Anders als man denkt

Wie schlafen Wale? 

Das Bild zeigt einen Wal, der sich knapp unter der Wasseroberfläche befindet. Sein Körper ist seitlich zum Betrachter gewandt, und sein Kopf ist leicht erhoben, so dass die langen Borsten, die vermutlich Barten sind, und die Unterseite seines Kinns sichtbar sind. Die ruhige Wasseroberfläche bricht das Licht, und man sieht deutlich die Spiegelungen und Verzerrungen. Die Szene vermittelt eine friedliche Stimmung und gibt einen Einblick in die ruhige Unterwasserwelt dieser majestätischen Kreatur.
© shutterstock/Craig Lambert Photography
Wale schlafen senkrecht. Aber warum?

Wale zeigen ein ganz besonderes Schlafverhalten: Sie schlafen senkrecht. Aber warum? Und wie viel Schlaf brauchen die Säugetiere überhaupt?

 

Stell dir vor, kopfüber zu schlafen, klingt unvorstellbar, oder? Doch für Fledermäuse ist das eine bevorzugte Schlafposition. Aber sie sind nicht die einzigen Tiere mit ungewöhnlichen Schlafgewohnheiten. Nimm zum Beispiel die Wale: Diese beeindruckenden Meeresbewohner faszinieren uns nicht nur mit ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten, sondern auch mit ihrem einzigartigen Schlafverhalten. Wale schlafen nämlich senkrecht im Wasser. Dieses Phänomen hat einen einfachen Grund: Wale sind Säugetiere und müssen zum Atmen an die Wasseroberfläche kommen. Beim Schlafen schaltet ein Teil ihres Gehirns ab, während der andere wach bleibt, damit sie regelmäßig zum Atmen auftauchen können. So können sie sich ausruhen, ohne dabei zu ertrinken oder Raubtieren hilflos ausgeliefert zu sein. Interessant, oder?

Wale schlafen senkrecht. Aber wieso?

Wale sind die größten Lebewesen der Welt. Einige sind so groß wie ein Bus. Und wenn du müde bist, schläfst du wahrscheinlich horizontal im Bett. Wale hingegen schlafen quasi "im Stehen". Senkrecht. Pottwale zum Beispiel haben dabei ihren Kopf oben und die Fluke, also die Schwanzflosse, nach unten gerichtet. Buckelwale hingegen wurden dabei beobachtet, wie sie genau andersherum im Wasser stehen.

Ist das nicht merkwürdig? Dem französischen Fotografen Stéphane Granzotto ist es gelungen, Unterwasseraufnahmen von Pottwalen zu machen, die in einer Gruppe von 5 bis 6 Tieren senkrecht und regungslos im Wasser stehen.

Erst 2008 wurde eine Studie veröffentlicht, die Aufschluss darüber gibt, warum Wale senkrecht schlafen. Davor konnten Wissenschaftler*innen nur beobachten, wie Wale in Gefangenschaft ein Nickerchen machen. Wie die Tiere aber im Ozean schlummern, darüber war kaum etwas bekannt.

Um das vertikale Schlafverhalten der Säugetiere besser verstehen zu können, wurden an 59 Pottwalen kleine Geräte mit Saugnäpfen befestigt. Mit dieser Vorrichtung konnten Daten gesammelt werden. Forscher*innen der Universitäten von St. Andrews und Tokio konnten auf diese Weise die inaktiven Perioden der Tiere aufzeichnen.

Die Untersuchung zeigte, dass sich Wale etwa sieben Prozent des Tages in der waagerechten Schlafposition befinden. Dabei bleiben sie in der Nähe der Wasseroberfläche und ruhen dann 10 bis 15 Minuten. Anstatt also stundenlang im Schlummerland abzuhängen, reicht Walen ein kurzer Powernap, um wieder durchzustarten. Es sei denn, sie hatten einen harten Tag. Dann kann das Nickerchen auch mal ein bisschen länger dauern.

Übrigens schlafen nicht alle Arten senkrecht. Es gibt auch Tiere, die beim Schwimmen schlafen. Wie beispielsweise Grindwale, die sich kaum bewegen und trotzdem vorankommen.

Wale schlafen nicht wie wir Menschen

Es ist auch wichtig zu beachten, dass Wale nicht vollständig schlafen, wie wir es tun. Sie schlafen nur mit einer Gehirnhälfte, während die andere Hälfte wach bleibt, um die Atmung und andere lebenswichtige Funktionen zu kontrollieren. Dies wird als unihemisphärischer Schlaf bezeichnet und ermöglicht es Walen, in einem Zustand der Wachsamkeit zu bleiben, um potenzielle Bedrohungen wahrzunehmen.

Wale und Delfine haben eine einzigartige Art und Weise, zu atmen. Im Gegensatz zu uns Menschen ist das Atmen bei diesen Meeressäugern ein bewusster Vorgang. Sie halten sich nicht permanent an der Luft auf und müssen daher regelmäßig an die Wasseroberfläche kommen, um Luft zu holen. Jeder Atemzug wird gezielt mit den Bewegungen des Tieres zur und an der Oberfläche koordiniert.

Im Vergleich dazu atmen wir Menschen automatisch, auch wenn wir bewusstlos sind. Unser Atemreflex sorgt dafür, dass wir ohne nachzudenken atmen können. Bei Delfinen und Walen gibt es diesen Atemreflex nicht, was bedeutet, dass jeder Atemzug bewusst kontrolliert werden muss.

Wie schlafen Delfine?

Delfine schlafen im sogenannten "Halbseitenschlaf" oder semihemisphärischen Schlaf. Dabei schlafen jeweils eine Gehirnhälfte und das gegenüberliegende Auge, während die andere Gehirnhälfte und das entsprechende Auge wach bleiben. Diese Schlafweise ermöglicht es den Delfinen, sich auszuruhen und gleichzeitig wachsam zu bleiben, um mögliche Gefahren zu erkennen und schnell reagieren zu können. 

Der Halbseitenschlaf ist eine wichtige Anpassung an das Leben im Meer, da Delfine aufgrund ihrer Atmung nicht für längere Zeit bewusstlos schlafen können.

Quellen:
nationalgeographic.de, cell.com, whales.org
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