Der süßen Versuchung widerstehen

Warum wir Lust auf Süßes nach dem Essen – und wie wir es uns abgewöhnen

Obwohl Sie eigentlich satt sind, ist noch Platz für ein Dessert?
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Auch wenn wir uns eben noch sicher waren, wir könnten keinen Bissen mehr essen, so ist für Nachtisch doch meist noch Platz. Wir erklären, welcher einfache Grund dahinter steckt.

Gut möglich, dass du diese Situation kennst: Du bist im Restaurant, hattest eine kleine Vorspeise, eine üppige Hauptspeise und fühlst dich richtig satt. Dann kommt jedoch der Kellner mit der Dessertkarte und der Gedanke – der vielleicht sogar laut ausgesprochen wird – folgt: Nachtisch geht immer!

Aber wie kann das eigentlich sein? Warum haben wir selbst nach einer üppigen Mahlzeit immer noch Lust auf Süßes? Tatsächlich gibt es eine einfache Erklärung dafür.

Woher die Lust auf Süßes nach dem Essen kommt

Dass wir Lust auf Dessert verspüren, auch wenn wir vielleicht schon pappsatt sind, liegt daran, dass satt nicht gleich satt bedeutet. Das liegt an unserem relativen Sättigungsempfinden. Denn wenn wir uns satt fühlen, bedeutet das nicht unbedingt, dass der Magen auch voll ist. Vielmehr essen wir uns an einer bestimmten Art von Essen satt, wie zum Beispiel einem herzhaften Teller Nudeln. Wenn dann eine andere Art von Essen angeboten wird, wie einem süßen Tiramisu, so ist wieder Platz im Magen.

Hinter diesem Phänomen verbirgt sich der Fachbegriff "spezifisch-sensorische Sättigung". Das ist ein evolutionsbiologisches Programm unseres Körpers, mit dem er Nahrungsvielfalt und damit Nährstoffvielfalt sicherstellt. Es geht bei der Lust auf Nachtisch also um Abwechslung. Was genauso auch andersherum funktioniert: Denke an eine Situation, in der du zu viel Süßes gegessen hast. Danach kann durchaus ein Verlangen nach Salzigem folgen.

Aber nicht nur die Geschmacksrichtung spielt bei der spezifisch-sensorischen Sättigung eine Rolle, sondern auch Farbe, Form und Konsistenz des Essens.

Das Phänomen "Lust auf Dessert" – Gewohnheiten spielen eine Rolle

Auch Ernährungsgewohnheiten spielen eine Rolle, wenn die Lust auf Süßes nach dem Essen aufkommt. Wenn du beispielsweise schon als Kind nach dem Essen häufig Eis oder ein anderes Dessert bekommen hast, hast du dir diese Lust auf Süßes nach dem Essen vielleicht einfach angewöhnt. Das zeigt sich auch in länderspezifischen und kulturellen Essgewohnheiten. So wird bei den Franzosen beispielsweise traditionell Käse zum Nachtisch gegessen.

Sich Süßes nach dem Essen abgewöhnen: So geht’s

Während die spezifisch-sensorische Sättigung ein sehr wertvoller Mechanismus unseres Körpers ist, um eine ausreichende Nährstoffversorgung sicherzustellen, kann er in der heutigen Welt, in der wir ständig von Essen umgeben sind, durchaus negative Folgen haben. So kann die Lust auf Nahrungsvielfalt oder auch schlichte Essgewohnheiten in ein Zuviel an Essen insgesamt führen, was wiederum unter anderem Gewichtszunahme nach sich ziehen kann. Doch wie lässt sich dieser körperliche Mechanismus oder wie lassen sich die Essgewohnheit durchbrechen?

Diese Tipps können helfen:

  • Das Bewusstsein für sich und den eigenen Körper stärken, um Sättigungsgefühle besser wahrnehmen und unterscheiden zu können oder auch Essgewohnheiten aufzudecken – hierbei kann beispielsweise achtsames Essen helfen.
  • Einzelne Gerichte bunt und abwechslungsreich vom Geschmack und Konsistenz her gestalten, um das Verlangen nach Vielfalt zu Stillen.
  • Generell auf Vielfalt und Abwechslung in der Ernährung achten, um dem Körper ausreichend Nährstoffe zu liefern – dabei hilft zum Beispiel eine bunte Lebensmittelauswahl oder auch auf Saisonalität beim Essen zu achten.
  • Anstatt sich den Nachtisch krampfhaft zu verbieten, lieber bewusst genießen. Oftmals reicht dann auch schon eine kleinere Menge. Teile dir den Nachtisch doch einfach.

Fazit zur süßen Versuchung nach dem Essen

Dass hinter der Lust auf Süßes nach dem Essen ein evolutionsbiologischer Mechanismus steckt, liefert fast schon eine gute Ausrede für das Dessert. Doch eigentlich geht es dabei darum, eine Nährstoffvielfalt in unserer Ernährung sicherzustellen, die im Dessert vielleicht nicht unbedingt zu finden ist. Aber auch Genuss und Freude am Essen sind wichtige Komponenten einer gesunden Ernährung und um Verzicht soll es hier gar nicht gehen.

Dennoch: Achte beim nächsten Mal, wenn der Gedanke "Dessert geht immer" aufkommt, doch einfach einmal darauf, ob du dieses Dessert nun wirklich brauchst, oder ob eher die Lust auf Nahrungsvielfalt oder eine Gewohnheit dahinter stecken.

Quellen:
Aus "Moderne Ernährung heute" (Mai 2010) – "Essen will gelernt sein, Ansatzpunkte für eine günstige Entwicklung des Essverhaltens im Kindes- und Jugendalter" von Dr. Thomas Ellrott
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