Erben und Vererben: Was wirklich wichtig ist – 8 Experten-Tipps, die kaum einer kennt

Von Steuern bis Pflichtteil: Diese Experten-Tipps rund ums Erben und Vererben kennen die wenigsten und sie können dir viel Geld sparen.
400 Milliarden Euro – Eine Zahl bei der man an das Vermögen von Elon Musk oder an Staatsschulden denkt. Doch es ist tatsächlich der Betrag, der deutschlandweit jedes Jahr vererbt wird.
Finanz-Experte Hermann-Josef Tenhagen verrät, worauf man beim Vererben unbedingt achten sollte.
Tipp 1: Nachlass digital regeln
Wer denkt mit einem einfachen selbstgeschriebenen Dokument, in dem man schreibt: Person A bekommt dieses und Person B bekommt jenes, ist es getan, liegt leider falsch. Denn eine korrekte Nachlassregelung gestaltet sich deutlich komplexer.
Einer der grundlegenden Vorkehrungen, die man treffen sollte, ist den digitalen Nachlass zu regeln. Fertigst du ein Testament an, solltest du laut Experte unbedingt an „Zugangsdaten zu Online-Konten, sozialen Netzwerken (z. B. Instagram, Facebook) und Cloud-Speichern“ denken.

Hermann-Josef Tenhagen ist Chefredakteur von Finanztip und einer der bekanntesten Finanzexperten Deutschlands. Seit vielen Jahren erklärt er einem breiten Publikum auf verständliche Art, worauf es in Sachen Job, Karriere und Finanzen wirklich ankommt.
Tipp 2: Testament handschriftlich aufsetzen
Für ein Testament gibt es zwei Möglichkeiten der Anfertigung: Entweder du gehst zu einem Notar und lässt diesen die Erstellung deines Testaments übernehmen oder aber du schreibst es selbst. Dabei gilt: Du musst es mit deiner eigenen Handschrift schreiben. Nur dann ist es gültig. „Die Unterschrift allein genügt nicht.“, betont Hermann-Josef Tenhagen.
Finanztip.de bietet eine Checkliste mit praktischen Formulierungstipps.
Tipp 3: Testament regelmäßig prüfen
Das Leben ändert sich und somit auch Lebensumstände und Wünsche. Eine Scheidung, ein Kind oder mehrere Kinder sowie Todesfälle können die Situation stark verändern. In diesem Fall solltest du dein Testament unbedingt anpassen.
Tipp: Prüfe dein Testament regelmäßig auf Aktualität. Am einfachsten ist das natürlich mit einem handschriftlichen Testament.
Tipp 4: Die Konsequenzen beim Berliner Testament im Blick behalten
Das Berliner Testament ist für Eheleute eine Möglichkeit, um sich gegenseitig als Alleinerben einzusetzen. Stirbt einer der Ehepartner, erbt der andere erst mal alles. Die Kinder erben erst, wenn auch der zweite Elternteil stirbt.
Finanzexperte Hermann-Josef Tenhagen kennt den Haken: „Die Kinder verlieren ihren steuerlichen Freibetrag von 400 000 Euro, weil sie erst beim zweiten Erbfall zum Zug kommen. Bei größeren Vermögen kann das zu unnötiger Steuerlast führen.“
Daher gilt: Vorab unbedingt an die möglichen Konsequenzen denken.
Tipp 5: An Pflichtteilsansprüche denken
Wer jemanden enterben möchte, sollte bedenken, dass Angehörige unter Umständen Anspruch auf einen Pflichtteil haben. „Wer zwei Kinder hat und nur eines zum Alleinerben macht, enterbt das andere. Dieses kann dennoch ein Viertel des Nachlasses als Pflichtteil einfordern“, so das Beispiel des Experten.
Tipp 6: Immobilien verschenken statt zu vererben
Immobilien bieten in einem Nachlass viel Streitpotenzial. Was passiert mit einer Immobilie, wird sie vermietet oder verkauft, wer zahlt etwaige Renovierungskosten oder wer bekommt das Mobiliar? Um Streitigkeiten zu vermeiden empfiehlt der Experte: „Eine Schenkung der Immobilie schon zu Lebzeiten, die unter Umständen Steuern im Vergleich zum Erbe spart.“
Tipp 7: Für Patchwork-Familien kann eine Vor- und Nacherbschaft sinnvoll sein
Wer in einer Patchwork-Familie lebt, sollte, laut Experte an die Option einer Vor- und Nacherbschaft denken: „Damit wird geregelt, wer zuerst und wer später erbt – etwa die neue Partnerin zuerst, die Kinder aus erster Ehe später.“
Tipp 8: Erbschaft ausschlagen
Wer etwas erbt, hat immer die Möglichkeit das Erbe auszuschlagen. Das kann sinnvoll sein, wenn der Nachlass zum Beispiel überschuldet ist. Allerdings gibt es hier eine Frist einzuhalten. Diese beträgt sechs Wochen ab Kenntnis des Erbfalls.
Finanztip.de bietet dazu ein passendes Musterschreiben.
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