Tomatenzüchter verrät seine besten Experten-Tipps

Es ist nicht schwer, eigene Tomaten im Garten anzubauen. Doch es gibt viele Tricks, um den Geschmack, Gesundheit und die Erntemenge zu verbessern.
Es gibt kaum eine Pflanze, die mich so fasziniert wie die Tomate. Wenn ich eine neue Sorte entdecke, kann ich nicht widerstehen. Einmal habe ich sogar riesige Ochsenherz-Tomaten in Handtücher gewickelt, um sie heil aus Venedig bis nach Bayern zu bringen, nur um an ihr kostbares Saatgut zu kommen. Verrückt? Vielleicht ein bisschen. Aber das zeigt, mit welcher Leidenschaft und Neugier wir an die Sache herangehen können. Keine Sorge: Du musst nicht gleich auch zur Tomatenzüchterin werden, um eine reiche Ernte zu erzielen. Dieser Ratgeber nimmt dich an die Hand – Schritt für Schritt, mit ganz praktischen Tipps, einfachen Erklärungen und einer großen Portion Motivation.
Von Anden bis auf den Balkon – ein kurzer Blick auf die Tomate
Wusstest du, dass Tomaten ursprünglich aus den Anden in Südamerika stammen? Kaum zu glauben, aber tatsächlich wurden die ersten Wildtomaten vor über 2000 Jahren von den Völkern der Azteken und Inkas kultiviert. Ihren Siegeszug traten sie später von Mexiko aus um die Welt an. Heute sind Tomaten aus unseren Gärten und Balkonen nicht mehr wegzudenken. Ob im italienischen Pasta-Gericht oder direkt von der Pflanze genascht – Tomaten sind einfach überall beliebt.
Für uns bedeutet das: Was einst in den fernen Anden wuchs, fühlt sich jetzt auch in unserem mitteleuropäischen Klima pudelwohl – sogar auf engem Raum. Du brauchst also kein großes Gewächshaus, um Tomaten zu ziehen. Ein sonniger Balkon oder eine Terrasse reichen für die meisten Sorten völlig. Die Tomate ist anpassungsfähig, robust und verzeiht Anfänger*innen auch mal Fehler. Perfekte Voraussetzungen also, um direkt loszulegen!
Schritt 1: Die Qual der Wahl – die richtige Tomatensorte finden
Die Vielfalt an Tomatensorten ist schier gigantisch. Von gelb über klassisch rot bis dunkellila; eiförmig, rund oder gerippt; klein wie eine Johannisbeere oder so groß wie eine Grapefruit – in der Welt der Tomaten gibt es nichts, was es nicht gibt. Um die 3.800 Sorten sind offiziell registriert, in Wahrheit existieren aber weltweit zehntausende Varianten! Grundsätzlich gibt es unterschiedliche Wuchsformen bei Tomatenpflanzen, die für uns Gärtner*innen wichtig sind:
- Stabtomaten wachsen kontinuierlich in die Höhe. Sie entwickeln einen langen Haupttrieb, der unbedingt eine Stütze benötigt – wie z.B. einen Stab oder eine Schnur. Sie gehören zu den Tomatensorten, die entgeizt werden müssen (dazu später mehr), damit die Pflanze ihre Kraft in die Früchte steckt. Manche Stabtomaten enden von selbst bei ca. 1,60–2 m Höhe, die meisten würden aber immer weiterwachsen, wenn man sie lässt.
- Buschtomaten, auch Strauchtomaten genannt, wachsen etwas kompakter. Sie hören nach einer bestimmten Anzahl von Blütentrauben auf, in die Höhe zu schießen, und werden stattdessen buschiger. Praktisch: Hier entfällt das Ausgeizen, denn die Pflanze verzweigt sich gewollt. Buschtomaten werden meist nur 50–100 cm hoch und sind perfekt für Töpfe oder kleine Beete.
- Wildtomaten: Diese ursprünglichsten Tomaten sind wahre Wuchs-Wunder. Sie bilden unzählige kleine Früchte (Johannisbeertomaten etwa sind so klein wie die namensgebenden Beeren) und verzweigen sich wild in alle Richtungen. Wildtomaten werden teils über 2 m hoch und genauso breit. Sie sind extrem robust und resistent gegen Krankheiten. Allerdings nehmen sie viel Platz ein und wuchern gerne – im Kübel sind sie weniger glücklich.
- Zwergtomaten und Micro Dwarfs: Mini-Tomatenpflanzen, die oft nur 20–40 cm hoch werden. Sie wurden speziell für Balkon und Fensterbrett gezüchtet. Man kann sie auf kleinstem Raum halten, sogar auf der Fensterbank. Wenn du wirklich kaum Platz hast, sind diese Sorten ideal.
Schritt 2: Vom Samen zum Keimling – oder lieber Jungpflanzen kaufen?
Bevor du mit dem Pflanzen loslegen kannst, brauchst du natürlich Tomatenpflanzen. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: selber ziehen oder kaufen.
Aussaat (Vorziehen): Viele Gärtner*innen lieben es, am Anfang ihre Tomaten aus Samen vorzuziehen. Bereits im März oder April kannst du drinnen damit starten. Dazu brauchst du nur etwas Anzuchterde, kleine Töpfe oder Saatschalen und natürlich Tomatensamen. Die Samen werden nur leicht mit Erde bedeckt.
Experten-Tipp: Tomaten sind zwar Dunkelkeimer, aber sie keimen schneller, wenn du sie wie Lichtkeimer behandelst.
Dann heißt es warm stellen (Tomatensamen mögen es kuschelig bei 20–24 °C) und feucht halten. Schon nach 7–14 Tagen spitzen die ersten Keimlinge hervor. Sobald die kleinen Pflänzchen das erste richtige Blattpaar haben, die keine Keimblätter, sondern richtige Tomatenblätter sind, werden sie pikiert. Das heißt, du setzt sie vereinzelt in größere und am besten etwas tiefere Töpfe, damit jede genug Platz hat. Aus den anfällig wirkenden Sprösslingen entwickeln sich in wenigen Wochen kleine, kräftige Tomatenpflanzen.
Vorteile des Aussäens: Du kannst aus über 23.000 Sorten wählen, auch aus Raritäten. Außerdem macht es riesigen Spaß, die Pflänzchen vom Samenkorn an zu begleiten. Und wenn du darauf achtest, samenfestes Saatgut zu kaufen, dann kannst du sie sogar wieder vermehren, aber dazu später mehr.
Nachteile: Das Vorziehen erfordert etwas Geduld, Platz am hellen Fenster und tägliche Fürsorge (gießen, auf gutes Licht achten, ggf. mit Pflanzenlampe nachhelfen). Als Anfänger*in kann man dabei auch mal Fehler machen (zu nass, zu dunkel, zu kühl), aber keine Sorge: selbst, wenn nicht alle Keimlinge durchkommen, hast du am Ende genug Pflänzchen übrig.
Jungpflanzen kaufen: Der einfachere Weg ist, im Frühling vorgezogene Tomatenpflanzen im Gartencenter oder auf dem Wochenmarkt zu kaufen. Ab April bieten viele Gärtnereien eine bunte Auswahl an Jungpflanzen an, oft sogar alte Sorten. Du suchst dir ein paar kräftige Exemplare aus – und kannst direkt mit Schritt 3 (dem Auspflanzen) weitermachen, ohne dich um die Anzucht kümmern zu müssen.
Vorteile: Schnell und unkompliziert. Die Pflänzchen sind bereits einige Wochen alt, kräftig und abgehärtet. Perfekt, wenn du spät dran bist oder dir die Anzucht nicht zutraust.
Nachteile: Du bist auf das Sortiment vor Ort beschränkt. Ausgefallene Sorten findet man seltener. Und es sind oft F1-Hybride. Also Samen, die im nächsten Jahr nicht wieder angebaut werden können. Beziehungsweise kommt dann nicht mehr die ausgesäte Sorte heraus.
Mein Tipp: Wenn du neugierig bist, probiere doch beides aus! Säe ein, zwei Sorten selbst aus und kauf dir parallel ein, zwei Jungpflanzen. So hast du Vergleichsmöglichkeiten und doppelte Erfolgschancen. Als Anfänger*in kann es beruhigend sein, ein paar gekaufte robuste Pflänzchen in der Hinterhand zu haben, falls die eigene Anzucht nicht perfekt läuft.
Schritt 3: Der perfekte Standort – Gartenbeet, Hochbeet oder Balkonkübel?
Tomaten lieben Wärme und Sonne – das sind zwei Grundvoraussetzungen, die dein Standort erfüllen sollte. Im Freiland (Gartenbeet) fühlen sie sich an einem vollsonnigen, geschützten Platz am wohlsten. Perfekt ist z.B. eine Südwand am Haus, die Wärme abstrahlt. Hast du kein Beet, geht es auch prima in einem geräumigen Hochbeet oder direkt im großen Topf auf dem Balkon. Solange dein Balkon ein paar Stunden Sonne abbekommt (5–6 Stunden sollten es schon sein), wirst du tolle Tomaten ernten können.
Wichtig: Tomaten mögen keinen Frost! Stell die Pflänzchen also erst nach den Eisheiligen im Mai dauerhaft nach draußen. Vorher würden kalte Nächte sie schwächen oder töten. Das ist eine klassische Anfängerfalle – man ist im April oft schon euphorisch, weil es tagsüber warm ist, aber Nachtfrost lauert noch bis Mitte Mai. Also gedulde dich ein wenig, so schwer es fällt. Bis dahin kannst du deine gekauften Jungpflanzen drinnen am Fenster halten oder tagsüber rausstellen und abends wieder reinholen. Selbst Ende Mai kann es mal kühle 5 °C geben; in solchen Fällen deckst du deine Tomaten über Nacht vorsichtshalber mit einem Vlies oder altem Bettlaken ab. Aber in den meisten Jahren passt es ab Mitte Mai.
Schutz vor Regen: Wenn möglich, gib deinen Tomaten ein Dach über dem Kopf – z.B. ein Vordach, den Balkon darüber oder ein provisorisches Foliendach. Warum? Tomatenblätter mögen es nicht, dauernd nass zu sein. Ständiger Regen begünstigt Pilzkrankheiten. Ein überdachter Platz, wo trotzdem viel Licht hinkommt, ist ideal. Hast du sowas nicht, ist es auch nicht dramatisch. Dann wähl am besten sehr robuste Sorten, oder gleich Freilandtomaten und schau regelmäßig nach deinen Pflanzen, um erste Anzeichen von Pilzen gleich zu entdecken.
Boden und Topfgröße: Im Garten lieben Tomaten lockeren, humusreichen Boden. Grabe die Erde gut um und arbeite Kompost ein, damit sie schön nährstoffreich ist. Im Topf gilt. Die Wahl des richtigen Topfes ist entscheidend, damit deine Tomatenpflanzen genug Platz für ihre Wurzeln finden. Größere Sorten brauchen entsprechend mehr Raum, um sich auszubreiten. In meinem Garten setze ich die größeren Tomatensorten in 60-Liter-Töpfe – hier kommen zwei bis drei Pflanzen hinein. Für kleinere Sorten reicht ein 40-Liter-Topf, und für die zierlichen Mini-Sorten, die sogenannten Micro-Dwarfs, sind 20-Liter-Töpfe vollkommen ausreichend. Diese Größen bieten den Wurzeln ausreichend Platz und ermöglichen es, dass sie die nötigen Nährstoffe aufnehmen können. Meine Topf-Tomaten wachsen z.B. in 60-Liter-Mörtelkübeln vom Baumarkt – da passen sogar zwei Pflanzen zusammen rein, oder ich setze noch Basilikum mit dazu.
Apropos, Mischkultur: Tomaten verstehen sich gut mit vielen Kräutern und Gemüsen. Klassisch ist Basilikum als Nachbar – sieht schön aus und man hat gleich die perfekte Kombi für Salat und Pasta parat. Gut passen auch Salate, Lauch, Ringelblumen, Quendel oder Petersilie.
Weniger günstig sind Erbsen, Bohnen oder Kartoffeln direkt daneben, die teilen ungern das Beet mit der Tomate und können sogar Krankheiten fördern. Im Topf ist Mischkultur natürlich begrenzt, aber ein paar Tagetes (Studentenblumen) am Topfrand gepflanzt können helfen, Schädlinge fernzuhalten und sehen obendrein fröhlich aus.
Schritt 4: Auspflanzen – so kommen die Tomaten in Erde und Topf
Jetzt wird’s ernst: Deine Tomaten dürfen in ihr endgültiges Zuhause umziehen! Egal ob ins Beet oder in den Topf – mit ein paar Kniffen machst du es ihnen leicht, anzuwachsen.
Abhärten: Falls deine Pflanzen bisher nur drinnen waren (vor allem bei selbst gezogenen Jungpflanzen der Fall), gewöhne sie langsam an Sonne und Wind. Ich mache es so: Sobald es im April tagsüber über 8 °C hat, stelle ich die Tomaten tagsüber für ein paar Stunden raus, aber zunächst in den Halbschatten. So kriegen sie frische Luft, ohne gleich einen Sonnenbrand zu bekommen. Jeden Tag dürfen sie etwas länger draußen bleiben und etwas mehr Sonne tanken. Nach etwa einer Woche sind sie robust genug für volle Sonne. Zusätzlich „streichele“ ich die Pflanzen täglich leicht über die Blätter– ja, das klingt etwas seltsam, aber durch dieses Streichen imitiere ich den Wind. Die Tomaten reagieren darauf, indem sie stabilere, dickere Stängel entwickeln (weil leichte Mikrorisse entstehen und repariert werden). Ergebnis: kräftigere Pflanzen, die draußen besser zurechtkommen. Probier’s ruhig mal aus – man fühlt sich zwar komisch dabei, aber es wirkt!
Pflanzloch vorbereiten: Lockere die Erde im Beet an der gewählten Stelle gut auf und heb ein ordentlich großes Pflanzloch aus (mindestens doppelt so groß wie der Wurzelballen der Pflanze). Tomaten sind hungrig – sogenannte Starkzehrer, die viele Nährstoffe brauchen. Gib also in jedes Pflanzloch eine Schaufel Kompost oder etwas Tomatendünger aus dem Handel.
Ein altbewährter Trick erfahrener Gärtner*innen: eine Handvoll zerkleinerte Brennnesseln unten ins Loch legen. Die Brennnesseln verrotten und geben dabei wertvolle Nährstoffe ab – eine Art natürlicher Langzeitdünger.
Im Topf verfährst du ähnlich: Nimm gute, nährstoffreiche Erde (am besten spezielle Tomatenerde oder Gemüseerde) und mische etwas organischen Dünger unter. Ich persönlich packe in große Tomatenkübel gern ein Stück ungewaschene Schafswolle auf den Topfboden. Das wirkt Wunder, denn Schafswolle speichert Wasser und hält die Erde feucht – so musst du seltener gießen. Außerdem enthält Wolle Stickstoff, den die Pflanzen nach und nach nutzen können. Hast du keine Schafswolle parat, ist das nicht schlimm – es geht auch ohne. Aber solche kleinen Tricks machen das Gärtnerleben einfacher.
Einpflanzen: Jetzt setzt du die Pflanze in das vorbereitete Loch. Tipp: Entferne die untersten Blätter der Tomate, bevor du sie einpflanzt. Denn Tomaten kannst du tiefer pflanzen, als sie vorher standen. Ich setze meine Jungpflanzen immer so ein, dass etwa ein Drittel des Stängels unter der Erde ist. Also ruhig 30 cm tief oder mehr, wenn die Pflanze groß genug ist. An dem vergrabenen Teil des Stängels bilden sich zusätzliche Wurzeln, was der Pflanze mehr Power gibt. Achte darauf, dass die Wurzeln nicht geknickt werden und die Pflanze schön gerade nach oben schaut. Füll das Loch mit Erde und drück alles vorsichtig an.
Angießen: Gleich nach dem Pflanzen bekommt die Tomate einen ordentlichen Schluck Wasser. Gieße langsam und großzügig, damit sich die Erde gut um die Wurzeln legt und keine Hohlräume bleiben. Du kannst ruhig eine kleine Gießrand-Erde um den Stängel formen, damit das Wasser nicht wegläuft. Die Erde sackt durch das Wasser noch etwas ab – füll dann einfach bei Bedarf Erde nach.
Stützen geben: Stabtomaten benötigen sofort eine Stützhilfe. Stecke neben die Pflanze einen Tomatenstab (aus Bambus, Metall oder Holz – was du hast) und binde den Haupttrieb mit einem weichen Band locker daran fest. Alternativ kannst du die Tomate auch an Schnüren hochleiten, wenn sie z.B. unter einem Dach hängt. Wichtig ist, dass sie Halt hat, bevor sie größer wird und der Wind sie umknickt. Buschtomaten brauchen meist keine Stütze oder erst, wenn sie voll behangen sind; hier kannst du abwarten. Im Topf stecke ich aber auch oft bei Buschtomaten ein kleines Rankgitter hinein, einfach damit sie bei Sturm nicht umkippen.
Abstand: Im Beet setzt du mehrere Tomatenpflanzen nicht zu eng nebeneinander. Mindestens 60 cm Abstand zwischen den Pflanzen, besser mehr, damit jede genug Licht und Luft bekommt und du später gut ernten kannst, ohne einen Urwald vorzufinden. Auf dem Balkon ist der Abstand oft durch die Topfgröße gegeben – dort steht meist eh jede Pflanze in ihrem eigenen Kübel.
So, deine Tomatenpflänzchen sind nun an Ort und Stelle. Glückwunsch, damit hast du einen großen Schritt geschafft! Ab jetzt geht es darum, ihnen beim Wachsen und Gedeihen zuzusehen und sie gelegentlich zu hegen und zu pflegen.
Schritt 5: Pflegen, Gießen und Düngen – keine Wissenschaft, sondern Entspannung
Jetzt beginnt die entspannte Phase: Die Tomaten wachsen lassen und nur bei Bedarf eingreifen. Tomaten sind grundsätzlich pflegeleicht, aber ein bisschen Liebe in Form von Wasser, Nährstoffen und Aufmerksamkeit danken sie dir mit reicher Ernte. Schauen wir uns die wichtigsten Pflegearbeiten an:
Gießen: Tomaten haben Durst, allerdings mögen sie es abwechslungsreich, trocken und feucht. Was heißt das? Im Klartext: Gieße regelmäßig, aber lass die Oberfläche zwischendurch ruhig mal antrocknen. Im Beet reicht in der Regel 1–2 Mal pro Woche kräftig gießen (abhängig von Wetter); im Topf eher alle 2–3 Tage, weil Kübel schneller austrocknen.
Fingerprobe: Steck einen Finger ein paar Zentimeter tief in die Erde. Fühlt es sich dort noch feucht an, kannst du mit dem Gießen noch warten. Ist es trocken, gib Wasser. Tomaten zeigen dir zuverlässig, wenn sie Wasser brauchen: Abends lassen durstige Pflanzen die Blätter schlapp hängen (nachts geht das in Ordnung, sie erholen sich bis zum Morgen). Wenn sie aber schon tagsüber bei Sonne schlappen, ist es höchste Zeit für Wasser. Achte darauf, möglichst nicht über die Blätter zu gießen, sondern direkt an der Wurzel. Blätter, die ständig nass sind, bieten Pilzkrankheiten eine Bühne – das wollen wir vermeiden.
Im Topf kannst du außerdem mulchen: Decke die Erdoberfläche mit Grasschnitt, Stroh oder Holzwolle ab. Das hält die Feuchtigkeit länger im Boden, sodass du seltener gießen musst. Ich mulche meine Kübeltomaten oft mit ein paar Lagen Schafswolle oder dicker Strohschicht – etwa 10 cm dürfen es schon sein. Sieht vielleicht wild aus, wirkt aber Wunder.
Düngen: Deine Tomaten sind kräftige Esser, also sogenannte Starkzehrer. Das heißt, sie brauchen während der Wachstums- und Fruchtphase regelmäßigen Nachschub an Nährstoffen. Hast du beim Pflanzen schon Kompost oder Langzeitdünger gegeben, sind sie für einige Wochen versorgt. Ab der Blütezeit (meist Juni) freuen sich Tomaten aber über Zusatzfutter alle 2–3 Wochen. Du kannst speziellen flüssigen Tomatendünger ins Gießwasser mischen oder selbst gemachte Brennnesseljauche verwenden (Vorsicht, die riecht streng, aber Tomaten lieben das "Süppchen"). Achte auf einen ausgewogenen Dünger: Zu viel Stickstoff z.B. fördert Blattwuchs, aber hemmt die Fruchtbildung. Ein typischer Volldünger für Tomaten hat etwa NPK 5-3-7 (Verhältnis Stickstoff-Phosphor-Kalium). Ich halte es einfach: Alle paar Wochen gibt’s eine Kanne "Tomatencocktail" – Wasser mit organischem Dünger, manchmal gemischt mit einem Schuss selbst angesetztem Komposttee oder etwas Wurmhumus. So bleiben die Pflanzen gesund und produzieren fröhlich weiter Früchte bis in den Herbst.
Ausgeizen (nur bei Stabtomaten): Jetzt kommen wir zu den Geiztrieben. Damit sind die Seitentriebe, die in den Blattachseln einer Tomate wachsen gemeint. Bei Stabtomaten ist es ratsam, diese Triebe auszubrechen, solange sie klein sind. Die Pflanze würde sonst zu viel Kraft in tausend Seitentriebe und Blätter stecken, statt in Früchte. Beim Ausgeizen zwickst du also wöchentlich die kleinen Triebe, die zwischen Hauptstamm und einem Seitenblatt herauswachsen, einfach mit den Fingern ab. Somit kann sie sich auf ein bis zwei Haupttriebe konzentrieren und trägt größere, aromatischere Tomaten.
Buschtomaten musst du nicht ausgeizen. Sie dürfen buschig wachsen; höchstens entfernst du mal ein paar zu dichte Zweige, damit Luft und Licht in den Strauch kommen. Auch Wildtomaten werden meist nicht ausgegeizt – da darf der Urwald wuchern. Konzentriere dich also nur auf deine Stabtomaten. Wenn du unsicher bist, was ein Geiztrieb ist: Schau genau an deine Pflanze. Vom Hauptstamm gehen große Blätter ab. Direkt über jedem Blatt, in der Achsel, könnte ein neuer Trieb wachsen. Genau der muss weg, solange er noch klein (5–10 cm) ist. Am besten machst du das an einem trockenen Morgen, dann heilt die Wunde schnell ab.
Laub pflegen: Ein weiterer kleiner Pflegetipp: Entferne die untersten Blätter der Tomate, besonders wenn sie den Boden berühren. Bodenfeuchte Blätter sind Einfallstore für Pilze. Ich schneide ab Juni nach und nach die unteren Blätter ab, sodass ab Boden ca. 20–30 cm kein Blattwerk mehr ist. Die Tomate sieht dann aus wie ein Bäumchen – unten kahl, oben belaubt und fruchtend. Das schadet ihr nicht, im Gegenteil, es verbessert die Luftzirkulation. Außerdem solltest du kranke oder vergilbte Blätter sofort entfernen. Gesunde, grüne Blätter lässt du natürlich dran, damit die Pflanze schön Photosynthese machen kann.
Schädlinge und Krankheiten: Zum Glück bleiben Tomaten meist von großem Ungeziefer verschont. Ab und zu findest du mal Blattläuse an den Triebspitzen – die kannst du mit einem Wasserstrahl abwaschen oder mit den Fingern zerdrücken (ein wenig Überwindung gehört dazu, ich weiß).
Schnecken mögen zwar Tomaten, aber vor allem die Früchte, seltener die Pflanze selbst. Wenn du im Beet arbeitest, könnte sich mal eine Nacktschnecke an deine reifen Tomaten schleichen – hier hilft es, abends Schnecken zu sammeln oder einen Schneckenzaun aufzustellen. In Töpfen auf dem Balkon hast du mit Schnecken zum Glück selten Probleme.
Pilzkrankheiten wie die Braunfäule treten eher bei Dauerregen und Kälte auf. Du erkennst sie an braunen Flecken auf Blättern und runzligen, braunen Stellen an den Früchten. Sollte das passieren, entferne die befallenen Blätter und entsorge sie nicht auf dem Kompost, sondern im Hausmüll (damit der Pilz sich nicht verbreitet). Aber mit ein bisschen Vorbeugung (Überdachung, untere Blätter entfernen, mulchen) bekommst du das meistens gar nicht erst.
Und keine Angst vor Blütenendfäule – das sind braun-schwarze, harte Flecken an der Unterseite der Tomate. Sie entstehen durch Kalziummangel bei ungleichmäßigem Gießen. Das sieht übel aus, ist aber keine ansteckende Krankheit, sondern ein Versorgungsproblem der Pflanze. Wenn du gleichmäßig wässerst und ab und zu etwas Kalziumdünger gibst, kommt das so gut wie nie vor.
Du musst dir als Anfänger*in nicht allzu viele Sorgen machen. Die meisten Tomaten wachsen problemlos und kleinere Probleme kriegt man mit Hausmitteln in den Griff. Und falls doch mal eine Pflanze eingeht – nicht verzagen, das passiert selbst Profis. Nächstes Jahr startest du einfach mit neuen Erfahrungen durch.
Jetzt aber genug der Theorie – deine Tomaten stehen prächtig da, haben den Sommer über Sonne getankt, du hast sie gehegt und gepflegt.
Schritt 6: Ernten und Genießen – dein Tomatenglück auf dem Teller
Ende Juli bis August ist es so weit: Die ersten Früchte sind reif! Wie erkennst du das? Natürlich an der Farbe: rote Sorten werden kräftig rot, gelbe gelb usw. Bei mehrfarbigen Tomaten schau auf die Grundfarbe: sie sollte sich voll ausgeprägt haben. Außerdem geben reife Tomaten auf leichten Druck sanft nach.
Ein toller Trick: Die meisten Tomaten haben am Stielansatz eine Sollbruchstelle – eine kleine Verdickung am Stiel. Ist die Frucht reif, löst sie sich dort mit einem leichten Knick oder Dreh fast von alleine. Probiere es mal aus: Wenn du eine Tomate pflücken möchtest, dreh sie vorsichtig am Stiel. Geht sie problemlos ab, ist sie genau richtig. Musst du zerren, lass sie lieber noch hängen und gib ihr ein, zwei Tage mehr.
Beim Ernten selbst gibt es kaum etwas zu beachten – außer, dass du natürlich keine Früchte mit Gewalt abreißen solltest, um die Pflanze nicht zu beschädigen. Viele schneiden Tomaten mit einer Schere ab. Ich nehme sie einfach mit der Hand ab, das funktioniert prima. Kontrolliere bei der Ernte gleich die Pflanze: Übersehene reife Tomaten pflücken (sonst können sie faulen oder platzen und Schädlinge anlocken). Im Gewächshaus reifen Tomaten teils bis in den Oktober nach. Im Freien hängt es vom Wetter ab – oft ist im September Schluss, weil es nachts kühler wird.
Tipp: Grüne Tomaten, die vor Saisonende nicht mehr reif wurden, musst du nicht wegwerfen. Du kannst Tomaten nachreifen lassen. Ernte sie ab (unbedingt alle grünen entfernen, bevor die erste Frostnacht kommt). Leg sie in einen warmen Raum oder zusammen mit einem Apfel in eine Kiste. Viele werden in den folgenden Wochen noch gelb oder rot und sind essbar.
Jetzt kommt der schönste Teil: kosten! Beiß rein in deine erste eigene Tomate. Schmeckst du den Unterschied? Dieses Aroma, diese Süße, die leichte Säure – unbeschreiblich. Jede Sorte hat ihren eigenen Charakter. Manche schmecken fruchtig-süß, andere herzhaft-würzig. Gerade bei selbstgezüchteten alten Sorten wirst du Aromen entdecken, die mit wässrigen Supermarkt-Tomaten nichts gemeinsam haben.
Nimm dir ruhig einen Moment, um stolz auf dich zu sein. Du hast aus einem Samenkorn (oder einer kleinen Pflanze) etwas geschaffen, hast Verantwortung übernommen und Geduld geübt. Jetzt belohnt dich die Natur mit ihren Früchten. Für genau dieses Gefühl lieben so viele Menschen das Gärtnern.
Eigene Tomaten-Samen ernten
Wenn deine erste Tomatensaison vorbei ist, wirst du vielleicht schon Pläne für nächstes Jahr schmieden. Tomaten machen tatsächlich ein bisschen süchtig – aber auf die gesunde Art! Im Winter kannst du Saatgut-Kataloge wälzen oder im Sommer eigene Samen gewinnen: Schneide dafür eine reife Tomate auf und gib die Tomatensamen in ein Glas mit Wasser.
Decke es leicht ab und lasse sie ein paar Tage stehen, bis sich die glibberige Schicht löst. Denn der Glibber ist eine keimhemende Schicht, die verhindert, dass die Samen bereits in der Frucht keimen. Anschließend die Samen mit Wasser abspülen und trocknen lassen, am besten auf einem Backpapier. So erhältst du saubere Samen in der gleichen Qualität wie aus dem Laden.
Ein weiterer und sehr wichtiger Vorteil: machst du das jedes Jahr (am besten Samen von mehreren Pflanzen der gleichen Sorte sammeln) dann passt sich diese Sorte auf das Mikroklima deines Gartens an. Nimmst du immer Samen von den gesündesten und besten Pflanzen, ist sie bereits nach 4 bis 5 Jahren Anbau für deinen Garten optimiert.