Auf einmal Haare an Brust, Kinn, Bauch: Was du dagegen tun kannst

Viele Frauen stellen spätestens in den Wechseljahren fest: Dunkle, dickere Haare zeigen sich plötzlich am Kinn, über der Oberlippe oder sogar auf der Brust. Warum sich Hirsutismus gerade in den Wechseljahren häuft, was dagegen hilft – und welche sanften Hausmittel wirklich etwas bringen können.
Hirsutismus – was bedeutet das überhaupt?
Hinter dem Begriff Hirsutismus verbirgt sich verstärkter Haarwuchs bei Frauen – und zwar an Körperstellen, die sonst eher typisch männlich behaart sind: Brust, Bauch, Rücken oder Gesicht. Dabei handelt es sich nicht mehr um feinen Flaum, sondern um dunkle, dickere Haare, die deutlich sichtbar sprießen. Wachsen sie am Kinn, was häufig der Fall ist, spricht man von Hexenhaaren. Überflüssig zu erwähnen, warum...
Am häufigsten tritt dieses Symptom während oder nach den Wechseljahren auf. Die Ursache liegt in der hormonellen Umstellung: Der Spiegel von Östrogen und Progesteron sinkt, während sogenannte Androgene – also männliche Hormone – weiterhin produziert werden. In manchen Fällen steigt deren Anteil sogar an. Das hormonelle Ungleichgewicht führt dazu, dass die Haarfollikel empfindlicher reagieren – und kräftigere Haare entstehen.
Warum sich in den Wechseljahren Haare auf der Brust bilden können
Etwa 20 Prozent der Frauen nach den Wechseljahren beobachten vermehrten Haarwuchs an Brust oder Kinn. Das ist zunächst kein Grund zur Beunruhigung, wohl aber ein Hinweis auf die veränderte Hormonlage.
Der Körper bildet nämlich auch nach der Menopause sogenannte Hormonvorstufen – vor allem in Fettgewebe. Diese können in Testosteron umgewandelt werden. Gleichzeitig wird überschüssiges Testosteron langsamer abgebaut. Das Ergebnis: ein leicht erhöhter Androgenspiegel – und neue Haare an bisher unbehaarten Zonen.
Auch Faktoren wie Übergewicht, bestimmte Medikamente (zum Beispiel Kortison) oder anhaltender Stress können das Haarwachstum zusätzlich beeinflussen.
So äußert sich Hirsutismus: typische Anzeichen
- Dunkle, kräftige Haare im Bereich der Brustwarzen
- Vermehrter Haarwuchs an Kinn und Oberlippe
- Veränderte Haarstruktur – dicker und fester als früher
- Mögliche Begleiterscheinungen wie fettige Haut, Akne oder Haarausfall auf dem Kopf
Wenn du feststellst, dass sich dein Haarwuchs sichtbar verändert, lohnt sich ein ärztlicher Check der Hormonwerte. Eine einfache Blutuntersuchung kann Aufschluss geben.
Das kannst du selbst gegen Hirsutismus tun
Auch wenn sich die hormonelle Ursache nicht einfach "wegbehandeln" lässt – es gibt viele Möglichkeiten, sich wieder wohler in der eigenen Haut zu fühlen:
1. Hormonhaushalt natürlich ins Gleichgewicht bringen
- Gesunde Ernährung mit wenig Zucker, Weißmehl und Fertigprodukten – stattdessen viel Gemüse, Proteine und Ballaststoffe
- Regelmäßige Bewegung zur Stabilisierung des Stoffwechsels und zum Abbau hormoneller Überschüsse
- Gewicht im gesunden Bereich halten – jedes Kilo weniger entlastet das hormonelle System
- Stressreduktion durch Achtsamkeit, Meditation oder Yoga
- Ausreichender Schlaf – wichtig, weil sich nachts der Hormonhaushalt regeneriert
2. Sanfte Methoden zur Haarentfernung bei empfindlicher Haut
Gerade an sensiblen Stellen wie der Brust ist schonende Haarentfernung wichtig. Diese Optionen sind bewährt:
- desinfizierte Pinzette – ideal für einzelne Haare
- Rasierer – schnell, muss aber regelmäßig wiederholt werden
- Bleichen – geeignet für feine Haare, die nicht entfernt, sondern nur aufgehellt werden
- Sugaring oder Wachs – effektiv bei größeren Flächen, unbedingt danach beruhigende Pflege wie Aloe Vera auftragen
- Dauerhafte Methoden wie Laser oder IPL – wirksam, aber mit höheren Kosten verbunden
- Creme mit Eflornithin (rezeptpflichtig) – verlangsamt das Haarwachstum, besonders im Gesicht
3. Natürliche Hausmittel bei unerwünschtem Haarwuchs
Oft reichen schon einfache Zutaten aus der Küche, um sanft gegen die Härchen vorzugehen:
- Kurkuma-Paste (z.B. mit Joghurt angerührt): kann antibakteriell wirken und das Wachstum verlangsamen
- Zimt-Honig-Mischung: beruhigt die Haut und pflegt zugleich
- Frisches Aloe-Vera-Gel – ideal zur Hautpflege nach der Enthaarung
- Teebaum- oder Lavendelöl (immer verdünnt anwenden): leicht hormonregulierend und entzündungshemmend
- Kichererbsenmehl-Maske – entfernt abgestorbene Hautzellen und kann feine Härchen mit abtragen
Wichtig: Teste jedes neue Mittel vorher an einer kleinen Hautstelle, um Reizungen auszuschließen.
Wann ärztlicher Rat sinnvoll ist
Du solltest eine medizinische Abklärung in Betracht ziehen, wenn
- sich der Haarwuchs plötzlich stark verändert
- Hautprobleme, Zyklusstörungen oder andere Beschwerden hinzukommen
- du Medikamente nimmst, die in den Hormonhaushalt eingreifen (z.B. Kortison, Blutdrucksenker)
Endokrinolog*innen oder Gynäkolog*innen können prüfen, ob gezielte Behandlungen wie Antiandrogene oder eine leichte Hormontherapie sinnvoll wären.
Körperhaare in den Wechseljahren – kein Grund für Scham
Vergiss dabei nicht: Verstärkter Haarwuchs im Gesicht oder auf der Brust ist in den Wechseljahren keine Seltenheit – sondern ein natürlicher Effekt hormoneller Veränderungen. Anstatt sich zu verstecken, lohnt es sich, auf sanfte Pflege, bewusste Ernährung und gegebenenfalls medizinische Unterstützung zu setzen. Denn: Wohlfühlen ist keine Frage von glatter Haut – sondern von Selbstakzeptanz und guter Begleitung.
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