Frauen ab 50: Diese kleinen Alltags-Tricks bleibst du nachweislich länger gesund
Viele Frauen ab 50 spüren, dass sich der Körper verändert. Energie, Schlaf, Stoffwechsel – oft reicht es schon, ein paar einfache Routinen zu ändern, um die Gesundheit spürbar zu stärken. Eine Epigenetik-Expertin erklärt, welche kleinen Alltags-Tricks wirken – und warum sie deine Lebensqualität sofort verbessern können.
Longevity – englisch für Langlebigkeit – ist inzwischen mehr als ein Trend. Mit den richtigen Gewohnheiten können wir nicht nur älter, sondern vor allem gesünder alt werden. Mehr Energie, ein klarer Kopf und gesunder Körper – bis ins hohe Alter. Das fasziniert auch Carole Holzhäuer, Apothekerin und Epigenetik-Coach. Mit großer Leidenschaft erforscht sie, welche Mikronährstoffe, Präparate und Lebensumstände Einfluss auf Vitalität und Zellgesundheit haben. In ihrer Apotheke bietet sie u.a. individuelle Analysen zur personalisierten Beratung an, um Therapien individuell auf den Stoffwechsel abzustimmen.
BILD der Frau hat sie ihre Tipps verraten. Im Interview erklärt sie, welche Supplemente sinnvoll sind und eine spürbare Wirkung haben.
BILD der Frau: Frau Holzhäuer, was genau macht ein Epigenetik-Coach und welche Rolle spielt Longevity in Ihrem Leben?
Carole Holzhäuer: Als Epigenetik-Coach sehe ich mich als eine Art Dolmetscherin für den Körper. Viele Menschen spüren, dass etwas "nicht rund läuft", können es aber nicht greifen: Sie sind müde, fühlen sich gestresst, haben Verdauungsprobleme oder merken, dass ihr Stoffwechsel träger wird. Meine Aufgabe ist es, diese Signale zu übersetzen und zu erklären, warum biologische Abläufe aus dem Gleichgewicht geraten und wie man sie Schritt für Schritt wieder stabilisiert.
Dabei verbinde ich klassisches pharmazeutisches Wissen mit modernen Erkenntnissen der Longevity-Forschung. Für mich bedeutet Longevity nicht, auf Teufel komm raus jung aussehen zu wollen, sondern möglichst lange geistig klar, körperlich stark und emotional stabil zu bleiben. Es geht um die Qualität der Jahre, nicht um die Anzahl.
Genetische Informationen können dabei wie ein persönlicher Kompass dienen. Sie verraten, wo der Körper besonders empfindlich ist, welche Stoffwechselwege mehr Unterstützung brauchen oder welche Lebensstilfaktoren besonders wirkungsvoll sind. Ich benutze diese Erkenntnisse nie für Diagnosen, sondern als Wegweiser für alltagstaugliche Veränderungen. Oft reichen kleine Anpassungen – ein anderer Essrhythmus, mehr Regenerationsphasen, ein gezielter Mikronährstoff – um spürbare Veränderungen zu erreichen.
Welche Lebensstilfaktoren verlängern erwiesenermaßen die gesunde Lebensspanne? Und welche Rolle spielen Nahrungsergänzungen dabei?
Die Wissenschaft ist sich heute erstaunlich einig darüber, welche Lebensstilfaktoren unsere gesunde Lebensspanne am stärksten beeinflussen: ausreichend Schlaf, bewusster Umgang mit Stress, regelmäßige Bewegung, eine nährstoffreiche Ernährung und stabile soziale Beziehungen. Auch Tagesstruktur und Routinen haben einen viel größeren Einfluss auf unsere Biologie, als wir lange dachten – etwa feste Essenszeiten, Lichtexposition oder der Wechsel zwischen Aktivität und Erholung.
Nahrungsergänzungsmittel können dort helfen, wo diese Faktoren allein nicht ausreichen oder wo der Körper zusätzlichen Bedarf hat. Sie sind kein Wundermittel, aber oft ein sinnvolles Werkzeug, um individuelle Schwachstellen auszugleichen. Manche Menschen verarbeiten bestimmte Nährstoffe aufgrund genetischer Besonderheiten schlechter oder haben einen erhöhten Bedarf durch Stress, Medikamente oder hormonelle Veränderungen. Dann kann gezielte Supplementierung tatsächlich spürbare Effekte auf Energie, Konzentration und Wohlbefinden haben.
Wichtig ist jedoch: Nahrungsergänzung funktioniert am besten, wenn sie gezielt und bedarfsorientiert eingesetzt wird – nicht als bunter Mix von allem, was gerade beworben wird.
Schlafprobleme, Müdigkeit, weniger Belastbarkeit – das ist nicht das Alter, sondern häufig ein Mangel
Bei welchen Mikronährstoffen sehen Sie bei Frauen ab 50 am häufigsten Mängel, die die Zellalterung beschleunigen?
Ab dem 50. Lebensjahr verändern sich viele Stoffwechselprozesse – hormonelle Umstellungen, eine oft proteinärmere Ernährung und ein geringerer Appetit spielen eine große Rolle. In dieser Phase sehe ich besonders häufig Mängel bei Vitamin D, Magnesium, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B12/Folat sowie Selen und Zink.
Diese Nährstoffe sind entscheidend für Energieproduktion, Zellschutz, Entzündungsregulation, die Funktion des Immunsystems und den Stoffwechsel. Wenn hier ein Defizit entsteht, äußert sich das oft zunächst subtil: Schlafprobleme, Müdigkeit, weniger Belastbarkeit, trockenere Haut oder diffuse Schmerzen. Viele Frauen deuten diese Signale als "normalen Alterungsprozess", obwohl sie häufig Ausdruck eines ganz konkreten Mangels sind.
Das Ermutigende: Genau diese Mängel lassen sich sehr gut korrigieren und viele Frauen berichten schon nach wenigen Wochen über merklich mehr Energie und ein stabileres Wohlbefinden. Es zeigt, wie sehr der Körper auf gezielte Unterstützung reagiert.
Welche Nahrungsergänzungen haben wirklich messbare Effekte und welche sind eher Marketing?
Der stärkste Effekt entsteht immer dann, wenn ein tatsächlicher Mangel ausgeglichen wird. Das gilt für Vitamin D ebenso wie für Magnesium, B-Vitamine, Eisen oder Omega-3-Fettsäuren. Sobald der Körper wieder im Gleichgewicht ist, funktionieren viele Abläufe automatisch besser: Energie, Stimmung, Konzentration, Immunsystem – all das kann sich sichtbar stabilisieren.
Daneben gibt es bestimmte Mikronährstoffe, Pflanzenstoffe oder Aminosäuren, die Stoffwechselwege unterstützen können, etwa antioxidative Substanzen oder Verbindungen für die Mitochondriengesundheit. Entscheidend ist jedoch, dass sie zur jeweiligen Person passen.
Marketing beginnt dort, wo Produkte nahezu alles versprechen, ohne dass klar ist, wie sie eigentlich wirken sollen. Gute Supplementierung bedeutet deshalb: weniger Produkte, aber die richtigen und diese in sinnvoller Dosierung und Qualität.
Trend-Moleküle in der Langlebigkeitsforschung: vielversprechende Resultate in Studien
NMN (Nicotinamid-Mononukleotid) und Spermidin sind im Trend – wie schätzen Sie ihre Wirksamkeit ein?
NMN ist ein spannendes Molekül, weil es den NAD⁺-Stoffwechsel unterstützt. Dieser spielt eine zentrale Rolle für Zellenergie, Reparatur und Mitochondrienfunktion – also Bereiche, die mit zunehmendem Alter nachlassen. Erste Humanstudien zeigen Verbesserungen bestimmter Marker, aber für klare Aussagen benötigen wir langfristige Daten.
Spermidin ist eines der am besten untersuchten Moleküle im Bereich der Langlebigkeitsforschung. Es ist ein natürlicher Bestandteil unserer Nahrung und besonders bekannt für seine Rolle in der Autophagie – dem Selbstreinigungsprozess der Zellen. Tierstudien liefern beeindruckende Ergebnisse, und Beobachtungsstudien beim Menschen zeigen Zusammenhänge zwischen spermidinreicher Ernährung und besserer Herzgesundheit sowie längerer Lebenszeit.
Die derzeitigen Supplement-Studien am Menschen zeigen gemischte, aber vielversprechende Resultate. Wichtig ist: Die Wirkung hängt von Qualität, Stabilität und Dosierung ab. Spermidin funktioniert nicht als normales Weizenkorn, sondern in standardisierter Form. Ein interessantes Werkzeug also – aber kein Wundermittel.
"Ich bemühe mich eigentlich – aber mein Körper reagiert nicht so, wie ich es erwarte"
Warum und wann würden Sie Frauen eine persönliche Analyse oder Beratung empfehlen?
Eine persönliche Beratung ist immer dann sinnvoll, wenn eine Frau merkt: "Ich bemühe mich eigentlich – aber mein Körper reagiert nicht so, wie ich es erwarte." Das kann sich auf Energie, Schlaf, Gewicht, Haut, Verdauung oder Stressresistenz beziehen.
Häufig sind es komplexe Wechselwirkungen: Medikamente, Stressmuster, fehlende Nährstoffe, hormonelle Veränderungen oder genetische Besonderheiten. Wenn man versteht, warum der Körper ein bestimmtes Signal sendet, lässt sich viel gezielter und nachhaltiger gegensteuern.
Ein praktisches Beispiel: Manche Menschen bauen Koffein genetisch langsamer ab. Für sie können schon ein bis zwei Tassen Kaffee Herzklopfen oder Unruhe auslösen. Andere verarbeiten B-Vitamine schlechter, was sich auf Stimmung und Konzentration auswirkt. Solche Informationen schaffen Klarheit und ermöglichen maßgeschneiderte Strategien statt pauschaler Ratschläge.
Damit die Kosten überschaubar bleiben: Prioritäten setzen
Nahrungsergänzung kann teuer werden. Was raten Sie Frauen, die ein begrenztes Budget haben?
Das Wichtigste vorweg: Die größten Hebel für Gesundheit kosten kein Geld. Ausreichend Schlaf, ein achtsamer Umgang mit Stress, tägliche Bewegung, eine proteinreiche Ernährung, weniger Zucker und eine entzündungsarme Kost haben einen enormen Effekt auf den Körper – oft stärker als jedes Supplement.
Wenn das Budget begrenzt ist, lohnt es sich, Prioritäten zu setzen. Ein oder zwei hochwertige Basisprodukte bringen in der Regel mehr als viele günstige Ergänzungen ohne klaren Nutzen. Und häufig spart man sogar Geld, wenn man den eigenen Supplement-Schrank einmal kritisch durchgeht. Viele Frauen stellen fest, dass sie Produkte besitzen, die sie gar nicht benötigen oder die für ihre Bedürfnisse wenig geeignet sind.
Gezielt auszuwählen, statt "viel hilft viel" – das ist der nachhaltigste und günstigste Weg.