Beziehung im Alltagstrott

So einfach ist es, die Liebe aufzufrischen: Paartherapeut verrät 8 simple Methoden

Ein nachdenklicher Mann bei Tag und eine träumende Frau bei Nacht blicken sich über eine geteilte Stadtsilhouette hinweg an.
© IMAGO / Ronald Grant
Wie lässt sich die Liebe zur Partnerin oder zum Partner wieder auffrischen, wenn die Beziehung buchstäblich in die Jahre gekommen ist? Lies hier acht Tipps, die helfen können.

Ist eine Beziehung in die Jahre gekommen, ist oft die Luft raus – mal mehr, mal weniger. Aber wie lässt sich die Liebe zur Partnerin oder zum Partner wieder auffrischen? Ein Experte verrät acht Tipps, mit denen du dich wieder neu in sie oder ihn verlieben kannst.

Der Alltag macht eine Beziehung nicht gerade einfacher – und auch mit der Zeit schleichen sich Gewohnheiten und Dinge ein, die nicht mehr viel mit der ersten Verliebtheit zu tun haben. Das kennen und wissen die meisten. Dass sich die Liebe zur Partnerin bzw. zum Partner auch wieder auffrischen lässt, ist dabei für viele kaum ein Thema, mit dem sie sich beschäftigen.

Panda-Syndrom: Was tun, wenn die Beziehung in der Kuschelfalle steckt?

Aber bedeutet das, dass jede Beziehung früher oder später zum gelangweilten "nebeneinander vor sich hinleben" verdammt ist? Nein – nicht, wenn die Partner*innen etwas dafür tun! Denn an ihrer Beziehung müssen beide arbeiten. Es lohnt sich.

Paarberater Eric Hegmann, der in seiner Modern Love School außerdem viele Online-Kurse rund um Beziehungsthemen anbietet, kennt sich mit dem Thema gut aus. Er weiß, was Paare tun können, um das Feuer ihrer Liebe wieder zu entfachen, wenn es nicht mehr so recht brennen will. Für BILD der FRAU hat der Experte acht Tipps zusammengestellt:

Paar-Therapeut Eric Hegmann | © Robert Hilton
Foto: Robert Hilton
Eric Hegmann, Paarberater aus Hamburg

Erlebt euch neu in neuen Situationen

Beziehungen benötigen eine Mischung aus Bewährtem und Neuem. Das Bewährte, damit Paare einander vertrauen können und sich geborgen fühlen miteinander. Das Neue, damit Partner*innen die Welt durch die Augen ihres Gegenübers entdecken – und sie oder ihn dazu.

Überrascht euch

Alle Paare sind ein Stück weit in ihren Ritualen nicht nur geborgen, sondern auch gefangen. Wer immer genau weiß, wie die Partnerin / der Partner reagieren wird, läuft Gefahr, gemütlich und faul zu werden. Was sich liebt, das neckt sich, sagt der Volksmund. Sei auch einmal albern, sei etwas unberechenbar – aber immer liebevoll dabei.

Pflege gegenseitige Dankbarkeit

Wer dankbar ist, hat keine Zeit zu meckern. Das ist eine Frage der Haltung. Du kannst trainieren, dich über das halbvolle Glas zu freuen, anstatt bereits nachschenken zu wollen. Fokussiere dich auf schöne Erlebnisse ebenso wie auf Kleinigkeiten aus dem Alltag.

Eine Übung aus der Paarberatung ist, sich täglich zwei bis drei Dinge zu notieren, für die du dankbar sein kannst. Das erhöht die Aufmerksamkeit gegenüber für solche Situationen und macht dich achtsamer – und liebevoller.

Wer sich geliebt fühlt, liebt zurück

Gibst du 100 Prozent, bekommst du 100 zurück. Gibst du nur 50, bekommst du auch nur 50. Wenn du also einen liebevollen Umgang mit deiner Partnerin / deinem Partner pflegst, wird sie oder er deine Gefühle und Verhaltensweisen spiegeln. Das funktioniert wie das ansteckende Gähnen zwischen Menschen, die sich sympathisch sind. Kein Zauberwerk. Fühlt sich aber so an.

Warum sich manche Menschen schwer tun, Liebe überhaupt zuzulassen
Nicht jeder Mensch kann Liebe sofort annehmen – selbst dann, wenn sie ehrlich gemeint ist. Statt Nähe entstehen Zweifel, statt Geborgenheit Unsicherheit. Wer so reagiert, ist nicht „beziehungsunfähig“, sondern oft schlicht verletzt – manchmal schon sehr lange.
Häufige Gründe dafür:
Frühere Verletzungen: Wer schon einmal betrogen, enttäuscht oder verlassen wurde, schützt sich oft unbewusst, indem er Nähe nur dosiert zulässt. Das Herz bleibt auf halbem Weg stehen, weil es gelernt hat: Liebe tut weh.
Bindungsangst: Dahinter steckt meist die Angst, sich selbst zu verlieren oder Kontrolle abzugeben. Nähe wird dann als Bedrohung empfunden – nicht, weil der Partner gefährlich ist, sondern weil die eigene Autonomie gefährdet scheint.
Selbstwertprobleme: Viele Menschen glauben tief in sich, nicht liebenswert zu sein. Wenn ihnen jemand echtes Interesse oder Zuneigung zeigt, wirkt das verdächtig oder überfordernd. Dann heißt es innerlich: „Warum ausgerechnet ich? Was will er/sie wirklich?“
Übernommene Beziehungsmuster:Wer in der Herkunftsfamilie keine gesunde Form von Nähe erlebt hat, kennt oft keine stabilen Beziehungsmodelle. Emotionale Distanz, Konflikte oder Leistungsdruck wurden womöglich mit „Liebe“ verwechselt – das wirkt bis heute nach.
Liebe anzunehmen ist für viele ein Risiko. Wer das versteht – bei sich selbst oder beim Partner –, kann einfühlsamer damit umgehen. Und vielleicht: ein Stück näher rücken, statt sich voreilig zurückzuziehen.

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Unterstützt und entwickelt euch weiter

Leidenschaft hat viel mit dem Entdecken von etwas Unbekanntem zu tun. Erfinde dich immer wieder etwas neu, probiere unbekannte Dinge aus, allein und gemeinsam. Wenn deine Partnerin / dein Partner eine neue Idee hat: Fördere sie oder ihn und lasse sie oder ihn eine neue Erfahrung machen. Auch so lässt sich die Liebe zur Partnerin / zum Partner auffrischen.

Zeigt euch, dass ihr aufeinander stolz seid

Lobe deine Partnerin / deinen Partner auch für alltägliche Dinge, gib ihr oder ihm immer das Gefühl, dass sie oder er nicht selbstverständlich ist. Wenn du sie oder ihn vor Anderen lobst, wird sie / er daran wachsen, das Selbstbewusstsein wird gestärkt, sie oder er wird sich mit dir sicher fühlen. Das fühlt sich an wie zu Beginn deiner Beziehung, als du dachtest, ja, mit diesem Menschen möchte ich auch in vielen Jahren noch zusammen sein.

Was Männer und Frauen emotional wirklich vermissen – auch wenn sie es selten sagen
Nicht immer ist es der Sex, der fehlt. Nicht das "große Gespräch" oder der gemeinsame Urlaub. Was in Partnerschaften oft schmerzhaft vermisst wird, sind emotionale Kleinigkeiten – so selbstverständlich, dass sie kaum jemand anspricht. Bis sie fehlen.
Was Frauen oft vermissen:
Gesehen werden – jenseits der Funktion: Viele Frauen fühlen sich im Alltag vor allem als Mutter, Kollegin oder Organisatorin. Was sie sich wünschen: als Mensch wahrgenommen zu werden – mit ihren Gedanken, Sorgen, Träumen.
Emotionale Nähe ohne Bedingungen: Nicht nur Sex oder Lösungen – sondern echtes Zuhören, echtes Dasein. Einfach mit jemandem sein können, ohne sich erklären zu müssen.
Anerkennung im Kleinen: Ein einfaches „Danke“, ein echtes Lob für das, was sie oft leise und selbstverständlich tun – das fehlt vielen Frauen mehr, als sie zugeben.
Was Männer oft vermissen:
Wertschätzung statt Kritik: Männer erleben in Beziehungen oft unterschwellig, dass sie „nicht genügen“ – als Partner, Vater, Versorger. Was sie sich wünschen: öfter mal das Gefühl, etwas richtig zu machen.
Körperliche Nähe ohne Erwartung: Viele Männer vermissen Berührung, die nicht sofort auf Sex hinausläuft. Einfach eine Hand auf dem Arm, ein kurzer Blick, der sagt: "Ich bin gern bei dir."
Emotionale Erlaubnis: Männer wünschen sich oft, auch schwach, müde oder ratlos sein zu dürfen – ohne dafür belächelt oder zurückgewiesen zu werden.
Diese Bedürfnisse sind individuell verschieden – und doch erstaunlich oft ähnlich. Wer sie erkennt und anspricht, öffnet in der Beziehung Türen, die lange verschlossen waren. Und genau dort beginnt oft echte Nähe.

Ändere dein "wie war dein Tag?"-Ritual

Das tägliche Gespräch über den Tag wird in vielen Beziehungen zum gegenseitigen Vortrag des Terminkalenders. Besser ist, du fragst: Was hat dich heute am meisten beschäftigt? Was hat dich zum Lachen gebracht? Wann hast du dich bedroht gefühlt? Gerade Partner*innen, die keinen einfachen Zugang zu ihren Emotionen finden, können mit solchen Fragen leichter über Gefühle sprechen.

Bindung durch Sex

Bindungshormone wie Oxytocin werden beim Sex ausgeschüttet – ein wirklich mächtiger Cocktail an Botenstoffen. Das wissen alle, die einmal morgens nach einem One Night Stand aufwachten und dachten, nebenan läge die wahre Liebe. Das kann man sich zunutze machen. Dabei setzt du besser auf Tantra statt Kamasutra, denn intensiver Sex ist befriedigender als Leistungssport. Lass dir Zeit und erreiche so neue Höhen, an die du  dich noch lange erinnerst.

Was hält Liebe auf Dauer lebendig? – Diese fünf Beziehungsqualitäten machen den Unterschied
Verliebtheit kommt und geht – das ist völlig normal. Aber worauf können Paare setzen, wenn sie nicht nur kurzfristig wieder Schwung in ihre Beziehung bringen wollen, sondern langfristig verbunden bleiben möchten? Studien zeigen: Es sind nicht die großen Liebeserklärungen oder die spektakulären Urlaube, die eine Beziehung tragen – sondern bestimmte Qualitäten, die im Alltag gelebt werden.
Diese fünf Aspekte sind entscheidend:
Emotionale Sicherheit: Wer weiß, dass die eigene Verletzlichkeit beim anderen gut aufgehoben ist, kann offen über Ängste, Zweifel und Wünsche sprechen. Diese Sicherheit entsteht nicht durch große Versprechen, sondern durch Verlässlichkeit im Kleinen – durch Zuhören, Ernstnehmen, Nachfragen.
Alltägliche Aufmerksamkeit: Kleine Gesten zählen mehr als seltene Highlights. Das kann ein ehrlich gemeintes "Danke" sein, ein Blickkontakt im Vorbeigehen oder ein liebevoll gedeckter Frühstückstisch. Wer sich gesehen fühlt, fühlt sich verbunden.
Vertrauen statt Kontrolle: Vertrauen wächst nicht durch Eifersucht oder Kontrolle, sondern durch das Gefühl, dass der oder die andere auch dann loyal ist, wenn man nicht hinsieht. Vertrauen heißt: Ich gönne dir Freiheit, weil ich weiß, dass du freiwillig bei mir bleibst.
Gemeinsames Wachsen: Beziehungen sind keine Stillleben. Wer gemeinsam Neues erlebt, Projekte plant oder sich gegenseitig bei Entwicklungen unterstützt, bleibt sich verbunden – auch wenn sich das Leben verändert. Gemeinsames Wachstum schafft Tiefe.
Konfliktfähigkeit: Es geht nicht darum, nie zu streiten – sondern darum, wie Paare mit Konflikten umgehen. Können sie zuhören, sich wieder versöhnen, ohne die Beziehung infrage zu stellen? Dann entsteht mit jeder bewältigten Krise mehr Nähe.
Diese Qualitäten lassen sich nicht "antrainieren" – aber sie lassen sich pflegen. Jeden Tag ein bisschen. So entsteht aus Verliebtheit echte, tragfähige Liebe – die sich nicht nur gut anfühlt, sondern auch hält.

➔ Mehr Infos zu unserem Experten Eric Hegmann findest du hier, und hier geht's zur Modern Love School.

Es muss ja nicht immer das klassische "ich liebe dich" sein: Das sind die zehn schönsten Liebesbeweise.

Andererseits: Manchmal sind die magischen drei Worte schon angebracht. Aber wann ist eigentlich der richtige Zeitpunkt für die drei Wörter "Ich liebe dich"?

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