Sexuelle Flaute

Keine Lust in den Wechseljahren? Das können Sie tun

Das Foto zeigt ein Paar, das entspannt und nah beieinander liegt. Die Frau, mit blonden Haaren und blauen Augen, schaut direkt in die Kamera und lächelt, während der Mann, der neben ihr liegt, nach oben schaut und eine ruhige, entspannte Miene hat. Sie scheinen weiß gekleidet zu sein und befinden sich wahrscheinlich auf einem Bett oder einer ähnlich bequemen Oberfläche. Das Bild strahlt Intimität und Zufriedenheit aus und scheint einen privaten, behaglichen Moment einzufangen.
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Die Menopause ist da – und plötzlich geht nichts mehr im Bett? Das können Sie gegen die Lustlosigkeit in den Wechseljahren tun.

Sie haben kein Bedürfnis nach körperlicher Nähe und jede Berührung ist Ihnen zu viel? Das könnte an den Wechseljahren liegen! Mögliche Ursachen – und was gegen die erotische Flaute im Bett hilft.

Die fehlende Lust betrifft immerhin jede vierte Frau, die von Problemen beim Sex berichtet. Dennoch sprechen nur wenige offen darüber – nicht mal beim Frauenarzt, wie eine Studie zeigte. Dabei kann vor allem der offene Umgang gerade bei sexuellen Schwierigkeiten damit helfen.

Um es vorwegzunehmen: Jedes Gefühl ist in Ordnung, niemand erwartet sexuelle Höchstleistungen, und der regelmäßige Liebesakt ist auch kein Garant für eine gute Partnerschaft. Wenn Sie sich aber selbst nach mehr Lust sehnen und die Partnerschaft darunter leidet, lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Auslöser für ein Nachlassen der Libido gibt es viele: Langeweile, Stress, bestimmte Erkrankungen und Medikamente oder eben auch hormonelle Veränderungen in der Menopause, also den Wechseljahren. Die Lust wieder anzufachen, ist auch dann möglich. Wie, lesen Sie hier.

Sexuelle Unlust bei Frauen: So kommt die Lust zurück

Keine Lust auf Sex in den Wechseljahren – die Ursachen

Für manche Frauen jenseits der 50 ist sexuelle Unlust überhaupt kein Thema, im Gegenteil. Viele erleben gerade jetzt erotische Hochzeiten, in einer Phase, in der die Kinder aus dem Haus sind, der familiäre Stress sich gelegt hat, Verhütung keine Rolle mehr spielt und wieder mehr Zeit für Zweisamkeit da ist. Doch andere wiederum erleben die Menopause als etwas Belastendes. Ca. 30 Prozent der Frauen ab 50 Jahren leiden nach eigenen Angaben unter ihrer sexuellen Unlust. Welche Ursachen können dahinterstecken?

Der Körper produziert in den Wechseljahren weniger Östrogen und Gestagen. Die Folge ist eine schlechtere Durchblutung der Scheidenschleimhaut, die Vaginalhaut wird dünner und empfindlicher und verliert an Feuchtigkeit und Elastizität. Beim Liebesakt können Trockenheit und Dünnwandigkeit zu Schmerzen führen. Der Gedanke daran lässt viele Frauen in der Folge vor dem Verkehr zurückschrecken.

Doch nicht nur die Hormonveränderung kann der Grund für die Sexunlust sein. Auch ganz individuelle, psychische Belastungen erschweren manchmal die Entspannung, eine der Voraussetzungen für sexuelle Erregung. Werden die eigenen Eltern zum Beispiel hilfsbedürftig oder gibt es Probleme in der Partnerschaft, kann das die Seele belasten. Auch, dass die fruchtbare Zeit vorbei ist, dass der Körper sich irreversibel und grundlegend verändert hat, ist für einige Frauen eine Tatsache, mit der sie nur langsam fertig werden. Hinzu kommen physische Beschwerden wie Schlaflosigkeit, Hitzewallungen, Ermüdung und das Gefühl, nicht mehr so belastbar zu sein. Was noch eine Rolle spielen kann:

  • Zu viel Stress, aber auch Probleme im nahen Umfeld und der Partnerschaft können stark zur Unlust beitragen.
     
  • Medikamente können die Libido hemmen, so zum Beispiel Beruhigungsmittel, Antidepressiva und Arzneien gegen Bluthochdruck. Genauso auch übrigens übermäßiger Alkoholkonsum und harte Drogen.
     
  • Beziehungsprobleme können sich ebenfalls zu Lustkillern entwickeln. Oder in langjährigen Partnerschaften flaut die Leidenschaft mit der Zeit ab, während man am Anfang der Beziehung nicht die Finger voneinander lassen konnte.
     
  • Mangelndes Selbstbewusstsein kann der Lust im Wege stehen. Wer sich selbst nicht attraktiv findet (vielleicht wegen einiger Extrakilos), schämt sich für den eigenen Körper und fühlt sich beim Sex dadurch unwohl und meidet schließlich den körperlich intimen Kontakt.
     
  • Chronische Verdauungsbeschwerden, wie beispielsweise Blähungen oder Verstopfung, sorgen für eine verminderte Libido.
     
  • Auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr dämpfen arg die Lust. Für die Beschwerden kann es diverse Auslöser geben. Häufig sind es körperliche Ursachen, wie Entzündungen oder kleine Risse in der Schleimhaut der Scheide. Sie verursachen ein unangenehmes Brennen, Drücken oder Ziehen ebenso wie verwachsenes Scheidengewebe nach einer Operation. Aber auch mangelnde Erregung und eine zu trockene Scheide trotz Lust können ebenfalls zu Schmerzen beim Geschlechtsakt führen.
     
  • Plötzliche oder vorübergehende Lustlosigkeit ist oft auch einfach der Monotonie des Alltags geschuldet. Fakt ist: Sie kommt in den besten Beziehungen vor und hat nicht unbedingt etwas mit der empfundenen Liebe zu tun.

Luststeigerung durch Hormontherapie

Durch den hormonellen Wechsel in der Menopause hat sich zwar die Grundfeuchtigkeit der Vagina im Normalzustand verändert, allerdings gilt das nicht für den erregten Zustand. Denn die Feuchtigkeit, die durch Erregung entsteht, funktioniert unabhängig von Hormonen. Nehmen Sie sich also mehr Zeit für ein schönes Vorspiel und sollte das nicht genügen, helfen Sie mit Gleitmitteln nach. Haben Sie keins zur Hand? Gleitgel-Ersatz lässt sich auch leicht selbst herstellen. Auch spezielle Hormoncremes helfen gegen Vaginalbeschwerden. Achten Sie hier darauf, dass die Präparate alkoholfrei sind, um die Flora Ihrer Vagina zu schützen.

Wenn trotz dieser Hilfen Beschwerden wie Trockenheit oder sogar Schmerzen beim Verkehr nicht abklingen, ist eine medikamentöse Therapie mit Hormonpräparaten denkbar. Mediziner raten allerdings zur Formel: so niedrig dosiert wie möglich, so kurz wie nötig. Der Grund: Mögliche Nebenwirkungen sind noch nicht abschließend geklärt. Deshalb sollten Sie sich immer fragen, in welchem Verhältnis die Einnahme von Medikamenten zu Ihrer Situation steht.

D. h. ist Ihre sexuelle Lustlosigkeit so beeinträchtigend für Sie, dass Sie medizinische Hilfe benötigen? UND: Eine solche Therapie bekämpft nur die Symptome und nicht die Ursachen. Wenn diese zum Beispiel psychischer Natur sind, benötigen Sie professionelle Hilfe! Tipp: Fragen Sie Ihren Arzt, ob er eine Hormontherapie für sinnvoll hält, nachdem Sie sich selbst mit Ihren Bedürfnissen und Ihren Risikofaktoren auseinandergesetzt haben.

Liebe geht durch den Magen – so schmeckt Lust

Einige Nahrungsmittel haben es im wahrsten Sinne des Wortes in sich und wirken aphrodisierend. Wenn hormonelle Veränderungen hinter der Unlust stecken, kann auch hier eine gesunde Ernährung mit Leinöl, Hanföl oder Chiasamen, die wichtige Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren enthalten, zu einem ausgeglichenen Hormonhaushalt beitragen und für Feuchtigkeit und Spannkraft der Haut sorgen. Granatäpfel, Hülsenfrüchte, Getreidekleie, Salbei und Soja enthalten Phytoöstrogene und können so die Libido ankurbeln. Die richtige Ernährung in den Wechseljahren kann viel ausmachen.

Luststeigerung durch Sport

Sport ist immer gut, so auch für Ihren Östrogenspiegel. Durch körperliche Betätigung kurbeln Sie Ihren Serotoninstoffwechsel wieder an und sorgen für eine stärkere Ausschüttung von Glückshormonen. Wie wäre es z. B. mit Hormonyoga? Diese besondere Yogaform kann Wechseljahrs-Beschwerden lindern, Schilddrüse und Nebennieren stärken und für eine Ankurbelung des weiblichen Sexualhormons Östradiol sorgen.

Die Beckenbodenmuskulatur verliert im Laufe der Jahre an Stabilität und wird schlechter durchblutet. Dadurch lässt auch die Kontrolle der Blase nach. Oft ist die Kombination aus Angst vor unerwünschtem Urinaustritt und abnehmender Empfindsamkeit der Vagina einer der Auslöser für nachlassende sexuelle Lust. Gegen die Erschlaffung der Muskulatur können Sie aber mit kontinuerlichem Beckenbodentraining etwas tun. Regelmäßiges bewusstes Anspannen und Loslassen der Muskeln sorgen für einen wiedererstarkten Beckenboden und eine Luststeigerung in den Wechseljahren durch erhöhtes Lustempfinden.

Was kann ich in der Partnerschaft zur Luststeigerung tun?

Dass das Interesse an Sex in einer langen Partnerschaft abnimmt, ist normal und sagt nicht unbedingt etwas über den Zustand einer Beziehung aus. Mit diesen einfachen Fragen finden Sie heraus, welche Bedeutung die sexuelle Abstinenz für Sie hat.

  • Seit wann haben Sie keine Lust mehr?
  • Haben Sie zur Zeit psychischen Stress in Familie oder Job?
  • Welche Bedeutung hat Sex generell für Sie?
  • Gefällt Ihnen, wie sich Ihr Partner Ihnen gegenüber im Bett verhält?
  • Hat Ihr Partner Probleme mit seiner Sexualität (Erektionsstörungen, vorzeitiger Samenerguss)?
  • Haben Sie Schmerzen beim Sex?
  • Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein?
  • Wie reagiert Ihr Partner auf Ihre sexuelle Unlust?

Wie Sie an der Anzahl der Fragen sehen, sind die Gründe für sexuellen Unlust vielfältig und sehr persönlich. Deshalb gibt es auch kein Allgemeinrezept für mehr Spaß im Bett.

Zeit, Geduld und Experimentierfreude: So klappt's wieder mit dem Partner

Eines lässt sich aber sagen, und das gilt nicht nur für ältere Paare: Nehmen Sie sich Zeit füreinander, sprechen Sie über Ihre Wünsche, probieren Sie Neues aus, und gehen Sie mit viel Humor an die Sache. Versuchen Sie, Routinen zu durchbrechen, experimentieren Sie und bringen Sie frischen Wind in Ihren Alltag. Schluss mit der Tabuisierung der sexuellen Unlust, fangen Sie an, miteinander zu sprechen – das ist die beste Voraussetzung für eine Luststeigerung in den Wechseljahren.

Und was körperliche Liebe schließlich alles für den Körper tut! Sex verbessert zum Beispiel das Gedächtnis. Und vor allem: Sex macht schön und gesund.

Quellen:
Studie des Magdeburger Frauenarztes Hans-Joachim Ahrendt
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