Projekt in Rumänien: Diese Frau rettet Tiere – und verändert nebenbei das Leben vieler Menschen

Agnes Streinu engagiert sich seit Jahren für den Tierschutz in Rumänien. Mit "LifePlace" schafft sie einen Ort, an dem nicht nur Tiere ein Zuhause finden, sondern auch Mitgefühl und Menschlichkeit wachsen.
Agnes Streinu mag Geschöpfe aller Art: "Für mich gehören Mensch und Tier untrennbar zusammen", so die Überzeugung der gebürtigen Rumänin. Entweder habe man ein Herz – oder keins. Und zwar für Menschen genauso wie für Tiere.
Agnes Streinu lebt seit mehr als 35 Jahren in München, doch ihr Herz schlägt bis heute für das Land, in dem sie geboren wurde. Besonders das Schicksal von Tieren in ihrer ehemaligen Heimat hat sie nie losgelassen. "Ich kenne die Herausforderungen vor Ort sehr gut", sagt sie. Gemeint sind damit nicht nur die oft prekären Lebensumstände vieler Menschen, sondern auch das Leid unzähliger Straßentiere. Für Agnes Streinu ist klar: Mensch und Tier gehören zusammen. Empathie müsse immer ganzheitlich gedacht werden, sagt sie – wer nur einem Teil Mitgefühl entgegenbringt, habe das Prinzip nicht verstanden.

Vor mehr als zehn Jahren entschloss sie sich, aus ihrem persönlichen Engagement ein nachhaltiges Projekt zu machen. Sie gründete den Verein "Vision – Hope for Life", der seither Tierschutz und humanitäre Hilfe in Rumänien miteinander verbindet. Der Schwerpunkt liegt auf nachhaltiger Unterstützung: Kastrationskampagnen, medizinische Versorgung, Futterhilfen für Straßentiere – und gleichzeitig Betreuung und Hilfe für bedürftige Kinder und Senior*innen.
LifePlace: ein lebendiger Ort für Mitgefühl
2016 begegnete Agnes Streinu auf Facebook einer Frau, die ihre Vision teilte: Violeta. Aus dieser digitalen Begegnung wurde eine enge Freundschaft und schließlich eine Partnerschaft, die den Grundstein für das Herzensprojekt LifePlace legte. Das Ziel: ein Ort der Hoffnung für Mensch und Tier – nicht als Abschluss, sondern als Anfang einer ganzheitlichen Veränderung.
LifePlace versteht sich nicht als klassisches Tierheim, sondern als lebendiges Projekt, das stetig wächst. So plant das Team rund um Streinu derzeit den Bau eines Gemeinschaftshauses auf dem Gelände einer orthodoxen Kirche im rumänischen Limanu. Dort sollen täglich bis zu 150 Menschen mit warmen Mahlzeiten versorgt und zugleich Notunterkünfte für Bedürftige geschaffen werden. Doch es geht um mehr als bloße Versorgung – es geht um Gemeinschaft, um soziale Integration und um das Gefühl, Teil eines größeren Ganzen zu sein.
Perspektivisch soll generationenübergreifendes Wohnen möglich werden. So will man nicht nur kurzfristig helfen, sondern auch langfristige Strukturen schaffen, die soziale Isolation abbauen und Menschen wieder eine Perspektive geben.
Lernen, erleben, verändern
Trotz aller Menschlichkeit steht auf dem Gelände von LifePlace das Tierwohl im Mittelpunkt. Menschen wohnen dort nicht dauerhaft – dafür aber derzeit 87 Tiere:
- 40 Hunde
- 25 Katzen
- 4 Ziegen
- 10 Hühner
- 3 Enten und
- 4 Hasen.
Die gute Seele des Projekts ist Violeta, die direkt auf dem Hof lebt, um jederzeit für die Tiere da zu sein. Ihre Präsenz sorgt dafür, dass Hilfe nachvollziehbar bleibt – Unterstützer*innen können genau sehen, was mit ihren Spenden passiert.
Doch LifePlace soll auch Begegnungsstätte sein. Familien, Schulklassen und Kindergärten sind eingeladen, den Hof zu besuchen, Tierschutz zu erleben und ein Gefühl für Mitverantwortung zu entwickeln. Agnes Streinu ist überzeugt: Wer früh lernt, was Mitgefühl bedeutet, wird später eine gerechtere Welt mitgestalten.
Ort der Zuflucht: LifePlace bietet alten, kranken und ausgesetzten Haus- und Nutztieren ein sicheres Zuhause.
Klinik in Planung: Eine Tierklinik auf dem Gelände soll künftig auch für die Region medizinische Versorgung und Kastrationen anbieten.
Bildung & Landwirtschaft: Kinder lernen vor Ort den respektvollen Umgang mit Tieren, erfahren, wie Gemüse angebaut und konserviert wird.
Natur & Artenvielfalt: Blumenwiesen fördern Biodiversität, Baumpatenschaften stärken die Verbindung zur Natur.
Erholung & Begegnung: Besucher*innen können auf dem Gelände durchatmen, zur Ruhe kommen – und Verbindung spüren.
Hilfe, die weiterträgt
Finanziert wird das Projekt fast ausschließlich über Spenden. Die monatlichen Futterkosten liegen aktuell bei rund 1.600 Euro – eine Summe, die nur durch regelmäßige Unterstützung zu stemmen ist. Neben Geldspenden helfen auch Sachspenden wie Decken, Handtücher oder medizinisches Material. Besonders symbolisch sind Baumpatenschaften: Sie verschönern das Gelände und machen den ökologischen Gedanken greifbar.
Langfristig wünscht sich Agnes Streinu, dass ihre Projekte unabhängig von Spenden weiterbestehen können. Doch bis dahin bleibt sie realistisch: "Wir wissen, wie schwer es ist, manche Ideen umzusetzen. Aber wir arbeiten jeden Tag daran, dass sie Wirklichkeit werden."
Tierschutz mit Herz und Verstand
Was braucht es, damit sich wirklich etwas ändert? Für Agnes Streinu steht fest, dass Hilfe wohlüberlegt sein muss. Organisationen müssten sich auf das Wesentliche konzentrieren und Wunschdenken vermeiden. "Falsche Hilfe kann mehr kaputt machen als sie nutzt – das gilt für Menschen wie für Tiere."
Die Entscheidung, einem Tier ein Zuhause zu geben, sei eine Lebensentscheidung, sagt sie. "Man muss bereit sein, sein eigenes Leben dafür zu verändern – egal, ob das Tier aus dem In- oder Ausland kommt."
Woran erkennt man eine seriöse Organisation? "An klaren Strukturen, transparenter Kommunikation und geringen Verwaltungskosten. Und daran, dass sie mit Herz arbeitet – und mit dem Blick nach vorn."
Wenn Vertrauen wächst
Gibt es ein Lieblingstier? "Eigentlich sind sie für mich alle besonders – denn jedes einzelne Tier hat seine eigene Geschichte. Mit jedem von ihnen bin ich ein Stück des Weges gegangen", erzählt Agnes Streinu. Besonders ans Herz gehen ihr die alten und kranken Tiere, denen man ihr hartes Leben ansieht. "Viele haben nie Liebe erfahren, nie einen sicheren Ort gehabt. Und doch – sie schenken uns ihr Vertrauen."
Ein Beispiel ist Rony, ein Hund, der völlig verwahrlost zu LifePlace kam: "Abgemagert, ohne Fell, mit Teillähmung – so kam er bei uns an. Heute kann er wieder laufen, hat Lebensfreude und ist kaum wiederzuerkennen." Für Streinu ist das der beste Beweis: "Echter Tierschutz spiegelt sich in der Entwicklung der Tiere. In ihrer Heilung, in ihrem Vertrauen – und in ihrer zweiten Chance."
➔ Mehr Informationen zum Verein Vision Hope for Life findest du hier.
- Tiere zu schützen und auf ihr Wohl zu achten: Das sollten wir viel häufiger tun. Und es ist auch so einfach, täglich tierfreundliche Entscheidungen zu treffen, sagt Tierschützerin und PETA-Gründerin Ingrid Newkirk unter anderem im Interview mit BILD der FRAU.
- Wusstest du, dass fast alle sehr kleinen Hunderassen zu den bedauernswerten Qualzucht-Tieren zählen. Welche das sind, erfährst du hier.
- Besonders grausam: der illegale Welpenhandel. Wie mies das Geschäft mit den Tieren ist, kannst du hier nachlesen.