Gebärmutterhalskrebs: Wie die HPV-Impfung schützt

Ursache für Gebärmutterhalskrebs sind Viren. Dagegen hilft eine Impfung – hier liest du alles, was man darüber wissen sollte.
Pro Jahr werden in Deutschland rund 4.700 Frauen mit der Diagnose Gebärmutterhalskrebs konfrontiert, etwa 1.500 sterben an dieser Erkrankung. Gebärmutterhalskrebs tritt vor allem im Alter von über 40 Jahren auf. Vorstufen davon gibt es oft schon ab 20 Jahren – diese können schonender behandelt werden.
Eine Impfung, die vor Krebs schützt? Im Fall von Gebärmutterhalskrebs, medizinisch Zervixkarzinom, ist das möglich. Denn die Ursache für den Krebs, der Muttermund und Gebärmutterhals betrifft, sind Humane Papillomviren (HPV). Es gibt über 200 verschiedene Arten dieser Virenfamilie. Das beste Impfalter: neun bis 14 Jahre. Hier findest du alle wichtigen Informationen rund um die Impfung gegen HPV.
So wird HPV übertragen
Humane Papillom-Viren, kurz HPV, verursachen Gebärmutterhalskrebs. Auch der seltenere Scheidenkrebs oder der Analkrebs bei Frauen und Männern können durch diese Viren verursacht werden. Humane Papillomviren werden beim Geschlechtsverkehr übertragen. Auch mit Kondom ist eine Ansteckung möglich. Mehr als die Hälfte aller Männer und Frauen ist mit HPV infiziert, wie der Krebsinformationsdienst berichtet.
Allerdings erkranken nur die wenigsten von ihnen: Das Immunsystem besiegt die Viren in den meisten Fällen. Oder sie führen, je nach Art, zu einfachen Hautwarzen (Papillomen) oder Genitalwarzen. Bestimmte Hochrisikotypen der HPV können sich jedoch in der Genitalregion, dem After und dem Gebärmutterhals einnisten. Nach und nach kann sich daraus Krebs entwickeln.
Darum sollten alle jungen Frauen und Männer geimpft werden

Seit 2006 gibt es eine Impfung gegen die HPV-Hochrisikotypen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die HPV-Impfung für alle Mädchen zwischen neun und 14 Jahren – am besten, bevor sie das erste Mal Sex haben und sich dabei mit den Viren infizieren könnten. 2018 weitete die Stiko ihre Empfehlung aus und rät nun auch Jungen und jungen Männern zur HPV-Impfung – und zwar mit dem Impfstoff Gardasil 9. Denn der andere Impfstoff Cervarix wirke weniger breit, sein Nutzen sei weniger gut untersucht.
Die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) rät ebenso zur Impfung von Jungen und jungen Männern. "Da der Penis den Haupt-Transmitter für HPV darstellt, ist der Verzicht auf die Jungenimpfung fahrlässig", sagt DGU-Präsident Prof. Dr. med. Kurt Miller. Außerdem können HPV nicht nur das Zervixkarzinom auslösen, sondern auch bestimmte Formen von Analkrebs und andere Tumoren im Genitalbereich – die Viren sind also auch für Männer gefährlich.
Warum noch eine Impfung für Kinder?
Wichtig ist eine Impfung VOR dem ersten Geschlechtsverkehr, um sich effektiv vor der ersten möglichen Ansteckung gegen HPV zu wappnen. Wichtig zu wissen: Die Viren können auch über Oralsex in den Mund-Rachen-Raum eindringen. Ca. 80 Prozent der sexuell Aktiven infizieren sich damit – vor allem im Alter von 15 bis 25 Jahren. Das Problem: Wenn sich die Viren erst einmal auf den oberen Hautschichten im Genital-, After- oder Rachenbereich angesiedelt haben, bleiben sie bei ca. zehn Prozent der Betroffen auch dauerhaft. Die Viren lassen diese Hautzellen dann zu Krebsvorstufen wuchern, das kann für die Betroffenen in etwa zehn bis 30 Jahren Krebs bedeuten.

Expert*innen betonen, dass neun- bis 14-Jährige in Deutschland im perfekten Impfalter dafür sind, da sie in diesem Alter in der Regel noch keinen Sex hatten, also virenfrei sind. Außerdem schlage die Impfung bei Kindern und jungen Teenagern besser an als bei älteren Jugendlichen oder Erwachsenen. Daher benötigen neun- bis 14-Jährige für einen Schutz nur zwei Impfdosen, die älteren drei.
Für Erwachsene empfiehlt die Ständige Impfkommission die Impfung nicht, da viele schon eine Infektion durchgemacht haben. Die Impfung nutzt dann weniger. Ausnahmen bilden Frauen, die bereits eine Konisation aufgrund einer Krebsvorstufe oder eines Krebses hinter sich haben. Hier informieren Krankenkassen und Gynäkolog*innen über Notwendigkeiten und Möglichkeiten der Impfung.
Welche Impfstoffe gibt es?
Die Impfung schützt zwar nicht zu 100 Prozent vor Krebs: Belegt ist nur, dass sie die Vorstufen einiger Krebsarten verhindern kann. Insgesamt sinkt das Risiko für durch HPV verursachte Tumoren wie Gebärmutterhalskrebs aber erheblich, nach derzeitigem Kenntnisstand um etwa 75 Prozent.

Bekannt sind inzwischen mehr als 200 HPV-Typen. Der Impfstoff Gardasil 9 des Pharmakonzerns MSD wirkt gegen 9 der 40 HPV-Typen, die für Infektionen verantwortlich sind. Gardasil 9 wirkt auch gegen die Auslöser für Genitalwarzen. Der zweite Impfstoff Cervarix von Glaxo Smith Kline schützt nachweislich vor den zwei Haupterregern für Gebärmutterhalskrebs, allerdings nicht vor Genitalwarzen.
Deutsche Gynäkolog*innen verordnen trotz des höheren Preises deutlich mehr Gardasil 9 als Cervarix. Zwei Spritzen Gardasil 9 kosten etwa 325 Euro, zwei Spritzen Cervarix rund 313 Euro. Die Kosten für beide Impfstoffe für Kinder und Teenager unter 18 Jahre werden von den Krankenkassen übernommen.
Impfung, Vorsorgeuntersuchung und Schutz wichtig
Auch geimpfte Frauen sollten weiter den Pap-Test machen, geimpfte Männer sollten regelmäßig zu Urolog*innen gehen, bei wechselnden Sexpartner*innen sollten weiterhin Kondome angewendet werden.
Mögliche Nebenwirkungen der Impfung sind kurzfristig leichtes Fieber und Unwohlsein sowie Schmerzen an der Einstichstelle. Nach bisherigen Untersuchungen und wissenschaftlichen Daten scheint das Risiko für schwere Nebenwirkungen bei der HPV-Impfung ähnlich gering wie bei anderen Impfstoffen zu sein.
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