Stubenarrest für Stubentiger?

Brutzeit! Katzenbesitzer*innen aufgepasst: Diese 3 Fehler töten Vögel

Zwei Katzen kauern lauernd in kahlem Geäst nahe einem Vogelnest bei Dämmerlicht vor blauem Himmel.
© Getty Images / katmaca
Was können Katzenbesitzer*innen tun, um jetzt in der Brutzeit Jungvögel vor deren Jagdinstinkt zu schützen? Einiges... Lies mal.

Es ist Brutzeit – für viele Jungvögel wird das zum Überlebenskampf. Ausgerechnet unsere geliebten Katzen sind jetzt eine große Gefahr. Warum du deinen Freigänger in diesen Wochen besser im Haus lassen solltest – und wie du Vögel schützen kannst, ohne deine Katze einzusperren.

Brutzeit: Warum Katzen jetzt besser im Haus bleiben sollten

Es ist wieder Brutzeit – eine lebenswichtige Phase für viele heimische Vogelarten. Doch gerade in dieser sensiblen Zeit geraten Jungvögel zunehmend in Gefahr – und das ausgerechnet durch unsere geliebten Haustiere. Vor allem Freigänger-Katzen stellen eine Bedrohung dar: Ihr Jagdinstinkt ist stark, und flugunerfahrene Jungvögel sind für sie eine leichte Beute.

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Auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU) schlägt Alarm: Besonders in Wohngebieten, wo viele Katzen unterwegs sind, kann deren Jagdverhalten lokal gravierende Auswirkungen auf die Vogelbestände haben. "Vor allem verwilderte Hauskatzen, die sich fast ausschließlich durch das Jagen kleiner Tiere ernähren, können ganze Vogelpopulationen gefährden", warnt NABU-Vogelexperte Lars Lachmann. Aber auch Freigänger-Katzen, die zusätzlich gefüttert werden, jagen aus Zeitvertreib – und das nicht zu knapp.

Ein drastisches Beispiel, wie ernst die Lage in manchen Regionen war, lieferte die Stadt Walldorf in Baden-Württemberg: Dort wurde 2022 ein temporäres Ausgehverbot für Katzen verhängt, um die bedrohte Haubenlerche während ihrer Brutzeit zu schützen. Diese Regelung ist inzwischen ausgelaufen, doch sie zeigt, wie weit Maßnahmen zum Schutz gefährdeter Arten gehen können.

Dabei wäre es gar nicht so schwer, auch ohne Verordnungen einen Beitrag zu leisten. "Wenn Katzenbesitzer*innen ihre Tiere in der Zeit von Mitte Mai bis Mitte Juli morgens und abends nicht ins Freie lassen würden, wäre den meisten Jungvögeln schon sehr geholfen", erklärt Lachmann. Ergänzend lassen sich Brutplätze mit katzensicheren Manschetten schützen oder der Garten mit dornigen Sträuchern wie Wildrosen naturnah gestalten – ein effektiver Schutz für freibrütende Vogelarten.

Klar ist: Auch wenn Katzen für den Rückgang der Vogelvielfalt nicht allein verantwortlich sind – der größte Feind der Artenvielfalt bleibt der Mensch selbst –, so können kleine Veränderungen im Alltag einen großen Unterschied machen.

Vogelsterben durch Katzen in der Brutzeit: Eine Expertin erklärt, was Sie tun können

Aber sollen Katzen für ihren natürlichen Instinkt quasi bestraft werden, indem man sie monatelang einsperrt? Oder gibt es andere Möglichkeiten, Vögel in der Brutzeit zu schützen? Judith Förster ist Heimtierexpertin der globalen Tierschutzstiftung Vier Pfoten. Mit BILD der FRAU hat sie über das Thema gesprochen.

BILD der FRAU: Liebe Frau Förster, laut dem Naturschutzbund werden in Deutschland groben Schätzungen zufolge rund 200 Millionen Vögel pro Jahr von Katzen getötet...

Judith Förster, Heimtierexpertin bei Vier Pfoten | © Vier Pfoten
Foto: Vier Pfoten
Judith Förster, Heimtierexpertin bei Vier Pfoten

Judith Förster: Es ist sehr unterschiedlich, wie viele Vögel eine Katze erlegt. Manche Katzen fangen gar keine Vögel, sondern jagen eher Nager. Unterschiedliche Faktoren spielen hier ein Rolle, zum Beispiel, wie oft die Katze draußen ist und um welche Uhrzeit, wie gut die Katze tatsächlich im Jagen ist, wie viele Vögel in der Nähe leben.

Jagen gehört aber grundsätzlich zum natürlichen Instinkt einer Katze. Pro Tag verbringen sie drei bis zehn Stunden mit jagdtypischem Verhalten wie dem Orten, Lauern und Anspringen. Die Motivation zur Jagd ist nicht hormonell bedingt und nimmt daher auch bei einer kastrierten Katze nicht ab – wenngleich es sehr wichtig ist, einen Freigänger zu kastrieren, um unerwünschtem Nachwuchs zu vermeiden.

Wie können Vögel während der Brutzeit davor bewahrt werden, dass Katzen sie töten?

Es gibt verschieden Methoden, um Vögel in der Brutzeit zu schützen. Junge Vögel machen zu bestimmten Uhrzeiten öfter Flugversuche als zu anderen – daher sollten Katzen nicht in den Morgenstunden oder während der Abenddämmerung nach draußen gelassen werden. Dennoch sollte man Freigänger natürlich während der Brutzeit nicht plötzlich komplett einsperren.

Viel mit Katzen spielen, dann jagen sie womöglich weniger

Was kann ich als Katzenbesitzer*in tun?

Vögel brüten häufig in dichten Hecken oder Bäumen. Um die Muttertiere und die jungen Vögel zu schützen, kann man um die Bäume, in denen dann Vögel brüten, Manschetten ziehen. Diese halten die Katze davon ab, den Baum hochzuklettern.

Außerdem kann es helfen, der Katze eine kleine Glocke am Halsband zu befestigen – dies schützt wohl aber eher erwachsene Vögel, die auch tatsächlich durch das Geräusch gewarnt werden. Hier muss man aber auch die Gefahr für die Katze in Betracht ziehen: Katzen können sich durch das Tragen eines Halsbands leicht verfangen und sich damit Verletzungen zuziehen.

Kann ich meiner Katze das Jagen vielleicht sogar abgewöhnen?

Nur bedingt, denn dieses Verhalten ist sehr natürlich. Dennoch: Eine gut ernährte, satte Katze, mit der zudem viel gespielt wird, jagt weniger. Dabei sollten die Spiele möglichst abwechslungsreich und für die Katze nicht nur körperlich, sondern auch geistig fordernd sein.

Vier Pfoten hat einige Beschäftigungs-Ideen für Katzen zusammengestellt:

  • Agility: Do-It-Yourself-Talente nutzen und Parcours für die felinen Freunde bauen. Im Internet gibt es eine Unmenge an Anregungen zu Parcours, die an der Wand entlang bis zur Decke und wieder runter führen.
  • Angelspiele: Aus einer Schnur eine Art Angel machen. Am Ende wird ein Federball befestigt und dieser dann durch den Raum geschwungen. Die Katze wird es lieben, ihn zu jagen.
  • Clickertraining: Mittels Clickertraining kann man einer Katze viel beibringen. Zum Beispiel "Sitz", "High five", "Gib einen Kuss".

→ Vier Pfoten ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Im Fokus stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen.

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