Von Angst bis Impulsivität

Persönlichkeitsstörung: Das sind 10 Anzeichen für Borderline

Das Foto zeigt eine junge Frau, die ihre Hand zur Kamera hin ausstreckt, als ob sie versucht, die Aufnahme zu blockieren oder sich zu schützen. Ihr Gesichtsausdruck wirkt besorgt oder ängstlich. Die Beleuchtung erzeugt einen dramatischen Kontrast und Schatten an der Wand hinter ihr, was die emotionale Intensität des Bildes verstärkt. Es könnte eine Darstellung von Abwehr, Privatsphäre oder einer emotionalen Grenze sein.
© IMAGO / Panthermedia
Stimmungsschwankungen sind ein Symptom der Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung hat zahlreiche Facetten. Es gibt 10 Anzeichen, an denen du sie erkennen können. Wir stellen sie Ihnen vor.

Viele Menschen leiden unter psychischen Erkrankungen. Besonders verbreitet sind Depressionen und Angststörungen. Die meisten können sich unter diesen Krankheitsbildern etwas vorstellen. Es gibt aber auch einige Störungsbilder, bei denen der Name bekannt ist, aber nur wenige wissen, welche Symptome sich dahinter verbergen.

So ist es auch bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Sie betrifft rund 1 bis 2 Prozent der Bevölkerung in Deutschland. Doch was genau versteht man unter diesem Syndrom? Wir erklären Ihnen, welche 10 Anzeichen für Borderline typisch sind und welche Behandlungsmöglichkeiten Erfolg versprechen.

Anzeichen für Borderline: Symptome der Persönlichkeitsstörung

10 Anzeichen für Borderline – Persönlichkeitsstörung erkennen

Bei Borderline handelt es sich um eine Persönlichkeitsstörung, um die sich viele Mythen und Vorurteile ranken. Dabei ist es zunächst wichtig, zu verstehen, was überhaupt eine Persönlichkeitsstörung ist. Es gibt unterschiedliche Arten von Persönlichkeitsstörungen, neben Borderline unter anderem auch die zwanghafte, abhängige oder paranoide Persönlichkeitsstörung.

Diese Persönlichkeitsstörungen haben eines gemeinsam: Sie sind tiefgreifend und langanhaltend und bestehen bereits seit der frühen Jugend. Es handelt sich ganz konkret um extreme Ausprägungen von Persönlichkeitsstilen. Diese für die jeweilige Persönlichkeitsstörung typischen Verhaltensmuster erschweren Beziehungen mit anderen Menschen, sogenannte interpersonelle Beziehungen.

Emotionale Instabilität und Impulsivität

Menschen mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung sind generell emotional instabil und neigen zu Impulsivität. Es fällt ihnen schwer, ihre Gefühle – sowohl positive als auch negative – zu regulieren. Reaktionen auf unwesentliche Situationen können deshalb heftig ausfallen. Darunter leiden nicht nur Betroffene, sondern auch Angehörige, da die Symptomatik die Aufrechterhaltung von zwischenmenschlichen Beziehungen erschwert.

Borderline ist jedoch nicht gleich Borderline. Die Persönlichkeitsstörung hat viele Facetten und ist entsprechend vielschichtig. Betroffene sind häufig mit Vorurteilen konfrontiert, zum Beispiel, dass sie sich ritzen oder Suizidversuche begehen. 10 Anzeichen für Borderline weisen darauf hin, was davon auf einige Borderliner*innen zutrifft und welche Symptome sonst noch typisch sind.

  1. Instabile Beziehungen
  2. Angst vor dem Verlassenwerden
  3. Stimmungsschwankungen
  4. Impulsivität
  5. Identitätskrise
  6. Hektik
  7. Religiosität
  8. Riskantes Verhalten
  9. Dissoziationen
  10. Selbstschädigendes Verhalten

Achtung: Die folgende Auflistung ersetzt keine ärztliche Diagnose. Bitte konsultieren Sie Ärzt*innen oder Psychologische Psychotherapeut*innen, wenn Sie bei sich oder Angehörigen Symptome bemerken.

Selbstzweifel und Störung des Selbstbildes

1. Instabile Beziehungen

Borderline-Patient*innen wünschen sich sehnlichst, geliebt zu werden und haben ein großes Bedürfnis nach Zuneigung. Sie gehen schnell Beziehungen zu anderen ein, sowohl Liebesbeziehungen als auch Freundschaften oder familiäre Verbindungen. Diese können intensiv, aber unbeständig sein und verlaufen oft mit Höhen und Tiefen. Denn Betroffene erleben sämtliche Gefühle übermäßig intensiv. Das kann zu extremer Euphorie bis hin zu heftigem Streit führen.

2. Angst vor dem Verlassenwerden

Viele Betroffene haben in Beziehungen Angst, verlassen zu werden. Das kann zu extremer Eifersucht führen. Dahinter steckt oftmals eine Störung des Selbstbildes. Borderliner*innen haben Selbstzweifel und das Gefühl, wertlos und nicht liebenswert zu sein und misstrauen der Tatsache, dass Partner*innen, Angehörige und Freund*innen mit ihnen zusammen sein wollen.

Emotionale Achterbahnfahrt

3. Stimmungsschwankungen

Wie bereits beschrieben, kann die Stimmung von Betroffenen von einem auf den anderen Moment wechseln. Erst sind sie euphorisch, dann plötzlich gereizt und wütend. Teilweise kommt es bei diesen Ausbrüchen dazu, dass Gegenstände zerstört werden. Für diese extremen Stimmungsschwankungen und emotionale Instabilität gibt es meist keinen objektiv ersichtlichen Grund. Bei diesem Anzeichen muss bei der Diagnosestellung eine Bipolare Störung ausgeschlossen werden.

4. Impulsivität

Borderliner*innen erleben viele Emotionen im Wechsel – und diese besonders intensiv. Verglichen mit Nicht-Erkrankten reagieren sie oft unverhältnismäßig impulsiv und erleben positive als auch negative Emotionen deutlich stärker. Das resultiert zum Beispiel in übertriebener Euphorie oder übertriebener Angst.

Patient*innen teilweise unberechenbar

5. Identitätskrise

Betroffene haben oft ein gestörtes Selbstbild oder ein instabiles Selbstkonzept. Ihre Ziele und inneren Präferenzen sind Schwankungen ausgesetzt, was zu einer Identitätskrise führen kann. Damit einhergehen teilweise Veränderungen der Optik (häufiger Wechsel von Frisuren und Outfits) und Hobbys. Dadurch werden Borderliner*innen oftmals schwer berechenbar für sich und ihr Umfeld.

6. Hektik

Wer an der Borderline-Persönlichkeitsstörung leidet, kommt im Alltag kaum zur Ruhe. Oft ist der Tagesablauf geprägt von Hektik und Stress – basierend auf dem Gefühlschaos, dem daraus resultierenden Druck, Selbstzweifeln und der Sorge, verlassen werden zu können. Betroffene fühlen sich oft wie getrieben. Das äußert sich zum Beispiel in einer hektischen Fahrweise oder Vergesslichkeit.

Abrutschen in die Sucht

7. Religiosität

Das Leben von Borderline-Patient*innen ist von emotionaler Instabilität geprägt. Sie sind oft auf der Suche nach einer Konstante, die ihnen Ruhe und Stabilität gibt. Einige finden diese in der Religion oder sektenähnlichen Gemeinschaften. Es besteht manchmal der Glaube an eine höhere Macht oder Botschaften aus dem Jenseits. Die Nähe zur Religion gibt vielen Betroffenen Halt, da in diesem Bündnis keine Gefahr besteht, verlassen zu werden.

8. Riskantes Verhalten

Borderliner*innen sind extremen Gefühlsschwankungen ausgeliefert und versuchen häufig, diesen Druck mit gewissen Handlungen abzubauen. Manchmal spüren sie aber auch ein chronisches Gefühl innerer Leere und wollen sich wieder selbst spüren. Ventile dafür sind zum Beispiel Glückspiel oder Konsum, wodurch Betroffene schnell in eine Spiel- oder Kaufsucht abrutschen können. Das kann zu finanziellen Schwierigkeiten führen.

Riskante Sexpraktiken, zum Beispiel ungeschützter Verkehr oder Sex mit wechselnden Partner*innen, können ebenso typisch für die Risikobereitschaft dieser Persönlichkeitsstörung sein. Auch Alkohol- und Drogensucht erleben viele Borderline-Patient*innen, oft entwickeln sich zusätzlich Essstörungen.

Bei Suizidgedanken sofort handeln

9. Dissoziationen

Häufig geht die Borderline-Persönlichkeitsstörung mit dissoziativen Symptomen einher. Betroffene haben dann das Gefühl, dass sie sich in ihrem eigenen Spiegelbild nicht wiedererkennen (Depersonalisation) oder dass ihre Umgebung unwirklich sei (Derealisation). Einige können zum Beispiel auch keinen Hunger oder Schmerz empfinden.

10. Selbstschädigendes Verhalten

Um den emotionalen Druck abzubauen, verletzen sich Betroffene teilweise selbst. Sie fügen sich zum Beispiel Verbrennungen oder Schnittwunden zu, ritzen sich also selbst. Ist der Leidensdruck kaum auszuhalten, sind auch Suizidgedanken, -drohungen oder -versuche möglich. Hier sollten Sie umgehend handeln.

Wenn Sie oder Ihr Umfeld Suizidgedanken haben, wählen Sie den Notruf unter der 112.

Psychotherapie hilft Betroffenen

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist vielschichtig. Viele Betroffene empfinden einen enormen Leidensdruck. Es gibt Medikamente, die die Symptome mildern. Aber auch Psychotherapie, zum Beispiel die Kognitive Verhaltenstherapie, ist ein gutes Mittel, um Patient*innen zu helfen. Etabliert ist seit einigen Jahrzehnten die Variante der sogenannten Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT). Dabei geht es um den Aufbau und die Verbesserung von funktionalen Strategien zur Emotionsregulation. Mit dieser Therapie kann Borderline und damit häufig einhergehendes suizidales Verhalten behandelt werden. Das ermöglicht vielen Betroffenen, ein gutes Leben zu führen.

Borderline ist eine ernstzunehmende psychische Erkrankung. Diese 10 Anzeichen für die Persönlichkeitsstörung geben Ihnen einen ersten Überblick. Holen Sie sich bei Symptomen Hilfe bei Ärzt*innen und Psychologischen Psychotherapeut*innen, um eine mögliche Diagnose zu sichern.

Wenn Sie aktuell unter einer psychischen Erkrankung leiden oder sich in einer Krise befinden, können Sie sich ansonsten auch an folgende Stellen wenden:

Quellen:
icd-code.de, onmeda.de, msdmanuals.com, dachverband-dbt.de
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