Bin das wirklich ich?

The call of the void: Unsere dunkle Stimme aus dem Off

call-of-void.jpg
© Getty Images/ Vizerskaya
Der "Call of the Void" ist weit verbreitetes Phänomen. Weißt du, was sich dahinter verbirgt?

Die Sonne steht hoch am Himmel, der Wind weht leicht und die Aussicht von der Klippe ist atemberaubend. Plötzlich spürst du einen unerklärlichen Drang, einen Schritt nach vorne zu machen und in die Tiefe zu springen. 

Dieser Moment, in dem du kurz davor bist, das Unvorstellbare zu tun, wird als „The Call of the Void“ bezeichnet. Es ist ein seltsames, aber weit verbreitetes Phänomen, das viele Menschen in riskanten Situationen erleben, obwohl sie keinen wirklichen Wunsch haben, sich selbst zu schaden. Zu uns spricht eine Stimme, die nicht unsere ist, jedoch von uns kommt. 

Call of the void: Morbide Kuriosität?

In True-Crime- und Horrorfilmen werden oft Situationen dargestellt, in denen Menschen extremen Gefahren oder moralischen Dilemmas ausgesetzt sind. Diese Geschichten packen uns, weil sie uns erlauben, Ängste und Abgründe aus einer sicheren Distanz heraus zu erleben.

Das Eintauchen in diese Geschichten kann kathartisch wirken, da es uns ermöglicht, unsere eigenen Ängste und dunklen Gedanken zu verarbeiten, ohne selbst in Gefahr zu geraten. Ebenso bietet "The Call of the Void" einen kurzen, intensiven Moment der Auseinandersetzung mit dem Unbekannten und Gefährlichen, der jedoch meist ohne tatsächliche Handlung bleibt.

Umgekehrte Überlebensinstinkte

Eine weitere Erklärung für die dunkle Stimme aus unserem Inneren die Expert*innen für möglich halten, ist ein Überlebensinstinkt, den unser Gehirn fehlgeleitet zu haben scheint. Normalerweise reagiert unser Körper in gefährlichen Situationen mit Flucht- oder Kampfreflexen, die unser Überleben sichern sollen.

Bei der umgekehrten Survival Response jedoch könnte unser Gehirn eine Art Fehlzündung erleben, bei der es sich vorstellt, was passieren würde, wenn wir das genaue Gegenteil tun würden – nämlich uns der Gefahr aktiv aussetzen. Dieser paradoxe Impuls könnte ein Weg sein, um die Kontrolle über eine scheinbar unkontrollierbare Situation zu behalten, indem wir gedanklich die Konsequenzen durchspielen.

Ein surrealistisches Bild zeigt eine weibliche Figur, die scheinbar schwebend über einem Feld mit grasähnlicher Vegetation zu sehen ist. Sie trägt ein fließendes, helles Kleid, das sanft im Wind weht. Die Figur hat die Arme nach oben gestreckt und scheint in einer Art ekstatischem Tanz oder Flug begriffen zu sein. Der Himmel im Hintergrund ist in pastellfarbenen Tönen gehalten und zeigt eine malerische Wolkenlandschaft, die eine träumerische und mystische Atmosphäre erzeugt. Im Hintergrund sind außerdem nebelverhangene Hügel oder Berge zu erkennen. | © Getty Images/ Vizerskaya
Foto: Getty Images/ Vizerskaya
Mit dem Impuls, in die Tiefe zu springen, versuchen wir vielleicht eigentlich die Kontrolle zurückzuerlangen.

Ein seltener Zustand der vollkommenen Klarheit?

Aus philosophischer Sicht kann "The Call of the Void" als ein Moment betrachtet werden, in dem wir uns unserer Entscheidungsfreiheit bewusst werden – oder der Illusion dieser Freiheit. In diesem Augenblick erkennen wir, dass wir theoretisch die Macht haben, alles zu tun, auch das Unvorstellbare, wie von einer Klippe zu springen.

Doch gleichzeitig spüren wir die unsichtbaren Ketten gesellschaftlicher Erwartungen, moralischer Normen und unseres Überlebensinstinkts, die uns davon abhalten. Dieser Konflikt zwischen absoluter Freiheit und den Grenzen, die uns auferlegt sind, führt zu einer tiefen Reflexion über unsere Autonomie und die Einflüsse, die unsere Entscheidungen zu jedem Zeitpunkt prägen. So bleibt die mysteriöse Stimme weiterhin ein Rätsel und erscheint von Zeit zu Zeit erneut, um uns zu verfolgen.

Quellen:
pursuit of wonder via Youtube
Mehr zum Thema
Inhalte durchsuchen: