Hautpflege-Mythen

Expertentipps für eine strahlende und reine Haut

Die richtige Hautpflege ist das A und O für eine gesunde und straffe Haut.
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Die richtige Hautpflege ist das A und O für eine gesunde und straffe Haut.

Kalte Winterluft, alkoholhaltige Pflegeprodukte - unsere Haut ist vielen Strapazen ausgesetzt. Mit der richtigen Hautpflegeroutine alles kein Problem!

Worauf es bei der richtigen Pflege ankommt und was der Jahreszeitenwechsel für unsere Hautpflege bedeutet, verrät uns der Dermatologe Dr. Eberlein im Interview.

Dermatologe Dr. Eberlein im Interview:

Dermatologe Dr. Thomas Eberlein. | © Prontomed
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Dermatologe Dr. Thomas Eberlein.

bildderfrau.de: Sehr geehrter Herr Dr. Eberlein, kalte Temperaturen, eisiger Wind und trockene Heizungsluft. Wie wirkt sich das auf unsere Haut aus?

Thomas Eberlein: Der Winter hinterlässt deutliche Spuren auf der Haut: Die trockene Heizungsluft entzieht der Haut Feuchtigkeit. Durch die Wärme befördert die Haut mehr Wasser an die Oberfläche, gleichzeitig fördert die trockene Luft die Verdunstung. Zusätzlich macht der Wechsel zwischen eisigen und warmen Temperaturen der Haut zu schaffen. Das Resultat: Die Haut trocknet schneller aus, ist empfindlicher und wird spröde.

Wie kann trockene Haut optimal mit Feuchtigkeit versorgt werden?

Um eine ausreichende Feuchtigkeitszufuhr der Gesichtshaut zu gewährleisten, sollten Cremes und Lotionen mit reichhaltigen Inhaltsstoffen, die der natürlichen Lipidschicht der Haut ähneln, verwendet werden. Dazu gehören pflanzliche Öle wie Oliven-, oder Arganöl, aber auch Sheabutter und Linolsäure. Fett schützt die Haut gleichzeitig vor der Kälte.

Bald steht auch schon der Frühling wieder vor der Tür. Wie sollten wir unsere Hautpflege auf die veränderten Wetterverhältnisse vorbereiten?

Alte Hautzellen, die der klirrenden Kälte des Winters trotzen, lassen das Gesicht schnell trocken und grau wirken. Für eine optimale Frühlingshaut kann unser Gesicht also eine gründliche Tiefenreinigung vertragen, die abgestorbene Hautschüppchen entfernt. Da die Haut immer noch sehr empfindlich ist, eignen sich sehr sanfte Peelings, um die Haut gründlich zu reinigen. Das vermindert raue Stellen und regt zusätzlich die Durchblutung der Haut an.

Andere Wetterbedingungen – andere Pflegeroutine. Auf was sollten wir bei einem Wechsel der Pflegeprodukte achten?

In der dunklen Winterzeit mangelt es der Haut an Feuchtigkeit und Nährstoffen, sodass die Hautpflege diesem Mangel mit besonders reichhaltigen Produkten Abhilfe schaffen muss. Diese werden in der Regel im Frühling jedoch nicht mehr benötigt, denn mit steigenden Temperaturen wird die Haut wieder besser mit Fett und Vitaminen versorgt. Reinigungs- und Pflegeprodukte, die die Haut im Winter vor Austrocknung schützten, können nun gegen fettärmere, stärker feuchtigkeitsspendende Produkte ausgetauscht werden.

Man muss jedoch etwas geduldig sein, denn die Umstellung der Haut kann dabei mehrere Wochen dauern. Um die Haut nicht unnötig zu irritieren, sollte der Umstieg nicht von heute auf morgen passieren, sondern schrittweise erfolgen. Am besten wird mit dem Wechsel der Tagescreme begonnen. Erst zum Schluss kann die Nachtcreme ausgetauscht werden.

Kann sich die Haut an Pflegeprodukte gewöhnen?

Dies ist ein Mythos, der sich hartnäckig hält. Viele Leute glauben, dass die Haut sich durch die regelmäßige Verwendung eines Pflege- oder Reinigungsproduktes an die Inhaltsstoffe „gewöhnen“ könnte und somit irgendwann dessen Wirkung nachlässt. Das ist jedoch nicht richtig: Nach längerer Anwendung ist die Wirkung nur nicht mehr so deutlich sichtbar, da die Haut auch weniger Pflege benötigt und nun stabiler und gesünder ist.

Deshalb gilt: Wer mit seiner Hautpflege zufrieden ist und sie gut verträgt, sollte ihr treu bleiben. Nur in seltenen Fällen ist ein Wechsel gut, wie z. B. wenn bestimmte Konservierungsstoffe auf Dauer Allergien auslösen. Deshalb besser gleich auf Produkte ohne Konservierungsstoffe oder mit besonders gut verträglichen Konservierern zurückgreifen.

Ist es ratsam, mehrere Produkte aus einer Pflegeserie zu benutzen?

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Ein regelmäßiges Peeling entfernt überschüssige Hautschüppchen und bereitet Ihre Haut optimal auf die nachfolgende Pflege vor.

Das kann man so nicht sagen. Alle Produkte einer Pflege-Reihe zu kaufen, damit die einzelnen Schritte am effektivsten wirken, ist nicht immer der Schlüssel für perfekte Haut. Bis man die passende Hautpflege für sich entdeckt hat, ist es ein langer Weg. Doch nur durch Ausprobieren lassen sich die besten Produkte für die spezifischen Bedürfnisse der Haut finden. Das kann auch bedeuten, Produkte von verschiedenen Marken zu kombinieren.

Über die richtige Hautpflege sind noch viele weitere Mythen im Umlauf. Wie sieht es zum Beispiel mit Alkohol in Pflegeprodukten aus?

Reinigungen und Peelings mit Alkohol oder anderen chemischen Inhaltsstoffen können Eiterpickel zwar verschwinden lassen, schaden der Haut langfristig jedoch stärker und trocknen sie zusätzlich aus. Besser: Bei der regelmäßigen Reinigung und Pflege des Gesichts auf Produkte zurückgreifen, die frei von Alkohol sind und die Haut nicht zusätzlich austrocknen. Dazu gehören etwa die Pfleprodukte der Prontomed-Gesichtspflege.

Auch der Mythos, Zahnpasta helfe bei Pickeln, hält sich hartnäckig. Wie sieht es damit aus?

Viele glauben, dass Zahnpasta ein effektives Mittel gegen Pickel sei, da sie antiseptisch ist, die Entzündungen zu lösen und Unreinheiten auszutrocknen scheint. Doch genau der gegenteilige Effekt tritt ein, denn durch enthaltene Aromastoffe wie Menthol wird die natürliche Schutzhülle der Haut zusätzlich gereizt, woraufhin sie noch anfälliger werden kann.

Bei akuten Pickeln oder Akne sollte lieber auf schonendere Soforthilfe zurückgegriffen werden, wie auf das hochwirksame und milde Sprühgels, die auf Wasser und Salz basieren und sich wie ein Schutzfilm über die Unreinheiten legen.

Was bringt Gesichtswasser?

Gesichtswasser sollte in der Reinigungsroutine nicht fehlen: Es reinigt die Haut, schützt vor Keimen, klärt und erfrischt und beruhigt die Haut. So ist die Haut optimal auf die folgende Pflege vorbereitet. Man sollte jedoch darauf achten, Gesichtswasser ohne Alkohol zu verwenden, da der die Gesichtshaut zusätzlich reizen würde.

Was passiert, wenn häufig Makeup getragen wird. Kann das die Poren verstopfen?

Dieser Mythos hält sich zu Unrecht: Mittlerweile sind moderne Make-up-Produkte mit hautfreundlichem Talkum, Feuchtigkeitsstabilisatoren, Ölen und natürlichen Silikaten angereichert, die die Haut sogar gegen äußere Umwelteinflüsse schützen. Deshalb ist der Verzicht auf Make-up nicht notwendig.

Wie wichtig ist die abendliche Reinigung der Haut?

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Planen Sie die tägliche Reinigung fest in Ihre Hautpflegeroutine ein

Man sollte seine Haut an jedem Abend ausgiebig reinigen, denn über Nacht ruht sich die Haut aus und bildet neue Zellen. Schminkt man sich nicht ab, kann dieser Regenerationsprozess gestört werden; die Haut „atmet“ nicht richtig und es bildet sich überschüssiger Talg. Daher gilt: Abschminken und Gesichtsreinigung am Abend als festes Ritual einplanen.

Welche Stoffe lösen besonders häufig Allergien aus? Und welche Maßnahmen helfen dann schnell und effektiv?

Viele natürliche Essenzen, Öle und Wirkstoffe können reizen oder auch Allergien auslösen. Besonders empfindliche und zu Unreinheiten neigende Haut verträgt viele dieser Inhaltsstoffe nicht. Besser ist es, individuell zu prüfen, welche Inhaltsstoffe man vertragen kann Sollte die Haut nach Anwendung eines Pflegeproduktes mit Brennen oder Rötungen reagieren, so ist die erste SOS-Maßnahme, das Produkt mit lauwarmem Wasser abzuspülen. In jedem Fall ist es ratsam, solche Reaktionen mit seinem Dermatologen abzuklären.

Welche Stoffe wirken außerdem besonders reizend und sollten vermieden werden?

Es gibt verschiedene Stoffe, die Allergien auslösen können, wie z. B. einige Tenside, verschiedene Emulgatoren, Formaldehyd/-abspalter und Duftstoffe.

Meine Haut kribbelt – bedeutet das, dass die Pflege effektiv wirkt?

Das kann, muss aber nicht so sein. Sobald die Haut spannt, sich unangenehm anfühlt oder Rötungen auftreten, kann eine Unverträglichkeit des Reinigungsproduktes vorliegen. Dann sollte man möglichst sanft mit lauwarmem Wasser das Gesicht reinigen und das Produkt nicht weiterverwenden. Es empfiehlt sie weiterhin, bei einer Unverträglichkeit mit dem Hautarzt Rücksprache zu halten.

Grundsätzlich empfiehlt es sich, bei der Gesichtspflege auf Produkte zurückgreifen, die ohne chemische Substanzen, Konservierungsstoffe und Alkohol auskommen und somit ein viel geringeres Risiko haben, unangenehme Nebenwirkungen hervorzurufen.

Bio-Produkte sind omnipräsent. Auch in der Hautpflege setzen immer mehr Konsumenten auf tierversuchsfreie, vegane und Bio-Produkte. Ist Bio automatisch besser?

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Jegliche Irritationen sollten bei trockener Haut vermieden werden.

Bio-Hautreinigungsprodukte liegen zurzeit im Trend und gelten als sanfter und verträglicher im Vergleich zu „synthetischen“ Mitteln. Das lässt sich jedoch nicht verallgemeinern. Auch bei rein natürlichen Produkten ist Vorsicht geboten: Viele natürliche Essenzen, Öle und Wirkstoffe können reizen oder auch Allergien auslösen. Besonders empfindliche und zu Unreinheiten neigende Haut verträgt viele dieser Inhaltsstoffe nicht. Besser ist es, individuell zu prüfen, welche Inhaltsstoffe man vertragen kann.

Welche Naturprodukte sind denn zu empfehlen?

Honig, Traubenkernöl und Kokosöl sind gut verträglich. Generell sind auch viele andere natürliche Öle durchaus zu empfehlen. Aber auch synthetische Produkte oder Inhaltsstoffe können wirksam und sanft zugleich sein.

Welche synthetischen Stoffe gelten als unbedenklich?

Dies würde sicherlich eine lange Liste füllen und hängt sehr stark von der Konzentration und der Qualität im jeweiligen Produkt ab. Meist unbedenklich ist Harnstoff, ein naturidentischer Feuchthaltefaktor. Außerdem gibt es eine Anzahl sehr hochwertiger, in der Regel synthetisch hergestellter fettbasierter Substanzen, wie Ceramide, Esterverbindungen der Linolsäure.

Die Angabe „Von Dermatologen empfohlen“ – eine verlässliche Empfehlung?

Leider bedeutet der Werbespruch „Von Dermatologen empfohlen“ nicht automatisch, dass die Hautpflegeprodukte gut sind, denn theoretisch kann alles von Dermatologen und Ärzten empfohlen werden – das heißt aber nicht automatisch, dass diese Produkte besser sind. Besser ist es, sich selbst in Sachen Inhaltsstoffe und deren Wirkung zu informieren und die eigenen Hautbedürfnisse zu kennen, anstatt sich blind auf willkürliche Versprechen zu verlassen.

 

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