Schluss mit der Mär vom "gesunden Gläschen"

Alkohol im Alter: Welche ein Gläschen wirklich anrichtet

Rotwein als Herzschutz? Klingt schön – stimmt aber nicht. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) ist in ihrem Positionspapier Alkohol sehr eindeutig, denn schon kleine Mengen können große Schäden anrichten.

Alkohol-Mythos: Wie viel darf ich wirklich trinken? 

Alkohol hat in fast jeder Kultur eine Tradition. So gilt Frankreich als eines der bedeutendsten Weinländer, während sich Deutschland mit einer Bierbrautradition schmückt, deren Reinheitsgebot auf eine Vorschrift aus dem Jahr 1516 zurückgeht. 

Bis heute hält sich das Gerücht, dass Alkohol – in kleinen Mengen genossen – für die Herzgesundheit förderlich sein könnte. Wenn du zu den Menschen gehörst, die bisher den Abend mit einem Glas Rotwein eingeläutet haben, könnte dich interessieren, wie sich die DGE dazu positioniert. 

Seit dem Jahr 2000 galt eine Zufuhr von 10 g Alkohol/Tag für Frauen und 20 g Alkohol/Tag für Männer als vertretbar. Das entspricht einem Glas Wein (125 enthalten etwa 11 Gramm). Ein halber Liter Bier mit 5 Prozent Vol. enthält etwa 20 Gramm Alkohol.

Ein Glas ist kein Glas? Mitnichten. Im Positionspapier zum Thema Alkohol ist nachzulesen: "Die Ergebnisse zeigen, dass es keine potenziell gesundheitsfördernde und sichere Alkoholmenge für einen unbedenklichen Konsum gibt. Die DGE empfiehlt daher, auf alkoholische Getränke zu verzichten." Und der Rat zum Komplettverzicht hat gute Gründe.

Alkoholverzicht repariert den Körper – schon nach kurzer Zeit

Alkohol im Alter weniger schnell abbaubar

Fakt ist: Bei Alkohol handelt es sich weder um einen essenziellen noch um einen empfehlenswerten Nährstoff. Die DGE stellt klar: "Es gibt keinen gesundheitlich risikofreien Alkoholkonsum."

Vielleicht fällt dir der Verzicht ja auch gar nicht so schwer, weil du festgestellt hast, dass du ihn nicht mehr so gut verträgst. Kein Wunder, die Alkoholverträglichkeit nimmt mit steigendem Alter immer mehr ab.

Das hat mit dem sinkenden Wasseranteil im Körper zu tun. Die Körperzellen sind nicht mehr so gut in der Lage, Wasser zu speichern – dadurch verteilt sich Alkohol weniger in der Körperflüssigkeit, sondern mehr im Blut. Das verstärkt die Auswirkungen des Rauschmittels und das Risiko einer Alkoholvergiftung. Außerdem arbeitet der Stoffwechsel langsamer und es dauert länger, bis die Leber den Alkohol abgebaut hat.

Risiken und mögliche gesundheitliche Folgen

Mal abgesehen davon, was der Alkoholrausch akut auslöst – verringerte Leistungs- und Reaktionszeit, Gefahr von Stürzen und anderen Unfällen – ist die Liste der gesundheitlichen (Spät-)Folgen lang:

  • Diabetes
  • Verschlechterung bei Bluthochdruck
  • Herzfrequenz kann steigen
  • Krebserkrankungen
  • Lebererkrankungen
  • Magen-Darm-Erkrankungen 
  • Alkoholsucht

Wechselwirkungen mit Medikamenten können zum Teil lebensbedrohliche Gefahren mit sich bringen, die Wirkung eingenommener Arzneimittel herabsetzen oder sie sogar aufheben.

Viel zu selten machen wir uns diese gesundheitlichen Folgen bewusst, zumal in vielen Köpfen Alkohol noch als sogenanntes "Genussmittel" abgespeichert ist. Die Wahrheit ist: Alkohol ist Gift für unseren Körper.

Die meisten Menschen wissen, dass er Lebererkrankungen verursachen kann, aber die Verbindung zu Krebs ist noch weitgehend unbekannt. Laut Studien wird Alkohol mit mindestens sieben Krebsarten, darunter Brust-, Darm-, Leber- und Mundhöhlenkrebs, in Verbindung gebracht.

Alle Forderungen von Expert*innen, Alkoholika – genau wie Tabakwaren – mit einem Warnhinweis zu kennzeichnen, sind bislang gescheitert.

Wie es dir gelingt, alte Gewohnheiten zu verändern

Die gute Nachricht: Für Veränderung ist es nie zu spät. Auch wenn dir dein Gläschen ans Herz gewachsen ist, muss das nicht so bleiben – deiner Gesundheit zuliebe. Übrigens: Auch dein Aussehen verändert sich bei zu viel Alkohol.  

Schritt 1 kann es sein, dir klarzumachen: Wie viel trinke ich. Viele Menschen verschätzen sich. Eine Art Tagebuch, in dem du ein paar Wochen deinen Konsum dokumentierst, könnte dich überraschen und dir offenbaren, dass wirklich Handlungsbedarf besteht.

Als Nächstes kannst du dich fragen: Warum trinke ich? Handelt es sich nur um ein Ritual, kannst du es nach und nach durch ein anderes ersetzen. Für Bier sind inzwischen sehr gute alkoholfreie Alternativen erhältlich, die Weinalternativen sind noch etwas gewöhnungsbedürftig, aber auch verfügbar.

Wenn es dir um ein besonderes Getränk geht, dann probiere ein paar Mocktails aus (alkoholfreie Cocktails).

-> Hier verraten wir dir das Rezept für den GOLDENEN BILD der FRAU-Gala "Granatapfel Frizz Mocktail" 2024

Trinkst du in Gesellschaft, weil ihr das eben so macht? Überlege, wie dein Umfeld darauf reagieren würde, wenn du ab jetzt auf Alkohol verzichtest. Gute Freund*innen sagen ganz sicher nichts dagegen, dass du für dein körperliches Wohl sorgst. Unterstützen sie dich nicht, fragt sich, auf welchem Fundament eure Freundschaft steht. Aber vielleicht bist du sogar ein*e Vorreiter*in und andere ziehen nach.

Schwieriger wird es, wenn Alkohol zum Beispiel eine innere Leere füllt. Wenn du es allein nicht schaffst, darauf zu verzichten, obwohl du weißt, dass es dir nicht guttut, dann scheue dich nicht, dir Hilfe zu suchen. Suchtberatungsstellen in deiner Umgebung sind eine erste, gute Anlaufstelle.

Selbsthilfegruppen haben ebenfalls schon vielen Menschen geholfen. Du bist voreingenommen? Mach dir klar, hier treffen sich Menschen wie du und ich. Ihnen geht es wie dir. Ihre Geschichte zu hören, spendet Trost. Und in einem geschützten Raum über die eigenen Herausforderungen reden zu können, empfinden viele Menschen als große Erleichterung. Vielleicht ist das genau der Rahmen, den du brauchst, um ohne Alkohol zu leben.

Quellen:
dge.de, aok.de, pharmazeutische-zeitung.de
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