dingen keine Einigkeit unter Graphologen: Zu groß ist die Variation, um definitive Rückschlüsse ziehen zu können. Nichtsdestotrotz werden Graphologen oft in Bewerbungsprozessen hinzugezogen, um durch das Deuten der Handschrift eine Einschätzung der Persönlichkeit eines Bewerbers zu liefern.

Mehrere Schriften?

Manche Menschen schreiben immer anders: Mal ganz klein, mal ganz groß, mal mit auseinandergezogenen Buchstaben und dann wieder nicht. Eine solche unstete Handschrift ist graphologisch schwer diagnostizierbar und wird bisweilen selbst als Zeichen über den Schreibenden gewertet: Wer immer anders schreibt, hat sich vielleicht noch nicht gefunden. 

Allerdings glauben Menschen häufig auch nur, dass sich ihre Handschrift oft ändert. Wer vermutet, dass sich die eigene Handschrift stimmungsabhängig ändert, gibt dem Graphologen einfach Schriftproben aus unterschiedlichen Phasen. In vielen Fällen sind die konstanten Charakterzüge einer Person für den Graphologen auch durch unterschiedliche Schriften erkennbar.

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