Was und wieviel ist gesund? So fütterst du deinen Hund richtig
Wer einen Hund hat, will, dass es ihm gut geht und er gesund ist. Das fängt bei der Nahrung an. Rund um dieses Thema gibt es allerdings einiges zu beachten: Wie Hunde richtig gefüttert werden, was sie auf keinen Fall fressen sollten und ob BARFen wichtig ist, erklärt eine Expertin.
Hauptsache, es schmeckt: Viele Menschen machen sich diesen Spruch zu eigen – und übertragen ihn auch auf ihren Hund. Doch während Menschen schnell merken, wenn ihnen etwas nicht bekommt, sie entsprechend reagieren oder sich auch ärztliche Hilfe holen können, sind unsere Vierbeiner darauf angewiesen, dass wir ihnen verantwortungsvoll Nahrung geben. Doch leichter gesagt als getan: Was genau heißt es denn, einen Hund richtig zu füttern? Das haben wir eine Expertin gefragt.
Wie oft, wie viel, was: Wie du deinen Hund richtig fütterst
Dr. med. vet. Susan Kröger ist Fachtierärztin für Tierernährung und Mitentwicklerin der Rezepte für das Hundefutter von FRED & FELIA. Mit BILD der FRAU hat sie darüber gesprochen, wie Hunde richtig gefüttert werden, was ihnen gar nicht gut bekommt und ob BARF-Nahrung und Knochen wirklich so wichtig sind.
BILD der FRAU: Liebe Frau Kröger, bei der Ernährung von Hunden ist es im Prinzip wie bei Menschen: ausgewogen, nahrhaft und nicht im Übermaß. Stimmt das so?
Susan Kröger: Das ist richtig. Allerdings gibt es Unterschiede bei den Nährstoffansprüchen zwischen Menschen und Hunden – es kann nicht immer alles aus der Humanernährung auf die Hunde übertragen werden.
Was ist beim Hundefutter besonders wichtig? Worauf sollte man achten?
Aus meiner Sicht sind es drei Punkte, die bei der Ernährung von Hunden berücksichtigt werden müssen:
- Zunächst einmal muss das Futter eines Hundes bedarfsdeckend sein. Das bedeutet, dass alle für die entsprechende Lebensphase (Wachstum, ausgewachsen) notwendigen Nährstoffe in ausreichenden, aber nicht zu hohen Mengen enthalten sind. Solange diese Ansprüche erfüllt werden, ist es egal, ob es sich um ein Alleinfutter (Trocken-, Feuchtfutter) oder um eine von den Halter:innen selbst zubereitete Ration handelt. Falls bei einem Hund eine Erkrankung vorliegt, die diätetische Maßnahmen benötigt, müssen auch diese berücksichtigt werden.
- Um sicher zu gehen, dass es sich bei einem Feuchtfutter bzw. einem Trockenfutter um ein bedarfsdeckendes Futter handelt, sollte auf Folgendes geachtet werden: Es muss zum einen als Alleinfutter für Hunde deklariert sein. Bei einigen Feuchtfuttermitteln, die z. B. nur Fleisch enthalten, handelt es sich um Ergänzungsfuttermittel. Zum anderen kann der Zusatz von sogenannten ernährungsphysiologischen Zusatzstoffen ein hilfreicher Hinweis darauf sein, dass es sich wirklich um ein Alleinfutter handelt. Hierbei handelt es sich beispielsweise um Spurenelemente wie Zink, Kupfer, Jod oder Vitamine, die dem Futter zugesetzt werden, damit es alle lebensnotwendigen Nährstoffe in ausreichenden Mengen enthält.
- Des Weiteren sollte das Futter vom Hund vertragen werden, er sollte also keine Verdauungsprobleme wie weichen Kot, Durchfall, Flatulenzen haben.
Und zuletzt sollte es dem Hund natürlich auch noch schmecken.
Gibt es eine Formel oder einen Maßstab, wie Hunde gefüttert werden sollten? Wie oft, wie viel usw.?
Für einen gesunden und ausgewachsenen Hund gibt es keine festgelegten Empfehlungen zu Fütterungszeiten. In der Regel werden die meisten Hunde zwischen ein- bis dreimal täglich gefüttert. Im Einzelfall, zum Beispiel wenn Hunde Magen-Darm-Probleme haben, sollten mehrmals täglich kleine Mahlzeiten gefüttert werden.
Bei Hunden im Wachstum ist es etwas anders. Sie benötigen besonders in den ersten sechs Lebensmonaten sehr viel Energie und müssen zur Deckung dieses Bedarfs vergleichsweise große Futtermengen aufnehmen. Daher sollten wachsende Hunde im ersten halben Lebensjahr mindestens dreimal täglich gefüttert werden, später kann auf zweimal pro Tag reduziert werden.
Bei der benötigten Futtermenge sollten sich Hundebesitzer*innen bei der Gabe eines Alleinfutters an den Fütterungsempfehlungen des herstellenden Unternehmens orientieren. Diese sind so berechnet, dass Hunde sowohl ausreichend Energie als auch Nährstoffe bekommen. Falls einzelne Hunde mit den empfohlenen Tagesmengen zunehmen, sollte nicht einfach ohne Rücksprache mit einem Tierarzt oder der futterherstellenden Firma die Menge reduziert werden. Dieses kann sonst eine unzureichende Nährstoffaufnahme zur Folge haben.
Bekommen Hunde über einen längeren Zeitraum oder auch dauerhaft eine selbst gekochte Ration oder werden gebarft, empfehle ich eine individuelle Berechnung der Tagesmengen sowie der Zusammensetzung von dafür ausgebildeten Tiermediziner*innen.
Achtung, manche Lebensmittel können für Hunde sogar tödlich sein
Dürfen es auch mal Leckerlis sein?
Sowohl Leckerlis als auch Kauartikel sind für viele Hundehalter*innen ein wichtiger Bestandteil der Erziehung und später auch im Alltag. Allerdings sollten diese sehr kontrolliert eingesetzt werden, da es sich häufig um "Kalorienbomben" handelt, wenn es sich nicht um Gemüse handelt. Es gibt eine Faustformel, die besagt, dass maximal 10 Prozent des täglichen Energiebedarfs eines Hundes über Leckerlis und Kauartikel gedeckt werden sollten.
Bei kranken Hunden muss das in vielen Fällen noch strenger geregelt werden – hierbei kann die Hilfe von Tierärztinnen und Tierärzten notwendig sein.
Was sollte man Hunden auf keinen Fall zu fressen geben?
Es gibt ein paar Lebensmittel, die für Hunde ab einer bestimmten Menge toxisch, das heißt krankheitsauslösend und im schlimmsten Fall auch tödlich sein können. Hierzu gehören beispielsweise Zwiebeln, Knoblauch, Avocado, Weintrauben, Rosinen, Schokolade, verschiedene Süßstoffe. Auf die bewusste Gabe an Hunde sollte vollständig verzichtet werden.
Was Hunde und auch Katzen noch alles unter keinen Umständen fressen sollten: Achtung! Diese Lebensmittel sind tabu für Hund und Katze.
Sind Knochen wirklich so wichtig für Hunde?
Knochen sind in erster Linie als Calciumquelle ein wichtiger Bestandteil bei der sogenannten Barf-Fütterung (Bones and Raw Feeding bzw. Biologisch artgerechte Rohfütterung). Allerdings birgt die Fütterung von Knochen gewisse gesundheitliche Risiken wie zum Beispiel eine Verletzungsgefahr bei splitternden Knochen, Zahnfrakturen bei sehr harten Knochen oder "Knochenkot" (Verstopfung) bei zu großen Mengen, so dass der Einsatz abgewogen werden sollte.
Eine weniger gefährliche Alternative wäre beim Barfen die Verwendung von Knochenmehl oder Eierschalenpulver.
Bekommt ein Hund ein Trocken- oder Feuchtfutter, sollte er, insbesondere wenn er noch im Wachstum ist, nicht häufiger als maximal einmal pro Woche Knochen bekommen. Er bekommt bereits über das Alleinfutter ausreichend Calcium, eine regelmäßige zusätzliche Gabe könnte zu einer Überversorgung führen.
Um das Kaubedürfnis zu stillen, gibt es mittlerweile viele Alternativen, beispielsweise Kauwurzeln oder spezielle Kauspielzeuge.
Wie wichtig ist es denn, Barf-Futter zu geben?
Das Barfen, also die Fütterung von rohem Fleisch, Innereien, Gemüse/Obst und häufig auch Knochen, ist ein Fütterungstrend, der in den letzten Jahren und Jahrzehnten stark zugenommen hat. Es handelt sich dabei aber um eine Art der Fütterung, die nicht für jeden Hund geeignet ist und auch nicht von jeder Person mit Hund ohne Probleme in den Alltag integriert werden kann.
Die Fütterung einer selbst zusammengestellten Ration bietet den Vorteil, dass die Besitzer*innen selbst entscheiden können, was der Hund bekommt und wo das Fleisch gekauft wird.
Ein Risiko ist jedoch die Hygiene, da über rohes Fleisch Bakterien, Parasiten und auch Viren (rohes Schweinefleisch) übertragen werden können. Durch ein Erhitzen würden die zuvor genannten Pathogene inaktiviert werden und keine Gefahr mehr darstellen.
Bei den Bakterien ist das Problem, dass Hunde an ihnen in der Regel nicht erkranken. Allerdings können sich die Bakterien, das bekannteste Beispiel sind Salmonellen, im Darmtrakt der Hunde ansiedeln, wodurch wiederum die Menschen in ihrer Umgebung gefährdet werden können. Wenn Babys, Kleinkinder oder Menschen mit einer Immunschwäche im Haushalt leben, sollte von einer BARF-Fütterung abgeraten werden. Ebenso, wenn Hunde als Therapie- oder Begleithunde eingesetzt werden.
Es gibt nicht DIE EINE Hundeernährung
Andersrum: Könnten Hunde im Prinzip auch vegetarisch oder gar vegan ernährt werden?
Betrachtet man den Nährstoffbedarf eines Hundes, ist es möglich, einen ausgewachsenen und gesunden Hund vegetarisch und theoretisch auch vegan zu ernähren. Allerdings gibt es zu der veganen Fütterung keine wissenschaftlichen Langzeitstudien, so dass die Auswirkungen bzw. möglichen Folgen einer dauerhaften Ernährung nicht bekannt sind.
Von einer veganen Fütterung von Hunden im Wachstum als auch den meisten kranken Hunden rate ich ab. Jedoch gibt es bei letzteren ganz seltene Ausnahmen, bei denen eine vegane Ernährung ausprobiert werden kann. Dazu gehören Hunde mit Verdacht auf Futtermittelallergie und spezielle Lebererkrankungen (Lebershunt). Diese diätetische Maßnahme sollte ausschließlich nach vorheriger Rücksprache mit Tierärztinnen und Tierärzten erfolgen.
Apropos: Autorin Kathrin Hartmann verrät im Interview, warum sie ihren Hund Toni vegetarisch ernährt.
Ihr Tipp an alle Hunde-Besitzer*innen zum Thema Food?
Die Ernährung von Hunden wird in fast jedem Park und an jeder Straßenecke diskutiert, teilweise sehr emotional. Es bestehen sehr unterschiedliche Erfahrungen mit bestimmten Fütterungsformen und auch Futtersorten, die an andere Hundebesitzer*innen weitergegeben werden.
Ich finde es sehr wichtig klarzustellen, dass nicht jede Art der Fütterung für alle Hunde und alle Hundehalter*innen gleichermaßen gut geeignet ist. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, einen Hund gut und ausgewogen zu ernähren, so dass für alle etwas dabei ist.
Bei Unsicherheit kann man sich bei auf Hundeernährung spezialisierten Tierärztinnen und Tierärzten unabhängig und neutral beraten lassen und so im Gespräch die optimale Fütterung für den eigenen Vierbeiner finden.
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