Hydrogel selbst machen: So überleben Pflanzen den Urlaub ohne Gießen

Endlich Urlaub – aber wer kümmert sich um deine Pflanzen? Ganz einfach: dein selbstgemachtes Hydrogel! Das speichert Wasser und gibt es nach und nach an die Erde ab.
In den Urlaub fahren deine Familie und vielleicht der Hund mit, eine Menge Koffer und Taschen – aber deine Pflanzen müssen zu Hause bleiben. Wenn Nachbar*innen keine Zeit haben und du keine teuren Bewässerungssysteme anschaffen willst, sorgst du am besten in Form von Hydrogel für ausreichend Bewässerung. Das Beste: Du kannst es ganz einfach selbst machen!
Es lässt sich für Balkon-, Garten- und Wohnzimmerpflanzen verwenden. Auf welche verschiedenen Arten du es herstellen kannst, wie du es richtig einsetzt, welche Pflanzen davon profitieren – und wann du lieber auf andere Tricks zurückgreifen solltest.
Was genau ist Hydrogel?
Hydrogel ist eine geleeartige Masse, die jede Menge Wasser speichern und langsam wieder an die Erde abgeben kann. Ursprünglich wurde das Verfahren in der Landwirtschaft eingesetzt – vor allem in trockenen Regionen, wo Pflanzen über längere Zeit ohne Gießen auskommen müssen.
Klassisches Hydrogel besteht meist aus synthetischen Superabsorbern – das sind Polymere wie Polyacrylat oder Polyacrylamid, die enorme Mengen Flüssigkeit binden können. Klingt praktisch – ist aber nicht biologisch abbaubar und sollte deshalb im Garten möglichst nicht in den Boden gelangen.
So stellst du Hydrogel zu Hause selbst her: 3 DIY-Anleitungen
1. Gelatine oder Agar-Agar – das natürliche Pflanzen-Gel
Geliermittel aus der Küche eignen sich prima als Hydrogel-Grundlage. Ob tierische Gelatine oder pflanzliches Agar-Agar – beides funktioniert gut für Zimmerpflanzen und kleine Töpfe.
Du brauchst:
- 1 EL Gelatinepulver oder 3 Blattgelatine oder 1 gehäufter TL Agar-Agar-Pulver
- 250 ml Wasser
- Schneebesen oder Löffel
- Schüssel zum Abkühlen
So geht's (Gelatine):
- Gelatine im heißen Wasser auflösen
- Abkühlen lassen, bis eine geleeartige Konsistenz entsteht
- In kleinen Portionen in die Erde einarbeiten, möglichst nah an den Wurzeln
So geht's (Agar-Agar):
- Pulver in kaltem Wasser anrühren und unter Rühren aufkochen
- Zwei Minuten köcheln lassen
- Abkühlen lassen und wie Gelatine weiterverwenden
Tipp: Agar-Agar hält Hitze besser aus – perfekt für Südbalkon oder Wintergarten.
Wirkdauer: Etwa 5 bis 7 Tage.
2. Windel-Gel – praktisch, aber nicht nachhaltig
In (neuen!) Babywindeln steckt ein hochsaugfähiges Gel – genauer gesagt: Natriumpolyacrylat, ein Superabsorber, der das Vielfache seines Gewichts an Wasser binden kann. Für Pflanzen ist das kurzfristig nützlich – langfristig aber ökologisch problematisch.
Du brauchst:
- 1 unbenutzte Babywindel (ohne Duftstoffe oder Lotion – am besten "sensitiv")
- 1 Liter Wasser
- Schüssel
- Handschuhe oder Löffel
So geht’s:
- Windel in der Schüssel mit Wasser vollsaugen lassen
- Aufschneiden und das Gel aus dem Inneren herauslösen
- In die Blumenerde einarbeiten oder direkt um die Wurzeln legen
Wichtig zu wissen: Das Gel in der Windel ist kein Naturprodukt – es enthält synthetische Polymere, die nicht biologisch abbaubar sind. Für Balkonkästen oder Topfpflanzen ist das vertretbar – im Garten oder in Gemüsebeeten sollte diese Methode allerdings nicht verwendet werden.
Ideal für: größere Pflanzgefäße, Balkonpflanzen oder Hochbeete während kurzer Urlaube – aber eben problematisch für die Umwelt.
Wirkdauer: bis zu 20 Tage.
3. Stärke-Hydrogel für empfindliche Pflanzen
Schnell gemacht, komplett biologisch – und super für Kräuter oder sensible Topfpflanzen.
Du brauchst:
- 1 TL Kartoffel- oder Maisstärke
- 100 ml Wasser
- kleinen Kochtopf
- Löffel
So geht’s:
- Stärke ins kalte Wasser einrühren
- Aufkochen und dabei gut rühren, bis eine dickflüssige Masse entsteht
- Abkühlen lassen und in die Erde einarbeiten
Wichtig: Dieses Gel hält nicht lange – eher was für Kurztrips oder das lange Wochenende.
Wirkdauer: 3 bis 5 Tage.
Für jede Art von Hydrogel gilt: Damit es seine Wirkung entfalten kann, sollte es möglichst nah an die Wurzeln. Du kannst es oberflächlich eindrücken oder leicht einarbeiten.
So bereitest du deine Pflanzen optimal vor
- Ein bis zwei Tage vor der Abreise nochmal gut gießen
- Gel portionsweise in die Erde bringen – besonders im Wurzelbereich
- Erde mit Mulch oder feuchtem Tuch abdecken, um Verdunstung zu minimieren
- Pflanzen möglichst schattig oder kühl stellen
So versorgst du deine Gewächse für ein paar Tage bis zu zwei Wochen zuverlässig mit Wasser.
Welche Pflanzen mögen Hydrogel – und welche eher nicht?
Gut geeignet ist Hydrogel für alle, die konstant Feuchtigkeit brauchen – zum Beispiel:
- Tomaten
- Hortensien
- Geranien
- Kräuter wie Basilikum oder Petersilie
- Farne
- Zimmerpflanzen wie Einblatt, Grünlilie oder Kolbenfaden
Weniger geeignet ist Hydrogel für:
- Kakteen und Sukkulenten
- Orchideen
- Alpenveilchen
- Pflanzen mit empfindlichen oder sehr flachen Wurzeln
Die gerade genannten reagieren oft empfindlich auf Staunässe – hier lieber zu Tonkegeln oder Tröpfchenbewässerung greifen.
Wann Hydrogel an seine Grenzen kommt
So praktisch das Gel ist – es hat seine Grenzen. Bei großer Hitze, viel Wind oder direkter Sonne reicht die gespeicherte Feuchtigkeit manchmal nicht lange aus. Auch in sandigen Böden kann sich das Wasser ungleichmäßig verteilen.
Wenn du länger als 10 bis 14 Tage unterwegs bist, solltest du auf Nummer sicher gehen: mit Tonkegeln, automatischer Bewässerung oder Unterstützung von netten Menschen, die zwischendurch vielleicht mal nach dem Rechten sehen können. Besonders bei empfindlichen Pflanzen oder wechselhaftem Wetter ist das die beste Absicherung.
So kannst du entspannt die Füße hochlegen – und wirst nach dem Urlaub nicht von vertrockneten Blättern begrüßt.
Noch mehr Artikel rund ums Bewässern von Pflanzen:
- Gartenexpertin verrät: So gießt du deine Pflanzen (fast) kostenlos
- Pflanzen bewässern mit Küchenrollen: Keine Wüste im Garten trotz Urlaubs
- Stauden gießen: Dieser Fehler kann deine blühenden Pflanzen ruinieren – machst du ihn auch?