Besuch aus dem Jenseits möglich?

Was passiert nach dem Tod? Die überraschende Antwort von einem Medium 

Sonnenbeschienene Hand berührt sanft einen weißen Schmetterling vor grünem Laub
© GettyImages/sarayut Thaneerat
Was passiert nach dem Tod? Ein Medium kennt die Antwort.

Wenn man einen geliebten Menschen verliert, wird man von einer Welle aus Trauer und Schmerz überrollt. Aber was passiert nach dem Tod? Gibt es ein Leben danach? BILD der FRAU hat mit einem Medium gesprochen.

Gibt es ein Leben nach dem Tod? Ich bin im Wohnzimmer. Vor mir steht mein Laptop. Auf dem Bildschirm strahlt mir eine junge, dunkelhaarige Frau entgegen. Sie wirkt sympathisch. So als ob ich ihr mein Vertrauen schenken könnte. Sie sitzt in einem hellen, kleinen und freundlichen Zimmer. Hinter ihr ein riesiges Schild mit der Aufschrift "Spirit of Luck".

Es gibt keine dunklen Vorhänge. Keine Edelsteine. Keine Glaskugel. Und auch keinen Weihrauch, der schwer in der Luft hängt. Nur sie und mich. Ein Medium und eine Redakteurin. Verbunden durch die Frage: Was passiert nach dem Tod?

Was passiert nach dem Tod? 

Sabrina Reichel ist 28 Jahre alt. Sie lacht während unseres Gespräches viel. Früher war sie Erzieherin. Heute kümmert sie sich um Verstorbene und um die Trauernden. Ein schwerer Schicksalsschlag hat Sabrina zum Medium gemacht. Nach dem Tod ihrer geliebten Mama,hat sie mit der jahrelangen Ausbildung begonnen.

So ein Trauerprozess sieht für jeden anders aus. Die einen gehen zu einer Trauerbegleitung, zum Psychologen oder machen ihren Verlust mit sich selbst aus. Die anderen buchen einen Jenseitskontakt bei Sabrina. Einem Medium. Einer Vermittlerin zwischen unserer und der geistigen Welt.

Was ist ein Medium? 

Wenn du an ein Medium denkst, dann schießt dir vielleicht sofort der Gedanke an den Film "The Sixth Sense" durch den Kopf. Ein kleiner Junge, der ständig tote Menschen sieht. Das ist bei Sabrina nicht so. Sie kann Energien lesen, wahrnehmen und übersetzen. Über ihre Sensitivität nimmt Sabrina die Aura eines Menschen oder Energie von Räumen wahr. Sie kann durch ihre Medialität auch Energien aus der geistigen Welt aufnehmen – zu Verstorbenen oder auch Geistführer*innen.

Viele werden jetzt sagen: So ein Quatsch! Ich kann diese Meinung verstehen. Aber ich bin offen für das, was mir Sabrina erzählt. Denn es bedeutet Hoffnung. Hoffnung, dass die Personen, die wir geliebt haben, nicht einfach von dieser Welt verschwunden sind. Dass die Spuren, die sie hinterlassen haben, nicht einfach verblassen. Und die unausgesprochenen Fragen, die wir einem verstorbenen Familienmitglied gern stellen würden, nicht unbeantwortet bleiben.

 

Gibt es ein Leben nach dem Tod? 

Wenn man nach einer langen Krankheit im Krankenhaus verstirbt, werden in der Regel die Maschinen abgestellt. Ein*e Mediziner*in hält den Todeszeitpunkt fest und überbringt den Angehörigen die traurige Nachricht. Familienmitglieder und Freund*innen haben dann die Möglichkeit, sich von der/dem Verstorbenen zu verabschieden, bevor das Krankenbett weggebracht wird. Schließlich rückt ein*e Bestatter*in an und man landet unter der Erde. Jedenfalls der Körper. Aber soll das wirklich alles sein? Nein. Sagt jedenfalls Sabrina.

Wie ist das Leben nach dem Tod?

Eine Sache am Tod macht vielen Menschen Angst. Auch mir – allein zu sterben. Bei einem Autounfall. Im Krankenhaus. Oder zu Hause. Geräuschlos. Ohne dass es jemand merkt. Ohne dass jemand dabei ist. Aber ganz so ist es nicht, beruhigt mich Sabrina.

 

Sieht man seine Eltern nach dem Tod wieder? 

Die Seele des Verstorbenen ist nie allein. Sie wird beim Übergang in der geistigen Welt empfangen, von anderen Seelen, die sie liebt. So wird der Übergang zwischen Leben und Tod leichter. Selbst wenn hier auf der Erde niemand bei der sterbenden Person war, musste sie nicht allein gehen. Während mir Sabrina davon erzählt, kriegen wir beide Gänsehaut. Nicht weil es kalt ist, sondern weil die geistige Welt bestätigen kann, was das Medium erzählt.

Und das macht mich glücklich. Weil ich weiß, dass du nicht mehr gelitten hast, als du mich verlassen hast. Unwiderruflich. Ohne Schuld. Ohne dass du es gewollt hast. Sondern einfach, weil deine Hülle keine Kraft mehr hatte. Und sie wie eine zu große Jacke von deinen Schultern gerutscht ist.

Wenn ich an mein Leben denke, dann warst du immer mit dabei. Als ich zum ersten Mal verknallt war. In der Schulzeit. Beim Abi. Wir haben in England in einem winzigen Bett geschlafen, als du mich während meines Auslandssemesters besucht hast. Zusammen haben wir fast jeden Club in Berlin unsicher gemacht. Dir habe ich als erstes gesagt, dass ich schwanger bin und heiraten werde. Und nochmals schwanger bin. Wenn ich in diesem Moment sterben würde, wäre mein Lebensfilm voll von dir. Der Gedanke, ohne dich zu leben, schmerzt. Nicht nur mir fehlst du, sondern auch deinen Eltern, deinem Bruder, deinem Mann und deinen Kindern.

 

Das Ende kam per Nachricht: Ein letzter Freitag unter Tränen

Es ist Freitag. Ich stehe unter der Dusche. Mein Handy piept. Ich muss nicht aufs Display gucken, um zu sehen, wer mir da schreibt. Es ist dein Mann. Aber seine Nachricht will ich nicht lesen, nicht hören, nicht verstehen. Denn sobald ich sie lese, weiß ich, dass ich verloren hab. Dich. Mich. Uns. Du wusstest, dass wir uns nicht mehr wieder sehen. Du hast es mir gesagt. Ich hab dich jeden Freitag gefragt: Sehen wir uns nächste Woche wieder? Beim letzten Mal hast du den Kopf geschüttelt. Ich hab gehofft, dass du Unrecht behältst. Aber wie immer warst du klüger als ich.

Deine Reise ins Jenseits: Ein neues Kapitel ohne Schmerz

Meine Welt steht still. Deine auch. Denn du bist nicht mehr hier. Du bist weg. In der geistigen Welt. Und das Einzige, was mich tröstet, ist, dass du jetzt keine Schmerzen mehr hast. Du bist nicht mehr an das Krankenbett gefesselt. Du hängst nicht mehr an irgendwelchen Schläuchen oder am Tropf.

Das Atmen fällt dir nicht mehr schwer und du verziehst auch nicht mehr das Gesicht bei jeder Bewegung. Du bist frei. Aber wo bist du jetzt? Einfach weg? Das kann ich mir nicht vorstellen. Dazu warst du zu stark. Zu kämpferisch. Zu stur. Wie recht ich damit haben soll, bestätigt mir Sabrina. Denn du bist jetzt in der geistigen Welt.

Wie fühlt sich das Jenseits für Verstorbene an? 

"Wer sich nicht bewegen konnte und Schmerzen hatte, ist dort oben nicht mehr daran gebunden. Man ist frei. Das fühlt sich an wie schweben und mit allem verbunden sein. Es gibt auch keinen Raum und keine Zeit."

Wie spürt man eine Seele? 

Viele fragen Sabrina: Was macht denn mein Verstorbener da oben? Hat er Hobbys? Nein. Der geht jetzt nicht angeln oder so. Was ich aber wahrnehme, ist, dass die Verstorbenen in der geistigen Welt, die Menschen, die noch hier sind, gerne begleiten und unterstützen. Aus Liebe. Und sie können dabei bei mehreren Menschen gleichzeitig sein. Bei der Schwester, beim Mann, beim Vater. Und das, ohne sich dabei zu teilen. Das fühlt sich für die auch nicht anstrengend an."

Was ist ein Jenseitskontakt? 

"Die Zeit heilt alle Wunden" oder "Du musst auch mal loslassen können." Das sind Sätze, die Trauernde oft hören. Aber was, wenn das nicht geht? Wenn der Verlust zu groß ist? Der Schmerz zu tief sitzt? Und der Sinn des Lebens verloren scheint? In diesen schweren Momenten kann man Trost finden. Auch bei einem Medium und einem Jenseitskontakt.

Wie kann man mit den Toten reden? 

Sabrina bietet solche Sitzungen an. Sie fühlt die Verstorbenen und kommuniziert mit ihnen. Nicht so wie wir. Mit dem Telefon. Oder per Mail. Es ist anders und trotzdem kommt die Botschaft an. Dafür musste sie eine andere Sprache lernen. Die Sprache der Verstorbenen. "Es gibt verschiedene Hellsinne. Zum Beispiel das Hellsehen, Hellhören, Hellfühlen, Hellriechen, Hellschmecken und Hellwissen. Das ist etwas, das bei mir im Inneren abläuft.

Das Hellsehen kann man zum Beispiel ganz gut damit vergleichen, dass, wenn man an seinen letzten Urlaub denkt und an das Hotelzimmer, dann hat man ein Bild vor Augen. Es sind diese inneren Bilder, die ich von den Verstorbenen bekomme, die ich dann aber übersetzen muss. Die Todesursache eines Verstorbenen fühle ich zum Beispiel fast immer. Beim Hellfühlen spüre ich in meinem Körper: Wo tut es mir weh? Wo hab ich einen Druck. So kann ich erkennen, ob es sich bei der Todesursache beispielsweise um Krebs oder einen Herzinfarkt gehandelt hat."

Wie läuft ein Jenseitskontakt ab? 

Bei einem Jenseitskontakt bekommen die Hinterbliebenen konkrete Beweise. Sabrina erfährt durch die Verstorbenen Dinge, die sie nicht wissen kann und gibt sie weiter. Vielleicht ist es ein Satz, den die geliebte Person immer gesagt hat. Oder Sabrina kennt plötzlich einen Ort, an dem die beiden zusammen waren. So eine Sitzung ist nicht nur traurig. Es wird nicht nur geweint. Denn gerade, wenn dein*e Partner*in, die beste Freundin oder die Mama viel Humor hatten, zeigt sich das auch beim Jenseitskontakt. Dann wird gelacht und die Hinterbliebenen sagen oft: Ja, so war sie/er.

Welche Botschaften schicken Verstorbene nach dem Tod? 

Und eine Botschaft, die Verstorbene ihren Angehörigen immer wieder mitgeben, ist: "Du bist nicht allein. Du musst gar nicht loslassen. Ich bin bei dir und unterstütze dich auf deinem Weg. Auch wenn du meine Hülle nicht mehr siehst. Meine Seele ist da" – diese Botschaft ist für viele auch der Weg zur Heilung.

"Verstorbene teilen sich dir mit. Durch Zeichen. Wie Federn, Herzen und durch flackerndes Licht. Vielleicht schaust du auch immer unbewusst zur selben Zeit aufs Handy. Das sind ganz klassische Zeichen. Aber vielleicht nimmst du auch einfach den Geruch einer verstorbenen Person wahr. Oder du hast das Gefühl, dass dich eine unsichtbare Hand berührt", führt Sabrina weiter aus.

In dem Gespräch denke ich auch viel an dich. An die Feder, die mir letztens nach dem Schwimmen am Bein geklebt hat. Oder an die Gänseblümchen, die nur an einer Stelle in Herzform in eurem Garten gewachsen sind. Oder an das Foto von uns, das ich immer dabei habe und das ganz oben auf dem Boden lag, nachdem mir mein Portemonnaie heruntergefallen ist. Oder wie die Musik einfach stoppt, wenn ich laut "Das Leben ist schön" von Sarah Connor höre. Das Lied, das du unbedingt auf deiner Beerdigung spielen lassen wolltest.

Alles daran zeigt mir, dass ich dich nicht verloren habe. Dass du noch bei mir bist und mich begleitest. Sabrina hat mir Hoffnung gegeben und gezeigt, dass ich dich gar nicht loslassen muss. Wir sehen uns wieder und du wartest auf mich, wenn ich meinen letzten Atemzug mache.

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