Achtung Urlauber*innen: Diese Monster-Zecke breitet sich rasant aus

Sie ist groß, gestreift und geht gezielt auf Jagd: Die Riesenzecke der Gattung Hyalomma breitet sich immer weiter in Europa aus – auch in Deutschland. Das Fiese: Sie verfolgt aktiv ihre Opfer – auch Menschen.
Der Klimawandel und seine Folgen: Wir "verdanken" ihm die Zunahme blutsaugender Parasiten, die sich immer mehr bei uns heimisch fühlen, darunter die Hyalomma-Zecke. Sie ist ziemlich groß, ihr Stich tut weh – und ist gefährlich. Und: Im Gegensatz zu heimischen Zecken wie dem Gemeinen Holzbock lauert sie nicht still im Gras, sondern nimmt die Verfolgung auf...
Hyalomma-Zecke: Tropengast mit Kampfgeist
Normalerweise ist Hyalomma marginatum in warmen Regionen wie Nordafrika, Südeuropa oder Zentralasien zu Hause. Doch der Klimawandel verändert die Spielregeln: Durch die zunehmend heißen, trockenen Sommer können sich die ursprünglich eingeschleppten Larven – etwa durch Zugvögel – auch in Deutschland weiterentwickeln. Mittlerweile sind in mehreren Bundesländern wiederholt Exemplare entdeckt worden – vor allem auf Pferden, Weiden und sogar bei Spaziergänger*innen.
Und das ist noch nicht alles: In Österreich wurden 2024 elf Hyalomma-Zecken eingesendet, von denen drei mit dem Bakterium Rickettsia infiziert waren. In Norditalien ist die Riesenzecke mittlerweile sogar dauerhaft angesiedelt – besonders im Triester Karst, wo die sonnige, trockene Landschaft ideale Bedingungen bietet.
Auch auf Mallorca wurden kürzlich auffällig große Zecken entdeckt, die Urlauber*innen und Einheimische gleichermaßen beunruhigen. Die klimatischen Bedingungen auf der Insel – warm, trocken, sonnig – könnten der Hyalomma dauerhaft zusagen. Der Klimawandel sorgt eben nicht nur bei uns, sondern auch in unseren Ferienregionen für neue Risiken durch eingeschleppte Blutsauger.
Auffällig anders: So tickt Hyalomma
Hyalomma-Zecken sind alles andere als unauffällig:
- Sie haben gestreifte Beine und einen dunklen, ledrigen Panzer
- Sie erreichen im vollgesogenen Zustand eine Größe von bis zu zwei Zentimetern
- Und: Sie sehen ihre Opfer mit ihren Augen – im Gegensatz zu heimischen Zecken
Das Jagdverhalten ist ebenso besonders wie beunruhigend. Während der Gemeine Holzbock einfach wartet, läuft Hyalomma aktiv los – über mehrere Meter hinweg, zielstrebig auf Pferde, Hunde oder Menschen zu. Kein Wunder also, dass sie bei Betroffenen für ordentlich Nervosität sorgt.
Gefährliche Begleiter: Welche Krankheiten drohen?
Hyalomma-Zecken gelten als Überträger zweier ernstzunehmender Krankheiten:
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Zecken-Fleckfieber (Rickettsiose):
Ausgelöst durch Rickettsia-Bakterien, verursacht diese Erkrankung hohes Fieber, Glieder- und Muskelschmerzen, Ausschlag und starke Abgeschlagenheit. In Deutschland gab es 2019 den ersten bestätigten Fall – eine Infektion nach einem Hyalomma-Stich. Die Krankheit ist mit Antibiotika gut behandelbar, sofern sie erkannt wird. -
Krim-Kongo-Fieber:
Dieses Virus kommt bislang nur in bestimmten Regionen Afrikas, Asiens und Südosteuropas vor. Es kann grippeähnlich beginnen, aber zu inneren Blutungen, Leberversagen und sogar zum Tod führen. Laut WHO liegt die Sterblichkeitsrate bei bis zu 30 %. In Deutschland wurde das Virus bisher noch nie nachgewiesen – aber je mehr Hyalomma-Zecken eingeschleppt werden, desto größer die Sorge, dass sich das ändern könnte.
Wichtig zu wissen: Es gibt derzeit gegen keine der beiden Krankheiten einen Impfstoff!
Eingeschleppt – oder schon heimisch?
Aktuell gehen Expert*innen wie Dr. Hans Dautel davon aus, dass es in Deutschland noch keine stabilen Hyalomma-Populationen gibt. Aber: Es gibt Hinweise auf Überwinterungen, zum Beispiel in Österreich. Und sollte sich der Trend zu extrem warmen, trockenen Sommern fortsetzen, könnte sich die Riesenzecke bald auch bei uns dauerhaft etablieren.
Neben Zugvögeln spielen offenbar auch Menschen als unbewusste Transporteure eine Rolle: In mehreren Fällen wurden Hyalomma-Zecken nach Urlaubsreisen im Auto oder am Körper mitgebracht – zum Beispiel von Kroatien nach Österreich.
Was du gegen Hyalomma tun kannst
Die gute Nachricht: Du kannst dich schützen – mit den gleichen Maßnahmen, die auch bei anderen Zeckenarten helfen. Besonders wichtig bei Hyalomma:
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Helle, lange Kleidung tragen – und Socken über die Hosenbeine ziehen
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Repellents (Insektenschutzmittel) auf Haut und Kleidung verwenden
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Körper nach Aufenthalten im Grünen absuchen, besonders im Nacken, unter den Armen, in der Leistengegend und hinter den Knien
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Zecken schnell entfernen, am besten mit Zeckenzange, -karte oder Pinzette
Solltest du eine ungewöhnlich große, gestreifte Zecke entdecken, kannst du sie dokumentieren und an das Robert Koch-Institut schicken (Stichwort "Zecke"). Und: Wenn nach einem Zeckenstich Fieber, Ausschlag oder andere Beschwerden auftreten – unbedingt ärztlichen Rat einholen und den Stich erwähnen!
Fazit: Neue Zecke, neue Vorsicht
Noch ist Hyalomma in Deutschland eine Randerscheinung. Aber die Zahl der Funde steigt – und mit ihr die Notwendigkeit, sich zu schützen. Was bleibt, ist ein neuer Eintrag auf der Liste klimabedingter Begleiterscheinungen: eine Riesenzecke, die nicht nur größer und schneller ist als ihre Verwandten, sondern auch gefährlicher.
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