Bis zu 15% aller Frauen betroffen

Endometriose: Wie du die Krankheit erkennst und die Diagnose abläuft

Arzt hält Modell weiblicher Geschlechtsorgane in der Hand
© GettyImages/Ivan Balvan
Endometriose ist die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung. Trotzdem wird sie in der Gesellschaft wenig wahrgenommen. Für eine frühzeitige Diagnose solltest du auf diese Symptome achten.

Heftige Schmerzen während der Periode, unerfüllter Kinderwunsch: Endometriose belastet Betroffene stark, kann aber nur schwer diagnostiziert werden. Auf welche Symptome du achten solltest und wie eine Diagnose bei einem Arzt oder einer Ärztin verläuft, erfährst du hier.

Endometriose gehört zu den häufigsten gynäkologischen Erkrankungen. Trotz der hohen Verbereitung, wissen immer noch viele Menschen nicht über Endometriose Bescheid. Oft werden die Beschwerden als "normale" Regelschmerzen abgetan, obwohl die Krankheit für Betroffene schwerwiegende Folgen haben kann, insbesondere wenn diese unbehandelt bleibt.

Was ist Endometriose?

Endometriose ist eine häufige Erkrankung, die bei Frauen im gebärfähigen Alter, von der Pubertät bis zu den Wechseljahren, auftritt. Dabei handelt es sich um eine gutartige, jedoch chronisch verlaufende Erkrankung, die häufig mit starken Schmerzen für die Betroffenen verläuft.

Die Schmerzen werden durch Zysten und Entzündungen ausgelöst, die sich unter anderen hier bilden:

  • den Eierstöcken
  • dem Darm
  • am Bauchfell
  • den Eileitern
  • der Scheidenwand
  • der Harnblase

Prinzipiell kann sich die Krankheit aber an jeder Stelle im Körper ausbreiten.

Das Endometriosegewebe ähnelt dem der Gebärmutterschleimhaut. Es wächst und blutet im hormonellen Zyklus. Allerdings kann dieses nicht während der Blutung abgestoßen werden, sondern staut sich im Körper zu Endometrioseherden an. Die Größe dieser kann stark variieren: Von wenigen Millimietern bis zur Größe einer Orange ist alles möglich.

Die Erkrankung ist chronisch und hängt von den weiblichen Geschlechtshormonen Östrogen und Progesteron ab. Nach der Menopause klingen die Entzündungen daher wieder ab und es stellt sich eine Linderung der Beschwerden ein.

Studienergebnisse zeigen, dass 10 bis 15 Prozent aller Frauen zwischen Pubertät und Wechseljahren eine Endometriose entwickeln. Das sind jährlich bis zu 40.000 Neuerkrankungen.

Vielfältige Symptome

Endometriose wird nicht umsonst auch das "Chamäleon der Gynäkologie" genannt. Die auftretenden Symptome sind nicht ausschließlich für das Krankheitsbild der Endometriose passend. Vielmehr können sie auch auf andere gynäkologische Erkrankungen hinweisen, wie zum Beispiel Myome.

Das Stellen einer Diagnose ist für Ärzte und Ärztinnen daher schwierig. Hinzu kommt, dass manche Betroffene starke Schmerzen verspüren, während die Krankheit bei anderen symptomfrei verläuft. Etwa jede fünfte Betroffene verspürt nämlich keinerlei Beschwerden.

Häufig auftretende Symptome sind:

  • besonders starke, unregelmäßige Periode
  • starke Menstruationsschmerzen
  • Menstruationsstörungen wie Zwischenblutungen
  • Schmerzen vor und während der Periode in Bauch und Rücken, die bis in die Beine ausstrahlen
  • Schmerzen beim Eisprung
  • Schmerzen während und nach dem Geschlechtsverkehr
  • Schmerzen beim Toilettengang
  • Blutungen aus Blase oder Darm
  • erhöhte Infektneigung während der Menstruation
  • Unfruchtbarkeit bzw. unerfüllter Kinderwunsch
  • Dauerschmerzen
  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Kopfschmerzen und Schwindel
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Durchfall und Verstopfung
  • geschwollener Bauch

Chronische Schmerzen, schwindende Belastbarkeit im Alltag und soziale Isolierung – in Folge der Endometrioseerkrankung – lösen bei den Betroffenen psychischen Stress aus. So verschlechtert sich der Allgemeinzustand der Patientinnen sowohl durch die körperlichen Beschwerden als auch durch die folgende psychische Belastung immer weiter.

Diagnose bei Arzt oder Ärztin

Trotz der Häufigkeit der Krankheit ist Endometriose in der Gesellschaft weitestgehend unbekannt. Nicht-Betroffene und auch manche Ärzte und Ärztinnen zeigen wenig Verständnis für das Thema und spielen die Beschwerden als "normale" Periodenbeschwerden herunter. So kommt es vor, dass Frauen die Arztpraxen ohne tiefergehende Untersuchung wieder verlassen. Für Patientinnen vergehen häufig Jahre der Schmerzen, bis sie die korrekte Diagnose erhalten. Im Durchschnitt ist von sieben Jahren auszugehen.

Das ist fatal, denn bei Endometriose spielt der Faktor Zeit eine wichtige Rolle für den Erfolg einer Behandlung. Es gilt: Je früher eine Endometriose behandelt wird, desto besser sind die Aussichten, langfristige Beschwerdefreiheit und Heilung zu erreichen.

Betroffene können sich zur Diagnose und einer möglichen Behandlung an Endometrioseexpert*innen wenden. Die Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V. gibt einen Überblick über zertifizierte Endometriosepraxen, -kliniken oder -zentren. Dort treffen Patientinnen auf Ärzte und Ärztinnen, die auf den Themenbereich spezialisiert und sensibilisiert sind.

Diagnosekomponenten – Die folgenden Untersuchungen werden bei einem Verdacht auf Endometriose durchgeführt:

  1. Anamnese: Am Anfang steht eine ausführliche Befragung. Welche Symptome treten auf? Wann treten sie auf? Wie stark ist das Schmerzempfinden?
  2. Tastuntersuchung: Es folgt ein Abtasten des Genitalbereichs und der Gebärmutterbänder.
  3. Ultraschall: Ein vaginaler Ultraschall und ein Bauchdecken-Ultraschall geben erste Hinweise auf Zysten und Gewebsveränderungen.
  4. Bauchspieglung (Laparoskopie): Der minimalinvasive Eingriff ist bislang die einzige Methode, mit der Endometriose zuverlässig diagnostiziert werden kann. Während der Laparoskopie können Gewebeproben entnommen sowie Lage, Schweregrad und Wachstum der Herde und Zysten ermittelt werden.
  5. Weitere Untersuchungen: Endometrioseherde können sich auch außerhalb der Geschlechtsorgane ansiedeln. Daher sind manchmal noch weitere Verfahren, wie eine Darmspiegelung oder Kernspintomographie, sinnvoll.

Schnellere Analyse durch neuartigen Speicheltest

Hoffnung auf noch ein schnelleres Endometriose-Diagnosenverfahren gibt ein neu entwickelter Speicheltest. Mit diesem soll bereits nach zwei Wochen ein zuverlässiges Ergebnis für die Patientin vorliegen. In der bislang größten Studie in diesem Gebit wurde die Funktionsweise und Validität des Tests bestätigt.

Aktuell sind die Kosten für den Test, die sich auf 800 Euro belaufen, noch nicht pauschal durch die Krankenkassen abgedeckt. Jedoch können behandelnde Gynäkolog*innen bei einem Verdacht eine Empfehlung auf Kostenerstattung verfassen, die Patientinnen bei ihrer Krankenkasse einreichen können. Die Krankenkassen entscheiden basiert darauf, ob die Kosten erstattet werden.

Mehr rund um das Thema Schmerzen während der Periode findest du auf unserer Themenseite In der Regel ohne Schmerz.

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