Plage schon ab Juni im Anflug

Blutsaugende Hirschlausfliegen werfen Flügel ab – und krallen sich in dein Haar

Nahaufnahme einer Hirschlausfliege auf menschlicher Haut. Die Detailaufnahme offenbart die charakteristischen Merkmale der Fliege, wie die großen, dunklen Augen und die kräftigen Mundwerkzeuge, die für das Saugen von Blut optimiert sind.
© IMAGO / blickwinkel
Hirschlausfliegen breiten sich in Deutschland immer mehr aus. Die "fliegende Zecke" ist nicht ohne, kann z.B. Krankheiten übertragen.

Sie krabbeln blitzschnell, saugen Blut und landen inzwischen immer häufiger und mitunter schon im Juni auch auf Menschen: Die Hirschlausfliege ist auf dem Vormarsch – und das nicht nur in Wäldern...

Die "fliegende Zecke" – ein Mythos mit Wahrheit: Die Hirschlausfliege (Lipoptena cervi) erinnert optisch an eine Zecke mit Flügeln und wird auch oft mit ihr verwechselt – diesen Spitznamen hat sie sich auch durch ihr Verhalten verdient.

Dennoch ist sie eine ganz eigene Plage – mit der man besser nicht in Kontakt kommt. Genau genommen handelt es sich um ein Insekt mit sechs Beinen, das zur Familie der Lausfliegen gehört. Ihr auffälliger, flacher Körper ist rötlich-braun, sie hat gut sichtbare Augen und kräftige Beine mit Krallen.

Zecken entfernen: Die besten Tipps und Methoden

Und die braucht sie auch: Sobald sie einen geeigneten Wirt – bevorzugt Hirsche, Rehe oder Wildschweine – erreicht, wirft sie ihre Flügel ab und krallt sich ins Fell. Dort bleibt sie dauerhaft und nimmt regelmäßig Blutmahlzeiten. Menschen und Hunde sind eigentlich nur "Fehlwirte", doch die Parasiten landen dennoch zunehmend auch auf ihnen. 

Lebensweise: ein Parasit mit Plan

Was die Hirschlausfliege so besonders macht, ist ihr außergewöhnlicher Lebenszyklus: Die Weibchen gebären keine Eier, sondern bringen eine fertige Larve zur Welt – eine Seltenheit im Insektenreich. Diese fällt zu Boden, verpuppt sich im Erdreich, überwintert dort und schlüpft später als erwachsene Fliege. Geschwärmt wird vor allem im Spätsommer und Herbst – die Hauptsaison für Reiter*innen, Spaziergänger*innen und Hundehalter*innen, um die Plagegeister kennenzulernen.

Angriff auf Mensch und Tier

Die Hirschlausfliege beißt gerne in behaarte Körperstellen – bei Menschen sind das vor allem Nacken, Hals und Kopfhaut. Bei Hunden verbeißt sie sich besonders im Bereich der Rute, des Bauchs und des Rückens. Pferde reagieren auf den Befall oft panisch: Die Tiere versuchen die Fliegen abzuschütteln, geraten in Stress oder entwickeln bei massivem Befall sogar Koliken.

Besonders unangenehm: Hat sich die Fliege festgebissen, bleibt sie dort – oft für den Rest ihres Lebens. Der Saugakt dauert bis zu 30 Minuten, sie kehrt danach wiederholt zur Blutmahlzeit zurück. Anders als Zecken beißen sie sich jedoch nicht tief ein – das Entfernen ist daher vergleichsweise einfach.

Die Symptome: von harmlos bis schmerzhaft

Der Biss der Hirschlausfliege wird oft nicht sofort bemerkt. Das Krabbeln aber schon – und das macht viele nervös. Kommt es zum Stich, können allergische Reaktionen folgen: gerötete, schmerzende und stark juckende Haut, Pusteln oder auch eiternde Entzündungen. Bei manchen Menschen hält der Juckreiz bis zu drei Wochen an.

In seltenen Fällen – so vermuten Forschende – können auch Bakterien übertragen werden. Das Bakterium Bartonella schoenbuchensis wurde bei etwa 90 Prozent der Hirschlausfliegen nachgewiesen. Es steht im Verdacht, die sogenannte Hirschlausfliegen-Dermatitis auszulösen, bei der sich die Haut entzündet. Auch fieberhafte Symptome oder Muskelschmerzen werden diskutiert – ein wissenschaftlich gesicherter Zusammenhang besteht aber bislang nicht.

Die Zentrale Kommission für biologische Sicherheit (ZKBS) stuft die Fliege trotzdem als möglichen Überträger von Zoonose-Erregern ein – also von Keimen, die vom Tier auf den Menschen übergehen können.

Geeignete Schutzmaßnahmen

Sich effektiv gegen Hirschlausfliegen zu schützen, ist gar nicht so einfach:

  • Insektenschutzmittel: Bisher gibt es keine spezifischen Repellents, die nachgewiesen gegen die Fliegen wirken. Manche Mittel, die gegen Zecken helfen, zeigen jedoch Wirkung.
  • Kleidung: Eine Kopfbedeckung beim Waldspaziergang im Spätsommer kann helfen – vor allem, wenn man dichtes Haar hat oder Fellkrägen trägt.
  • Bei Pferden: Fliegendecken und das Meiden bekannter Schwarmgebiete sind die besten Maßnahmen.
  • Bei Hunden: Regelmäßiges Absuchen, vor allem nach einem Waldaufenthalt, ist wichtig.

Und wenn die Fliege doch zuschlägt? Dann hilft Kühlen, eventuell auch ein Antiallergikum. Fliegen, die sich im Fell festgesetzt haben, kann man mit einem feinen Kamm oder sogar mit einem Streifen Klebeband entfernen. Bei starken Reaktionen empfiehlt sich der Gang zu Tierärztin/Tierarzt bzw. Hausärztin/Hausarzt.

Nicht panisch werden – aber vorsichtig sein

Die Hirschlausfliege ist nicht lebensbedrohlich, aber ziemlich unangenehm. Wer ihr begegnet, sollte Ruhe bewahren – in den meisten Fällen lässt sich der Blutsauger noch vor dem Stich entfernen. Und obwohl sie bislang keine bestätigten schweren Krankheiten überträgt, bleibt die Forschung dran.

Fun Fact zum Schluss: Schon der berühmte "Ötzi" kannte die Plagegeister – in seiner Kleidung aus Hirschleder wurden Überreste der Parasiten gefunden.

Und wenn doch eine echte Zecke zugeschlagen hat?

Quellen:
parasitenportal.de, geo.de, adac.de
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